Das Zeitalter der Industrie
Energie und ihre Einheiten
Energie spielt eine wichtige Rolle bei vielen
Diskussionen – etwa über den Klimawandel, die Nutzung der
Atomenergie oder der Einsatz erneuerbarer Energiequellen. Immer
wieder werden dabei die verschiedensten Einheiten verwendet, die die
Autoren scheinbar selbst nicht verstehen, wie immer wieder
offensichtlich falsche Angaben zeigen. Damit Sie nachvollziehen
können, worüber geredet wird und Zahlenangaben selber nachrechnen
können, hier eine kleine Einführung und ein Überblick über die
wichtigsten Grundlagen.
Wandelbare Energie: Windkraftwerke erzeugen
elektrischen Strom unter Ausnutzung der kinetischen Energie des
Windes, die letztlich auf die elektromagnetische Strahlung der Sonne
zurückgeht. Mehr dazu im Text. Foto: Christian Wagner, Aus
Wikipedia, >>
windenergy.jpg (abgerufen 22.4.2010), Lizenz: >> cc
2.5.
Was ist Energie eigentlich?
(Gleich zu den >> Einheiten,
mit denen Energie gemessen wird.)
Der Begriff Energie wurde erst Mitte des 19.
Jahrhunderts geprägt: Mit
Energie wird die Fähigkeit eines Systems
bezeichnet, eine Veränderung auszulösen. Oft wird auch die
Umschreibung von der Fähigkeit, eine Arbeit zu leisten,
gebraucht. Auch das ist richtig, wenn man "Arbeit" in einem weiten
Sinn versteht: so wird auch dann eine "Arbeit" geleistet, wenn etwas
oder jemand warm wird, weil es oder er/sie in der Sonne liegt.
Überall dort, wo etwas passiert, fließt Energie, also auch immer
dann, wenn etwas bewegt wird, etwas wächst, erwärmt oder gekühlt
wird. Dabei kann Energie in den verschiedensten Formen vorkommen,
siehe unten.
Wo die Energie herkommt, weiß niemand. Sie war kurz
nach dem Urknall da, und seither ist sie geblieben: Energie
kann weder erzeugt werden noch verloren gehen (Energieerhaltungssatz
oder 1. Hauptsatz der Thermodynamik; 1918 hat Emmy Noether gezeigt,
dass Energie eine Erhaltungsgröße ist und damit den
Energieerhaltungssatz bewiesen). Aus diesem "Anfangskapital" des
Universums entstanden die vier Grundkräfte (70)
und alle Materie – dass Materie und Energie
ineinander umwandelbar sind, ist Albert Einsteins Entdeckung, sie
steht hinter seiner berühmten Formel E
= mc²: E steht für Energie, m für Masse. Kräfte wirken auf
Materie ein und verändern deren Energie; alle Energie geht
letztendlich auf die Einwirkungen der vier Grundkräfte auf
die Materie zurück. Dass nicht nur Energie in Materie,
sondern umgekehrt auch Materie in Energie umgewandelt werden kann,
ist unser Glück, denn die thermische Energie aus dem Urknall hat
sich infolge der Ausdehnung des Universums inzwischen auf -270,5
Grad Celsius abgekühlt; und nur die Fusionsprozesse in den Sternen
wie unserer
Sonne, bei denen Materie in Energie umgewandelt wird, lassen
"warme Inseln" in diesem kalten Weltall entstehen. Auch auf der Erde
geht fast alle Energie auf die Sonnenstrahlung
zurück. Das gilt auch für fossile Brennstoffe, die
aus urzeitlichen Lebewesen
entstanden sind und daher nichts anderes als gespeicherte
Sonnenenergie sind; oder für Wasserkraft und Windenergie – das
Wasser, dass wir in Wasserkraftwerken nutzen, wurde beim Kreislauf
des Wassers von der Sonne in die Höhe gehoben; Wind
entsteht, wenn durch die Sonnenstrahlung verursachte Temperatur- und
damit Dichteunterschiede in der Atmosphäre ausgeglichen werden.
