Küstenschutz
Die Küsten leiden zum einen unter dem künftig ansteigenden
Meeresspiegel, zum anderen unter den mit heftigeren Stürmen
verbundenen stärkeren Sturmfluten. Auch heftigere Niederschläge
können Folgen haben, etwa eine bessere Entwässerung niedrig
liegender Marschgebiete erfordern. Andererseits bestehen teils
jahrhundertelange Erfahrungen im Küstenschutz - Länder wie die
Niederlande wurden ja teilweise dem Meer abgetrotzt. Auf diesen
Erfahrungen kann aufgebaut werden. Die Küste kann zum einen durch
technische Maßnahmen gesichert werden: Deiche und Schutzbauwerke
können erhöht werden, Strände und andere Flächen vor dem Deich
können aufgespült werden, eine zweite Deichlinie kann angelegt
werden. Zum anderen kann die Infrastruktur hinter dem Deich an die
steigende Gefahr von Überflutungen angepasst werden; und müssen die
Bewohner durch verbesserte Warn- und Evakuierungssysteme bei
Sturmfluten geschützt werden. In vielen Fällen sind die Kosten für
diese Maßnahmen aber so hoch, dass eine dritte Alternative zum Zug
kommen dürfte: Der Rückzug aus überschwemmungsgefährdeten Bereichen.
Neben den Kosten besteht auch die Gefahr, dass durch neue Deiche und
Schutzbauten Küstenökosysteme wie Salzmarschen und Mangroven
geschädigt werden, die ihrerseits Teil des “natürlichen
Küstenschutzes” sind.
Für reiche Länder ist der Küstenschutz auch in den nächsten 200
Jahren machbar. Im Jahr 2008 hat etwa die “Deltakommission”
Empfehlungen für das Hochwassermanagement in den Niederlanden
vorgelegt, wo die Regierung von einem Anstieg des Meeresspiegels bis
2100 um 1,30 Meter ausgeht. Auch hier wird eine Mischung aus
Sperrwerken und Dünenschutz vorgeschlagen, aber auch die Räumung
bestimmter Flächen, um “Platz fürs Wasser” zu schaffen. Die Kosten
für die vorgeschlagenen Maßnahmen – die auch den Hochwasserschutz an
Flüssen einschließen, siehe >> hier
– belaufen sich auf 1,2 bis 1,8 Milliarden Euro pro Jahr, etwa 0,25
Prozent des niederländischen Bruttosozialprodukts. Anders sieht dies
bei vielen armen Ländern aus: Erstens können sie nicht wie die
Niederländer auf einem hohen Standard des Küstenschutzes aufbauen,
zweitens bedeuten Summen wie in den Niederlanden dort schnell
zweistellige Prozentanteile am Bruttosozialprodukt. Eine
zuverlässige Schätzung für die globalen Kosten des Küstenschutzes
gibt es nicht (die UN schätzte im Jahr 2007 13 Milliarden Dollar pro
Jahr, was angesichts der niederländischen Zahlen mit Sicherheit zu
niedrig ist); absehbar ist aber, dass viele Länder weder finanziell
noch organisatorisch in der Lage sind, ihre Küsten angemessen zu
sichern. Dazu kommt, dass all diese Maßnahmen nicht gegen weitere
Gefährdungen der Küste helfen, die mit dem Klimawandel verbunden
sind, wie dem Absterben der Korallenriffe und der Mangrovenwälder,
die ihrerseits die Gefährdung der Küste durch Sturmfluten erhöhen
werden. Dazu kommt eine weitere Gefährdung dadurch, dass viele
Küstenstädte durch ihr eigenes Gewicht absinken, wodurch die Gefahr
von Überschwemmungen auch ohne Anstieg des Meeresspiegels steigt.
>> Die
Ruhe vor dem Sturm (Die Diskussion um den Küstenschutz in
Deutschland, zeit-online).
Landwirtschaft
Die Erträge in der Landwirtschaft werden ohne Anpassungsmaßnahmen insbesondere in Australien, Indien und Teilen Afrikas vor allem unter Hitze und Trockenheit, aber auch unter Überschwemmungen leiden; und dies zu einer Zeit, in der bereits eine Milliarde Menschen hungern und eine steigende Bevölkerung zu versorgen ist (>> hier). Anpassung an den Klimawandel kann die individuelle Anpassung von Aussaat- und Erntezeiten, den Anbau anderer, hitze- und trockenheitsresistener Sorten oder anderer Feldfrüchte/Futterpflanzen bzw. die Aufzucht anderer Tierarten bedeuten, kann aber auch den überregionalen Ausbau etwa von Bewässerungssystemen meinen. Untersuchungen zeigen, dass alleine die Anpassung von Bewässerungssystemen an zunehmende Trockenheit ohne Maßnahmen gegen den Klimawandel 24 bis 27 Milliarden Dollar im Jahr kosten würde. Auch die Zucht neuer hitze- und trockenheitsresistenter Sorten kostet viel Geld (zuverlässige globale Studien hierzu gibt es nicht). Fraglich ist, inwieweit Anpassungsmaßnahmen Ernteausfälle verhindern können - selbst in reichen Ländern wie Australien ist unsicher, ob etwa der Weizenanbau im heutigen Umfang erhalten bleiben kann. Global stehen nach Schätzungen der Weltbank für Anpassungsmaßnahmen in der Landwirtschaft (einschließlich Forstwirtschaft und Fischerei) in armen Ländern heute 150 bis 300 Millionen Dollar pro Jahr zur Verfügung - dass diese Summe nicht ausreicht, ist dagegen sicher. Dabei könnten Investitionen in die Landwirtschaft nicht nur helfen, zukünftige Erträge zu sichern, sondern etwa über Kohlenstoffspeicherung auch dazu beitragen, die Klimawandel zu mildern (>> hier).
