Das globale Ökosystem
Der große Luftozean
Die Atmosphäre
Der englische Naturforscher Alfred Russel Wallace hat die Atmosphäre Anfang des 20. Jahrhunderts als “großen Luftozean” bezeichnet, und es ist bis heute die anschaulichste Beschreibung der durchsichtigen Gashülle, die den Planeten Erde umgibt. Die Luft trägt entscheidend dazu bei, dass es auf der Erde Leben gibt und verbindet alle Teilsysteme des Ökosystems Erde; Gase wie Sauerstoff und Kohlendioxid sind Teil des Stoffwechsels des Lebens.
Die Erdatmosphäre: eine
dünne Gashülle, die aus dem
Weltraum kaum erkennbar ist (hier über dem Indischen
Ozean). Foto: NASA
Atmosphären finden sich auf allen Planeten, deren Schwerkraft ausreicht, Gase festzuhalten. (Wo die Schwerkraft nicht ausreicht, entweichen die Gase in den Weltraum.) Aber die Atmosphäre auf der Erde ist etwas besonderes: Sie befindet sich nicht in einem chemischen Gleichgewicht und spiegelt damit die Existenz von Leben auf der Erde wieder - seit es Leben gibt, verändert dieses die Atmosphäre (siehe >> hier). Das wichtigste Beispiel dafür ist der Sauerstoffgehalt der Luft: Ohne ständigen Nachschub durch Pflanzen würde der chemisch sehr reaktive Sauerstoff sich mit anderen Substanzen verbinden und schnell aus der Atmosphäre verschwinden. (Aus diesem Grund sucht man bei der Suche nach außerirdischem Leben auch nach Sauerstoff in Atmosphären anderer Planeten, >> Die Suche nach außerirdischem Leben.)
Die Zusammensetzung der Luft
Die ursprüngliche Erdatmosphäre (mehr dazu >> hier) stammte aus Ausgasungen aus dem Erdmantel – und war fast frei von Sauerstoff. Als die entstehende Erde soweit abkühlte, dass Wasserdampf aus dieser Atmosphäre kondensierte, bildeten sich schließlich die ersten Meere. In ihnen entstand möglicherweise das erste Leben (mehr dazu >> hier), hier begannen Organismen mit der Erzeugung von Sauerstoff (>> Die Entwicklung des Lebens). Vor 400 Millionen Jahren reichte der Sauerstoffgehalt der Luft, um atmenden Landtieren das Überleben zu erlauben. Heute besteht die Atmosphäre zu 78,1 Prozent aus Stickstoff, zu 20,9 Prozent aus Sauerstoff und zu 0,9 Prozent aus Argon; den kleinen Rest machen Tausende von „Spurengasen“ aus. Trotzt ihrer kleinen Menge können auch diese eine wichtige Rolle spielen; so ist das Spurengas Kohlendioxid ein wichtiges Treibhausgas, durch das die Erde eine Temperatur hat, die für das Leben notwendig ist (>> Das Klima der Erde).
Entwicklung der Erdatmosphäre über die Erdgeschichte. Die Zeit seit dem Kambrium ist detaillierter dargestellt. Abb. nach >> Glaubrecht et al.
Mit den Gasen in der Atmosphäre (der “trockenen Luft”) mischt sich Wasserdampf; seine Konzentration in der Luft kann zwischen 0 und 4 Prozent liegen; durchschnittlich sind es etwa 0,25 Prozent. Wasserdampf hat ebenfalls einen Treibhauseffekt, vor allem aber beeinflussen die aus Wasserdampf bestehenden Wolken die Strahlungsbilanz der Erde (>> Das Klima der Erde). Bei der Bildung von Wolken spielen auch Partikel (kleine Staubkörner) eine wichtige Rolle: an ihnen kondensiert der Wasserdampf. Solche Partikel sind etwa Seesalz, Mineralien der Erdkruste, Ammoniumverbindungen, Sulfat und viele andere.
Die Schichtung der Atmosphäre
Die Atmosphäre ist am Erdboden am dichtesten und wird nach oben hin immer dünner; sie geht fließend, ohne feste Grenze, in den Weltraum über. Die Atmosphäre ist nach ihrem Temperaturverlauf in Schichten eingeteilt. In der untersten Schicht, der Troposphäre, sind 90 Prozent der gesamten Luft und fast der gesamte Wasserdampf enthalten. Die Troposphäre ist an den Polen 8 Kilometer und in den Tropen gut 15 Kilometer dick. Nur im unteren Teil der Troposphäre ist für Menschen genug Sauerstoff zum Atmen vorhanden; in ihr spielt sich das Leben des Menschen und das Wettergeschehen ab: Hier wehen Winde, und hier breiten sich Wolken aus. Da die Troposphäre im Wesentlichen von der Erdoberfläche erwärmt wird, wird es in ihr nach oben hin immer kälter (um etwa 6,5 °C pro Kilometer), am oberen Ende kann es bis zu -55 °C kalt werden.
