Das Zeitalter der Industrie
Das sechste Aussterben
Die Vielfalt des Lebens geht verloren
Die Entwicklung menschlicher Gesellschaften
ging mit einer Zerstörung natürlicher Ökosysteme und schnellem
Aussterben von Arten einher: Verglichen mit der langfristigen
Aussterberate verschwinden Arten heute 100 bis 1.000 Mal schneller.
Wichtigste Ursache sind die Zerstörung und Fragmentierung der
Lebensräume. In den letzten 500 Millionen Jahren gab es fünf große
Massenaussterben – wir Menschen verursachen das sechste
Aussterben.
Im Jahr 2006 suchten Wissenschaftler aus sechs Nationen sechs
Wochen lang mit modernster Ausrüstung den Yangtse nach Spuren des
Chinesischen Flussdelphins (auch Baiji genannt) ab. Vergeblich. Er
gilt seither als “funktionell ausgestorben” (sollte es noch
Exemplare geben, haben sie keine Überlebenschance). In den
1950er Jahren lebten im Yangtse, seinem einzigen Lebensraum, noch
Tausende von Delphinen; seither ging die Zahl aufgrund der
Eindeichung des Flusses, starkem Schiffsverkehr und
übermäßigem Fischfang zurück. Seit einigen Jahren galt er als eine
der am stärksten gefährdeten Tierarten der Welt.
Chinesischer Flussdelphin. Abb.: Alessio
Marrucci, aus >>
wikipedia commons,
Lizenz: >>
GNU FDL 1.2, abgerufen 21.01.2009.
Der Chinesische Flussdelphin (mehr auf www.baiji.org;
englischsprachig) ist nur ein Beispiel, mit ihm verschwand eine
ganze Gattung großer Säugetiere von der Erde. Die ganze Tragik
verbirgt sich hinter Statistiken und Abbildungen wie der folgenden:
Der Verlust an biologischer Vielfalt 1970 –
2000
Der Living Planet Index ist
eines der möglichen Arten, den Rückgang der biologischen
Vielfalt zu messen: Er zeigt den Rückgang von Populationen (>>
mehr) der Wirbeltiere.
Vom Basisjahr 1970 bis 2000 ging danach die Vielfalt insgesamt um 40
Prozent zurück.
Abbildung aus
Millennium Ecosystem Assessment, Biodiversity Synthesis,
eigene Übersetzung.
Das Leben auf der Erde entwickelte im Laufe der Zeit eine fast
unüberschaubare Vielfalt (siehe hier).
Der Begriff Biodiversität umfasst die Vielfalt der Arten
auf der Erde, die genetische Vielfalt innerhalb der Arten und die
Vielfalt der Ökosysteme (Die
Vielfalt des Lebens – Biodiversität). Diese Vielfalt geht
heute mit dramatischer Geschwindigkeit zurück: Natürliche Ökosysteme
werden durch menschliche Aktivitäten zerstört, die in ihnen lebenden
Arten werden seltener oder sterben aus. Manche Ökosysteme sind
besonders von der Zerstörung betroffen, so sind etwa 35 Prozent der
Mangroven und 20 Prozent der Korallenriffe
vom Menschen zerstört worden. Auch Süßwasserlebensräume und -arten
sind besonders gefährdet, da diese Lebensräume dem menschlichen
Wasserverbrauch zum Opfer fallen: Von den etwa 10.000
Süßwasser-Fischarten sind gut 20 Prozent in den letzten Jahrzehnten
ausgestorben oder gefährdet. Von den nur im Mittelmeerraum
vorkommenden Fischarten sind sogar 56 Prozent gefährdet, mehr als
jede zweite Art. Die besondere Gefährdung der Süßwasserlebensräume
zeigt auch der Living-Planet-Index des WWF (Abbildung oben), der den
Rückgang von Populationen zeigt – also die Anzahl der von einer Art
bewohnten Areale. Mit dem Rückgang der Populationen sinkt die
genetische Vielfalt, damit ist er auch eine Art Vorwarnung für eine
zukünftige Gefährdung der Art. 2017 zeigte eine Studie des
entomologischen Vereins Krefeld, dass in in deutschen
Schutzgebieten die Anzahl der Fluginsekten von 1989 bis 2016
um 76 Prozent zurückgegangen sei [1010].
2019 wurden die Ergebnisse von einer an der Technischen Universität
München durchgeführten Studie ergänzt: Danach war die Gesamtmasse
der Insekten von 2008 bis 2017 auf den Wiesen um 67 Prozent und in
den Wäldern um etwa 40 Prozent zurückgegangen, die Anzahl der Arten
um etwa ein Drittel [1012].
Auch in anderen Ländern gab es ähnliche Ergebnisse: So nahm etwa in
einem geschützten Wald im US-Bundesstaat New Hampshire die Zahl der
Insekten seit Mitte der 1970er Jahre um mehr als 80 Prozent ab, die
Artenzahl um knapp 40 Prozent [1014].
Betroffen sind auch die Tropen, wo etwa 80 Prozent aller bekannten
Insektenarten leben: In der La Selva-Forschungsstation in Costa Rica
ging seit 1997 die Artenvielfalt bei den regelmäßig gesammelten
Insektenraupen um etwa 40 Prozent zurück [1014].