Wenn Energie nicht verloren gehen kann,
warum ist die Energieversorgung der Menschheit dann so ein komplexes
Thema? Das liegt daran, dass Energie in verschiedenen
Formen vorliegen kann, die ineinander umgewandelt werden
können. Manche davon sind gut nutzbar, andere
weniger oder gar nicht. Energie kann zwar im eigentlichen Sinne
nicht verbraucht werden, aber nutzbare Energieformen können in nicht
nutzbare Formen umgewandelt werden (und so muss "Energieverbrauch"
verstanden werden: eine nutzbare Energieform wird in eine Form
umgewandelt, die wir weniger gut oder gar nicht nutzen können. Die
Nutzbarkeit von Energie ist eine wichtige, wenn nicht die
zentrale Eigenschaft; sie wird auch Energiequalität
genannt. Dazu gleich mehr, zuvor wollen wir aber ein Blick auf
einige wichtige Energieformen werfen. Die wichtigste Unterscheidung
ist die zwischen Bewegungsenergie (Physiker nennen
diese “kinetische Energie) und gespeicherter Energie
(“potenzielle Energie” – ein Beispiel wäre die in
Benzin gespeicherte Energie). Diese kann man weiter unterteilen: Die
potenzielle Energie im Benzin ist in chemischen Verbindungen
gespeichert, weshalb sie auch als chemische Energie
bezeichnet wird, ein fahrendes Auto stellt eine mechanische
Energie dar (wie Unfallopfer leidvoll erfahren), die
Abwärme aus dem Motor ist thermische Energie; und
dass wir auch in Australien nicht von der Erde fallen, liegt an der
gravitativen Energie. Beim Strom
schließlich sprechen wir von elektrischer Energie.
Ist elektrische Energie beispielsweise in einer Batterie
gespeichert, handelt es sich um potenzielle Energie, sobald der
Stromkreis geschlossen wird und ein Strom fließt, um kinetische
Energie.
Was passiert also genau beim
"Energieverbrauch"? Wenn wir in einem Verbrennungsmotor
Benzin verbrennen (also die im Benzin gespeicherte chemische Energie
in thermische Energie umwandeln), kann die thermische Energie dazu
genutzt werden, mechanische Energie zu erzeugen (die Entdeckung, wie
man Wärme in mechanische Arbeit umwandeln kann, war die Entdeckung,
die zur Industriellen
Revolution führte) – aber nicht ohne
Verluste. Das ist wieder ein Naturgesetz, der 2.
Hauptsatz der Thermodynamik: bei jeder Energieumwandlung müssen
immer Verluste anfallen, eine verlustfreie Umwandlung ist nicht
möglich. Nur ein Teil der im Benzin enthaltenen chemischen Energie
kann also in Bewegungsenergie umgewandelt werden, ein anderer – und
in der Praxis sogar der größere – Teil muss (in
diesem Fall: als "Abwärme") verloren gehen. Mit anderen Worten: Die
Qualität der Energie nimmt bei jeder Umwandlung ab (das
ist eine andere Formulierung des 2. Hauptsatzes der Thermodynamik).
Der 2. Hauptsatz der Thermodynamik eine andere Folge: nicht alle
Umwandlungen von Energie kommen in der Natur vor. Wärme
beispielsweise bewegt sich immer von einem warmen zu einem kalten
Körper, niemals umgekehrt – wie wir alle wissen:
ein Eis schmilzt an einem heißen Tag von allein, niemals aber
gefriert ein geschmolzenes Eis an einem solchen Tag von allein.
Wenn Energie von einem kalten zu einem warmen Körper fließen würde,
nähme dessen Temperatur zu, und bei thermischer Energie bedeutet
höhere Temperatur höhere Qualität – was nach dem
2. Hauptsatz der Thermodynamik nicht vorkommt. Wenn wir trotzdem an
einem heißen Tag ein Eis gefrieren lassen wollen, müssen wir andere
Energieformen einsetzen (mit denen wir zum Beispiel einen
Gefrierschrank betreiben); und wegen der Umwandlungsverluste kostet
uns dies immer mehr Energie, als das spontane Auftauen;
und auch die Energiequalität muss in der Summe abnehmen (die weniger
allgemeinverständliche, aber physikalische richtige Formulierung
lautet: die Entropie muss zunehmen –
mehr dazu hier).
