Das Zeitalter der Industrie
          Das sechste Aussterben
            Die Vielfalt des Lebens geht verloren
           Die Entwicklung menschlicher Gesellschaften
            ging mit einer Zerstörung natürlicher Ökosysteme und schnellem
            Aussterben von Arten einher: Verglichen mit der langfristigen
            Aussterberate verschwinden Arten heute 100 bis 1.000 Mal schneller.
            Wichtigste Ursache sind die Zerstörung und Fragmentierung der
            Lebensräume. In den letzten 500 Millionen Jahren gab es fünf große
            Massenaussterben – wir Menschen verursachen das sechste
              Aussterben.
           Im Jahr 2006 suchten Wissenschaftler aus sechs Nationen sechs
            Wochen lang mit modernster Ausrüstung den Yangtse nach Spuren des
            Chinesischen Flussdelphins (auch Baiji genannt) ab. Vergeblich. Er
            gilt seither als “funktionell ausgestorben” (sollte es noch
            Exemplare geben, haben sie keine Überlebenschance).  In den
            1950er Jahren lebten im Yangtse, seinem einzigen Lebensraum, noch
            Tausende von Delphinen; seither ging die Zahl aufgrund der
            Eindeichung  des Flusses, starkem Schiffsverkehr und
            übermäßigem Fischfang zurück. Seit einigen Jahren galt er als eine
            der am stärksten gefährdeten Tierarten der Welt.
            
          
             Chinesischer Flussdelphin. Abb.: Alessio
            Marrucci, aus >> 
              wikipedia commons, 
            Lizenz: >> 
              GNU FDL 1.2, abgerufen 21.01.2009. 
          Der Chinesische Flussdelphin (mehr auf www.baiji.org;
            englischsprachig) ist nur ein Beispiel, mit ihm verschwand eine
            ganze Gattung großer Säugetiere von der Erde. Die ganze Tragik
            verbirgt sich hinter Statistiken und Abbildungen wie der folgenden:
          Der Verlust an biologischer Vielfalt 1970 –
            2000
           
          Der Living Planet Index ist
            eines der möglichen Arten, den Rückgang der biologischen
            Vielfalt zu messen: Er zeigt den Rückgang von Populationen (>>
            
