See

Baikalsee. Foto von Markus Mauthe
Blick auf den >> Baikalsee von der benachbarten Halbinsel Swjatoi Nos. Der Baikalsee ist der älteste, tiefste und größte Süßwassersee der Erde. Mit etwa 23.000 km³ enthält er rund ein Viertel allen in Seen vorkommenden Wassers. Nach seiner Erschließung durch die transsibirische Eisenbahn begann auch die Verschmutzung des extrem sauberen Wassers durch Papier- und Zellstoffwerke, aber immerhin blieb ihm das Schicksal der Großen Seen in den USA, deren massive Verschmutzung zum Entstehen der Umweltbewegung in den 1970er Jahren beitrug, erspart. © Foto: Markus Mauthe/Greenpeace.

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17.08.2015 - Neue Gefahren für den Baikalsee
01.06.2015 - Der Aralsee stirbt weiter

Neue Gefahren für den Baikalsee

Fast die Hälfte des Wassers im Baikalsee stammt aus dem in der benachbarten Mongolei entspringenden Selenga, dessen Mündungsdelta zudem in der Ramsar-Konvention als Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung geschützt ist - und ausgerechnet in diesem Fluss will die Mongolei jetzt einen großen Staudamm mit Wasserkraftwerk errichten. Umweltorganisationen fürchten, dass der Baikalsee hierdurch erheblich Schaden nehmen wird. Dies könnte die Konsequenzen von trockenheitsbedingten historisch niedrigen Wasserständen und ungewöhnlich heftigen Waldbränden an seinen Ufern weiter verschärfen. Daher fordern die Umweltorganisationen, den Energiebedarf in der Mongolei stattdessen besser mit Wind- und Sonnenenergie zu decken. Zeitgleich soll Wasser aus dem Orchon, einem Zufluss des Selenga, mit einer riesigen neuen Pipeline über 1.000 Kilometer in die Wüste Gobi geleitet werden, um die dortigen Minen mit Wasser zu versorgen - Minen, die bereits heute zu einem steigendem Schwermetallgehalt im Wasser des Selenga geführt haben.

Weitere Informationen: Lake Baikal: incredible ecosystem threatened by Mongolian dam and pipeline (englischsprachig).

Stichwort: Baikalsee

Der im Südosten Sibiriens gelegene Baikalsee entstand vor über 25 Millionen Jahren als Folge eines Grabenbruchs: die indische Platte drängt hier wie ein Keil die eurasische und die amurische Platte auseinander, und der dadurch entstehende Baikal-Graben wird zum Teil vom Baikalsee gefüllt. Mit heute über 23.000 km³ Inhalt enthält der Baikalsee mehr Wasser als die Ostsee oder als die fünf Großen Seen Nordamerikas zusammen – das ist rund ein Fünftel allen flüssigen Süßwassers auf der Erde. Diese gewaltige Wassermenge verdankt er vor allem seiner Tiefe; an der tiefsten Stelle ist der Baikalsee 1.642 Meter tief. Weit über 300 Zuflüsse bringen Wasser aus einem Einzugsgebiet von rund 571.000 km² in den Baikalsee, fast die Hälfte davon bringt der in der Mongolei entspringende Selenga. Der einzige Abfluss ist der Angara, einer der großen Flüsse Sibiriens, der nach knapp 1.800 Kilometern in den Jenissei mündet (der wiederum ins Nordpolarmeer fließt).

In den kalten Wintern, von Dezember/Januar bis Mai/Juni, ist die Oberfläche des Sees gefroren, das Eis wird 80 bis 120 Zentimeter dick. Auch im Sommer erreicht die Wassertemperatur selten mehr als 10 °C. Aufgrund des für einen Süßwassersee extrem hohen Alters des Baikalsees leben in ihm zahlreiche Endemiten (Arten, die nur hier vorkommen). So machen hunderte endemische Kieselalgen-Arten rund 57 Prozent des Planktons, der im Wasser schwebenden Kleinlebewesen, im Baikalsee aus und sind – da sie Photosynthese treiben – wichtige Primärproduzenten (diejenigen Lebewesen, die anorganische Stoffe in Biomasse verwandeln und damit die Lebensgrundlage für alle weiteren Stufen der Nahrungskette bilden). Der berühmteste Endemit ist die Baikalrobbe, auch Nerpa genannt (Phoca sibirica), die einzige ausschließlich im Süßwasser lebende Robbenart. Auch die meisten Fischarten sind endemisch, besonders als Speisefisch geschätzt wird der Omul (Coregonus migratorius).

Der Mensch ist spätestens im der Jungsteinzeit am Baikalsee aufgetaucht, wo er im Sommer Baikalrobben gejagt hat. Asiatische Völker wie die Burjaten und Mongolen sind seit einigen hundert Jahren am Baikalsee belegt, die ersten russischen Siedler erreichten die Baikalsee Mitte des 17. Jahrhunderts. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde im Zuge der russischen Erschließung Sibiriens der Baikalsee durch die transsibirische Eisenbahn erreicht; wasserverschmutzende Industriebetriebe erreichten den Baikalsee aber erst in den 1960er und -70er-Jahren mit dem Bau von Papier- und Zellstofffabriken bei Baikalsk am Seeufer und bei Selenginsk am Selenga. Ab den 1980er Jahren begannen Proteste russischer Umweltgruppen gegen die von diesen Betrieben und den wachsenden Städten ausgehende Verschmutzung des extrem sauberen Wasser im Baikalsee – das Abwasser wurde ungereinigt in den See geleitet (die Papierfabrik in Baikalsk schloß schließlich 2008 und – nach Wiederinbetriebnahme 2010 – endgültig im Jahr 2013). Die Proteste richteten sich auch gegen Kahlschläge im Wassereinzugsgebiet des Sees. Anfang des 21. Jahrhunderts wurde nach Protesten von Umweltorganisationen die Ölpipeline in die Pazifikregion (ESPO) um 40 Kilometer nach Norden verlegt, um die Verschmutzung des Baikalsees durch Undichtigkeiten in der seismisch aktiven Region zu verhindern. Aktuell beunruhigen Pläne zum Bau eines großen Wasserkraftwerks im Selenga (siehe oben) die Umweltschützer am Baikalsee.

Der Aralsee stirbt weiter

Ein Bericht im amerikanischen National Geographic zum Zustand des Aralsees (Juni 2015) zeigt, dass dieser inzwischen rund 90 Prozent seiner Fläche eingebüßt hat. Der Beitrag ist (in englischer Sprache) auf der Webseite des Magazins zu lesen: >> Sins of the Aral See.
(Mehr zum Thema: >> Wassernutzung durch den Menschen (Ökosystem Erde))

Jürgen Paeger 2015