Global gelten etwa 40 Prozent der Insekten als vom Aussterben
bedroht [1016].
Da die Gesamtzahl der Arten auf der Erde
nicht bekannt ist, weiß auch niemand, wie viele Arten schon
ausgestorben sind.
Wir sind Zeugen des sechsten Massenaussterbens
Das Aussterben von Arten hat es immer schon gegeben – es gehört zur
natürlichen Auslese dazu. Aber war
heute geschieht, hat hiermit nichts zu tun. Diese zeigen Fossilien,
molekulare Uhren und Vögel. An den
Fossilien kann man erforschen, wie lange eine Art im
Durchschnitt lebt.
Molekulare Uhren, die Untersuchung von im Laufe der Zeit
angesammelten DNS-Veränderungen, verfeinern das Ergebnis noch. Das
Ergebnis: Die Lebenszeit von Arten ist sehr unterschiedlich (wie
auch die noch heute vorkommenden “lebenden Fossilien” belegen, siehe
etwa hier),
aber durchschnittlich lebt eine Art ein bis zwei Millionen Jahre.
Vögel gehören zu den am besten bekannten Lebewesen – auch dank einer
besonderen Art von Menschen, “birdwatcher” oder auf Deutsch
Vogelbeobachter genannt. Diese verbringen oft ihren Urlaub auf der
Suche nach seltenen Vögeln (der Autor dieser Seiten hat einmal ein
paar Tage in einem bei birdwatchern beliebten Hotel auf
Tobago verbracht – und wird nie die Begeisterungsrufe über die
bereits vor dem Frühstück entdeckten Vögel vergessen, die ihn
regelmäßig weckten). Auch diesen Aktivitäten zum Dank kennen wir
heute etwa 10.000 Vogelarten auf der Welt.
Was hat das nun mit dem Aussterben zu tun? Ganz einfach: Wenn eine
Gruppe Menschen im Durchschnitt 70 Jahre alt wird, würden wir
erwarten, dass im Durchschnitt von 70 Menschen jedes Jahr einer
stirbt. Wenn eine Tierart ein bis zwei Millionen Jahre alt wird,
würden wir bei 10.000 Arten erwarten, dass alle 100 bis 200 Jahre
eine Art ausstirbt. Tatsächlich aber stirbt zur Zeit etwa eine
Vogelart pro Jahr aus. Mit anderen Worten: Die Aussterberate bei
Vögeln liegt etwa 100 bis 200 Mal über der langfristigen,
natürlichen Aussterberate. Bei anderen gut bekannten Arten ist die
Aussterberate sogar noch höher als bei den Vögeln; insgesamt ist die
Aussterberate heute 100 bis 1000 Mal höher als die
langfristige Aussterberate. Damit ist die Aussterberate heute nur
vergleichbar mit den Big Five, den fünf großen Massenaussterben in den letzten
500 Millionen Jahren; etwa dem Meteoriteneinschlag, der die
Dinosaurier aussterben ließ. Daher wird die gegenwärtige
Artenvernichtung auch als sechstes Massenaussterben
bezeichnet.
Beschleunigtes Aussterben in der Zukunft?
Für die Zukunft sind die Vorzeichen noch schlechter. Von den 10.000
Vogelarten waren im Jahr 2000 1.100 in der
Roten Liste der bedrohten Arten enthalten, also mehr oder
weniger vom Aussterben bedroht. Eine bedrohte Art kann noch
Jahrzehnte, vielleicht sogar ein Jahrhundert leben, vielleicht kann
auch die eine oder andere Art davon noch gerettet werden – aber
gerade in den artenreichen Ländern ist die Bilanz der Roten Listen
nicht besonders ermutigend. Nehmen wir also an, es werden Hundert
Arten gerettet: Wenn sich sonst nichts ändert, könnten in Zukunft
alleine durch die Fortsetzung heutiger Trends weitere 1.000
Vogelarten ausgerottet werden – wenn dieses Aussterben sich bis Ende
dieses Jahrhunderts hinzieht, würde es gegenüber heute noch einmal
um den Faktor 5 bis 10 beschleunigt. Auch hier stellen die Vögel
leider keine Ausnahme dar, wie die folgende Abbildung zeigt:
Die Aussterberate hat sich in der jüngeren
Vergangenheit extrem beschleunigt.
Abbildung aus
Millennium Ecosystem Assessment: Biodiversity Synthesis,
eigene Übersetzung.
Bei den gut bekannten Arten sind je nach Kategorie bis zu 52
Prozent vom Aussterben bedroht (dies ist in den “Roten
Listen” der Weltnaturschutzorganisation IUCN und der einzelnen
Länder dokumentiert). Wenn wir die obigen Annahmen mit der höheren
Aussterberate und Gefährdung all dieser Arten und nicht nur der
Vögel hochrechnen, kommen wir zu dem Ergebnis, dass bis
Ende des Jahrhunderts 30 bis 50 Prozent der heute lebenden Arten
aussterben könnten.
