Das Zeitalter der Industrie
Die Folgen des Klimawandels
Manche zukünftige Auswirkung des Klimawandels
beruht auf einfachen physikalischen Zusammenhängen, etwa der Anstieg
des Meeresspiegels; andere stellen komplexe Folgen dar - etwa die
Veränderung der Meeresströmungen und die Auswirkungen auf
Ökosysteme, Landwirtschaft und Ernährung oder die Gesundheit.
Außerdem sind komplexe Systeme wie das Ökosystem Erde
immer für Überraschungen gut - es könnten noch Wirkungen auftreten,
mit denen heute keiner rechnet.
2. Womit wir in Zukunft rechnen müssen
Die künftigen Folgen des Klimawandels hängen einerseits davon ab,
welche Mengen an Treibhausgasen wir noch in die Atmosphäre abgeben
und welche Temperaturerhöhungen diese auslösen; und anderseits von
der Reaktion der Menschheit auf unser Wissen um die möglichen Folgen
des Klimawandels. Alle diese Faktoren sind unsicher: Welche Mengen
an Treibhausgasen noch abgegeben werden, hängt unter anderem von
menschlichem Verhalten, technologischen Entwicklungen und dem
Bevölkerungswachstum ab; die Unsicherheiten über die davon
verursachten Temperaturerhöhungen von den vielfältigen
Rückkoppelungen des Klimasystems (siehe >> Der
Klimawandel). Die Folgen dieser Temperaturerhöhungen lassen
sich zum Teil bereits absehen, aber aufgrund der Unsicherheiten bei
den Voraussetzungen und den komplexen Zusammenhängen mit anderen
Umweltauswirkungen der menschlichen Aktivitäten und den schwer
vorhersehbaren Anpassungsstrategien der Menschheit an den
Klimawandel sind Überraschungen so gut wie sicher. Absehbar sind die
folgenden zukünftigen Entwicklungen:
Anstieg des Meeresspiegels
Derzeit steigt der Meeresspiegel alle 10 Jahre um 3,2 Zentimeter.
Der >> IPCC rechnet
in seinem >> 5. Klimareport von
2013 bei ungebremsten Emissionen von Treibhausgasen mit einem
Anstieg des Meeresspiegels von 52 bis 98 Zentimetern bis
zum Jahr 2100 und weist darauf hin, dass der Anstieg
schon aufgrund der Ausdehnung des sich nur sehr langsam erwärmenden
Tiefenwassers auch danach auf jeden Fall noch viele Jahrhunderte
weitergehen wird; im Jahr 2300 könnte er drei Meter betragen. Der
Bericht berücksichtigt den zukünftigen Beitrag >> schmelzenden
Kontinentaleises kaum, da dieser mit den heutigen
Computermodellen noch nicht genau genug abgeschätzt werden kann. Im März 2006 veröffentlichte die
Wissenschaftszeitschrift Science eine Studie, nach der der hierdurch
verursachte Anstieg zusätzlich mehrere Meter
betragen könne. Die Autoren der Studie und einige weitere
Gletscherkundler fürchten, dass das Festlandeis wesentlich schneller
verschwinden könnte als bisher gedacht, da sich durch Schmelzwasser
eine Wasserschicht zwischen Boden und Eis bilden könnte, die wie ein
Schmiermittel ermöglichen könnte, dass große Eisflächen einfach ins
Meer rutschen. Wenn das gesamte das Eis auf Grönland tauen würde,
würde es den Meeresspiegel um 7 Meter ansteigen lassen; das Eis aus
dem West-Antarktischen Eisschild um 6 Meter; das gesamte Eis in der
Antarktis reicht gar für 65 Meter (>>
mehr). Ein Vergleich zwischen Temperatur und Meeresspiegel in
der jüngeren Erdgeschichte (siehe Abbildung) lässt ahnen, dass die
Prognosen bis zum Jahr 2100 nur ein Anfang sind.
Temperatur der Erde und Höhe des
Meeresspiegels in der Erdgeschichte:
Der Anstieg bis 2100 ist nur der Beginn eines langfristig
viel stärkeren Anstiegs.
Abb. nach >>
Rahmstorf und Richardson 2007, Seite 125.
Der immer weiter ansteigende Meeresspiegel könnte niedrig liegende
Küstengebiete und -städte überfluten. Küstengebiete
gehören zu den am dichtesten bewohnten Regionen der Erde; 22 der 50
größten Städte der Welt sind Küstenstädte, darunter Tokio, Shanghai,
Hongkong, New York, Mumbai ... Rund 10 Prozent der Weltbevölkerung
leben in Küstennähe auf Flächen, die sich weniger als 10 Meter über
dem heutigen Meeresspiegel befinden. In Bangladesch liegen 17
Prozent der Landesfläche nicht einmal höher als einen Meter über dem
Meeresspiegel - auf dieser Fläche leben 35 Millionen Menschen. Und
Bangladesch ist so arm, dass es sich nicht angemessen schützen kann.
