Aus der Werkstatt

+++ Was mich gerade beschäftigt +++ 

 

Putins Krieg(e)

(26./27.3.2022) Seit über einem Monat findet das statt, was viele (auch der Autor dieser Zeilen) längst Vergangenheit glaubten: Krieg in Europa. Am 24.2.2022 hat Wladimir Putin seinem Militär einen Angriffskrieg auf die Ukraine befohlen. Seitdem sterben Tag für Tag Menschen: Russische Soldaten, von denen manche in den ersten Tagen gar nicht wussten, das sie in den Krieg ziehen (ihnen war gesagt worden, es gehe in ein Manöver), ukrainische Soldaten, die ihr Land verteidigen – und ukrainische Zivilisten: alte Menschen, Frauen, Kinder, die zum Teil offenbar (und auch in Krankenhäusern, Entbindungskliniken und Thea­tern) gezielt angegriffen werden. Dass Putin und seine Generäle vor Kriegsverbrech­en nicht zurück­scheuen, haben sie längst in Tschetschenien, Georgien und Syrien bewie­sen. Im Nach­hinein wundert man sich, dass man die Zeichen nicht gesehen hat; Putin redet ja seit langem von seiner Idee, Russland in altem Glanz und alter Größe (Katharina die Große und Stalin lassen grüßen) wiederherstellen zu wollen. Den slawischen "Brudervölker" sprach er das Recht auf einen eigenen Staat schon früher ab. Aber Verdrängung liegt bekanntlich in der Natur des Menschen... Vielleicht war es auch Überheblichkeit: Wir hielten uns (fälsch­lich, wie sich zeigen sollte) für den zivilisierten Kontinent, der aus dem Zweiten Weltkrieg gelernt hatte (und dessen Staaten sich 1975 in der Schlussakte von Helsinki zur Unver­letzlichkeit der Grenzen verpflichtet hatten).

Putins Krieg war aber nicht nur ein Zivilisationsbruch, weil er gegen das Versprechen ver­stößt, in Europa Grenzen nicht militärisch verändern zu wollen (was er bereits 2014 mit der Annexion der Krim getan hat), sondern weil er von Anfang an auch die Möglichkeit eines Einsatzes von Atomwaffen andeutete. Schon am zweiten Tag des Krieges, am 25.2., drohte er allen, die "sich uns in den Weg stellen" mit Konsequenzen, "wie sie sie in ihrer gesamten Ge­schich­te noch nie gesehen haben". Auch der frühere Präsident Medwedew und andere erwähnten immer wieder mal die russischen Atomwaffen. Zwar glauben viele Experten, dass Russland damit vor allem Angst und Schrecken verbreiten möchte, aber das Schicksal der Welt darauf verwetten möchte dann doch nicht jeder – zumal ja mancher Experte vor dem Krieg auch davon überzeugt war, dass Russland mit dem Truppenaufmarsch an der ukrai­nischen Grenze nur ein strategisches Spiel spiele und die Ukraine nicht angreifen werden. Schließlich hat Putin auch schon mal gesagt, dass man eine Welt ohne Russland nicht braucht...

Damit sind wir dann auch beim Thema dieser Seiten: Putins Krieg bedeutet nicht nur rie­siges Leid für die Menschen in der Ukraine und viele seiner Soldaten, sondern hat auch Auswirkungen auf die anderen Krisen, mit der die Menschheit gerade kämpft (oder kämpfen sollte): die Anstrengungen und das Geld, die in die Ausrüstung der Bundeswehr (und der Armeen anderer Staaten) fließen (müssen, wenn wir uns nicht mit dem vom russischen Außenminister Lawrow genannten Ziel abfinden wollen, ganz Europa zu entmilitarisieren, wobei Russland den Frieden mit gelegentlichen "humanitären Interventionen" garantieren würde), werden beim Kampf gegen den Klimawandel fehlen; die vermutlich verminderten, möglicherweise auch ganz ausbleibenden Getreide­lieferungen aus der Ukraine könnten zu Hunger in Nordafrika führen (der dann wiederum neue Flüchtlings­ströme auslösen könnte), und die Bemühungen gegen das Artensterben werden erstmal zurückgestellt (etwa, wenn für den Naturschutz gedachte Brachflächen für den Anbau freigegeben werden). So ver­stärken die Krisen sich gegenseitig, und "wir nähern uns dem perfekten Sturm" (Slavoj Žižek im SPIEGEL vom 26.3.2022). Die Veröffentlichung des zweiten Teils des aktuellen Berichts des Weltklimarats am 28.2. – der zeigt, dass die Folgen des Klimawandels drastischer wer­den als bisher angenommen – wurde schon kaum zur Kenntnis genommen.