              mehr) der Wirbeltiere.
            Vom Basisjahr 1970 bis 2000 ging danach die Vielfalt insgesamt um 40
            Prozent zurück.
            Abbildung aus 
              Millennium Ecosystem Assessment, Biodiversity Synthesis,
            eigene Übersetzung. 
          Das Leben auf der Erde entwickelte im Laufe der Zeit eine fast
            unüberschaubare Vielfalt (siehe hier).
            Der Begriff  Biodiversität umfasst die Vielfalt der Arten
            auf der Erde, die genetische Vielfalt innerhalb der Arten und die
            Vielfalt der Ökosysteme (Die
              Vielfalt des Lebens – Biodiversität). Diese Vielfalt geht
            heute mit dramatischer Geschwindigkeit zurück: Natürliche Ökosysteme
            werden durch menschliche Aktivitäten zerstört, die in ihnen lebenden
            Arten werden seltener oder sterben aus. Manche Ökosysteme sind
            besonders von der Zerstörung betroffen, so sind etwa 35 Prozent der
            Mangroven und 20 Prozent der Korallenriffe
            vom Menschen zerstört worden. Auch Süßwasserlebensräume und -arten
            sind besonders gefährdet, da diese Lebensräume dem menschlichen
              Wasserverbrauch zum Opfer fallen: Von den etwa 10.000
            Süßwasser-Fischarten sind gut 20 Prozent in den letzten Jahrzehnten
            ausgestorben oder gefährdet. Von den nur im Mittelmeerraum
            vorkommenden Fischarten sind sogar 56 Prozent gefährdet, mehr als
            jede zweite Art. Die besondere Gefährdung der Süßwasserlebensräume
            zeigt auch der Living-Planet-Index des WWF (Abbildung oben), der den
            Rückgang von Populationen zeigt – also die Anzahl der von einer Art
            bewohnten Areale. Mit dem Rückgang der Populationen sinkt die
            genetische Vielfalt, damit ist er auch eine Art Vorwarnung für eine
            zukünftige Gefährdung der Art. 2017 zeigte eine Studie des
            entomologischen Vereins Krefeld, dass in in deutschen
            Schutzgebieten die Anzahl der Fluginsekten von 1989 bis 2016
            um 76 Prozent zurückgegangen sei [1010].
            2019 wurden die Ergebnisse von einer an der Technischen Universität
            München durchgeführten Studie ergänzt: Danach war die Gesamtmasse
            der Insekten von 2008 bis 2017 auf den Wiesen um 67 Prozent und in
            den Wäldern um etwa 40 Prozent zurückgegangen, die Anzahl der Arten
            um etwa ein Drittel [1012].
            Auch in anderen Ländern gab es ähnliche Ergebnisse: So nahm etwa in
            einem geschützten Wald im US-Bundesstaat New Hampshire die Zahl der
            Insekten seit Mitte der 1970er Jahre um mehr als 80 Prozent ab, die
            Artenzahl um knapp 40 Prozent [1014].
            Betroffen sind auch die Tropen, wo etwa 80 Prozent aller bekannten
            Insektenarten leben: In der La Selva-Forschungsstation in Costa Rica
            ging seit 1997 die Artenvielfalt bei den regelmäßig gesammelten
            Insektenraupen um etwa 40 Prozent zurück [1014].
            Global gelten etwa 40 Prozent der Insekten als vom Aussterben
            bedroht [1016].
            Da die Gesamtzahl der Arten auf der Erde 
              nicht bekannt ist, weiß auch niemand, wie viele Arten schon
            ausgestorben sind.
          Wir sind Zeugen des sechsten Massenaussterbens
          Das Aussterben von Arten hat es immer schon gegeben – es gehört zur
            natürlichen Auslese dazu. Aber war
            heute geschieht, hat hiermit nichts zu tun. Diese zeigen Fossilien,
            molekulare Uhren und Vögel. An den 
              Fossilien kann man erforschen, wie lange eine Art im
            Durchschnitt lebt. 
              Molekulare Uhren, die Untersuchung von im Laufe der Zeit
            angesammelten DNS-Veränderungen, verfeinern das Ergebnis noch. Das
            Ergebnis: Die Lebenszeit von Arten ist sehr unterschiedlich (wie
            auch die noch heute vorkommenden “lebenden Fossilien” belegen, siehe
            etwa hier),
            aber durchschnittlich lebt eine Art ein bis zwei Millionen Jahre.
            Vögel gehören zu den am besten bekannten Lebewesen – auch dank einer
            besonderen Art von Menschen, “birdwatcher” oder auf Deutsch
            Vogelbeobachter genannt. Diese verbringen oft ihren Urlaub auf der
            Suche nach seltenen Vögeln (der Autor dieser Seiten hat einmal ein
            paar Tage in einem bei  birdwatchern beliebten Hotel auf
            Tobago verbracht – und wird nie die Begeisterungsrufe über die
            bereits vor dem Frühstück entdeckten Vögel vergessen, die ihn
            regelmäßig weckten). Auch diesen Aktivitäten zum Dank kennen wir
            heute etwa 10.000 Vogelarten auf der Welt. 
          Was hat das nun mit dem Aussterben zu tun? Ganz einfach: Wenn eine
            Gruppe Menschen im Durchschnitt 70 Jahre alt wird, würden wir
            erwarten, dass im Durchschnitt von 70 Menschen jedes Jahr einer
            stirbt. Wenn eine Tierart ein bis zwei Millionen Jahre alt wird,
            würden wir bei 10.000 Arten erwarten, dass alle 100 bis 200 Jahre
            eine Art ausstirbt. Tatsächlich aber stirbt zur Zeit etwa eine
            Vogelart pro Jahr aus. Mit anderen Worten: Die Aussterberate bei
            Vögeln liegt etwa 100 bis 200 Mal über der langfristigen,
            natürlichen Aussterberate. Bei anderen gut bekannten Arten ist die
            Aussterberate sogar noch höher als bei den Vögeln; insgesamt ist die
             Aussterberate heute 100 bis 1000 Mal höher als die
            langfristige Aussterberate. Damit ist die Aussterberate heute nur
            vergleichbar mit den Big Five, den fünf großen Massenaussterben in den letzten
            500 Millionen Jahren; etwa dem Meteoriteneinschlag, der die
            Dinosaurier aussterben ließ. Daher wird die gegenwärtige
            Artenvernichtung auch als sechstes Massenaussterben
            bezeichnet. 
            
 
          Beschleunigtes Aussterben in der Zukunft?
          Für die Zukunft sind die Vorzeichen noch schlechter. Von den 10.000
            Vogelarten waren im Jahr 2000 1.100 in der 
              Roten Liste der bedrohten Arten enthalten, also mehr oder
            weniger vom Aussterben bedroht. Eine bedrohte Art kann noch
            Jahrzehnte, vielleicht sogar ein Jahrhundert leben, vielleicht kann
            auch die eine oder andere Art davon noch gerettet werden – aber
            gerade in den artenreichen Ländern ist die Bilanz der Roten Listen
            nicht besonders ermutigend. Nehmen wir also an, es werden Hundert
            Arten gerettet: Wenn sich sonst nichts ändert, könnten in Zukunft
            alleine durch die Fortsetzung heutiger Trends weitere 1.000
            Vogelarten ausgerottet werden – wenn dieses Aussterben sich bis Ende
            dieses Jahrhunderts hinzieht, würde es gegenüber heute noch einmal
            um den Faktor 5 bis 10 beschleunigt. Auch hier stellen die Vögel
            leider keine Ausnahme dar, wie die folgende Abbildung zeigt:
           