(Die ebenfalls tief gelegenen Niederlande bauen als Antwort auf den
Klimawandel bereits an einen Superdeich; Bangladesch wird sich so
etwas kaum leisten können.) Auch andere Regionen Südostasiens werden
besonders betroffen sein: Vietnam, Teile Chinas und Indiens. Ganz
verschwinden könnten die Länder, die im Pazifik auf Atollen
(ringförmigen Korallenriffen) liegen, etwa die Malediven: Die
Korallenriffe werden zerstört; der Meeresspiegel steigt und Unwetter
nehmen zu - das Ende dieser Länder scheint absehbar. (Auf den
Malediven wurde bereits ein Fonds aufgelegt, mit dessen Hilfe der
Staat sicheres Terrain auf dem Festland, beispielsweise in
Australien oder Indien, kaufen will; die pazifischen Inselstaaten
Kiribati und Tuvalu haben Einwanderungsrechte für ihre Bürger in
Australien und Neuseeland beantragt.)
Die Erwärmung des Ozeans könnte noch dramatischere Folgen haben,
die sich heute noch nicht abschätzen lassen, etwa durch das >>
Abreißen von Meeresströmungen oder andere >>
"positive" Rückkoppelungen.
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Weiter ansteigender
Meeresspiegel ... |
Bis zu 300 Millionen Menschen sind in
den Küstengebieten zusätzlich von Überflutungen betroffen. |
Bis zu 170 Millionen
Menschen sind in den Küstengebieten zusätzlich von
Überflutungen betroffen. |
10 Millionen Menschen sind in den
Küstengebieten zusätzlich von Überschwemmungen betroffen. |
Bedrohung der Atolle
und Inselstaaten im Indischen und Pazifischen Ozean; häufigere
Überflutung von Stränden. |
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Zunehmende Wetterextreme und
Wassermangel
Zunehmende Wetterextreme werden wohl die am direktesten spürbaren
Folgen des Klimawandels sein: Wenn die Luft nur ein Grad wärmer
wird, kann sie sieben Prozent mehr Wasser aufnehmen. In den
trockenen Gebieten verdunstet bei höheren Temperaturen mehr Wasser;
und aufgrund der höheren Aufnahmefähigkeit warmer Luft wird dieses
Wasser mit der Luft abtransportiert, bis es anderswo (>>
hier) als Regen fällt. In Kurzfassung: Die zunehmende Wärme
wird den Wasserkreislauf der Erde intensivieren -
das heißt: Dürren, Überschwemmungen und Stürme nehmen zu. Wo es
heute trocken ist, wird es nach den meisten Klimamodellen noch
trockener werden; wo es bereits heute Überschwemmungen gibt, werden
diese noch zunehmen. Aber auch zu Verschiebungen der
Niederschlagsgürtel dürfte es kommen: Die trockenen Gebiete um den
30sten Breitengrad dürften sich in höhere Breiten verschieben; in
der Folge werden schon bei einer Erhöhung der Erdtemperatur um 2
Grad Celsius das südliche Afrika und die Mittelmeerregion um 20 bis
30 Prozent weniger Wasser verfügen als heute. Unklar
ist noch die Auswirkung des Klimawandels auf den westafrikanischen
Monsun: Einerseits könnte der Monsun zunächst verstärkt
werden und mehr Wasser in die Sahelregion bringen, bei einem
bestimmten Schwellenwert könnte der Monsun aber auch abreißen.
Gleichzeitig wird durch die weiter schmelzenden
Gebirgsgletscher die Wasserversorgung in den
Trockenzeiten schwieriger, betroffen sind zuerst die Menschen in
Südamerika, die heute von Wasser aus den Anden leben; gegen Ende des
Jahrhunderts könnte bei einer Temperaturerhöhung von 5 Grad Celsius
sogar der Himalaya betroffen sein - dies würde Hunderte von
Millionen Menschen in China und in Indien treffen.
Die Gletscher im
Himalaya
Das Hochland von Tibet und die Himalaya-Gipfel sind
der Süßwasserspeicher Asiens; Indus, Ganges, Brahmaputra, Mekong,
Yangtse und Huang Ho (Gelber Fluss) entspringen hier und versorgen
etwa 2 Milliarden Menschen in 12 Ländern mit Wasser. Das Hochland
von Tibet hat sich im letzten Jahrhundert fast doppelt so stark
erwärmt wie die Erde insgesamt, und nach chinesischen Untersuchungen
könnten bis 2050 40 Prozent aller Gletscher dort verschwunden sein.
Noch führt das Tauen der Gletscher zur Entstehung immer neuer
Gletscherseen (die eine Gefahr für darunter liegende Dörfer
darstellen), aber es ist nur eine Frage der Zeit bis das Tauwasser
aus dem Hochland von Tibet zurückgeht - ob in 10, 20 oder 50 Jahren,
hängt auch von lokalen Bedingungen ab. China plant bereits den Bau
von 59 Stauseen, um das Wasser zu speichern, und hat in einem
umstrittenen Programm tibetanische Nomaden umgesiedelt, um das
Quellgebiet seiner drei größten Himalaya-Flüsse (Mekong, Yangtse und
Huang Ho) zu schützen. Wenn die Himalaya-Gletscher abschmelzen,
gefährdet dies nicht nur die Wasserversorgung, sondern auch die
Stromerzeugung in den vielen Wasserkraftwerken und die Erträge der
Landwirtschaft, die an diesem Wasser hängt (>>
hier)).