Möglicherweise gibt es aber noch einen anderen Zusammenhang zwischen die Krisen dieser Zeit und den Kriegen: Wenn etwa der Kampf gegen die Klimawandel, das Artensterben und den Hunger auf der Welt ein aufgeklärtes, rationales Handeln der Weltgemeinschaft erfor­dert, bedeutet dieses (auf etwas andere Weise als von Francis Fukuyama vorhergesagt) das "Ende der Geschichte". Ähnlich wie mancher auch bei uns auf diese Herausforderung mit schlichtem Leugnen (des Klimawandels oder von Corona zum Beispiel) reagiert oder absurde Verschwörungstheorien (Mikrochips, die uns mit der Impfung eingepflanzt werden) entwickelt, bleibt Staaten das Beschwören ethnisch-religiöser Konflikte, um von den eigentlichen Problemen abzulenken: Putin ist ja nie durch phantasievolle Beiträge zum Kampf gegen den Klimawandel aufgefallen, sondern hat sein Land zum "Modernisierungs­verlierer" werden lassen. Deren Handeln ist dann ähnlich rational wie das derjenigen, die gegen die Verimpfung von Mikrochips, die es gar nicht gibt, demonstrieren. (Und Russland steht da nicht alleine: wenn Kim Jong Un in Nordkorea den USA einen vernichtenden Atomschlag androht, fragt man sich ja auch, was der so denkt.)

Ist der Krieg in der Ukraine also ein weiterer Schritt der Menschheit auf dem Weg zur Selbstzerstörung? Das wird die Geschichte zeigen. Aber wenn wir es mit dem hartnäckigen Optimis­mus von Christiana Figueres und Tom Rivett-Carnac versuchen wollen: Wenn die Krisen miteinander verbunden sind und sich gegenseitig verstärken, trifft das auch auf die Lösungen zu. Irgendwann wird das mit dem Verdrängen nicht mehr funktionieren; und dass selbst Christian Lindner von der FDP erneuerbare Energien schon mal als "Freiheits­energien" bezeichnet hat, macht doch Hoffnung. Mit unseren Öl- und Gasimporten haben wir ja nicht nur Putin, sondern auch andere Diktatoren finanziert (und machen dies immer noch) – am Wochenende vor dem Besuch Boris Johnsons in Saudi-Arabien ließ das Land an einem ein­zigen Tag 81 Menschen hinrichten. Aber wenn wir beim Nachdenken über die Unterstützung der Ukraine erkennen, dass echte Freiheit sogar ein Tempolimit auf der Autobahn erfordern kann (und nicht das Gegenteil davon ist), denken wir vielleicht auch über andere Gewiss­heiten nach. Die Massentierhaltung etwa ist nicht nur problematisch, was unseren Umgang mit den Tieren angeht, sondern in einer dicht besiedelten Welt auch eine Brutstätte für mögliche neue Pandemien. Weniger Fleisch zu essen, wäre für die meisten Menschen auch noch gut für die Gesundheit. Der Teil des Getreides, den wir nicht mehr verfüttern würden, könnte viel mehr Menschen ernähren als das heute damit erzeugte Fleisch. Auch im Frieden ist ja lange nicht alles gut. Solange Wind­räder, Tempolimit und Veggie-Day vielen noch als unerträgliche Zumutung gelten, sind wir weiter auf dem falschen Weg. Aber natürlich zeigt Putins Krieg auch, dass Ideologien (einschließlich Religionen: die russisch-orthodoxe Kirche unter­stützt Putins Krieg ganz offiziell als "heiligen Krieg") immer noch in der Lage sind, Menschen auch im Atomzeitalter in (auch völlig irrationale) Krieg zu führen. Auch hierauf werden wir Antworten entwickeln müssen.


Der Koalitionsvertrag

In dieser Woche (24.11.2021) haben SPD, Grüne und FDP den Koalitionsvertrag, der Grund­lage für die neue Bundesregierung sein soll, vorgestellt. Das Erreichen der Klimaschutzziele von Paris wird darin zu obersten Priorität erklärt; Deutschland soll auf den 1,5-Grad-Pfad gebracht werden, der Kohleausstieg "idealerweise" auf 2030 vorgezogen werden und die Technologie des Verbrennungsmotors will Deutschland hinter sich lassen (Seite 5). Im Jahr 2022 soll ein Klimaschutzprogramm-Sofortpro­gramm mit allen notwendigen Gesetzen, Ver­ord­nungen und Maßnahmen auf den Weg ge­bracht werden. 2030 sollen 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien kommen, die Photovoltaik soll bis dahin auf 200 GW aus­gebaut werden. Planungs- und Genehmigungs­verfahren sollen erheblich beschleunigt wer­den. Drei Ministerien, die hierfür entscheidend sein werden, sollen künftig von den Grünen geführt werden: Wirtschaft und Klima, Umwelt sowie Landwirtschaft, das Bauministerium von der SPD und das Verkehrsministerium von der FDP. Auch das Finanzministerium mit seiner Verantwortung für die Beachtung der Aus­gaben­disziplin liegt künftig in Händen der FDP, die Richtlinienkompetenz aber natürlich in den Händen des (SPD-)Bundeskanzlers. Ein sich monatlich treffender Koalitionsausschuss soll eine einvernehmliche Zusammenarbeit der drei Parteien mit "unterschiedlichen Traditionen und Perspektiven" sicherstellen. Man darf auf die Umsetzung gespannt sein.