          Die Aussterberate hat sich in der jüngeren
            Vergangenheit extrem beschleunigt.
            Abbildung aus 
              Millennium Ecosystem Assessment: Biodiversity Synthesis,
            eigene Übersetzung.
          Bei den gut bekannten Arten sind je nach Kategorie bis zu 52
            Prozent vom Aussterben bedroht (dies ist in den “Roten
              Listen” der Weltnaturschutzorganisation IUCN und der einzelnen
            Länder dokumentiert). Wenn wir die obigen Annahmen mit der höheren
            Aussterberate und Gefährdung all dieser Arten und nicht nur der
            Vögel hochrechnen, kommen wir zu dem Ergebnis, dass bis
              Ende des Jahrhunderts 30 bis 50 Prozent der heute lebenden Arten
              aussterben könnten.
          Was wir von Inseln lernen können
          Kann diese Größenordnung stimmen? Die Biologen haben auch andere
            Ansätze gewählt, mögliche zukünftige Aussterberaten zu ermitteln.
            Einer dieser Ansätze beruht auf den Erkenntnissen der Untersuchung
            der Lebewesen auf Inseln (“Inselbiogeographie”): Dort stellte sich
            heraus, dass die Zahl der Arten von der Größe der Insel abhängt. Je
            größer die Insel, desto mehr Arten. Allerdings ist der Zusammenhang
            nicht linear (doppelt so große Insel = doppelte Artenzahl), sondern
            bildet eine als "Arten-Flächen-Beziehung" bekannte
            Kurve, wobei der Zusammenhang zwischen Fläche und Artenzahl von der
            untersuchten Region und Organismengruppe abhängt. Eine typische
            Beziehung sieht so aus: eine halb so große Insel besitzt noch etwa
            85 Prozent der Arten einer großen Insel; eine kleine Insel von 5
            Prozent der Größe der großen Insel hat noch etwa die Hälfte ihrer
            Artenzahl.
          Was bedeutet dies für die Aussterberate? Da die Hauptursache die
            Vernichtung von Lebensräumen ist, werden die Lebensräume immer
            kleiner, und sie werden für ihre Lebewesen zu einer Art Insel, die
            von einer Umwelt umgeben ist, in der sie nicht leben können. Dass
            auch in Rest-Lebensräumen tatsächlich ähnliche Gesetze wie auf
            Inseln gelten, wurde an vielen Beispielen belegt. Nehmen wir wieder
            die Vögel: Um das Jahr 1870 waren etwa die Hälfte der östlichen
            Wälder Nordamerikas abgeholzt (weitere Informationen). Auch
            damals gab es schon birdwatcher, in Amerika hatte John
            James Audubon die Vögel Amerikas beschrieben und gezeichnet. In
            diesen Wäldern lebten etwa 30 endemische Vogelarten, und von denen
            starben inzwischen vier aus, eine fünfte Art ist hochgradig
            bedroht. Rechnen wir also mit 4,5 ausgestorbenen Arten: Genau die 15
            Prozent, die nach den Zahlen der Inseln zu erwarten wären. (Arten
            sind eigentlich widerstandsfähig – es dauert Jahrzehnte, bis sich
            die Artenzahl an die Größe eines Lebensraums angepasst hat (auch
            hierfür gibt es einen Fachbegriff: die "Aussterbeschuld" (engl. "extinction
              debt") eines Lebensraums – daher kann man das Ausmaß des
            Verlusts an biologischer Vielfalt nur dort erkennen, wo die
            Veränderung bereits so länge her ist, dass die "Aussterbeschuld"
            bereits beglichen wurde, um im Jargon zu bleiben.)
          Für eine Abschätzung des möglichen globalen Artensterbens durch die
            Zerstörung von Lebensräumen kommt aber noch etwas hinzu, was mit der
            Verteilung der Artenvielfalt (>> 
              mehr) zu tun hat: Es gibt Gebiete, die besonders artenreich
            und besonders gefährdet sind, die “Hotspots”. 
         
        
          Schwerpunkte
              des Artenschutzes: "Hotspots"
          Wie die Fischarten im Mittelmeerraum zeigen, ist die Gefährdung der
            Artenvielfalt in einigen Gebieten besonders ausgeprägt: Nämlich
            dort, wo eine hohe Anzahl an nur hier vorkommenden Endemiten mit
            Umwandlungen des Lebensraumes, intensiver Jagd oder anderen Ursachen
              des Artensterbens zusammentreffen. Dies ist oftmals in den
            Tropen der Fall: hohe Artenvielfalt kommen mit fortlaufender
            Vernichtung von Lebensräumen zur Gewinnung von Acker- und Weideland
            zusammen, in den Wäldern wird oftmals intensiv gejagt. Im Jahr 1988
            schlug der britische Umweltschützer Norman Myers daher 10 tropische
            Regenwaldgebiete vor, die mit höchster Priorität geschützt werden
            sollten. Die Liste wurde im Laufe der Zeit um andere Regionen
            ausgeweitet, und im Jahr 1996 begann die Umweltschutzorganisation Conservation
              International gemeinsam mit Myers, das Konzept zu
            überarbeiten und auf objektive Füße zu stellen: Als Schwerpunkte des
            Artenschutzes (“Hotspots”) schlug sie Gebiete vor, in denen
            mindestens 1.500 Arten an Gefäßpflanzen (also Farne und
            Samenpflanzen, zu denen Nadelbäume und Blütenpflanzen gehören)
            endemisch vorkommen und in denen mindestens 70 Prozent der
            natürlichen Vegetation bereits zerstört sind. Diese Bestandsaufnahme
            ergab 25 hotspots, die bei weiteren Überarbeitungen auf 34
            hotspots erweitert wurden und in der folgenden Abbildung
            wiedergegeben sind.
          Wo die Natur besonders gefährdet ist
           