Die Qualität der
Energie
Energiequalität bezeichnet den Nutzwert einer
Energie. Elektrische Energie – Strom – ist beispielsweise ein sehr
vielseitiger Energieträger: man kann mit Strom Licht erzeugen,
Metalle schmelzen, Züge antreiben, Computer in Gang setzen und
vieles mehr. Er besitzt entsprechend eine sehr hohe Energiequalität.
Die Energiequalität kann man auch messen, das entsprechende Maß
heißt Exergie. Man kann also den den 2. Hauptsatz
der Thermodynamik auch so formulieren: Bei jeder
Energieumwandlung nimmt die Exergie ab.
Wie kann es dann sein, dass wir hochwertige Energieformen wie Strom
überhaupt herstellen können? Weil es – ähnlich wie bei dem oben
dargestellten Gefrieren von Eis an einem heißen Sommertag – auf das
Gesamtsystem ankommt:
Wenn wir also aus fossilen Brennstoffen in einem Wärmekraftwerk
elektrische Energie erzeugen – die eine höhere Energiequalität hat
als die aus den Brennstoffen erzeugte thermische Energie -, so muss
zum Ausgleich der Exergiebilanz auch eine entsprechende Menge
Energie mit einer niedrigen Energiequalität anfallen – und das ist
die im Kraftwerk entstehende Abwärme. Wie viel Abwärme aufgrund des
2. Hauptsatzes der Thermodynamik auch bei bester Technik anfallen muss,
hängt – das hat schon Sadi Carnot 1824 erkannt
– von der Qualität der thermischen Energie ab – je höher die
Arbeitstemperatur, desto geringer ist der Unterschied in der
Energiequalität zwischen der thermischen und der elektrischen
Energie und desto höher kann entsprechend der Wirkungsgrad des
Kraftwerks sein, weil weniger Abwärme zum Ausgleich der Bilanz
entstehen muss. (Wie viel Abwärme wirklich entsteht, hängt
in der Praxis dann noch davon ab, wie gut die Technik ist. Die
besten Kraftwerke sind aber heute nahe am theoretisch möglichen
Wirkungsgrad.)
Daher ist die Entstehung großer Mengen an Abwärme in
Wärmekraftwerken grundsätzlich nicht vermeidbar. Aber die Energie
enthält immer noch ein gewisses Maß an Exergie – ähnlich wie man die
Abwärme eines Verbrennungsmotors im Auto zur Heizung des Innenraums
nutzt, kann man die Abwärme als Fern- oder (besser noch) Nahwärme
nutzten: für die Raumheizung oder Erzeugung von Warmwasser reicht
auch die geringe Qualität der Abwärme aus.
Diese unvermeidlichen Verluste bedeuten auch, dass es
eine Form von Verschwendung ist, Strom aus Wärmekraftwerken für
Zwecke zu verwenden, für die auch Energieformen mit geringerer
Energiequalität ausreichen, etwa für die Hausheizung. Es kommt immer
auch darauf an, die Energiequalität der verwendeten Energieformen
den Bedürfnissen anzupassen. Dabei hilft das Rechnen mit
Exergie: Scheint zum Beispiel die Heizung mit Strom bei
einer klassischen Betrachtung effizient (der Wirkungsgrad beträgt
fast 100 Prozent, da man die Verluste im Kraftwerk nicht beachtet),
beträgt der exergetische Wirkungsgrad gerade 7 Prozent. Aber auch
die Verbrennung fossiler Brennstoffe oder von Biomasse zur reinen
Wärmeerzeugung ist keine optimale Lösung, denn auch dabei wird die
Exergie schlecht genutzt: Besser ist die Verbrennung zur Erzeugung
von Strom und die Nutzung der dabei entstehenden Abwärme für
Heizzwecke (siehe oben; das Verfahren heißt Kraft-Wärme-Koppelung).