Koalitionsvertrag 2021-2025 bei den Parteien: >> SPD, >> Grüne, >> FDP


Geflochtenes Süßgras

"Die Menschen denken nicht in Fakten, sondern in Geschichten. Um das menschliche Den­ken zu verändern, muss man in der Lage sein, eine alternative Erzählung zu konstruieren" sagte diese Woche (21.10.2021) der israelische Historiker Yuval Noah Harari, der mit "Eine kurze Geschichte der Menschheit" zum Beststellerautor wurde, der ZEIT. Das würde Robin Wall Kimmerer wohl unterschreiben. In ihrem Buch "Geflochtenes Süßgras", das bereits 2013 in den USA erschienen ist und jetzt in deutscher Übersetzung veröffentlicht wurde, stellt die Professorin für Umweltbiologie nämlich den Schöpfungsmythos ihres Volkes, der Potawa­tomi, unserer Geschichte von der Vertreibung Evas aus dem Garten Eden gegen­über. Die Potawatomi-Geschichte erzählt von der Himmelsfrau, die auf die Erde stürzte und mit mit­gebrachten Samen und Früchten einen Garten schuf, der dem Wohlergehen aller Lebewesen dienen sollte. Die Potawatomi sehen sich auf Grundlage ihres Schöpfungs­mythos' als Verwandte aller Lebewesen und Teil der Natur, während die Einwanderer, die ihr Land nach 1492 übernahmen, sich als Krone der Schöpfung sahen, die sie nach Belieben ausbeuten und zerstören konnten – mit den Folgen, von denen diese Seiten handeln. Die alternative Erzählung, von der Yuval Noah Harari spricht, muss ja keine neue sein – viel­leicht können wir auch eine alte wiederentdecken.

Zur Buchbesprechung Robin Wall Kimmerer: Geflochtenes Süßgras


Handbuch Klimaschutz

Wie wir den Klimawandel bekämpfen können, haben inzwischen Hunderte von Studien untersucht – und täglich werden es mehr. Selbst am Thema interessierte (wie der Autor dieser Seiten) können diese nicht mehr alle sichten, geschweige denn lesen. Die ver­dienstvolle Arbeit, die aktuellen Studien zu durchzuarbeiten und die Handlungsmöglichkeiten im Hinblick auf die Ziele des Pariser Übereinkommens zusammenzustellen, haben Karl-Martin Hentschel und sein Team im Auftrag von Mehr Demokratie e.V. und BürgerBegehren Klima­schutz e.V. auf sich genommen. Mit dem Handbuch Klimaschutz, erscheinen im oekom-Verlag, stellen sie das Ergebnis vor. Übersichtlich werden die Ziele und Voraussetzungen der Klimapolitik, die notwendigen Rahmenbedingungen für einen Wandel, vor allem aber die notwendigen Maßnahmen zur Klimaneutralität in den Sektoren Energieversorgung, Haus­wärme, Verkehr, Industrie, Landwirtschaft, Bodennutzung und Abfall kurz und verständlich dargestellt. Und auch offene Fragen zu den einzelnen Abschnitten, die gesellschaftlich geklärt werden müssen (etwa: "Sollen Hauseigentümer*innen zur Installation von Wärme­kollektoren und Photovoltaik verpflichtet werden?"), werden dargestellt. Wer einen Einstieg in das Thema, was wir tun müssen, damit die Pariser Klimaziele eingehalten werden können und was das für unser aller Leben bedeutet, sucht, ist mit diesem Hand­buch gut beraten. War einzelne Themen vertiefen will, dem helfen zahlreiche Materialien und Quellen im Internet.

Karl-Martin Hentschel, Steffen Kenzer: Handbuch Klimaschutz, oekom-Verlag Münschen, 20,00 Euro, erhältlich im Buchhandel. (Das Buch ist auch in der Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung für 4,50 Euro hier erhältlich.)