          Die Hotspots der
              Artenvielfalt nach Angaben von Conservation
            International. Eigene Abbildung.
          Die Verteilung der Vielfalt in den Weltmeeren und deren Gefährdung
            ist weniger gut bekannt. Aber der Pazifik im Bereich Indonesiens und
            der Philippinen ist besonders artenreich. Eine hohe biologische
            Vielfalt besitzen die Korallenriffe, in einem Riff können
            beispielsweise bis zu 1.000 Fischarten vorkommen.
          Beispiel Indonesien 
          Indonesien ist eines der artenreichsten
              Länder der Welt: An Land wird der Artenreichtum nur von
            Brasilien übertroffen, im Meer liegen die Philippinen gleichauf. Mit
            einer Landfläche von 1,3 Prozent beherbergt es etwa 10 Prozent des
            Regenwaldes und 20 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten, darunter
            17 Prozent aller Vogel- und 25 Prozent aller Fischarten; im
            indonesischen Archipel liegen 14 Prozent aller Korallenriffe der
            Erde, in denen über 2.000 Fischarten leben. Alleine auf der Insel
            Borneo kommen etwa 6 Prozent aller Vögel, Säugetiere und
            Blütenpflanzen der Erde vor. Gleichzeitig erleidet das Land
            prozentual die höchste Entwaldungsrate der Welt (mehr).
            Indonesien besitzt zwei Hotspots: Die westliche Hälfte gehört zum
            Hotspot Sundaland, die östliche zu Wallacea (der Grund für diese
            Auftrennung: Beide sind durch die Wallace-Linie getrennt, eine von
            Alfred Russel Wallace (mehr)
            entdeckte Trennlinien zwischen asiatischer und australischer Flora
            und Fauna). Im Sundaland leben Orang-Utans, deren Populationen durch
            Vernichtung des Regenwaldes für Gummi- und Ölpalmenplantagen und für
            die Papierherstellung zurückgehen; in Wallacea leben zahlreiche 
              endemische Vogelarten und der Komodowaran, die größte
            Echsenart der Erde. Hier wird der Regenwald auch in Folge eines
            großen Regierungsprogramms vernichtet, bei dem die Bevölkerung
            überbevölkerter Regionen auf wenig besiedelten Inseln umgesiedelt
            wurde. Die Korallenriffe werden durch die Erwärmung des Wassers (mehr),
            durch Einleitung von ungereinigtem Abwasser und durch Fischerei mit
            Dynamit und Cyanid zerstört.
            
            Weitere Informationen:
            >> 
              Sundaland (Conservation International, englischsprachig)
            >> 
              Wallacea (Conservation International, englischsprachig) 
         
        
          Eine Untersuchung der Hotspots zeigte, dass hier von 17 Millionen
            Quadratkilometern ursprünglicher Fläche nur etwa 2 Millionen
            Quadratkilometer in einem mehr oder weniger unveränderten Zustand
            waren; nur 800.000 Quadratkilometer waren geschützt. Schon ein Blick
            auf die Karte zeigt, dass die Hotspots zudem oft in Gebieten liegen,
            die vom Menschen besonders gern und dicht besiedelt werden, etwa an
            der Küste – das ist auch der Grund für ihre besondere Gefährdung.
            Vor weiterer Zerstörung geschützt sind nur die 800.000 geschützten
            Quadratkilometer (dies ist optimistisch: Ein Teil der Gebiete ist
            auch nur auf dem Papier geschützt). Diese Fläche entspricht etwa 5
            Prozent der ursprünglichen Fläche. Nach den Erfahrungen auf Inseln
            kann daher hier auf Dauer nur die Hälfte der Arten überleben; ein
            Verlust der anderen Hälfte ist zu erwarten. Ähnliche Berechnungen
            für andere Gebiete, etwa die 
              Regenwälder, landeten ebenfalls bei einer zukünftigen
              Aussterberate von einem Drittel bis der Hälfte aller Arten
            – und bestätigen damit die oben genannten Schätzungen der
            zukünftigen Aussterberate.
          Nebenbei: Eine Aussterberate von einem Drittel bis zur Hälfte
            entspricht genau der Größenordnung, in der wir Menschen die
            Ressourcen der Erde für uns nutzen (>> 
              hier). Auch das ist plausibel: Wir rotten Arten etwa in dem
            Umfang aus, in dem wir ihnen die Ressourcen wegnehmen. Die Gründe im
            Einzelnen zeigt der folgende Abschnitt.
          Die Ursachen des Artensterbens
          Wichtigste historische Ursache auf dem Festland: Die Jagd
          Bis ins 20. Jahrhundert war die Jagd die wichtigste Ursache des
            Artensterbens, und in den Meeren ist sie es bis heute (in Form der
            Fischerei, siehe unten). So wurden schon in vorgeschichtlicher
              Zeit die großen Säugetier- und Vogelarten dezimiert; so wurde
            mit der Kolonialisierung
              Nordamerikas die Wandertaube ausgerottet, und der Bison
            beinahe, so wurden in Mitteleuropa die großen Raubtiere wie Wolf
            oder Braunbär vertrieben. Die Jagd spielt immer noch eine Rolle (so
            werden Tiger gewildert, um seine Bestandteile zu Arzneien zu
            verarbeiten, die in asiatischen Ländern geschätzt werden). 
          Wichtigste heutige Ursache auf dem
            Festland:
            Vernichtung von Lebensräumen
          Heute ist die wichtigste Ursache des Verlustes an biologischer
            Vielfalt auf dem Festland die Zerstörung natürlicher Lebensräume:
            Die Zerstörung der Süßwasserlebensräume; die Umwandlung von Wäldern
            in Acker- und Weideland (siehe 
              Die industrielle Landwirtschaft) oder die Nutzung von Flächen
            für Siedlungen. Von den 130 Millionen Quadratkilometern der Erde,
            die eisfrei sind, sind über 100 Millionen Quadratkilometer
              vom Menschen umgestaltet [1060]
            – vor allem zu Ackerland und Wirtschaftswäldern, aber auch zu –
            immerhin 1,3 Millionen Quadratkilometer – zu Siedlungsfläche.
            Während die Umwandlung von Wäldern in Ackerland in den gemäßigten
            Breiten weitgehend abgeschlossen ist, trifft sie zur Zeit die
            besonders artenreichen tropischen Regenwälder: Inzwischen sind sie
            auf die Hälfte ihrer ursprünglichen Fläche zurückgegangen, und der
            Rückgang geht fast ungebremst weiter – jedes Jahr fallen Regenwälder
            von der anderthalbfachen Größe der Schweiz. Die übrigbleibenden
            Regenwälder werden zudem oftmals zerstückelt, da ihre Besiedlung mit
            dem Bau von Straßen (an deren Rändern dann die Abholzung weitergeht)
            und anderen Störungen einhergeht; und die Zerstückelung führt
            aufgrund der Arten-Flächen-Beziehung ebenfalls zu einem Verlust an
            biologischer Vielfalt.
            