Wärme wird ansonsten am besten mit Energiequellen erzeugt, die “nur”
dies können, etwa mit Sonnenkollektoren.
Wenn die Energiequalität
(Exergie) unweigerlich bei jeder Energieumwandlung verloren geht –
wie lange haben wir dann noch Energie ausreichender Qualität? Die
Erde ist kein isoliertes System:
Durch die Sonnenstrahlung wird uns ständig hochwertige Energie
zugeführt – jedes Jahr über 10.000-mal
mehr Energie, als die Menschheit verbraucht. Energie haben wir
also mehr als genug. Dass die Exergie nicht das letzte Wort hat,
zeigt auch das Leben auf der Erde: Dies ist möglich, da auch
Lebewesen kein isoliertes System sind – sie tauschen Energie und
Materie mit ihrer Umgebung aus. Es ist die Sonnenenergie, die
ständig hochwertige Energie nachliefert und mittels Fotosynthese
die Entstehung komplexer Strukturen möglich macht, die sonst nach
dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik nicht möglich wären. Auch
die Erde selbst ist ein System, das Energie mit seiner Umwelt
austauscht; auch die Erde nutzt Sonnenenergie, die etwa die
Wasser- und Stoffkreisläufe antreibt. Selbst die fossilen
Energieträger, die unsere
industrielle Revolution angetrieben haben, sind nichts anderes
als in der Vergangenheit
gespeicherte Sonnenenergie. Diese Energiespeicher sind jedoch
(wie auch die Vorräte spaltbaren Materials) endlich, und auch ohne
Betrachtung der mit der Nutzung fossiler Brennstoffe oder der
Atomenergie verbundenen Gefahren bedeutet der ständige Verlust an
Energiequalität, dass es nur eine einzige dauerhafte Lösung für
unsere Energiezukunft gibt: die direkte Nutzung der Sonnenenergie (Energiezukunft).
Was die Sonnenenergie von den fossilen Energieträgern der
Industriellen Revolution unterscheidet, ist ihre geringere
Energiedichte – wir brauchen daher für ihre Nutzung andere
Technologien.
Grundbegriffe der technischen
Energienutzung
Stoffe oder Energieformen, deren Energieinhalt für
Umwandlungsprozesse genutzt werden kann, werden Energieträger
genannt. Energieträger, die in der Natur zur Verfügung stehen,
werden Primärenergieträger genannt; ihr
Energieinhalt Primärenergie. Zu den wichtigsten
Primärenergieträgern des Industriezeitalter gehören fossile
Brennstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas, Kernbrennstoffe wie Uran
oder erneuerbare Energieträger wie solare Strahlungsenergie,
Windenergie, Wasserkraft und Biomasse. Aus Primärenergieträgern
können durch Umwandlung in der Energiewirtschaft Sekundärenergieträger
erzeugt werden, die leichter transportier- oder nutzbar sind.
Beispiele sind Stromerzeugung in Kraftwerken, Treibstoffherstellung
in Raffinerien, Wasserstoffproduktion aus Windenergie. Ihr
Energieinhalt ist die Sekundärenergie. Die nach
dem Transport beim Verbraucher ankommende Energie wird
Endenergie genannt.
In welchen Einheiten Energie gemessen wird
Die offizielle, international einheitliche
SI-Einheit der Energie ist das Joule (nach
dem britischen Physiker James Prescott Joule): Das ist die Energiemenge,
die benötigt wird, für eine Sekunde eine Leistung
von einem Watt zu erbringen (ein Joule entspricht daher einer
Wattsekunde). Im menschlichen Maßstab ist das eher eine kleine
Einheit: Ein ruhender Mensch hat einen Grundumsatz von etwa 55 – 90
Watt (je nach Gewicht und Geschlecht, wobei die Werte je nach
Individuum um über 30 Prozent schwanken können). Diesen Wert kann
man in die entsprechende Energie umrechnen (für das Rechenbeispiel
gehen wir von einem mittlerem Wert von 75 Watt Grundumsatz aus):
- 75 Watt über 24 Stunden (h) entsprechen einer Energie von 75 W x
24 h = 1.800 Wh oder 1,8 Kilowattstunden (kWh –
Kilo steht wie in Kilogramm für 1.000)
- 1 Stunde hat 3.600 Sekunden, 1 Wh sind also 3.600; 1 kWh 3.600 x
1.000 = 3.600.000 Joule; 1,8 kWh also 3.600.000 x 1,8 = 6.480.000
Joule. Eine Million wird mit Mega (M) abgekürzt, der
Grundumsatz eines ruhenden Menschen entspricht also einer Energie
von 6,48 MJ.