Was wir von Inseln lernen können
Kann diese Größenordnung stimmen? Die Biologen haben auch andere
Ansätze gewählt, mögliche zukünftige Aussterberaten zu ermitteln.
Einer dieser Ansätze beruht auf den Erkenntnissen der Untersuchung
der Lebewesen auf Inseln (“Inselbiogeographie”): Dort stellte sich
heraus, dass die Zahl der Arten von der Größe der Insel abhängt. Je
größer die Insel, desto mehr Arten. Allerdings ist der Zusammenhang
nicht linear (doppelt so große Insel = doppelte Artenzahl), sondern
bildet eine als "Arten-Flächen-Beziehung" bekannte
Kurve, wobei der Zusammenhang zwischen Fläche und Artenzahl von der
untersuchten Region und Organismengruppe abhängt. Eine typische
Beziehung sieht so aus: eine halb so große Insel besitzt noch etwa
85 Prozent der Arten einer großen Insel; eine kleine Insel von 5
Prozent der Größe der großen Insel hat noch etwa die Hälfte ihrer
Artenzahl.
Was bedeutet dies für die Aussterberate? Da die Hauptursache die
Vernichtung von Lebensräumen ist, werden die Lebensräume immer
kleiner, und sie werden für ihre Lebewesen zu einer Art Insel, die
von einer Umwelt umgeben ist, in der sie nicht leben können. Dass
auch in Rest-Lebensräumen tatsächlich ähnliche Gesetze wie auf
Inseln gelten, wurde an vielen Beispielen belegt. Nehmen wir wieder
die Vögel: Um das Jahr 1870 waren etwa die Hälfte der östlichen
Wälder Nordamerikas abgeholzt (weitere Informationen). Auch
damals gab es schon birdwatcher, in Amerika hatte John
James Audubon die Vögel Amerikas beschrieben und gezeichnet. In
diesen Wäldern lebten etwa 30 endemische Vogelarten, und von denen
starben inzwischen vier aus, eine fünfte Art ist hochgradig
bedroht. Rechnen wir also mit 4,5 ausgestorbenen Arten: Genau die 15
Prozent, die nach den Zahlen der Inseln zu erwarten wären. (Arten
sind eigentlich widerstandsfähig – es dauert Jahrzehnte, bis sich
die Artenzahl an die Größe eines Lebensraums angepasst hat (auch
hierfür gibt es einen Fachbegriff: die "Aussterbeschuld" (engl. "extinction
debt") eines Lebensraums – daher kann man das Ausmaß des
Verlusts an biologischer Vielfalt nur dort erkennen, wo die
Veränderung bereits so länge her ist, dass die "Aussterbeschuld"
bereits beglichen wurde, um im Jargon zu bleiben.)
Für eine Abschätzung des möglichen globalen Artensterbens durch die
Zerstörung von Lebensräumen kommt aber noch etwas hinzu, was mit der
Verteilung der Artenvielfalt (>>
mehr) zu tun hat: Es gibt Gebiete, die besonders artenreich
und besonders gefährdet sind, die “Hotspots”.
Schwerpunkte
des Artenschutzes: "Hotspots"
Wie die Fischarten im Mittelmeerraum zeigen, ist die Gefährdung der
Artenvielfalt in einigen Gebieten besonders ausgeprägt: Nämlich
dort, wo eine hohe Anzahl an nur hier vorkommenden Endemiten mit
Umwandlungen des Lebensraumes, intensiver Jagd oder anderen Ursachen
des Artensterbens zusammentreffen. Dies ist oftmals in den
Tropen der Fall: hohe Artenvielfalt kommen mit fortlaufender
Vernichtung von Lebensräumen zur Gewinnung von Acker- und Weideland
zusammen, in den Wäldern wird oftmals intensiv gejagt. Im Jahr 1988
schlug der britische Umweltschützer Norman Myers daher 10 tropische
Regenwaldgebiete vor, die mit höchster Priorität geschützt werden
sollten. Die Liste wurde im Laufe der Zeit um andere Regionen
ausgeweitet, und im Jahr 1996 begann die Umweltschutzorganisation Conservation
International gemeinsam mit Myers, das Konzept zu
überarbeiten und auf objektive Füße zu stellen: Als Schwerpunkte des
Artenschutzes (“Hotspots”) schlug sie Gebiete vor, in denen
mindestens 1.500 Arten an Gefäßpflanzen (also Farne und
Samenpflanzen, zu denen Nadelbäume und Blütenpflanzen gehören)
endemisch vorkommen und in denen mindestens 70 Prozent der
natürlichen Vegetation bereits zerstört sind. Diese Bestandsaufnahme
ergab 25 hotspots, die bei weiteren Überarbeitungen auf 34
hotspots erweitert wurden und in der folgenden Abbildung
wiedergegeben sind.
Wo die Natur besonders gefährdet ist
Die Hotspots der
Artenvielfalt nach Angaben von Conservation
International. Eigene Abbildung.
Die Verteilung der Vielfalt in den Weltmeeren und deren Gefährdung
ist weniger gut bekannt. Aber der Pazifik im Bereich Indonesiens und
der Philippinen ist besonders artenreich. Eine hohe biologische
Vielfalt besitzen die Korallenriffe, in einem Riff können
beispielsweise bis zu 1.000 Fischarten vorkommen.