          Die wichtigsten heutigen und absehbaren
            zukünftigen Treiber des Rückgangs
              an Biodiversität in den verschiedenen Lebensräumen der
            Erde. Lesebeispiel:
            Der Klimawandel hatte bisher meist ein niedrige bis mäßige
            Bedeutung, in den
            polaren Gebieten bereits ein hohe. Sein Einfluss in Zukunft wird
            schnell steigen.
            Abbildung aus >> 
              Millenium Ecosystem Assessment, eigene Übersetzung. 
         
        
          Wie schnell sterben die
            Regenwälder?
          Die Abgelegenheit und die immer noch gewaltige Ausdehnung der
            tropischen Regenwälder machen genaue Angaben über die
            Regenwaldzerstörung sehr schwierig, zumal die meisten Staaten, in
            denen sich die Wälder befinden, aufgrund der internationalen
            Aufmerksamkeit Daten nur sehr zurückhaltend bekanntgeben. Nicht
            einmal Satellitenaufnahmen helfen immer weiter: Unterschiedliche
            Waldtypen (siehe unten) sind dort auch nicht zu unterscheiden, und
            kleinere Abholzungsflächen, etwa für den Maniokanbau, kaum zu
            entdecken. Diese sind aber oft die Vorboten für großflächige
            Waldvernichtung.
          Die verfügbaren Angaben unterscheiden sich zudem dadurch, dass
            “tropischer Regenwald” sehr unterschiedlich definiert werden kann:
            Streng genommen, sind es immergrüne Wälder, in denen es ganzjährig
            regnet – aber bei dieser Definition gehört selbst ein Großteil des
            Amazonas-Regenwalds nicht zu den tropischen Regenwäldern (rings um
            Manaus etwa verliert ein Teil der Bäume jedes Jahr saisonbedingt
            seine Blätter). In Australien gibt es Wälder außerhalb der Tropen,
            die feucht und immergrün sind. Je nach angenommener Definition gab
            es vor der Industrialisierung der Welt 14 bis 18 Millionen
            Quadratkilometer tropischer Regenwälder (Abbildung);
            davon waren bis 1990 etwa 7 Millionen Quadratkilometer bereits
            abgebrannt und/oder abgeholzt:
          
          
            
              
                | Region  | 
                ursprüngliche
                    Ausdehnung | 
                Bestand 1990 | 
              
              
                | Südostasiatisches Festland  | 
                3 Mio. Quadratkilometer | 
                0,3 Mio. Quadratkilometer | 
              
              
                | Südostasiatische Inseln | 
                2 Mio. Quadratkilometer | 
                1 Mio. Quadratkilometer | 
              
              
                | Zentralafrika | 
                2 – 3 Mio. Quadratkilometer | 
                1,5 – 2,5 Mio. Quadratkilometer | 
              
              
                | Westafrika | 
                1,25 Mio. Quadratkilometer | 
                0,14 Mio. Quadratkilometer | 
              
              
                | Mexiko und Mittelamerika | 
                1 Mio. Quadratkilometer | 
                0,3 – 0,4 Mio. Quadratkilometer | 
              
              
                | Südamerika | 
                9 Mio. Quadratkilometer | 
                6,6 Mio. Quadratkilometer | 
              
            
          