Auch die Energie tropischer Wirbelstürme, die von
der Wassertemperatur abhängt (>>
hier), könnte zunehmen: Eine Erhöhung der
Oberflächentemperatur um nur 1 Grad Celsius könnte nach manchen
Untersuchungen zu einer Verdoppelung der Häufigkeit der heftigsten
Wirbelstürme (Kategorie 5 - “verwüstend” mit Windgeschwindigkeiten
von über 250 Stundenkilometern) führen. Andere Forscher glauben aber
nicht daran: Bei höheren Temperaturen würden Scherwinde zunehmen,
die Wirbelstürme in einem frühen Stadium zerstören; insgesamt würden
daher die Windgeschwindigkeiten nur leicht zunehmen.
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Verschwinden der
großen Gletscher im Himalaja: Betroffen ist die
Wasserversorgung von einem Viertel der chinesischen
Bevölkerung sowie mehreren Hundert Millionen Indern. |
30 bis 50 Prozent weniger Wasser im
Mittelmeerraum und im südlichen Afrika verfügbar. |
Alle 10 Jahre
schwere Dürre in Südeuropa; zwischen 1 und 4 Milliarden
Menschen leiden unter Trockenheit, die auf den Klimawandel
zurückgeht. |
20 bis 30 Prozent weniger Wasser im
Mittelmeerraum und im südlichen Afrika verfügbar. |
Verschwinden
kleinerer Andengletscher bedroht die Wasserversorgung von 50
Millionen Menschen. |
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Auswirkungen auf biogische Vielfalt und
Ökosysteme
Nicht so spürbar wie Wetterextreme, aber langfristig noch
bedeutender ist die Auswirkung des Klimawandels auf die Ökosysteme -
und aufgrund ihrer Komplexität sind sie schwierig einzuschätzen.
Klar ist: Eine Temperaturerhöhung um mehrere Grad würde tief
greifende Auswirkungen haben; sie übersteigt die Anpassungsfähigkeit
vieler Tiere und Pflanzen und würde daher das bereits zu
beobachtende >>
Massenaussterben von Arten weiter beschleunigen. Besonders
empfindliche Ökosysteme werden heute schon beeinträchtigt: Neben
Korallenriffen und tropischen Hochlandwäldern (siehe >>
Die Vorboten - Erste Schäden an Ökosystemen) vor allem
arktische und alpine Ökosysteme - so sinkt etwa die Überlebenschance
der >> Eisbären.
Eine erste "vorläufige Einschätzung", welche Folgen der Klimawandel
alleine bis Mitte des Jahrhunderts auf die biologische Vielfalt
hätte, ergab 2004 einen Artenverlust von - je nach angenommener
Emissionsrate an Treibhausgasen - 9 bis 52 (mittleres Szenario 24)
Prozent (260). Die
verwendete Methodik wurde oftmals kritisiert, aber nachfolgende
Studien bestätigten seither des Öfteren zumindest die Größenordnung
- und damit entsprächen die Auswirkungen des Klimawandels alleine
einem der "kleineren" Aussterbeereignisse der Erdgeschichte.
Der Klimawandel steht aber nicht alleine: die natürlichen
Ökosysteme sind ohnehin durch menschliche Aktivitäten belastet
(>> Das sechste
Artensterben); welche zusätzliche Belastung durch den
Klimawandel sie noch ertragen - dies ist ein großes Experiment, das
die Menschheit zur Zeit durchführt. Ökosysteme sind an das Klima
vergangener Zeiten angepasst; und die Änderungen durch den
Klimawandel sind viel schneller als alle natürlichen Änderungen -
abgesehen vielleicht von Katastrophen wie Meteoriteneinschlägen oder
Vulkanausbrüchen, die aber nicht so lange andauern. Das >>
Millenium Ecosystem Assessment kam zu dem Ergebnis, dass der
Klimawandel in Zukunft eine rasch steigende Bedeutung für das
Artensterben haben wird, zumal Klimawandel und Naturzerstörung sich
gegenseitig verstärken (>>
hier).
Möglich ist etwa ein Zusammenbrechen
des Regenwalds am Amazonas: Zunehmender
Kohlendioxid-Gehalt in der Luft führt dazu, dass die Pflanzen ihre
Spaltöffnungen länger schließen können, und weniger Wasser
verdunsten - da der Niederschlag im Amazonasgebiet aber größtenteils
“selbst gemacht” ist (das Wasser stammt aus der pflanzlichen
Transpiration), reduziert dies die Regenmenge. Eine Verdopplung des
CO2-Gehalts könnte daher nach Modellrechnungen das Ende der
Amazonas-Regenwälder bedeuten. Dies würde den Klimawandel weiter
beschleunigen: Acht Prozent allen Kohlenstoffs, der in der
Vegetation und den Böden der Erde gespeichert ist, würde dann
freigesetzt - und der Klimawandel damit verstärkt (>>
Rückkoppelungen). Leider gibt es zu diesem Thema nicht nur
Modellrechnungen: In den letzten Jahren melden Feldforscher aus dem
Amazonasgebiet eine zunehmende Trockenheit. Unter
weiterem Klimawandel würden auch die borealen Nadelwälder des
Nordens (>> hier)
leiden: Sommerhitze und Trockenheit sowie zunehmende Waldbrände
konnte große Teile der Wälder vernichten. Da andere Baumarten die
Kälte im Winter nicht überstehen, könnten sie nicht ersetzt werden:
Waldvernichtung mit zusätzlichem Freiwerden großer Mengen
Kohlendioxid wäre die Folge.
