Globale Themen

Foto des Kanchenjunga im Himalaya; Foto: Markus Mauthe
Selbst die entlegensten Ökosysteme - hier der Kanchenjunga im Himalaya - werden heute durch globale Veränderungen betroffen; im Himalaya etwa lässt der Klimawandel die Gletscher schmelzen. Das Schmelzwasser der Gletscher des Himalaya speist aber die großen Flüsse Asiens: Indus, Ganges, Brahmaputra und Mekong. Schmelzende Gletscher bedeuten zuerst Flutgefahr, und später Wassermangel. In Asien könnte dies ein Zehntel der Menschheit treffen. © Foto: Markus Mauthe/Greenpeace.

Zu den Themen, die in unserem Buch immer wieder als Ursache der Gefährdung von Ökosystemen auftauchen, gehört der Klimawandel. Dieser wiederum, soviel ist heute klar, wird maßgeblich vom Menschen verursacht - und ganz wesentlich durch die Verbrennung fossiler (kohlenstoffhaltiger) Brennstoffe. Die Energiewende - der Umbau unseres Energiesystems auf effiziente Energienutzung und erneuerbare Energiequellen - ist daher ein wesentlicher Beitrag auch zum Schutz der Naturwunder dieser Erde.

Weitere Informationen:
Der Klimawandel
Die Energiewende

Aktuelle Nachrichten

23.03.2014 - Europa uneinig über künftige Klima- und Energiepolitik
22.03.2014 - Energiewende in Gefahr? - EEG 2014
30.01.2014 - Aktueller Klimabericht des IPCC

Europa uneinig über künftige Energie- und Klimapolitik

Die Regierungschefs der EU haben am 21.3.2014 die Entscheidung über die künftige EU-Klima- und Energiepolitik auf den Oktober vertagt. Es ging um das Paket, das auf das aktuelle 20-20-20 Ziel der EU (bis 2020 gegenüber 1990 20 Prozent weniger Treibhausgase produzieren, 20 Prozent bessere Energieeffizienz und 20 Prozent Anteil erneuerbare Energien) folgen soll. Die EU-Kommission hatte vorgeschlagen, bis 2030 den Ausstoß an Treibhausgasen um 40 Prozent zu reduzieren und den Anteil erneuerbarer Energien auf 27 Prozent zu steigern. Das ist wenig ambitioniert (Umweltverbände fordern 55 Prozent weniger Treibhausgase, 45 Prozent erneuerbare Energien und 40 Prozent bessere Energieeffizienz), aber vor allem die von Kohle abhängigen Staaten Osteuropas haben sich gegen diesen Vorschlag gewehrt. Dabei würden diese Staaten, die auch über die Abhängigkeiten von russischen Energieimporten besorgt sind, eigentlich die Energiewende besonders unterstützen müssen: Die Folgenabschätzung der EU-Kommission zur künftigen Klima- und Energiepolitik hat nämlich gezeigt, dass ambitionierte Klima- und Energieziele der beste Weg wären, die Importabhängigkeit unserer Energieversorgung zu reduzieren.

Weitere Informationen:
Schnelle Energiewende macht unabhängig von russischem Gas

Energiewende in Gefahr? - EEG 2014

Die Energiewende ist einerseits eine Erfolgsgeschichte: Erneuerbare Energien habe im Jahr 2013 über ein Viertel unseres Stromverbrauchs gedeckt. Andererseits wird die Energiewende verantwortlich für steigende Strompreise gemacht; und werden drohende "Blackouts" (Stromausfälle) aufgrund unzuverlässigen Sonnen- und Windstroms an die Wand gemalt. Der Streit entzündet sich unter anderem an der Neufassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), das die Bundesregierung bis Sommer auf den Weg bringen will. Heute demonstrierten in sieben Landeshauptstädten Anhänger der Energiewende gegen die Pläne der Bundesregierung, der sie einen Frontalangriff auf die Energiewende unterstellen. Sie fürchten, dass geplante "Ausbaudeckel" den weiteren Ausbau erneuerbarer Energiequellen behindern, und dass neue Subventionen für "Reservekapazitäten" bedeuten, dass die Bundesregierung weiter auf Kohle- und Atomkraftwerke setzt.