Beispiel Indonesien
Indonesien ist eines der artenreichsten
Länder der Welt: An Land wird der Artenreichtum nur von
Brasilien übertroffen, im Meer liegen die Philippinen gleichauf. Mit
einer Landfläche von 1,3 Prozent beherbergt es etwa 10 Prozent des
Regenwaldes und 20 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten, darunter
17 Prozent aller Vogel- und 25 Prozent aller Fischarten; im
indonesischen Archipel liegen 14 Prozent aller Korallenriffe der
Erde, in denen über 2.000 Fischarten leben. Alleine auf der Insel
Borneo kommen etwa 6 Prozent aller Vögel, Säugetiere und
Blütenpflanzen der Erde vor. Gleichzeitig erleidet das Land
prozentual die höchste Entwaldungsrate der Welt (mehr).
Indonesien besitzt zwei Hotspots: Die westliche Hälfte gehört zum
Hotspot Sundaland, die östliche zu Wallacea (der Grund für diese
Auftrennung: Beide sind durch die Wallace-Linie getrennt, eine von
Alfred Russel Wallace (mehr)
entdeckte Trennlinien zwischen asiatischer und australischer Flora
und Fauna). Im Sundaland leben Orang-Utans, deren Populationen durch
Vernichtung des Regenwaldes für Gummi- und Ölpalmenplantagen und für
die Papierherstellung zurückgehen; in Wallacea leben zahlreiche
endemische Vogelarten und der Komodowaran, die größte
Echsenart der Erde. Hier wird der Regenwald auch in Folge eines
großen Regierungsprogramms vernichtet, bei dem die Bevölkerung
überbevölkerter Regionen auf wenig besiedelten Inseln umgesiedelt
wurde. Die Korallenriffe werden durch die Erwärmung des Wassers (mehr),
durch Einleitung von ungereinigtem Abwasser und durch Fischerei mit
Dynamit und Cyanid zerstört.
Weitere Informationen:
>>
Sundaland (Conservation International, englischsprachig)
>>
Wallacea (Conservation International, englischsprachig)
Eine Untersuchung der Hotspots zeigte, dass hier von 17 Millionen
Quadratkilometern ursprünglicher Fläche nur etwa 2 Millionen
Quadratkilometer in einem mehr oder weniger unveränderten Zustand
waren; nur 800.000 Quadratkilometer waren geschützt. Schon ein Blick
auf die Karte zeigt, dass die Hotspots zudem oft in Gebieten liegen,
die vom Menschen besonders gern und dicht besiedelt werden, etwa an
der Küste – das ist auch der Grund für ihre besondere Gefährdung.
Vor weiterer Zerstörung geschützt sind nur die 800.000 geschützten
Quadratkilometer (dies ist optimistisch: Ein Teil der Gebiete ist
auch nur auf dem Papier geschützt). Diese Fläche entspricht etwa 5
Prozent der ursprünglichen Fläche. Nach den Erfahrungen auf Inseln
kann daher hier auf Dauer nur die Hälfte der Arten überleben; ein
Verlust der anderen Hälfte ist zu erwarten. Ähnliche Berechnungen
für andere Gebiete, etwa die
Regenwälder, landeten ebenfalls bei einer zukünftigen
Aussterberate von einem Drittel bis der Hälfte aller Arten
– und bestätigen damit die oben genannten Schätzungen der
zukünftigen Aussterberate.
Nebenbei: Eine Aussterberate von einem Drittel bis zur Hälfte
entspricht genau der Größenordnung, in der wir Menschen die
Ressourcen der Erde für uns nutzen (>>
hier). Auch das ist plausibel: Wir rotten Arten etwa in dem
Umfang aus, in dem wir ihnen die Ressourcen wegnehmen. Die Gründe im
Einzelnen zeigt der folgende Abschnitt.
Die Ursachen des Artensterbens
Wichtigste historische Ursache auf dem Festland: Die Jagd
Bis ins 20. Jahrhundert war die Jagd die wichtigste Ursache des
Artensterbens, und in den Meeren ist sie es bis heute (in Form der
Fischerei, siehe unten). So wurden schon in vorgeschichtlicher
Zeit die großen Säugetier- und Vogelarten dezimiert; so wurde
mit der Kolonialisierung
Nordamerikas die Wandertaube ausgerottet, und der Bison
beinahe, so wurden in Mitteleuropa die großen Raubtiere wie Wolf
oder Braunbär vertrieben. Die Jagd spielt immer noch eine Rolle (so
werden Tiger gewildert, um seine Bestandteile zu Arzneien zu
verarbeiten, die in asiatischen Ländern geschätzt werden).