Ein Joule ist also eine sehr kleine Einheit, daher werden oftmals
die vertrauteren Kilowattstunden verwendet, 1 Kilowattstunde sind,
siehe oben, 3,6 Megajoule (1 kWh = 3,6 MJ).
Kilowattstunden kennen Sie auch aus Ihrer Stromrechnung und können
daher leicht einen Bezug zu ihrem eigenen Energieverbrauch
herstellen.
Mega, Giga, Tera ...
Sie sehen weiter schon an diesem ersten Beispiel an Kilowattstunden
und Megajoule, dass diese 1.000 oder 1.000.000
bedeutenden Vorsätze der Maßeinheiten beim Umgang mit Energie sehr
nützlich sein können, daher zunächst einmal eine Übersicht:
Kilo (k) |
1.000 |
Mega (M) |
1.000.000 |
Giga (G) |
1.000.000.000 |
Tera (T) |
1.000.000.000.000 |
Peta (P) |
1.000.000.000.000.000 |
Exa (E) |
1.000.000.000.000.000.000 |
Auch diese “Vorsätze” stammen aus dem SI und sind
international einheitlich, sie gelten für alle Einheiten. Wenn ein
Windkraftwerk also 5 Megawatt (MW) leistet, sind dies 5 Millionen
Watt. Wie viele elektrische Verbraucher mit 5 MW betrieben werden
können, können Sie anhand der Angabe der Leistungsaufnahme, die bei
elektrischen Verbrauchern vorgeschrieben ist, mit diesem Wissen
selber ausrechnen: Beispielsweise 83.300 60-Watt-Glühbirnen oder
über 500.000 10-Watt-LED-Lampen.
Der Energieumsatz eines Menschen
Um seinen Energiebedarf zu decken, braucht auch der Mensch einen
Energieträger: Das ist unsere Nahrung. Nahrung ist
in Form von chemischer Energie gespeicherte Sonnenstrahlung (siehe
hier). Das Nahrung ein Brennstoff ist, weiß der Mensch schon
lange, daher wird die Energie in der Nahrung oft noch in der alten
Einheit “Kalorien” angegeben – das Wort stammt von
lat. calor = Wärme; es ist die Menge an Energie, die
gebraucht wird, um ein Gramm Wasser von 14,5 auf 15,5 Grad Celsius
zu erwärmen. (Lästig an der Kalorie ist vor allem, dass bei
Nahrungsmitteln oft Kalorie gesagt wird, wenn physikalisch
eigentlich Kilokalorie gemeint ist; Aufschluss gibt nur das Kürzel:
cal meint Kalorie im physikalischen Sinn, kcal Kilokalorie. Der
Umrechnungsfaktor von Kalorie zu Joule ist: 1 J = 0,239 cal oder 1
kJ = 0,239 kcal – über den Daumen kann man also mit einem Verhältnis
4 zu 1 rechnen.) Wie viel Nahrungsenergie aber
braucht ein Mensch? Zum “Grundumsatz” des ruhenden
Menschen kommt noch ein von seiner Tätigkeit abhängiger “Leistungsumsatz”
hinzu: Ein typischer “Schreibtischtäter” setzt am Tag insgesamt
(Grundumsatz plus Leistungsumsatz) etwa 8 bis 9 MJ
(etwa 2,5 kWh) um; ein körperlich schwer arbeitender Mensch 12
bis 15 MJ (etwa 3,5 bis 4 kWh). Ein “Schreibtischtäter”
braucht für einen Umsatz von 8,5 MJ also etwa 2.000
kcal Energie aus der Nahrung am Tag; ein schwer
arbeitender Mensch mit einem Umsatz von 15 MJ
etwa 3.500 kcal.
