Buchbesprechung

Rahmstorf & Schellnhuber:
Der Klimawandel

Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung ist das führende deutsche Klimaforschungsinstitut, und Stefan Rahmstorf und Hans Joachim Schellnhuber sind dort zwei führende Mitarbeiter – Schellnhuber ist Gründer und Direktor des Instituts. Sie haben jetzt in der Reihe C.H. Beck Wissen ein kleines Büchlein über den Klimawandel vorgelegt, der als umfassende Einführung und Überblick für interessierte Nicht-Fachleute das beste Buch zum Thema derzeit auf dem Markt ist – zumal das Buch tatsächlich verständlich und nicht teuer ist.

Zwar hat das Buch nicht die mitreißende Sprachgewalt wie etwa Tim Flannerys „Wir Wettermacher“, ist aber auch keineswegs trocken zu lesen: die Kraft der Fakten zieht den Leser mit. Rahmstorf und Schellnhuber fangen mit der Klimageschichte an: Sie zeigen, was wir heute über frühere Klimaänderungen wissen, wie gut wir diese inzwischen verstehen und wie dieses dabei hilft, die Folgen der Eingriffe des Menschen in das Klimasystem zu berechnen. Dann beschreiben sie die Zunahme der Treibhausgase durch menschliche Aktivitäten und welche messbaren Folgen diese heute schon haben. Vor allem aber zeigen sie, dass die Schätzungen der Wissenschaft über die Folgen für die Zukunft von der ersten Schätzung in der 1970er Jahren bis heute alle in die selbe Richtung gehen: Die ursprüngliche Annahme, dass eine Verdoppelung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre zu einer Temperaturzunahme von 1,5 bis 4,5 °C führen würde, ist präzisiert worden: Heute geht man von einer Temperaturzunahme auf 3 ± 1 °C (also von einer Spanne von 2 bis 4 °C) aus. Hierüber herrscht unter den Klimaforschern längst große Einigkeit – anders als in der Öffentlichkeit manchmal dargestellt. Auch dieser anderen Darstellung widmet das Buch ein kurzes Kapitel; Rahmstorf und Schellnhuber vermuten falsch verstandene Ausgewogenheit dahinter. Als Abhilfe geben sie Tipps, wie interessierte Laien an zuverlässige Informationen kommen.

Im Kapitel über die Lösung des Klimaproblems stellen die Autoren die gegenwärtig diskutierten Strategien vor und lassen keinen Zweifel, welche sie für die eigentlich einzig geeignete halten: eine konsequente Energiewende zur Nachhaltigkeit, wie etwa sie der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen im Jahr 2003 vorgeschlagen hat – massive Effizienzsteigerungen und Ersatz fossiler durch erneuerbare Energien, ergänzt durch geologische Kohlenstoffspeicherung. Sie sind nicht blauäugig und wissen, dass diese Strategie erfordert, dass die Politik in großem Stil handelt, die Wirtschaft in kühner Weise investiert und die Gesellschaft entschlossen an einer neuen industriellen Revolution mitwirkt. Die Kosten seien aber viel niedriger als oftmals angenommen, da ältere Schätzungen den Effekt des „induzierten Fortschritts“ (hat eine Entwicklung erst einmal begonnen, sorgen die Märkte selbst für Kostensenkungen) nicht berücksichtigen; vor allem aber – sie sind viel niedriger als die Folgekosten des Nichtstuns. Ermutigende Anfänge gibt es bereits (übrigens auch in den USA, mit Arnold Schwarzenegger in seiner neuen Rolle als „CO2-Terminator“), einige davon werden vorgestellt. Und so macht das Buch, wie auch das von Tim Flannery, ganz am Ende Mut: das Schlimmste ist noch zu verhindern; wie, das ist hier besser dargestellt.

Rahmstorf, Stefan und Schellnhuber, Hans Joachim: Der Klimawandel. Verlag C.H. Beck, München 2006; 144 S., 7,90 Euro.
(Anmerkung: 2019 ist die 9. Auflage dieses Buches erschienen, sie kostet 9,95 Euro.)

Siehe auch:
Der Autor Stefan Rahmstorf stellt auf seiner Webseite beim Potsdam-Institut weitere Artikel und Diskussionsbeiträge zur Verfügung (www.pik-potsdam.de/~stefan/); er betreibt zudem den Blog Klimalounge.

Zurück zu:
>> Literatur

© Jürgen Paeger 2007 – 2019

Buchcover Rahmstorf/Schellnhuber: Der Klimawandel
Rahmstorf, Stefan & Schellnhuber, Hans- Joachim: Der Klimawandel. Verlag C.H. Beck, München 9. Aufl. 2019; 144 S.,
9,95 €.

Das Buch in Kürze:
Verständlicher Überblick über den Klimawandel: Klimageschichte, Klima- wandel durch den Menschen, Folgen des Klimawandels, Öffentliche Diskussion, Lösungsstrategien.