Wichtigste heutige Ursache auf dem
Festland:
Vernichtung von Lebensräumen
Heute ist die wichtigste Ursache des Verlustes an biologischer
Vielfalt auf dem Festland die Zerstörung natürlicher Lebensräume:
Die Zerstörung der Süßwasserlebensräume; die Umwandlung von Wäldern
in Acker- und Weideland (siehe
Die industrielle Landwirtschaft) oder die Nutzung von Flächen
für Siedlungen. Von den 130 Millionen Quadratkilometern der Erde,
die eisfrei sind, sind über 100 Millionen Quadratkilometer
vom Menschen umgestaltet [1060]
– vor allem zu Ackerland und Wirtschaftswäldern, aber auch zu –
immerhin 1,3 Millionen Quadratkilometer – zu Siedlungsfläche.
Während die Umwandlung von Wäldern in Ackerland in den gemäßigten
Breiten weitgehend abgeschlossen ist, trifft sie zur Zeit die
besonders artenreichen tropischen Regenwälder: Inzwischen sind sie
auf die Hälfte ihrer ursprünglichen Fläche zurückgegangen, und der
Rückgang geht fast ungebremst weiter – jedes Jahr fallen Regenwälder
von der anderthalbfachen Größe der Schweiz. Die übrigbleibenden
Regenwälder werden zudem oftmals zerstückelt, da ihre Besiedlung mit
dem Bau von Straßen (an deren Rändern dann die Abholzung weitergeht)
und anderen Störungen einhergeht; und die Zerstückelung führt
aufgrund der Arten-Flächen-Beziehung ebenfalls zu einem Verlust an
biologischer Vielfalt.
Die wichtigsten heutigen und absehbaren
zukünftigen Treiber des Rückgangs
an Biodiversität in den verschiedenen Lebensräumen der
Erde. Lesebeispiel:
Der Klimawandel hatte bisher meist ein niedrige bis mäßige
Bedeutung, in den
polaren Gebieten bereits ein hohe. Sein Einfluss in Zukunft wird
schnell steigen.
Abbildung aus >>
Millenium Ecosystem Assessment, eigene Übersetzung.
Wie schnell sterben die
Regenwälder?
Die Abgelegenheit und die immer noch gewaltige Ausdehnung der
tropischen Regenwälder machen genaue Angaben über die
Regenwaldzerstörung sehr schwierig, zumal die meisten Staaten, in
denen sich die Wälder befinden, aufgrund der internationalen
Aufmerksamkeit Daten nur sehr zurückhaltend bekanntgeben. Nicht
einmal Satellitenaufnahmen helfen immer weiter: Unterschiedliche
Waldtypen (siehe unten) sind dort auch nicht zu unterscheiden, und
kleinere Abholzungsflächen, etwa für den Maniokanbau, kaum zu
entdecken. Diese sind aber oft die Vorboten für großflächige
Waldvernichtung.
Die verfügbaren Angaben unterscheiden sich zudem dadurch, dass
“tropischer Regenwald” sehr unterschiedlich definiert werden kann:
Streng genommen, sind es immergrüne Wälder, in denen es ganzjährig
regnet – aber bei dieser Definition gehört selbst ein Großteil des
Amazonas-Regenwalds nicht zu den tropischen Regenwäldern (rings um
Manaus etwa verliert ein Teil der Bäume jedes Jahr saisonbedingt
seine Blätter). In Australien gibt es Wälder außerhalb der Tropen,
die feucht und immergrün sind. Je nach angenommener Definition gab
es vor der Industrialisierung der Welt 14 bis 18 Millionen
Quadratkilometer tropischer Regenwälder (Abbildung);
davon waren bis 1990 etwa 7 Millionen Quadratkilometer bereits
abgebrannt und/oder abgeholzt:
Region |
ursprüngliche
Ausdehnung |
Bestand 1990 |
Südostasiatisches Festland |
3 Mio. Quadratkilometer |
0,3 Mio. Quadratkilometer |
Südostasiatische Inseln |
2 Mio. Quadratkilometer |
1 Mio. Quadratkilometer |
Zentralafrika |
2 – 3 Mio. Quadratkilometer |
1,5 – 2,5 Mio. Quadratkilometer |
Westafrika |
1,25 Mio. Quadratkilometer |
0,14 Mio. Quadratkilometer |
Mexiko und Mittelamerika |
1 Mio. Quadratkilometer |
0,3 – 0,4 Mio. Quadratkilometer |
Südamerika |
9 Mio. Quadratkilometer |
6,6 Mio. Quadratkilometer |
Der größte Regenwald war 1990 mit 6,6 Millionen Quadratkilometern
der tropische Regenwald im Amazonas-/Orinoco Becken (dazu kommt in
Südamerika der einst 1 Mio. Quadratkilometer große und heute auf
wenige Prozent davon geschrumpfte atlantische Küstenregenwald). Wie
schnell verschwindet dieser größte Regenwald? Die Fläche schwankt
von Jahr zu Jahr – in trockenen Jahren wird mehr Wald abgebrannt als
in feuchten; die “offiziellen” Werte des brasilianischen “Instituto
Nacional de Pesquisas Espaciais” liegen zwischen 9.000 und 30.000
Quadratkilometern im Jahr. Fast ebenso hoch – nach manchen
Schätzungen sogar höher – liegt die Rate in Indonesien. Weltweit
wurden nach Angaben der FAO von 1990 bis zum Jahr 2000 jedes Jahr im
Durchschnitt 120.000 Quadratkilometer tropischer Regenwald
vernichtet (und nicht zu vergessen: Dazu kommen jedes Jahr noch
40.000 Quadratkilometer andere tropische Wälder, so dass insgesamt
160.000 Quadratkilometer Tropenwald jedes Jahr vernichtet werden).
Die Vernichtung dieser Wälder trägt auch wesentlich zum Klimawandel
bei (mehr);
sie sorgt dafür, dass Indonesien und Brasilien nach China und den
USA den dritt- beziehungsweise viertgrößten Beitrag zum Klimawandel
auf der Erde leisten. Dabei liegt Indonesien vor Brasilien, da hier
besonders kohlenstoffreiche Torfwälder vernichtet werden, bei denen
auch der Kohlenstoff aus dem Torfboden freigesetzt wird.
Der Schutz der Tropenwälder ist zum Schutz des Klimawandels auch
deshalb bedeutend, da nicht nur bei der Brandrodung viel Kohlenstoff
freigesetzt werden, sondern durch die anschließende Nutzung der
Fläche als Rinderweide (wie auf 80 Prozent der im Amazonasgebiet
gerodeten Fläche) der Wald auch als
Kohlenstoffsenke verlorengeht – dadurch geht die Fähigkeit der
Land-Ökosysteme zurück, Kohlenstoff zu binden.
(Alle Zahlenangaben,
wenn nicht anders angegeben, aus Stuart
Pimm: The World According to Pimm)
Ebenfalls stark zurückgegangen sind andere tropische Ökosysteme,
etwa die Mangroven, die Küsten vor Fluten schützen und Kinderstube
vieler Fischarten sind – sie werden immer noch zu Garnelenfarmen
umgewandelt.
Wichtigste Ursache in den Meeren:
Fischerei
In Meeres-Ökosystemen ist vor allem die Fischerei für das
Aussterben von Arten verantwortlich: Jährlich werden 86 Millionen
Tonnen Fisch in den Meeren gefangen; dazu kommen noch geschätzte 30
Millionen Tonnen Beifang, die in der Fangstatistik nicht auftauchen.
Laut Weltfischerei-Report der Welternährungsorganisation FAO sind
über drei Viertel aller Bestände überfischt oder bis an die Grenzen
ausgebeutet; ein Viertel ist akut gefährdet. Zu den bedrohten
Beständen gehören auch bekannte Arten wie der Kabeljau. Dank
Grundschleppnetzen, die zudem Korallenriffe zerstören, werden auch
Tiefseefische betroffen (Die
Überfischung der Meere; siehe auch Eine
kleine Geschichte des Walfangs).
Weitere wichtige Ursachen
Neben Zerstörung von Lebensräumen und Fischerei spielen die
Ausbreitung fremder Arten, die einheimische Arten verdrängen (siehe
Kasten); die Übernutzung natürlicher Ressourcen und chemische
Belastung eine wichtige Rolle. Zur chemischen Belastung trägt mehr
noch als Luft- und Wasserverschmutzung die Überdüngung (also wieder
die Landwirtschaft) bei. Im Falle der Insekten spielt in vielen
Fällen auch der Einsatz von Pestiziden eine Rolle, die nicht
zwischen schädlichen und nützlichen Insekten unterscheiden können.
In jüngster Zeit verstärkt auch der Klimawandel
den Verlust an biologischer Vielfalt (siehe auch Gefährdung
der biologischen Vielfalt durch den Klimawandel), er gilt zum
Beispiel als Hauptursache für den Rückgang der tropischen Insekten
(die besonders an ein stabiles Klima angepasst sind). In den
Hotspots, Gebieten mit besonders hoher biologischer Vielfalt,
könnten alleine durch den Klimawandel bis Mitte des Jahrhunderts ein
Viertel aller Arten aussterben [1080]!
Dabei können sich die verschiedenen Faktoren gegenseitig verstärken:
konnten früher Organismen bei einem Klimawandel neue Lebensräume
besiedeln, wird dies heute durch die Isolierung und Vernichtung von
Lebensräumen erschwert – oft sind geeignete Lebensräume nicht zu
erreichen, stattdessen leben die Arten in von menschlichen Kulturen
oder Siedlungen umgebenen “Inseln”.
Klimawandel und Artensterben
verstärken sich gegenseitig:
Der Klimawandel gefährdet die biologische Vielfalt (siehe Text
oberhalb),
und die wichtigsten Ursachen des Artensterbens wie die Vernichtung
von
Regenwäldern verstärken den Klimawandel, indem sie Kohlendioxid
freisetzen und die Albedo der Erdoberfläche (hier)
verändern.
Die Korallenriffe werden vor allem durch steigende Temperaturen
geschädigt (Die
Folgen des Klimawandels), durch Abernten und Fischen, durch
Nährstoffeintrag und durch mechanische Zerstörung (auch durch
Touristen).
Die
Folgen eingeschleppter Arten
Der Mensch hat im Laufe seiner Geschichte auch viele Arten von
einem Land zum anderen, von einem Kontinent zum anderen gebracht –
nicht nur
Nutzpflanzen und
-tiere, sondern auch viele andere Arten, die meisten davon
unbeabsichtigt als Folge von Welthandel und Fernreisen.