Der "Ausbaudeckel" soll verhindern, dass die Strompreise weiter ansteigen und dass unzuverlässige Sonnen- und Windkraft unser Stromnetz instabil macht; und der Deckung des Strombedarfs bei fehlender Sonnen- und Windenergie dient auch die geplante "Reservekapazität" - es geht also um angeblich zu teure und unzuverlässige erneuerbare Energiequellen. Was ist dran an diesen Argumenten?

Sind erneuerbare Energien zu teuer? Erneuerbare Energien scheinen teuer, weil ihre Förderung über die EEG-Umlage für jeden Stromkunden sichtbar ist. Aber auch Kohle- und Atomstrom sind gefördert worden und werden weiter gefördert - nur aus Steuermitteln, und nicht (mit Ausnahme des "Kohlepfennigs") über eine erkennbare Umlage. Die Förderung für die Atomenergie, die auch zu ihren besten Zeiten weit weniger Strom lieferte als heute die erneuerbaren Energien, betrug ein Vielfaches der Förderung der erneuerbaren Energien. Diese ist längst nicht so hoch wie die EEG-Umlage: Die Umlage wird nämlich aus der Differenz zwischen garantierten Einspeisetarif und Börsenpreis für Strom berechnet, und dieser ist - nicht zuletzt durch erneuerbare Energien - in den letzten Jahren kräftig gesunken. Die echten Kosten bestehen daher aus der Differenz von Börsenpreis + EEG-Umlage - nur: gesunkene Börsenpreise werden gerne verspätet und unvollständig an (kleinere) Endkunden weitergegeben; Preiserhöhungen gerne mit der gestiegenen EEG-Umlage begründet. Heute ist übrigens Strom aus neuen Windrädern an Land und aus großen Photovoltaikanlagen nicht mehr teurer als aus neuen Kohle- und Gaskraftwerken, aus Preisgründen ist eine "Deckelung" daher nicht nötig (eine weitere, begrenzte Förderung aber sehr wohl: denn aufgrund der niedrigen Börsenpreise lohnt sich heute kein Neubau von Kraftwerken mehr; und wenn die Energiewende weitergehen soll, ist eine - deutlich niedrigere - Förderung weiterhin notwendig notwendig).

Sind erneuerbare Energien unzuverlässig? Unstrittig ist: Der Wind weht und die Sonne scheint nicht immer, und zur Deckung der Spitzenlast bei Flaute und trüben Tagen werden sogenannte Back-up-Kapazitäten benötigt. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten - der bisherige Kraftwerkspark gehört nicht dazu, denn er ist nicht in erster Linien auf flexible Stromproduktion ausgelegt. Zu den Möglichkeiten, Produktion und Nachfrage anzugleichen, gehört ein ausgebautes Leitungsnetz (meist gibt es anderswo genug Wind und Sonne), nach dem Strombedarf gesteuerte, flexible Kraft-Wärme-Koppelungsanlagen und Biomassekraftwerke, Lastmanagement (Anpassung der Nachfrage nach der Stromproduktion, z.B. über veränderliche Strompreise) und die Entwicklung von Speichertechnologien; der verbleibende Bedarf kann durch die Bereitstellung von Gasturbinen kostengünstig gedeckt werden. Das Problem ist kein technisches, sondern das Strommarktdesign: Gehandelt werden heute Kilowattstunden; einen Markt für Erzeugungskapazität gibt es nicht. Zentraler Ansatzpunkt, damit die Stromversorgung zukünftig genauso sicher bleibt wie sie heute ist, ist die Schaffung eiens neuen Markts für Investitionen in Kapazität. Was wir bestimmt nicht brauchen, sind alte, schlecht regelbare Kohlekraftwerke, die große Mengen Treibhausgase produzieren.