Die Änderungen betreffen nicht nur das Land, sondern auch die Ozeane:
Die heute schon zu beobachtende >> Versauerung
der Ozeane durch die zunehmende Aufnahme von Kohlendioxid und
die darauf folgende Kohlensäurebildung greift die Skelette von
Korallen und die Kalkschalen der Meerestiere an. Wenn die Emission
von Kohlendioxid wie bisher weitergeht, wird der pH-Wert des
Meerwassers von heute 8,1 bis Mitte des Jahrhunderts auf 8,0 und bis
Ende des Jahrhunderts auf 7,8 absinken - da der pH-Wert ein
logarithmischer Wert ist (eine Abnahme um pH 1 bedeutet eine
zehnfache Säuremenge), bedeutet dies eine Zunahme der Säuremenge in
den Weltmeeren um 150 Prozent! Als besonders gefährdet hierdurch
gelten die Kaltwasser-Korallenriffe - die noch
kaum erforscht sind. Bei den Warmwasser-Korallenriffen
muss man fürchten, dass die Erosionsrate die Wachstumsrate bald
übertrifft; und viele Küsten damit einen wertvollen Schutz verlieren
(220). Die Schädigung
von Planktonarten insbesondere der Polargebiete könnte zudem die Basis
der Nahrungskette in den Meeren schwächen. Außerdem führt
die Zunahme der Oberflächentemperatur zu einer die Artenvielfalt
auch im Meer gefährdenden Verschiebung von Lebensräumen (>> mehr) und zu einer stabileren
Schichtung des Wasser (warmes Oberflächenwasser vermischt
sich kaum mit kühlerem, dichterem Wasser darunter) in den Ozeanen;
und während das Tiefenwasser durch Tiefenströmungen wie dem >>
globalen
Förderband noch einigermaßen mit Sauerstoff versorgt ist,
liegt dazwischen eine besonders sauerstoffarme und damit kaum
produktive Zone. Wenn diese sich durch die Erwärmung ausdehnt,
könnte die Produktivität der Meere weiter zurückgehen.
Die Versauerung der Meere könnte zudem den Klimawandel weiter
anheizen: Zum einen, da Phytoplankon in saurerem Wasser weniger
Dimethylsulfid (DMS) produziert, das in der Atmosphäre als
Kondensationskeim die Bildung kühlender Wolken fördert; zum anderen,
da mit verringerter Kalzifikation auch weniger Calciumcarbonat (und
der darin gebundene Kohlenstoff) in die Tiefsee versinken und aus
dem Kohlenstoffkreislauf entfernt werden.
(Siehe zum Thema auch: >>
Die Ozeane und der Klimawandel.)
|
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... für diese Temperaturbereiche liegen
noch keine umfassenden Untersuchungen vor |
Artensterben
betrifft 20 bis 50 Prozent aller Arten und zahlreiche >>
Hotspots
(Regionen besonderer Artenvielfalt); Küstenlebensräume,
Mangroven und Korallenriffe leiden unter steigendem
Meeresspiegel. |
Korallenbleiche wird unumkehrlich,
Korallensterben beginnt; 15 bis 37 Prozent aller Arten durch
den Klimawandel zum Aussterben verurteilt; Verluste großer
Flächen an Tundra und Taiga, hohes Aussterberisiko für
arktische Arten wie Eisbären. |
Zahlreiche
Korallenriffe in Indischen Ozean, im Great Barrier Reef und in
der Karibik leiden unter Korallenbleiche; Arten der tropischen
Hochlandwälder (insb. Amphibien) sterben aus. |
|
Landwirtschaft und Ernährung
Diese Auswirkungen auf die Ökosysteme werden auch die
Landwirtschaft betreffen: Zahlreiche Regionen der Erde werden von
starkem Rückgang der Erträge betroffen sein - durch Trockenheit oder
durch Überschwemmungen etwa. Mit deutlichen Ernteverlusten ist vor
allem in tropischen Ländern zu rechnen; der Klimawandel macht vor
allem die Bauern in armen Ländern noch ärmer. Als besonders
gefährdet gilt der indische Subkontinent: Hier ist schon heute im
Norden das Grundwasser übernutzt, und wenn verschwindende Gletscher
im Himalaya die Wassermengen im Brahmaputra, Indus und Ganges
verringern und gleichzeitig die Monsunregen schwächer und
unzuverlässiger werden, drohen Ernteeinbußen bis 2050 von 30 Prozent
- dabei kann Indien schon heute seine 1,1 Milliarden Einwohner nicht
ausreichend ernähren; im Jahr 2050 werden hier aber 1,5 Milliarden
Menschen leben. Auch in China gefährdet zunehmende Trockenheit die
Ernährungssicherheit; schon seit 1972 erreicht der Gelbe Fluss nicht
mehr das Meer und sinkt aufgrund der verstärkten Grundwassernutzung
im Norden des Landes der Grundwasserspiegel (>>
mehr); bis zum Jahr 2050 werden Rückgänge um 20 Prozent
befürchtet. Dieser Wert könnte in Australien, wo die Landwirtschaft
schon seit Jahren mit einer ungewöhnlichen Trockenheit nach der
anderen kämpft, schon 2030 erreicht werden, und in Afrika werden
Weizen, Mais, Hirse und Sorghum kaum noch wachsen.