Ökologisch werden durch menschliche Aktivitäten bestehende
geografische Isolierungen aufgehoben, die seit dem
Auseinanderbrechen des Superkontinents Pangäa
entstanden sind – eine Art Umkehrung der geologischen Geschichte.
Lokal hat sich hierdurch die Artenvielfalt mitunter erhöht, aber
unter Verlust lokaler Arten und mit der Folge einer globalen
Angleichung und einem globalen Verlust an biologischer Vielfalt. In
vielen Fällen sind gezielt eingeführte oder unabsichtlich
eingeschleppte Arten (von den Biologen auch "Invasoren" genannt)
heute selbstverständlicher Bestandteil unserer Umwelt: nichts zeigt
dies in Deutschland besser als die aus Südamerika stammende
Kartoffel.
In manchen Fällen haben diese Arten aber auch große Schäden
angerichtet, da ihnen im neuen Lebensraum natürliche Feinde fehlten
und sie sich unkontrolliert ausbreiten konnten. So wurden
Wildkaninchen, ursprünglich als Jagdwild nach Australien
gebracht, dort zur Landplage und zerstörten großflächig die
Vegetation – nicht einmal die Errichtung des berühmten, 1.830
Kilometer langen Kaninchenzauns quer durch Australien konnte ihr
Vordringen aufhalten. In jüngster Zeit gerieten Riesenkröten
(Agas, Bufo marinus), die zur Schädlingsbekämpfung auf
Zuckerrohrfeldern aus Südamerika eingeführt worden, außer Kontrolle
– sie fressen alle Arten von Kleintieren und vergiften Warane und
Schlangen, wenn diese sie fressen. Inzwischen haben sie den gesamten
Nordosten Australiens besiedelt. Wie stark Invasoren die biologische
Vielfalt reduzieren können, zeigt die die Ende der 1950er Jahre auf
Hawaii eingeführte Rosige Wollschnecke: sie frisst
heimische Schnecken und hat dazu geführt, dass von den ehemals über
700 teils sehr farbenfrohen einheimischen, nur auf Hawaii
vorkommenden Schneckenarten fast neunzig Prozent ausgestorben sind.
In den Großen Seen Nordamerikas haben sich die aus dem Schwarzen und
Kaspischen Meer stammenden Wandermuscheln, die
vermutlich mit Ballastwasser in Schiffen aus Europa in den
St.-Lorenzstrom gelangten, zur Plage entwickelt: Sie entziehen den
einheimischen Muscheln und Fischen die Nahrung und verstopfen die
Bauwerke zur Kühl- und Trinkwassergewinnung; ihre Bekämpfung kostet
jährlich 5 Milliarden Dollar.
Aktuell sind die Amphibien – zu
diesen gehören die Froschlurche (Frösche, Kröten, Unken),
Schwanzlurche (Molche, Salamander) und die in den Tropen und
Subtropen vorkommenden Schleichenlurche – die am stärksten vom
Aussterben bedrohte Tierklasse der Erde. Dies liegt auch an einem
Töpfchenpilz namens Batrachochytrium dendrobatidis, kurz
BD oder Chytridpilz genannt. Dieser Pilz kommt
natürlich auf Afrikanischen Krallenfröschen (denen er nicht schadet)
vor; und diese wurden in den 1950er und 1960er Jahren weltweit
verbreitet, da sie für Schwangerschaftstests verwendet wurden (die
Injektion von Urin einer Schwangeren führt dazu, dass die Frösche
ablaichen). Seit den 1980er Jahren gibt es eine weltweite
BD-Epidemie, die zahlreiche Amphibienpopulationen zerstört und zum
Verschwinden mehrerer Arten in freier Wildbahn geführt hat. Dass BD
derart zerstörerisch wirkt, liegt vermutlich auch an einer
Vorbelastung durch andere Faktoren, wie die Zerstörung von
Lebensräumen und dem Klimawandel.
Warum uns die Artenvielfalt interessieren
muss
Biologische Vielfalt ist die Grundlage für die Dienstleistungen
des Ökosystems Erde, von denen wir alle leben:
- Pflanzen versorgen uns mit Sauerstoff,
Nährstoffen und Energie (unsere gesamte Ernährung beruht auf der
Leistung von Pflanzen, und sei es in der Form von Tierfutter), sie
liefern “nachwachsende Rohstoffe” und viele Heilmittel beruhen auf
Wirkstoffen, deren Vorbild aus der Natur stammt (so beruht Aspirin
aus einem Wirkstoff aus Weidenrinde);
- Wälder regulieren das Klima und speichern das
Treibhausgas Kohlendioxid, sie filtern und speichern Wasser (und
schützen so beispielsweise vor Erosion und Hochwasser), sie
liefern den Baustoff Holz und den Energieträger Brennholz und
geschätzte (Nah-) Erholungsräume;
- Nutztiere geben uns ihre Arbeitskraft und
liefern Fleisch, Wolle, Milch ...;
- Insekten bestäuben (Hummeln, Bienen, ...) rund
drei Viertel aller Blütenpflanzen (darunter unsere Obstbäume),
sind Futter für viele Süßwasserfische, Reptilien, Vögel und sogar
einige Säugetiere (Ameisenbär, ...), helfen bei der Zersetzung
organischer Abfälle (Mistkäfer, Termiten), verbessern in heißen
und trockenen Klimaten den Boden (Termiten, Ameisen) und bekämpfen
als Nutzinsekten Schädlinge (womit sie den Pestizideinsatz in
Landwirtschaft und Gartenbau verringern) (in den USA wurde 2006
der finanzielle Wert alleine der "Ökosystem-Dienstleistungen" der
Insekten auf 57 Milliarden US-Dollar jährlich geschätzt [1014];
- Mikroorganismen zersetzen unsere Abfälle und
führen deren Mineralien in den Kreislauf zurück, sie reinigen
unsere Flüsse und Gewässer;
- Landschaften und die in ihnen lebenden Tiere,
Pflanzen und Völker stellen einen ethischen und ästhetischen Wert
dar, der sie beispielsweise zu Urlaubszielen macht.