Den Energiegehalt von Nahrungsmitteln können Sie
heute auf der Packung lesen. Bei Pflanzen reicht
er von etwa 1 MJ pro kg bei essbaren Blättern über
15 MJ/kg für Samenkörner (Getreide) bis zu 25 MJ/kg
für Nüsse. Eier liegen bei 7 bis 8 MJ/kg,
rotes Fleisch zwischen 5,5 und 23 MJ/kg. Besonders
energiereich (und darum unbeliebt bei denen, die Diät halten) ist tierisches
Fett: es liefert bis zu 39 MJ/kg.
(Siehe auch: Eine kleine
Geschichte des menschlichen Energieverbrauchs.)
Der Energiegehalt von Brennstoffen
Ähnlich energiehaltig wie Fett ist Rohöl: Ein
Liter enthält 37 MJ. Mit dem Energiegehalt von
einem Liter Rohöl könnte man einen schwer arbeitenden Menschen also
mehr als zwei Tage lang “antreiben”. Den Energiegehalt der
wichtigsten Brennstoffe gibt die folgende Tabelle an:
Rohöl
|
37 MJ/l = 10,3 kWh/l |
Benzin |
31 MJ/l = 8,6 kWh/l (Super, typischer Wert bei 15 °C) |
Diesel |
35,6 MJ/l = 9,9 kWh/l (typischer Wert bei 15 °C) |
Erdgas |
38 MJ/m³ (Dichte: 1,819 kg/m³) = 10,5 kWh/m³ |
Kohle |
29,3 MJ/kg = 8,1 kWh/kg |
Brennholz |
15,8 MJ/kg = 4,4 kWh/kg |
Wasserstoff |
140 MJ/kg = 38,9 kWh/kg |
Bioethanol |
21,6 MJ/l = 6 kWh/l |
Rechenbeispiele:
Ein Autofahrer in Deutschland fährt
durchschnittlich 12.000 Kilometer im Jahr, sein Benzinverbrauch
liegt bei 7,5 l/100 km. Er verbraucht also 915 Liter Benzin/Jahr =
2,51 Liter /Tag. Der mittlere Energiegehalt von Super liegt bei 8,6
kWh/l, der durchschnittliche Autofahrer verbraucht also 21,6
kWh/Tag* – etwa knapp 6 Mal soviel wie ein körperlich
schwer arbeitender Mensch. Fährt er 20.000 Kilometer mit einem
sparsameren Diesel (5 l /100 km), verbraucht er 1.000 Liter
Diesel/Jahr = 2,74 Liter/Tag = 27,1 kWh/Tag* –
oder knapp 8 Mal soviel wie ein schwer arbeitender Mensch.
*Dies ist nur der direkte Verbrauch. Da auch die
Ölförderung, der Öltransport in die Raffinerie, die Herstellung von
Benzin und dessen Verteilung an die Tankstellen Energie kosten,
müssen diese Werte für eine vollständige Bilanz mit 1,4
multipliziert werden. Der durchschnittliche Autofahrer verbraucht
bei Berücksichtigung des Energieaufwands der gesamten
Erzeugungskette also 21,6 x 1,4 = 30,2 kWh/Tag,
der Dieselfahrer 37,9 kWh/Tag – dazu kommt der
Energieaufwand für die Herstellung
des Autos (17,4 kWh/Tag, der Straßen etc.:
ein durchschnittlicher Autofahrer verbraucht daher knapp 50
kWh/Tag. Da in Deutschland auf 82 Millionen Einwohner
über 41 Millionen Autos kommen, beträgt alleine der Energieverbrauch
für den Autoverkehr pro Einwohner etwa 25 kWh/Tag (bei
einem
Gesamtenergieverbrauch pro Einwohner von 131 kWh/Tag).