          Der größte Regenwald war 1990 mit 6,6 Millionen Quadratkilometern
            der tropische Regenwald im Amazonas-/Orinoco Becken (dazu kommt in
            Südamerika der einst 1 Mio. Quadratkilometer große und heute auf
            wenige Prozent davon geschrumpfte atlantische Küstenregenwald). Wie
            schnell verschwindet dieser größte Regenwald? Die Fläche schwankt
            von Jahr zu Jahr – in trockenen Jahren wird mehr Wald abgebrannt als
            in feuchten; die “offiziellen” Werte des brasilianischen “Instituto
            Nacional de Pesquisas Espaciais” liegen zwischen 9.000 und 30.000
            Quadratkilometern im Jahr. Fast ebenso hoch – nach manchen
            Schätzungen sogar höher – liegt die Rate in Indonesien. Weltweit
            wurden nach Angaben der  FAO von 1990 bis zum Jahr 2000 jedes Jahr im
            Durchschnitt 120.000 Quadratkilometer tropischer Regenwald
            vernichtet (und nicht zu vergessen: Dazu kommen jedes Jahr noch
            40.000 Quadratkilometer andere tropische Wälder, so dass insgesamt
            160.000 Quadratkilometer Tropenwald jedes Jahr vernichtet werden).
            Die Vernichtung dieser Wälder trägt auch wesentlich zum Klimawandel
            bei (mehr);
            sie sorgt dafür, dass Indonesien und Brasilien nach China und den
            USA den dritt- beziehungsweise viertgrößten Beitrag zum Klimawandel
            auf der Erde leisten. Dabei liegt Indonesien vor Brasilien, da hier
            besonders kohlenstoffreiche Torfwälder vernichtet werden, bei denen
            auch der Kohlenstoff aus dem Torfboden freigesetzt wird.
          Der Schutz der Tropenwälder ist zum Schutz des Klimawandels auch
            deshalb bedeutend, da nicht nur bei der Brandrodung viel Kohlenstoff
            freigesetzt werden, sondern durch die anschließende Nutzung der
            Fläche als Rinderweide (wie auf 80 Prozent der im Amazonasgebiet
            gerodeten Fläche) der Wald auch als 
              Kohlenstoffsenke verlorengeht – dadurch geht die Fähigkeit der
            Land-Ökosysteme zurück, Kohlenstoff zu binden.
          (Alle Zahlenangaben,
              wenn nicht anders angegeben, aus Stuart
                Pimm: The World According to Pimm) 
         
        
          Ebenfalls stark zurückgegangen sind andere tropische Ökosysteme,
            etwa die Mangroven, die Küsten vor Fluten schützen und Kinderstube
            vieler Fischarten sind – sie werden immer noch zu Garnelenfarmen
            umgewandelt.
          Wichtigste Ursache in den Meeren:
            Fischerei
          In Meeres-Ökosystemen ist vor allem die Fischerei für das
            Aussterben von Arten verantwortlich: Jährlich werden 86 Millionen
            Tonnen Fisch in den Meeren gefangen; dazu kommen noch geschätzte 30
            Millionen Tonnen Beifang, die in der Fangstatistik nicht auftauchen.
            Laut Weltfischerei-Report der Welternährungsorganisation FAO sind
            über drei Viertel aller Bestände überfischt oder bis an die Grenzen
            ausgebeutet; ein Viertel ist akut gefährdet. Zu den bedrohten
            Beständen gehören auch bekannte Arten wie der Kabeljau. Dank
            Grundschleppnetzen, die zudem Korallenriffe zerstören, werden auch
            Tiefseefische betroffen (Die
              Überfischung der Meere; siehe auch Eine
              kleine Geschichte des Walfangs).
          Weitere wichtige Ursachen
          Neben Zerstörung von Lebensräumen und Fischerei spielen die
            Ausbreitung fremder Arten, die einheimische Arten verdrängen (siehe
            
              Kasten); die Übernutzung natürlicher Ressourcen und chemische
            Belastung eine wichtige Rolle. Zur chemischen Belastung trägt mehr
            noch als Luft- und Wasserverschmutzung die Überdüngung (also wieder
            die Landwirtschaft) bei. Im Falle der Insekten spielt in vielen
            Fällen auch der Einsatz von Pestiziden eine Rolle, die nicht
            zwischen schädlichen und nützlichen Insekten unterscheiden können.
            In jüngster Zeit verstärkt auch der Klimawandel
            den Verlust an biologischer Vielfalt (siehe auch Gefährdung
              der biologischen Vielfalt durch den Klimawandel), er gilt zum
            Beispiel als Hauptursache für den Rückgang der tropischen Insekten
            (die besonders an ein stabiles Klima angepasst sind). In den
            Hotspots, Gebieten mit besonders hoher biologischer Vielfalt,
            könnten alleine durch den Klimawandel bis Mitte des Jahrhunderts ein
            Viertel aller Arten aussterben [1080]!
            Dabei können sich die verschiedenen Faktoren gegenseitig verstärken:
            konnten früher Organismen bei einem Klimawandel neue Lebensräume
            besiedeln, wird dies heute durch die Isolierung und Vernichtung von
            Lebensräumen erschwert – oft sind geeignete Lebensräume nicht zu
            erreichen, stattdessen leben die Arten in von menschlichen Kulturen
            oder Siedlungen umgebenen “Inseln”.
           
          Klimawandel und Artensterben
              verstärken sich gegenseitig:
            Der Klimawandel gefährdet die biologische Vielfalt (siehe Text
            oberhalb),
            und die wichtigsten Ursachen des Artensterbens wie die Vernichtung
            von
            Regenwäldern verstärken den Klimawandel, indem sie Kohlendioxid
            freisetzen und die Albedo der Erdoberfläche (hier)
            verändern. 
          Die Korallenriffe werden vor allem durch steigende Temperaturen
            geschädigt (Die
              Folgen des Klimawandels), durch Abernten und Fischen, durch
            Nährstoffeintrag und durch mechanische Zerstörung (auch durch
            Touristen).
         