In der Troposphäre spielt sich
das Leben
des Menschen und das Wetter ab.
Die Hauptschichten und der Temperaturverlauf in der Atmosphäre.
Die Troposphäre gestaltet das Klima der Erde
Energielieferant der Erde ist die Sonne; die Verteilung des durch die Sonnenstrahlung verdunsteten Wassers und zu einem großen Teil auch der Sonnenwärme über die Erde wird von den Winden in der Troposphäre geleistet: Damit gestaltet diese ganz wesentlich das Klima der Erde (im Detail ist dies auf der Seite >> Das Klima der Erde beschrieben).
Verteidigungslinien gegen Angriffe aus dem Weltall
In der Stratosphäre wird es wieder wärmer, da hier Ozon die kurzwellige Sonnenstrahlung absorbiert und sich dabei erwärmt. In dieser Ozonschicht sind ca. fünf Milliarden Tonnen Ozon verteilt, die die energiereiche ultraviolette Strahlung der Sonne abfangen. Nur die vergleichsweise energiearmen UV-A-Strahlen erreichen die Erdoberfläche; die energiereiche UV-B und UV-C-Strahlung wird abgefangen. Dabei wird Ozon in ein normales Sauerstoffmolekül und ein Sauerstoffatom zerlegt; beim Zusammentreffen eines Sauerstoffmoleküls und eines Sauerstoffatoms entsteht wieder Ozon, so dass diese Schutzschicht dabei erhalten bleibt. (Sie kann aber durch bestimmte Chemikalien wie FCKWs zerstört werden: siehe >> Das Ozonloch.)
In der Mesosphäre wird es dann erneut kälter, die Temperaturen sinken auf -110 °C. Zum Glück: In den kalten Regionen am oberen Ende der Troposphäre und der Mesosphäre friert Wasser aus. Die schweren Eiskristalle fallen zur Erde zurück - ohne dieses Ausfrieren würde der Wasserdampf weiter aufsteigen und schließlich in der Thermosphäre durch energiereiche Sonnenstrahlung zerlegt. Der dabei freigesetzte Wasserstoff würde ins Weltall entweichen - die Erde hätte längst kein Wasser mehr. Die oberste Schicht, die Thermosphäre, absorbiert energiereiche kosmische Strahlung (mehr >> hier), daher werden dort sehr hohe Temperaturen erreicht. (Der obere Bereich der Mesosphäre und die Thermosphäre werden auch als Ionosphäre bezeichnet, da bei der Absorption der kosmischen Strahlung Ionen und Elektronen entstehen - hier wandern daher elektrische Ströme um die Erde. Durch die Mesosphäre ziehen sich zudem leuchtende elektrische Entladungen, die in “umgekehrter” Richtung von Gewitterwolken in die Höhe schießen.)
(Außerhalb der Atmosphäre gibt es noch eine weitere Verteidigungslinie: Die Magnetosphäre, die vom Erdmagnetfeld gebildet wird und den energiereichen Teilchenstrom von der Sonne um die Erde leitet, mehr >> hier.)
Die Atmosphäre im >> Konzert der Sphären
Der Stickstoff der Luft liegt zum größten Teil als reiner, molekularer Stickstoff vor; 99 Prozent des gesamten Stickstoffs auf der Erde finden sich in der Atmosphäre. Molekularer Stickstoff ist nicht sehr reaktiv; er wird nur bei Gewittern, in Vulkanen und von einigen Mikroorganismen chemisch gebunden und damit für die Biosphäre nutzbar gemacht. Der einmal gebundene Stickstoff wird dann in einem Stickstoffkreislauf der Biosphäre immer wieder recycelt; dieser Kreislauf wird über die Atmosphäre geschlossen: Destruenten setzen Ammoniumverbindungen frei, die sich in der Atmosphäre finden und von dort mit Niederschlägen ausgewaschen werden, so dass sie den Primärproduzenten wieder als Dünger dienen.
Beim Sauerstoff ist die Bindung mit der Biosphäre viel direkter: Er entsteht bei der Fotosynthese der Pflanzen (>> Das Leben) und wird von allen atmenden Lebewesen für die Verbrennung von Nährstoffen verbraucht; über die Bildung von Kalziumcarbonat und Eisenoxyden steht dieser Kreislauf auch mit der Lithosphäre in Verbindung. Aus dem Luftsauerstoff entsteht auch das Ozon der stratosphärischen Ozonschicht.