Die Nutzung fossiler Brennstoffe, auf der unsere
Industriegesellschaft bis heute basiert (hier),
hat jedoch derartige Ausmaße angenommen, dass wir insgesamt mit
Einheiten wie Megajoule oder Kilowattstunden nicht mehr weit kommen.
Der Primärenergieverbrauch der Menschheit beispielsweise betrug im
Jahr 2010 545 EJ (hier)*.
Was Exajoule sind, sehen Sie in der Tabelle oben – eine Milliarde
Milliarden Joule. (Vorstellen können sich die meisten von uns dies
genauso wenig, wie die 4,5 Milliarden Jahre, die die Erde alt ist.)
Tonnen Steinkohle- oder Erdöläquivalent
Bei den Exajoule gibt es aber Abhilfe: Sie werden in Tonnen
Steinkohle- oder Erdöleinheiten umgerechnet. Dabei wird der
Energiegehalt aller Brennstoffe mit dem verglichen, der in einer
Tonne Kohle (also 29,3 GJ) oder Öl (hier ist die Umrechnung
komplexer, denn Rohöl kann je nach Zusammensetzung eine Dichte von
0,8 bis 1 kg/l haben: gerechnet wird üblicherweise mit 41,9
GJ/Tonne, was einer Dichte von 0,883 kg/l entspricht). Beim
Verbrauch gelangt man dann in den Bereich von Millionen Tonnen
Steinkohle- (Abkürzung Mtce) oder Erdöläquivalent (Mtoe, siehe z.B.
hier).
Millionen kann man sich immerhin schon besser vorstellen als die
Milliarden Milliarden, die sich hinter “Exa-” verbergen... Die
Mengen sind aber immer noch gewaltig: Die 545 EJ globaler
Energieverbrauch entsprechen 13.000 Millionen Tonnen
Erdölaquivalent.
Terawattstunden
Damit aber noch nicht genug der Umrechnerei, denn es sind noch eine
Reihe anderer Maßeinheiten gebräuchlich. Eine mögliche Basis ist die
Kilowattstunde. Das Bundeswirtschaftsministerium gibt etwa in seiner
Energiestatistik den deutschen Primärenergieverbrauch in
Terawattstunden (TWh) an – er betrug im Jahr 2008 3.949 TWh (hier)
oder je Einwohner 132 kWh/Tag. Eine Terawattstunde ist eine
Milliarde Kilowattstunden (siehe Tabelle mit den Vorsätzen). Das
bedeutet: – 1 kWh = 3,6 MJ – 1 TWh = 1 Milliarde kWh = 1 Milliarde x
3,6 MJ = 3,6 PJ – 3.645 TWh = 3,6 x 3.946 = 14.216 PJ = 14,216 EJ.
Damit können Sie jetzt zum Beispiel ausrechnen, wie hoch der
deutsche Anteil am Welt-Energieverbrauch ist: Er beträgt etwa 2,7
Prozent*
des Welt-Energieverbrauchs (was wenig erscheinen könnte – aber wir
stellen nur etwa 1,2 Prozent der Weltbevölkerung).
Barrel
Erdöl hingegen wird (siehe hier)
zumeist in Barrel gemessen, ein Barrel sind 159 Liter. Das
entspricht bei einer Dichte von 0,883 kg/l einem Gewicht von 140,4
kg, oder einem Energieinhalt von 5,88 GJ/Barrel. Der Weltölverbrauch
betrug im Jahr 2005 3.896,8 Millionen Tonnen entsprechend 163.276
Millionen GJ = 163 EJ. Das sind ziemlich genau ein Drittel des
gesamten Welt-Energieverbrauchs.
Zur Übersicht hier noch einmal eine Tabelle mit den wichtigsten
Umrechnungsfaktoren:
1 Kalorie (cal) |
4,187 Joule (J) |
1 Kilowattstunde (kWh) |
3,6 Megajoule (MJ) |
1 Barrel Öl |
5,88 Gigajoule (GJ) |
1 Tonne Erdöläquivalent |
41,9 Gigajoule (GJ) |
1 Tonne Kohleäquivalent |
29,3 Gigajoule (GJ) |
Sonderfall erneuerbare Energie
Elektrischer Strom wurde in jüngerer Vergangenheit zum größten Teil
in Wärmekraftwerken erzeugt, die fossile Brennstoffe verbrennen.