In den reichen Ländern des Nordens könnten dagegen die Erträge
zunächst steigen: Kohlendioxid wirkt auch als Dünger, und die
Wachstumssaison wird länger. Aber die zunehmenden Wetterextreme
könnten einen Teil der erhofften Steigerung wieder zunichte machen;
und mit weiter steigenden Temperaturen kehrt sich die Tendenz
sowieso um: die Erträge gehen auch hier aufgrund von zunehmender
Trockenheit wieder zurück; ganze Regionen könnten für die
Landwirtschaft unbrauchbar werden - etwa der Mittelmeerraum oder der
Westen der USA. Den hungernden Menschen im Süden würden die
steigenden Erträge im Norden aber sowieso nicht helfen: Schon heute
ist der Hunger auf der Welt nicht durch fehlende Nahrungsmittel
bedingt, sondern durch unzureichende Verteilung (>>
mehr). Der Klimawandel wird also den Hunger auf der Welt
verschärfen.
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Versauerung der
Ozeane gefährdet Fische und Fischerei. |
Ernteerträge in Afrika gehen um 15 bis
35 Prozent zurück; Ernterückgang in den hohen Breiten; ganze
Regionen werden für die Landwirtschaft zu trocken (z.B. Teile
Australiens). |
Ernteerträge in den
hohen Breiten erreichen ihren Höhepunkt; schwere Dürren in
Südeuropa; zwischen 150 und 500 Millionen Menschen mehr als
heute hungern. |
Rückgang der Erträge in tropischen
Regionen (in Afrika um 10 bis 20 Prozent); Rückgang der
Reiserträge im Regenfeldbau in China um 5 - 12 Prozent;
zunehmender Wassermangel im Mittelmeerraum schränkt
Bewässerung ein. |
Steigerung der
Ernteerträge in hohen Breiten. |
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Zunehmende Krankheiten
Erwärmung kann direkte Gesundheitsfolgen haben,
so sind im Hitzesommer 2003 in Europa deutlich mehr Menschen
gestorben als üblich. Doch wieder könnte der Norden zunächst
profitieren: Kältebedingte Todesfälle im Winter dürften zurückgehen,
und die Hitzesommer mehr als ausgleichen. Anders im Süden: Schon
eine Temperaturerhöhung um ein Grad Celsius wird nach Angaben der
WHO die Anzahl an Todesfällen durch Durchfallerkrankungen, Malaria
und Unterernährung um 300.000 pro Jahr erhöhen.
Wärmeres Klima fördert aber auch die Ausbreitung von
Schädlingen. Bereits zu beobachten ist die Zunahme der
(Wärme liebenden) Zecken, die Hirnhautentzündungen übertragen
können; in Zukunft gehört die Rückkehr der Malaria nach Europa oder
die Ausbreitung des von Tigermücken übertragenen Dengue-Fiebers zu
den möglichen Folgen des Klimawandels. Die Ausbreitung der Malaria
übertragenden Mücken wird in den Tropen für steigende Todeszahlen
sorgen. Ebenso werden die zunehmenden Wetterextreme für Krankheiten
sorgen: sowohl Dürren als auch Überschwemmungen sind mit
Gesundheitsfolgen verbunden, Überschwemmungen etwa führen in den
Tropen oft zu Choleraepidemien.
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70 bis 80 Millionen Menschen erkranken
in Afrika zusätzlich an Malaria (diese Zahlen hängen auch von
möglichen Fortschritten bei der Malaria-Bekämpfung ab). |
1 bis 3 Millionen
zusätzliche Todesfälle im Jahr durch Unterernährung. |
40 bis 60 Millionen Menschen erkranken
in Afrika zusätzlich an Malaria (diese Zahlen hängen auch von
möglichen Fortschritten bei der Malaria-Bekämpfung ab). |
300.000
klimabedingte, zusätzliche Todesfälle im Jahr, vor allem durch
Durchfallerkrankungen, Malaria oder Unterernährung; Rückgang
der kältebedingten Todesfälle in hohen Breiten. |
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Klimaflüchtlinge
Anstieg des Meeresspiegels in dichtbevölkerten Küstenregionen mit
zunehmenden Überschwemmungen in den Deltas von Yangtse, Ganges,
Mekong, Niger und Nil, zunehmende Trockenheit im Inneren Südamerikas
und Asiens mit versteppendem Ackerland; und das vor allem in
Entwicklungs- und Schwellenländern, die mit den möglichen
Anpassungsmaßnahmen überfordert sind: Es ist absehbar, dass sich in
Folge von Überschwemmungen und Dürren Millionen Menschen auf den Weg
machen werden. Die Vereinten Nationen und viele andere
internationale Organisationen rechnen mit einer erheblichen Zunahme
der weltweiten Flüchtlingsströme; im Jahr 2050 könnten 250 Millionen
Menschen auf der Flucht sein (zehn Mal so viele wie heute).
Womit
wir in Deutschland rechnen müssen
Im Jahr 2100 könnte die Temperaturerhöhung - je nach künftiger
Treibhausgaskonzentration - zwischen 1,8 und 2,3 Grad Celsius
liegen; im schlimmsten Fall auch bei 3,5 Grad an der Küste und 5
Grad in den Alpen. Dabei werden die Winter im Süden
überdurchschnittlich wärmer. Die Sommerniederschläge gehen vor allem
im Nordosten und Südwesten zurück, die Winter werden vor allem in
Süd- und Südwestdeutschland feuchter - bei steigenden Temperaturen
fällt aber relativ mehr Regen als Schnee. Dadurch nimmt im Winter
und Frühjahr die Hochwassergefahr zu; durch die Sommertrockenheit
sind in Ost- und Südwestdeutschland die landwirtschaftlichen Erträge
gefährdet, die Waldbrandgefahr wird sich erhöhen und das sommerliche
Wasserangebot geht zurück - in Trockenjahren bis auf die Hälfte. Wo
es nicht trockener wird, machen höhere Sommertemperaturen und
mildere Winter Schadinsekten und Pilzen das Leben leichter - auch
hierdurch könnte die Landwirtschaft leiden. Dazu können sich
krankheitsübertragende Zecken weiter nach Norden ausbreiten.