        
           Die
              Folgen eingeschleppter Arten
          Der Mensch hat im Laufe seiner Geschichte auch viele Arten von
            einem Land zum anderen, von einem Kontinent zum anderen gebracht –
            nicht nur 
              Nutzpflanzen und 
            
              -tiere, sondern auch viele andere Arten, die meisten davon 
              unbeabsichtigt als Folge von Welthandel und Fernreisen.
            Ökologisch werden durch menschliche Aktivitäten bestehende
            geografische Isolierungen aufgehoben, die seit dem
            Auseinanderbrechen des Superkontinents Pangäa
            entstanden sind – eine Art Umkehrung der geologischen Geschichte.
            Lokal hat sich hierdurch die Artenvielfalt mitunter erhöht, aber
            unter Verlust lokaler Arten und mit der Folge einer globalen
            Angleichung und einem globalen Verlust an biologischer Vielfalt. In
            vielen Fällen sind gezielt eingeführte oder unabsichtlich
            eingeschleppte Arten (von den Biologen auch "Invasoren" genannt)
            heute selbstverständlicher Bestandteil unserer Umwelt: nichts zeigt
            dies in Deutschland besser als die aus Südamerika stammende
            Kartoffel.
          In manchen Fällen haben diese Arten aber auch große Schäden
            angerichtet, da ihnen im neuen Lebensraum natürliche Feinde fehlten
            und sie sich unkontrolliert ausbreiten konnten. So wurden 
              Wildkaninchen, ursprünglich als Jagdwild nach Australien
            gebracht, dort zur Landplage und zerstörten großflächig die
            Vegetation – nicht einmal die Errichtung des berühmten, 1.830
            Kilometer langen Kaninchenzauns quer durch Australien konnte ihr
            Vordringen aufhalten. In jüngster Zeit gerieten Riesenkröten
            (Agas, Bufo marinus), die zur Schädlingsbekämpfung auf
            Zuckerrohrfeldern aus Südamerika eingeführt worden, außer Kontrolle
            – sie fressen alle Arten von Kleintieren und vergiften Warane und
            Schlangen, wenn diese sie fressen. Inzwischen haben sie den gesamten
            Nordosten Australiens besiedelt. Wie stark Invasoren die biologische
            Vielfalt reduzieren können, zeigt die die Ende der 1950er Jahre auf
            Hawaii eingeführte Rosige Wollschnecke: sie frisst
            heimische Schnecken und hat dazu geführt, dass von den ehemals über
            700 teils sehr farbenfrohen einheimischen, nur auf Hawaii
            vorkommenden Schneckenarten fast neunzig Prozent ausgestorben sind.
            In den Großen Seen Nordamerikas haben sich die aus dem Schwarzen und
            Kaspischen Meer stammenden Wandermuscheln, die
            vermutlich mit Ballastwasser in Schiffen aus Europa in den
            St.-Lorenzstrom gelangten, zur Plage entwickelt: Sie entziehen den
            einheimischen Muscheln und Fischen die Nahrung und verstopfen die
            Bauwerke zur Kühl- und Trinkwassergewinnung; ihre Bekämpfung kostet
            jährlich 5 Milliarden Dollar.
          Aktuell sind die Amphibien – zu
            diesen gehören die Froschlurche (Frösche, Kröten, Unken),
            Schwanzlurche (Molche, Salamander) und die in den Tropen und
            Subtropen vorkommenden Schleichenlurche – die am stärksten vom
            Aussterben bedrohte Tierklasse der Erde. Dies liegt auch an einem
            Töpfchenpilz namens Batrachochytrium dendrobatidis, kurz
            BD oder Chytridpilz genannt. Dieser Pilz kommt
            natürlich auf Afrikanischen Krallenfröschen (denen er nicht schadet)
            vor; und diese wurden in den 1950er und 1960er Jahren weltweit
            verbreitet, da sie für Schwangerschaftstests verwendet wurden (die
            Injektion von Urin einer Schwangeren führt dazu, dass die Frösche
            ablaichen). Seit den 1980er Jahren gibt es eine weltweite
            BD-Epidemie, die zahlreiche Amphibienpopulationen zerstört und zum
            Verschwinden mehrerer Arten in freier Wildbahn geführt hat. Dass BD
            derart zerstörerisch wirkt, liegt vermutlich auch an einer
            Vorbelastung durch andere Faktoren, wie die Zerstörung von
            Lebensräumen und dem Klimawandel.
         
        
          Warum uns die Artenvielfalt interessieren
            muss
          Biologische Vielfalt ist die Grundlage für die Dienstleistungen
              des Ökosystems Erde, von denen wir alle leben: 
          
            - Pflanzen versorgen uns mit Sauerstoff,
              Nährstoffen und Energie (unsere gesamte Ernährung beruht auf der
              Leistung von Pflanzen, und sei es in der Form von Tierfutter), sie
              liefern “nachwachsende Rohstoffe” und viele Heilmittel beruhen auf
              Wirkstoffen, deren Vorbild aus der Natur stammt (so beruht Aspirin
              aus einem Wirkstoff aus Weidenrinde);
             
            - Wälder regulieren das Klima und speichern das
              Treibhausgas Kohlendioxid, sie filtern und speichern Wasser (und
              schützen so beispielsweise vor Erosion und Hochwasser), sie
              liefern den Baustoff Holz und den Energieträger Brennholz und
              geschätzte (Nah-) Erholungsräume;
             