Deren Energiegehalt ist bekannt. Aber wie soll man den Beitrag
erneuerbarer Energiequellen, etwa eines Windrades, zum
Primärenergieverbrauch berechnen? Hier gibt es zwei Methoden: Die
international weit verbreitete und auch in der offiziellen deutschen
Energiestatistik verwendete “Wirkungsgradmethode”,
die davon ausgeht, das Wind-, Wasser- und Solarkraftwerke einen
Wirkungsgrad von 100 Prozent besitzen. Das heißt, 1 kWh Strom aus
Wind, Wasser oder Sonne entsprechen auch einem Primärenergiebedarf
von 1 kWh. Damit werden aber eine Kilowattstunde Sonnenstrom einer
entsprechenden Primärenergie in fossilen Brennstoffen gleichgesetzt.
Aus dieser werden aber, aufgrund der prinzipbedingten Verluste in
Wärmekraftwerken (hier)
nur durchschnittlich 38 % in Elektrizität umgewandelt, also 0,38 kWh
Strom erzeugt. Die Anhänger der “Substitutionsmethode”
weisen darauf hin, dass hiermit der Beitrag erneuerbarer
Energieträger zur Energieversorgung systematisch unterschätzt wird,
erneuerbare Energieträger müssten mit der durch sie ersetzten
(“substituierten”, daher der Name der Methode) Menge an fossilen
Brennstoffen in die Berechnung einfließen, und da 1 kWh Strom aus
erneuerbaren Energieträgern 2,63 kWh Energie aus fossilen
Energieträgern entspricht, sei dies der richtige Wert. Dieser Ansatz
wird zum Beispiel vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung
Globale Umweltveränderungen vertreten.
Je nach verwendeter Methode kommt man zu sehr unterschiedlichen
Aussagen: Im Jahr 2005 lieferte die Atomenergie weltweit 2.770 TWh
Strom, die Wasserkraft 2.934 TWh, also etwa mehr. Nach der
Wirkungsgradmethode betrug der Primärenergiebeitrag der Atomenergie
aber 30,2 EJ, der der Wasserkraft nur 10,5 EJ. So kann man
erneuerbare Energieträger auch kleinrechnen! Auch die Gesamtangaben
zum Primärenergieverbrauch unterscheiden sich bei beiden Methoden.
* Daher ist übrigens auch
die obige Berechnung zum deutschen Anteil am Weltenergieverbrauch
nicht ganz genau: Die deutsche Statistik wurde mit der
Wirkungsgradmethode gerechnet, die weltweiten Angaben aus der
BP-Weltenergiestatistik mit der Substitutionsmethode. Bei Verwendung
der gleichen Methode läge der deutsche Wert höher und unser Anteil
könnte auch 2,8 Prozent betragen. Der Unterschied wird umso größer,
je mehr erneuerbare Energien ein Land nutzt. Merke: Man muss auch
bei Energiestatistiken genau hinschauen, wie gerechnet wurde. Die in
der “Kleinen Geschichte des menschlichen Energieverbrauchs” auf
diesen Seiten (>> hier)
verwendete Abbildung beruht auf Berechnungen nach der
Substitutionsmethode, wie schon der Vergleich zwischen Atom- und
Wasserkraft zeigt.
Mehr zum Thema Energie auf diesen Seiten:
Die Geschichte der Erforschung der
Energie
Eine
kleine Geschichte des menschlichen Energieverbrauchs
Eine
kleine Geschichte des Erdöls
Das Ende
des billigen Öls
Eine
kleine Geschichte der Atomenergie
Energiewende
Webtipps
Grundlagen
auf der Seite “Regenerative
Zukunft”
Strategien für die Zukunft:
Saubere
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