Niemand weiß, ob die Ökosysteme diese Dienstleistungen auch dann
noch erbringen können, wenn 30 bis 50 Prozent der Arten
ausgestorben sind oder ab wann die Systeme in ihrer
Leistungsfähigkeit spürbar eingeschränkt werden. Wir wissen, das
einfache Ökosysteme anfälliger sind (das beste Beispiel ist die
Landwirtschaft – wenige Arten steigern die Wahrscheinlichkeit von
Schädlings- und Krankheitsepidemien). Die Bestandteile eines
Ökosystems mögen ähnliche Rollen spielen, aber verschiedene
Umweltbedingungen begünstigen mal dieses und mal jenes Element.
Vielfältige Ökosysteme sind daher flexibler und anpassungsfähiger.
Ein Verlust an biologischer Vielfalt führt dazu, dass Ökosysteme mit
Änderungen schlechter zurechtkommen; und da niemand weiß, welche
Änderungen die Zukunft bringt, kann auch niemand wissen, welche
Flexibilität der Ökosysteme wir noch brauchen. Niemand weiß auch,
welche unbekannten Heilmittel oder sonst nutzbaren Chemikalien in
wenig untersuchten oder gar unbekannten Arten noch stecken mögen.
Wenn wir Ökosysteme oder ihre Bestandteile (Arten, Populationen,
genetische Vielfalt) vernichten, beeinträchtigen wir auch ihre
Fähigkeiten, für uns nützliche Dienstleistungen zu erbringen. Es
ist, als wenn wir Teile aus einem Auto ausbauen und wegschmeißen,
deren Bedeutung wir nicht kennen.
Dabei geht es nicht nur um Arten, die wir zu verlieren drohen,
sondern um alle Ebenen der Biodiversität:
Genetische Vielfalt |
Voraussetzung für die Anpassung der Lebewesen an sich
verändernde Umweltbedingungen, Widerstandsfähigkeit gegen
Krankheitserreger, etc. |
Von einer Art besiedeltes Areal
(Populationen) |
Lokale Populationen können den Erhalt der genetischen
Vielfalt sichern und den Beitrag der Art zu den
Dienstleistungen der Ökosysteme gewährleisten. |
Arten |
Die Dienstleistungen der Ökosysteme werden
wesentlich durch die in ihnen vorkommenden Arten erbracht. |
Ökosysteme |
Eine Vielzahl von Ökosystemen sichert eine Vielzahl
verschiedener Dienstleistungen. |
Die Vernichtung biologischer Vielfalt ist nicht rückgängig zu
machen. Schon die Vorsorge würde es daher erfordern, die
Biodiversität zu schützen. Was die Diversität angeht, hat die
Zoological Society London im Jahr 2007 ein System vorgeschlagen, mit
dem man die Bedeutung gefährdeter Arten bewerten kann: den EDGE-Score.
Er errechnet sich aus der biologischen Besonderheit (ED steht für evolutionary
distinct) der Art und ihrer globalen Gefährdung (GE steht für
globally endangered), die aus den roten Listen entnommen
wird. Weitere Informationen hierzu: www.edgeofexistence.org.
Weitere Informationen zum Thema:
Die
Plünderung der Weltmeere
Eine
kleine Geschichte des Walfangs
Ein
grüner Planet Erde – Zur Zukunft der Ökosysteme und der
Biodiversität
Empfehlenswerte Websites:
Green
Facts on Biodiversity: Übersichtliche Zusammenfassung des
Millennium
Ecosystem Assessment (englischsprachig). Die Übersicht gibt es
>>
hier auch auf
Deutsch.
Rote Liste der
Weltnaturschutzorganisation >> IUCN
(International Union for
Conservation of Nature and Natural Resources)
[englischsprachig]
Hotspots (Conservation International) – Ausführliche
Informationen zu den Hotspots
des Artenschutzes (englischsprachig)
Bundesamt für Naturschutz:
Biologische Vielfalt
und
Rote Listen in
Deutschland
Weiter mit:
Globale Umweltveränderungen oder: Ein Großversuch mit dem
Ökosystem Erde