            - Nutztiere geben uns ihre Arbeitskraft und
              liefern Fleisch, Wolle, Milch ...;
             
            - Insekten bestäuben (Hummeln, Bienen, ...) rund
              drei Viertel aller Blütenpflanzen (darunter unsere Obstbäume),
              sind Futter für viele Süßwasserfische, Reptilien, Vögel und sogar
              einige Säugetiere (Ameisenbär, ...), helfen bei der Zersetzung
              organischer Abfälle (Mistkäfer, Termiten), verbessern in heißen
              und trockenen Klimaten den Boden (Termiten, Ameisen) und bekämpfen
              als Nutzinsekten Schädlinge (womit sie den Pestizideinsatz in
              Landwirtschaft und Gartenbau verringern) (in den USA wurde 2006
              der finanzielle Wert alleine der "Ökosystem-Dienstleistungen" der
              Insekten auf 57 Milliarden US-Dollar jährlich geschätzt [1014];
             
            - Mikroorganismen zersetzen unsere Abfälle und
              führen deren Mineralien in den Kreislauf zurück, sie reinigen
              unsere Flüsse und Gewässer;
             
            - Landschaften und die in ihnen lebenden Tiere,
              Pflanzen und Völker stellen einen ethischen und ästhetischen Wert
              dar, der sie beispielsweise zu Urlaubszielen macht.
 
          
          Niemand weiß, ob die Ökosysteme diese Dienstleistungen auch dann
            noch erbringen können, wenn 30 bis 50 Prozent der Arten
            ausgestorben sind oder ab wann die Systeme in ihrer
            Leistungsfähigkeit spürbar eingeschränkt werden. Wir wissen, das
            einfache Ökosysteme anfälliger sind (das beste Beispiel ist die
            Landwirtschaft – wenige Arten steigern die Wahrscheinlichkeit von
            Schädlings- und Krankheitsepidemien). Die Bestandteile eines
            Ökosystems mögen ähnliche Rollen spielen, aber verschiedene
            Umweltbedingungen begünstigen mal dieses und mal jenes Element.
            Vielfältige Ökosysteme sind daher flexibler und anpassungsfähiger.
            Ein Verlust an biologischer Vielfalt führt dazu, dass Ökosysteme mit
            Änderungen schlechter zurechtkommen; und da niemand weiß, welche
            Änderungen die Zukunft bringt, kann auch niemand wissen, welche
            Flexibilität der Ökosysteme wir noch brauchen. Niemand weiß auch,
            welche unbekannten Heilmittel oder sonst nutzbaren Chemikalien in
            wenig untersuchten oder gar unbekannten Arten noch stecken mögen.
            Wenn wir Ökosysteme oder ihre Bestandteile (Arten, Populationen,
            genetische Vielfalt) vernichten, beeinträchtigen wir auch ihre
            Fähigkeiten, für uns nützliche Dienstleistungen zu erbringen. Es
            ist, als wenn wir Teile aus einem Auto ausbauen und wegschmeißen,
            deren Bedeutung wir nicht kennen.
          Dabei geht es nicht nur um Arten, die wir zu verlieren drohen,
            sondern um alle Ebenen der Biodiversität:
          
          
            
              
                | Genetische Vielfalt | 
                Voraussetzung für die Anpassung der Lebewesen an sich
                  verändernde Umweltbedingungen, Widerstandsfähigkeit gegen
                  Krankheitserreger, etc.  | 
              
              
                | Von einer Art besiedeltes Areal
                  (Populationen) | 
                Lokale Populationen können den Erhalt der genetischen
                  Vielfalt sichern und den Beitrag der Art zu den
                  Dienstleistungen der Ökosysteme gewährleisten.  | 
              
              
                | Arten | 
                  Die Dienstleistungen der Ökosysteme werden
                    wesentlich durch die in ihnen vorkommenden Arten erbracht. | 
              
              
                | Ökosysteme | 
                Eine Vielzahl von Ökosystemen sichert eine Vielzahl
                  verschiedener Dienstleistungen. | 
              
            
          
          Die Vernichtung biologischer Vielfalt ist nicht rückgängig zu
            machen. Schon die Vorsorge würde es daher erfordern, die
            Biodiversität zu schützen. Was die Diversität angeht, hat die
            Zoological Society London im Jahr 2007 ein System vorgeschlagen, mit
            dem man die Bedeutung gefährdeter Arten bewerten kann: den EDGE-Score.
            Er errechnet sich aus der biologischen Besonderheit (ED steht für evolutionary
              distinct) der Art und ihrer globalen Gefährdung (GE steht für
            globally endangered), die aus den roten Listen entnommen
            wird. Weitere Informationen hierzu: www.edgeofexistence.org.
          Weitere Informationen zum Thema:
          Die
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          Rote Liste der
            Weltnaturschutzorganisation >> IUCN
            (International Union for
              Conservation of Nature and Natural Resources)
            [englischsprachig]
           
              Hotspots (Conservation International) – Ausführliche
            Informationen zu den Hotspots
            des Artenschutzes (englischsprachig) 
          Bundesamt für Naturschutz:
            Biologische Vielfalt
            und
            Rote Listen in
              Deutschland
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            Ökosystem Erde