Häufiger werden auch Gewitter und die mit ihnen verbundenen Schäden
- Blitzschlag, Hagel und Wolkenbrüche.
Ein Teil der Flächen, die heute als schneesicher
gelten, wären dies in Zukunft nicht mehr. Dies trifft zunächst
Wintersportorte der mittleren Lagen, mittelfristig aber die gesamten
deutschen Alpen: die Alpengletscher könnten bis zum Jahr 2040 vier
Fünftel ihrer Masse verlieren. Weitere Schäden würden von extremen
Wetterlagen ausgehen, wie Hitzewellen, Starkregen und Stürmen (man
denke an das Elbehochwasser 2002). Die Wahrscheinlichkeit von
Extremereignissen wie den Hitzesommer 2003 ist seit 1960/1970 um
mehr als das 20fache gestiegen. In der Folge von Hitzewellen werden
Waldbrände häufiger. Der Meeresspiegel wird an deutschen Küsten
stärker ansteigen als im weltweiten Durchschnitt: Dafür sorgen zum
einen eine stärkere Erwärmung, vor allem aber eine anhaltende
Landabsenkung (eine Spätfolge der letzten Eiszeit). Die gefährdet
die Küsten, zumal an der Nordsee auch Sturmfluten höher auflaufen
werden. Als reiches Land kann Deutschland sich vor den Folgen dieses
Anstiegs schützen: Aber der Klimawandel wird sehr viel Geld kosten -
das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung rechnet in
Deutschland bis zum Jahr 2050 mit Kosten von 800 Milliarden Euro,
bis zum Jahr 2100 mit 3.000 Milliarden Euro.
Abrupte Klimaänderungen?
Viele der oben beschriebenen Auswirkungen des Klimawandels sind
allmähliche, “berechenbare” Ergebnisse wärmerer Temperaturen. Die
Auswertung der >>
Klimageschichte zeigt aber, dass das Klima auch zu
plötzlichen, dramatischen Änderungen in der Lage ist - ein Beispiel
sind die “Dansgard-Oeschger-Ereignisse”, die z.B. die >>
Jüngere-Dryas-Eiszeit verursacht haben. Diese Eiszeit wurde
vermutlich durch Änderungen der Meeresströmungen im Nordatlantik
verursacht, und solche Ereignisse, wo kleine Temperaturänderungen
schnelle und große Auswirkungen haben, werden als “Kipppunkte" oder
"Kippelemente” des Klimasystems bezeichnet. Da das “Umkippen” eines
solchen Elementes in kurzer Zeit viele Ökosysteme und Menschen
betreffen könnte, kommt ihnen bei den Auswirkungen des Klimawandels
eine besondere Bedeutung zu.
Mögliche Kippelemente des
Weltklimas. Zur Erklärung siehe Text (beim Klicken auf
die gelben Kästen kommen Sie direkt zum entsprechenden
Textabschnitt). Eigene Abbildung nach Lenton, T.M. et al. 2008:
Tipping elements in the Earth’s climate system. PNAS 105(6),
1786-1793.
Kommt das globale Förderband zum
Erliegen?
Ein möglicher Kipppunkt des Klimas wäre, wenn das beim Abschmelzen
polaren Eises freigesetzte Süßwasser den Salzgehalt des Wassers so
verringert, dass dieses - gemeinsam mit den in den Polarmeeren
besonders stark steigenden Wassertemperaturen - irgendwann den
Antrieb des >> globalen
Förderbands unterbrechen (oder auch nur wesentlich schwächen)
könnte. Nicht nur könnte es im Nordatlantikraum um mehrere Grad
kühler werden (da der Wärmetransport wegfällt - die Südhalbkugel
würde sich dafür stärker erwärmen); vor allem wäre die
Nährstoffversorgung der ertragreichen Fischgründe im nördlichen
Atlantik unterbrochen: die biologische Produktivität des
Nordatlantik könnte um bis zu 50 Prozent sinken, die der Ozeane
insgesamt um bis zu 20 Prozent.
Im Jahr 2005 sorgte eine Studie für Aufsehen, nach der das
Förderband sich bereits abschwächt; da aber über natürliche
Schwankungen der Meeresströmungen noch sehr wenig bekannt ist,
könnten die Messergebnisse auch hierauf zurückzuführen sein (siehe
hierzu auch einen >>
Beitrag aus der FAZ). Der IPCC hält im >> 5.
UN-Klimabericht von 2013 das Zusammenbrechen oder eine
Verlagerung des Förderbandes in diesem Jahrhundert für “sehr
unwahrscheinlich”, danach aber für nicht ausgeschlossen.
