Buchbesprechung

George Monbiot: Hitze

Wie wir verhindern, dass sich die Erde weiter aufheizt und unbewohnbar wird

Um die schlimmsten Folgen des >> Klimawandels noch zu stoppen, muss die Erwärmung der Erde auf 2 °C beschränkt werden. Dazu müssen wir unsere Emissionen an Treibhausgasen um 90 Prozent reduzieren (mehr dazu >> hier).

Geht das überhaupt? Und wie sähe unser Leben dann aus? Über diese Fragen hat der britische Journalist George Monbiot in seinem Buch “Hitze” nachgedacht, das jetzt auch in deutscher Übersetzung erhältlich ist. Monbiot untersucht die wichtigsten Bereiche unseres Lebens und stellt jeweils die Frage, wie der Ausstoß an Kohlendioxid auf ein Zehntel reduziert werden kann. Die Antworten sind nicht ganz einfach, aber meistens findet er sie. So können z.B. neue Häuser als Passivhäuser gebaut werden, die nur noch 1,5 Liter Heizöl pro m² Wohnfläche im Jahr verbrauchen – bzw. die entsprechende Energiemenge, denn eine Heizung wäre nicht mehr nötig. Alte Häuser müssten ebenfalls gut isoliert werden, und statt einer Heizung hätten sie ein Mini-Kraftwerk zur Stromerzeugung im Keller; heizen würden sie mit der heute meist ungenutzt verpuffenden Abwärme der Stromerzeugung.

Oder der Verkehr: Wir müssten viel mehr Busse und Bahnen fahren, wofür diese attraktiver gemacht werden müssten. Grüne Ampeln für Busse und Taktzeiten von 3 Minuten auf den Hauptstrecken wären nötig – man müsste dann gar keinen Fahrplan mehr kennen, sondern könnte einfach zum (Bus-)Bahnhof gehen. Das Autos behielte eine Rolle vor allem auf dem Land, müsste aber erheblich sparsamer sein als heute –  wie Monbiot zeigt, kein technisches, wohl aber ein psychologisches Problem; schließlich verkörpert das Auto ganz andere Dinge als ein reines Transportmittel.

Ebenso ist der Rückgang an Treibhausgasen im Handel und in der Industrie möglich, die Monbiot am Beispiel der Zementindustrie untersucht. Unser Leben würde sich in vielem ändern, aber es wäre nicht unbedingt schlechter. Nur gute Nachrichten also? Nein: Gescheitert ist Monbiot beim Flugverkehr. Hier ist der Rückgang an Emissionen nur durch eine Reduzierung der Flüge zu erreichen. Keine Fernreisen mehr in Zukunft – der Klimawandel wird uns schon Opfer abverlangen. Aber andererseits: Wirklich überlebensnotwendig sind Fernreisen nicht. Und sind sie verhungerte Äthiopier oder ertrunkene Menschen in Bangladesh wert? Anderseits: Wie ist es vorstellbar, dass die reichen Menschen freiwillig zugunsten der Ärmsten dieser Welt die notwendigen Opfer bringen.

Monbiots Vorschlag: Die Emissionen an Kohlendioxid müssen rationiert werden. Dieses geht über den Energiepreis: Wer seinen Anteil überschreitet, könnte sich Emissionsrechte von anderen kaufen – die bei der angestrebten Reduzierung aber sehr, sehr teuer wären. Immerhin wäre dieser Weg gerecht: Jeder Mensch hätte die gleichen Emissionsrechte, und die könnte er nutzen oder aber verkaufen. Monbiot gesteht aber auch zu, dass kaum eine Massenbewegung hierzu zu erwarten ist – bisher hat es keine Revolution auf der Welt gegeben, um auf etwas verzichten zu müssen.

Wie die Maßnahmen umgesetzt werden, bleibt also abzuwarten. Aber da sind wir natürlich alle gefragt, nicht nur ein Buchautor. Ein großer Verdienst des Buches ist es jedenfalls, unter dem Gesichtspunkt Klimawandel einen nachhaltigen Lebensstil erstmals nachvollziehbar skizziert zu haben. Es legt eine Basis, von der aus man weiterdenken kann.

George Monbiot: Hitze. Riemann Verlag, München 2007; 416 S., 19,00 €.
(Diese Buchbesprechung erschien bereits im Jahr 2006 als Besprechung der englischsprachigen Originalfassung)

Siehe auch: >> Staud / Reimer: Wir Klimaretter

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© Jürgen Paeger 2006 – 2007

Buchcover George Monbiot: Hitze
George Monbiot: Hitze. Wie wir verhindern, dass sich die Erde weiter aufheizt und unbewohnbar wird. Riemann Verlag, München 2007;
416 S., 19,00 €.

Das Buch in Kürze: Stellt dar, welche Maßnahmen zu einem Rückgang der Kohlendioxid-Emissionen um 90 Prozent führen würden.