Weitere Informationen:
Die Energiewende

Aktueller Klimabericht des IPCC

Die Erforschung des Klimasystems der Erde und der Ursachen der Erderwärmung machen schnelle Fortschritte, seit aufgrund des Verdachtes einer menschlichen Verursachung auf der ganzen Welt enorme Forschungsanstrengungen unternommen werden. Inzwischen erscheinen jedes Jahr über 10.000 wissenschaftliche Arbeiten zum Thema. Um diese zu sichten, zusammenzufassen und zu bewerten, wurde 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) der UN-Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, abgekürzt IPCC) gegründet.  Dieser hat in den Jahren 1990, 1995, 2001 und 2007 den Stand des Wissens über den Klimawandel in Sachstandsberichten (auch bekannt als "UN-Klimareport") zusammengefasst; im Laufe des Jahres 2014 erscheint der 5. Sachstandsbericht des IPCC. Band 1, der Bericht der Arbeitsgruppe "Wissenschaftliche Grundlagen" ist am 30.1.2014 erschienen (ein Entwurf bereits am 30.9.2013).

Der aktuelle Bericht zeigt, dass die Oberflächentemperatur der Erde von 1880 bis 2012 um 0,85 Grad Celsius gestiegen ist, und dass die oberen 75 Meter der Weltmeere sich seit 1971 alle 10 Jahre um 0,11 Grad Celsius erwärmen. Die Meere sind gewaltige Wärmespeicher, sie nehmen rund 90 Prozent der zusätzlichen Wärme auf. Durch diese Erwärmung verlieren die Gletscher und die arktischen Eisschilde enorme Mengen an Eis: über 500 Milliarden Tonnen pro Jahr! Die Ausdehnung der arktischen Meereises ging im arktischen Sommer seit 1979 pro Jahrzehnt um 730.000 bis 1.070.000 Quadratkilometer zurück. Der Meeresspiegel steigt zur Zeit jedes Jahr um 3,2 Millimeter.

Hauptverantwortlich für die Erderwärmung ist der Mensch. Vor allem die Freisetzung des Treibhausgases Kohlendioxid durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe und die Abholzung von Wäldern führen dazu, dass sich der Strahlungshaushalt der Erde verändert - weniger Wärme kann von der Erde abgestrahlt werden, da Treibhausgase diese zurückhalten.  Insgesamt hat die Menschheit seit 1750 durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe (und die Zementproduktion) 375 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in die Atmosphäre freigesetzt, dazu kommen 180 Milliarden Tonnen aus der Abholzung von Wäldern und anderen Änderungen der Landnutzung. Das macht insgesamt 555 Milliarden Tonnen Kohlenstoff; hierdurch hat sich die Konzentration von Kohlendioxid in der Luft von 280 ppm (parts per million, ein Tausendstel Promille) auf 400 ppm erhöht.

Der weitere Verlauf des Klimawandels wird davon abhängen, wie viel Kohlenstoff  wir zukünftig noch freisetzen. Eine weitere Erwärmung der Erde gilt als sicher, da aufgrund ihrer Reaktionsträgheit die heutige Erwärmung noch nicht die ganze Wahrheit sagt. Wenn die Freisetzung von Kohlendioxid aber nicht bald ernsthaft eingeschränkt wird, könnte unter anderem die Arktis noch vor 2050 im Sommer eisfrei sein, die Gletscher bis Ende des Jahrhunderts um bis zu 85 Prozent zurückgehen und der Meeresspiegel um fast einen Meter ansteigen. Wetterextreme werden sich verstärken, sowohl Hitzewellen als auch extreme Niederschläge werden zunehmen. (Mit den Folgen all dieser Entwicklungen werden sich die weiteren Teile des Berichts beschäftigen.)

Weitere Informationen:
5. UN-Klimareport: Ozean
5. UN-Klimareport: Polareis
5. UN-Klimareport: Gletschereis
5. UN-Klimareport: Tundra
Der 5. UN-Klimareport.

Jürgen Paeger 2013 - 2014