El Niño und der Monsun
Aber auch andere Klimaphänomene sind anfällig für plötzliche
Veränderungen, zum Beispiel der >> El
Niño genannte Warmwasserstrom vor der Küste Perus. Er kann die
asiatischen Monsunregen beeinflussen; und mehrere aktuelle
Klimamodelle kommen zu dem Ergebnis, dass El-Niño-Ereignisse mit
zunehmender Temperatur häufiger werden; andere gehen vor allem davon
aus, dass er stärker wird. Der Monsun bringt Indien 75 bis 90
Prozent seines Regens - und nicht nur Landwirtschaft und
Nahrungsversorgung sind auf seine Berechenbarkeit angewiesen,
sondern praktisch das gesamte Leben in Indien. Auch ohne
Veränderungen bei El Niño gehen die Klimaforscher davon aus, dass
der asiatische Monsun in Zukunft unberechenbarer - mal schwächer,
mal stärker - werden könnte - die Erwärmung sollte ihn eigentlich
stärken (mehr Wasser in wärmerer Luft), andere Faktoren wie
Luftverschmutzung und Waldvernichtung ihn aber schwächen.
Rückkoppelungen
Diese abrupten Klimaänderungen treten dann auf, wenn im System Erde
sogenannte “Kippschalter” (oder “tipping points”) umgelegt
werden. Dahinter steht ein Mechanismus, der nicht nur abrupte
Änderungen, sondern auch langsamere Temperaturerhöhungen auslöst:
positive >>
Rückkoppelungen. Sie können etwas langsamer, aber gründlich
ebenso zu einer dramatischen Beschleunigung der Erderwärmung führen.
Eine Beispiel ist das Auftauen der Permafrostböden Sibiriens und
Nordamerikas: In diesen Böden sind riesige Kohlenstoffmengen
gebunden, die als Methan und Kohlendioxid freigesetzt würden - die
Schätzungen belaufen sich alleine auf 400 Milliarden Tonnen Methan.
Methan ist ein besonders wirksames Treibhausgas (>> hier);
nur ein Bruchteil des arktischen Kohlenstoffs würde freigesetzt die
Temperatur der Erde weiter ansteigen lassen. Eine kürzlich
veröffentlichte Untersuchung zeigt, dass bereits jetzt jedes Jahr
knapp 3,8 Millionen Tonnen Methan alleine aus Schmelzwasserseen in
Sibirien freigesetzt werden.
Mechanismus einer sich selbst
verstärken Rückkoppelung: In der Arktis führt die
Erderwärmung zur Entstehung von Schmelzwasserseen, unter denen der
Permafrostboden
auftaut. In den feuchten Boden zersetzen vor allem anaerobe
Bakterien das organische
Material in den zuvor gefrorenen Böden, dabei entsteht Methan, das
in der Atmosphäre
die Erderwärmung weiter verstärkt. Dadurch bilden sich weitere
Schmelzwasserseen ...
Eigene Abbildung.
Methan befindet sich auch - in noch
weitgehend unbekannten Mengen, Schätzungen reichen von 1.000 bis
10.000 Milliarden Tonnen - in Form von Methaneis
(auch Methanhydrat oder Methanclathrat genannt) am
Meeresboden. In der Vergangenheit kam es vermutlich
bereits zu Temperaturerhöhungen durch (natürliche) Freisetzungen
dieses Methaneises (>> mehr).
Da Methaneis sich zumeist - mit Ausnahmen der Polarmeere - in großen
Tiefen befindet, wird die Temperaturerhöhung der Meere dort erst in
langer Zeit ankommen; könnte dann aber dafür sorgen, dass die heute
freigesetzten Treibhausgase noch in Jahrtausenden durch das dann
freigesetzte Methan die Temperatur weiter erhöhen (und durch
Umwandlung in Kohlensäure die Ozeane versauern). Im Polarmeer über
dem sibirischen Kontinentalschelf konnte 2008 erstmals die
Freisetzung von Methan aus Methaneis nachgewiesen werden (360).
Eine andere positive Rückkoppelung in den Weltmeeren könnte
ebenfalls die Temperaturen weiter ansteigen lassen: Da die
Oberfläche am stärksten erwärmt wird, wird die Schichtung des
Wassers (warmes Oberflächenwasser liegt im Ozean relativ stabil auf
kühlerem, dichterem Tiefenwasser) noch stabiler und die Durchmischung
mit tiefer liegendem, nährstoffreichem Wasser nimmt ab.
Aufgrund des zurückgehenden Nährstoffangebots wird auch weniger
Kohlendioxid in organisches Material eingebaut; die Meere können
insgesamt weniger Kohlendioxid aufnehmen und ein höherer Anteil
verbleibt in der Atmosphäre - wo der Temperaturanstieg weiter
verstärkt wird. Dazu kommt die Versauerung der Ozeane, die die Entfernung
von Kohlendioxid über die “Karbonatpumpe” (Einbau von
Kohlenstoff in Kalkschalen, die nach dem Absterben der Organismen in
tiefere Meeresschichten absinken) reduziert - mit
dem gleichen Effekt, dass weniger Kohlendioxid abgebaut wird und die
Meere weniger Kohlendioxid aufnehmen können. (Die herabsinkenden
Karbonat-Ionen können übrigens den Säuregehalt chemisch
neutralisieren, aber durch die langsame Durchmischung geschieht dies
nicht in der Geschwindigkeit, mit der wir heute den Gehalt erhöhen.