Forstwirtschaft und Fischerei
Die Anpassung in der Forstwirtschaft ähnelt der in der Landwirtschaft; neben dem Anbau anderer, hitze- und trockenheitsresistenter Arten wird vor allem die bessere Bekämpfung der mit dem Klimawandel zunehmenden Waldbrände wichtig werden. Die Fischerei wird sich an andere Arten gewöhnen müssen, wenn Fische aufgrund der Erwärmung in andere Gewässer ziehen.
Wasserversorgung und Hochwasserschutz
Zunehmende Trockenheit hier und zunehmende Unwetter dort stellen
nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch die Wasserversorgung und
den Hochwasserschutz vor neue Herausforderungen: Neue Stauseen,
Anlagen zur Grundwassergewinnung und zur Meerwasserentsalzung werden
ebenso nötig werden wie die effizientere Nutzung von Trinkwasser und
den Transport von Wasser von Überschuss- in Mangelgebiete und Deiche
an Flüssen oder Rückhaltebecken und “Auslaufflächen” für Hochwasser.
In den Niederlanden – deren
Maßnahmen zum Küstenschutz bereits oben kurz skizziert wurden –
bereitet etwa die Aussicht auf häufigere Starkregen den Fachleuten
viel mehr Kopfzerbrechen als der Anstieg der Meeresspiegel: An Rhein
und Maas sollen den Flüssen 500.000 Hektar Land (ungefähr die
doppelte Fläche des Saarlandes) als Überschwemmungsgebiet
zurückgegeben werden, um so die Überschwemmungsgefahr für die Städte
bei Hochwasser zu verringern. Einst dem Meer abgetrotzte Polder
sollen wieder geflutet werden und können so gleichzeitig als
Wasserspeicher für Trockenzeiten dienen. Die Niederlande
experimentieren auch mit Häusern und Treibhäusern, die auf solchen
Binnenseen schwimmen können und daher von verändertem Wasserspiegel
nicht betroffen sind.
Die Studie des UN-Klimasekretariats berechnete die jährlichen
Mehrkosten alleine für die Wasserversorgung auf 11 Milliarden
Dollar, die iied-Studie von 2009 hält die Schätzung nach heutigem
Wissensstand für (wahrscheinlich deutlich) zu niedrig, zumal der
notwendige besser Hochwasserschutz nicht berücksichtigt wurde.
Allein für das Huang-Ho-Becken in China wurden die Zusatzkosten für
die Wasserversorgung im Jahr 2040 mit 500 Millionen Dollar pro Jahr
errechnet, die Kosten für den Hochwasserschutz wurden beispielsweise
für England und Wales auf 1 Milliarde Britische Pfund pro Jahr
geschätzt. Dazu kommt, dass alle Anpassungsmaßnahmen keine
ausreichende Wasserversorgung werden sicherstellen können, worunter
vor allem die Landwirtschaft (siehe oben) als Hauptverbraucher
leiden dürfte.
Menschliche Gesundheit
Neben Hitzewellen führen vor allem sich ausbreitende Krankheitserreger wie Malaria übertragende Mücken zu gesundheitlichen Folgen des Klimawandels, daneben können auch durch den Klimawandel ausgelöste Flüchtlingswellen zu Krankheiten führen. Die Folgen könnten zu einem Teil durch funktionierende Gesundheitssysteme aufgefangen werden - aber in vielen Ländern gibt es diese heute nicht. Die UN-Studie beziffert die Kosten für Maßnahmen gegen klimabedingte Durchfallerkrankungen, Unterernährung und Malaria auf 4 bis 5 Milliarden Dollar pro Jahr. Alleine durch die Beschränkung auf drei Krankheitskomplexe werden die Kosten höher liegen, eine umfassendere globale Untersuchung gibt es aber nicht.
Natürliche Ökosysteme
Die naturnahen Ökosysteme der Erde sind ohnehin durch die Aktivitäten des Menschen schwer beeinträchtigt, der Klimawandel kann dieses Fass zum Überlaufen bringen. Die Anpassungsstrategien umfassen vor allem einen besseren Schutz vor anderen Faktoren, und eine Vernetzung von Lebensräumen, um Arten ein Ausweichen zu erlauben. Ein Überleben bedrohter Arten in künstlichen Lebensräumen, wie zoologischen und botanischen Gärten, wird nur für wenige Arten möglich sein. Die nötigen Maßnahmen werden laut UN-Studie zukünftig 12 bis 22 Milliarden Dollar im Jahr betragen (zusätzlich zu den aktuell pro Jahr für den Schutz naturnaher Ökosysteme ausgegebenen ca. 7 Milliarden Dollar).