Aber mit diesem Mechanismus sind die Ozeane mit den höheren
Kohlendioxidgehalten der erdgeschichtlichen Vergangenheit
zurechtgekommen. Die waren jedoch 100 bis 1000 Mal langsamer als die
heutigen Veränderungen - auch Geschwindigkeit ist also ein Faktor,
der Auswirkungen hat.)
Überraschungen können (ähnlich wie beim
>> grönländischen Eisschild) auch
aus dem antarktischen Eis kommen: Bisher
beschäftigen sich die Klimaforscher vor allem mit dem
West-Antarktischen Eisschild, die eigentliche Antarktische Eismasse
galt als stabil. Nun mehren sich die Hinweise, dass auch diese
dynamischer ist als gedacht - offenbar ruht das Eis auf einer
Wasserschicht, die durch den gewaltigen Druck des Eises entsteht.
Wenn sich die Befürchtungen vieler Gletscherforscher bestätigen,
könnte das Eis weit schneller ins Meer rutschen als bisher gedacht;
der Anstieg des Meeresspiegel wäre weit dramatischer als vom IPCC
bisher vorhergesehen. Flüsse und Tümpel aus Schmelzwasser an der
Oberfläche beschleunigen, da sie Sonnenstrahlung schlechter
reflektieren, das Abtauen ebenfalls.
Positive Rückkoppelungen gibt es auch beim Meereis:
Meerwasser absorbiert über 90 Prozent des Sonnenlichts, Meereis
dagegen spiegelt über 90 Prozent zurück. Wenn Meereis schmilzt, wird
daher weniger Sonnenlicht reflektiert und die Erwärmung verstärkt.
Die schnelle Abnahme des arktischen Meereises (>> hier)
könnte nach Ansicht einiger Forscher darauf hindeuten, dass dieses
Element bereits kippt, andere Forscher bestreiten dies.
Wir verursachen den Klimawandel, die Armen
zahlen
Nicht nur beim Anstieg des Klimawandels oder bei Ernterückgängen in
der Landwirtschaft, auch bei Problemen mit der Wasserversorgung oder
sich ausbreitenden Krankheiten gilt: Betroffen werden vor allem die
Ärmsten sein, die kein Geld haben, um bei Ernteausfällen
Nahrungsmittel zu kaufen, abgefülltes Wasser oder medizinische
Behandlungen zu bezahlen. Dies ist die moralische Last des
Klimawandels: Am meisten bezahlen (möglicherweise mit ihrem Leben)
müssen die, die am wenigsten dazu beigetragen haben. Nach den Worten
des englischen Umweltpolitikers Aubrey Meyer läuft eine Strategie
des Abwartens daher auf “die faktische Ermordung von Teilen der
ärmeren Weltbevölkerung” hinaus. Die reichen Länder werden sich
besser schützen können, aber die Kosten werden einen stetig
wachsenden Anteil der Wirtschaftskraft auffressen (>> Stern-Report).
Das Dilemma bleibt aber: Diejenigen, die jetzt Maßnahmen bezahlen
müssten, sind nicht die, die am meisten leiden werden. Unser
Meeresspiegel steigt? Wir verbessern den Küstenschutz! Der
Meeresspiegel steigt in Bangladesch? Wir sehen die Folgen in der
Tagesschau... “Eine dritte Welle der Kolonialisierung” ist dies für
den Kulturwissenschaftler Klaus Michael Meyer-Abich (der hofft, dass
wir so zynisch dann doch nicht sind).
Abwarten ist also nicht nur aus ökonomischen (>> Stern-Report,
UN-Klimabericht
Teil 3), sondern auch aus ethischen Gründen keine Lösung. Und
auch aus Sicherheitsgründen: Die historische Antwort des Menschen
auf Klimaveränderungen war immer die Wanderung in andere Regionen
(>> hier).
Der ungebremste Klimawandel wird die Anpassungsfähigkeit vieler, vor
allem armer Staaten übersteigen und zu politischer Destabilisierung
führen; heute gibt es aber keine fruchtbaren, aber unbesiedelten
Gebiete mehr auf der Erde. Wanderungsbewegungen heißen jetzt
Flüchtlingsströme, und diese führen oftmals auch zu Konflikten
zwischen Staaten und kann neue Konfliktlinien in der Weltpolitik
entstehen lassen. Nicht umsonst beschäftigt der Klimawandel heute
Geheimdienste und Militär (deren Analysen sind aber leider geheim).
Besser, als die Folgen des Klimawandels dem Militär zu überlassen,
wäre politischen Handeln zu seiner Vermeidung. Was die Politik
bisher gegen den Klimawandel unternommen hat, finden Sie >> hier;
was getan werden muss, um den weiteren Klimawandel auf ein
unvermeidliches Maß zu beschränken, zeigt die Seite >> Strategien
gegen den Klimawandel.
Empfehlenswerte Websites zum Thema
www.ipcc.ch: Website des
International Panel on Climate Change; Berichte können dort
heruntergeladen werden (englischsprachig).
Der Stand der Forschung über die Klimaänderungen ist auch im ersten
Teil des aktuellen 5. Klimareport des IPCC
dargestellt, der auf diesen Seiten >> hier
zusammengefasst ist.
Weiter mit:
>> Teil
2: Womit wir in Zukunft rechnen müssen
Siehe zum Thema auch:
>> Klimapolitik
>>
Strategien gegen den Klimawandel
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