Webseite zum Buch


Das geänderte Bundes-Klimaschutzgesetz

Am 30.8.2021 wurden im Bundesgesetzblatt die Änderungen des Bundes-Klimaschutz­gesetzes veröffentlicht, die das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 29.4.2021 ausgelöst haben. Mit dem Gesetz wurde das Ziel der Netto-Treibhausgasneutralität (zur Erläuterung siehe unten: Neues zum Europäischen Klimagesetz III) auf 2045 vorverlegt, das Zwischenziel für die Reduktion der Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 auf min­destens 65 Prozent erhöht und ein neues Zwischenziel, die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2040 um mindestens 88 Prozent zu reduzieren, eingefügt. Die im Gesetz enthaltenen zulässigen Jahresemissionsmengen für die Jahre 2020 bis 2030 für die Sektoren, die wesent­lich zu den Treibhausgasemissionen beitragen, wurden entsprechend dem neuen Zwischenziel nach unten korrigiert; jährliche Minderungsziele für die Jahre 2031 bis 2040 eingefügt. Die Aufteilung der Emissionsmengen auf die einzelnen Sektoren für diesen Zeitraum soll später durch eine Verordnung erfolgen.

Was auch das neue Bundes-Klimaschutzgesetz nicht enthält, sind konkrete Maßnahmen, wie die neuen Ziele erreicht werden sollen. Diese festzulegen bliebt der neuen Bundes­regierung überlassen, die im September gewählt wird. Erste Vorschläge haben das Öko-Institut, das Wuppertal-Institut und die Prognos AG im Juni mit ihrer (aus dem Vorgänger Klimaneutrales Deutschland 2050 abgeleiteten) Studie Klimaneutrales Deutschland 2045 vorgelegt, aus dem die Auftraggeber der Studie (Agora Energiewende, Agora Verkehrs­wende und Stiftung Klimaneutraliät) einen Vorschlag für ein Klimaschutz-Sofortprogramm für die neue Bundesregierung abgeleitet haben.

mehr: Agora Energiewende – Studie Klimaneutrales Deutschland 2045 & Das Klimaschutz-Sofortprogramm


Der neue Bericht des Weltklimarats

Im September 2021 ist der erste Band des sechsten "Sachstandsberichts" (auch bekannt als Klimareport des IPCC) erschienen. Wie immer fasst der erste Band die Erkenntnisse über die wissenschaftlichen Grundlagen zum Klimawandel aus den letzten Jahren zusammen - wer also wirklich wissen will, was hinter dem Klimawandel steckt, kommt um diesen Bericht nicht herum. Allerdings: Er liegt nur in englischer Sprache vor, vor allem aber ist er fast 4.000 Seiten dick. Aber keine Angst, der Bericht enthält auch eine 41-seitige Zusammen­fassung für Entscheidungsträger ("Summary for Policymakers") und eine 150-seitige fach­liche Zusammenfassung ("Technical Summary"). Beide sind in der Gesamtausgabe ("Full Report") enthalten, aber auf der Webseite des IPCC auch einzeln zum kostenfreien Down­load erhältlich. Mein Tipp: Beginnen sie mit der fachlichen Zusammenfassung, und wenn dabei Fragen auftauchen, kann man im entsprechenden Abschnitt der Gesamtausgabe das Thema vertiefen.

mehr: IPCC - Der sechste Klimareport (englischsprachig) mit Möglichkeiten zum kostenfreien Download der Zusammenfassung für Entscheidungsträger, der fachlichen Zusammenfassung und der Gesamtausgabe. Eine deutsche Übersetzung der Zusammenfassung für Entscheidungsträger soll im Herbst bei der deutschen IPCC-Koordinierungsstelle hier verfügbar sein.


Neues zum Europäischen Klimagesetz III

Am 9.7.2021 wurde das "Europäische Klimagesetz" als Verordnung (EU) 2021/1119 im Amts­blatt der EU veröffentlicht, am 29.7.2021 ist es in Kraft getreten. Beschlossen wurde somit das Ziel der Klimaneutralität, mit dem die EU zur Verwirklichung des im Pariser Überein­kommen festgelegten Klimaziels beitragen will. Dazu müssen die Treibhausgasemissionen der EU bis spätestens 2050 auf netto Null reduziert werden, die EU bis dahin also klima­neutral sein ("netto Null" bedeutet, dass Restemissionen, die sich nicht vermeiden lassen, durch – natür­liche oder technische – "Treibhausgassenken" (Ökosysteme oder technische Einrich­tungen, die Treibhausgase aufnehmen können) ausgeglichen werden müssen). Bis 2030 gilt die verbindliche Vorgabe einer Senkung der Treibhausgasemissionen um 55 Prozent gegen­über 1990. Bei der Ermittlung von Maßnahmen und Möglichkeiten zur Erreichung der Klimaziele wir die EU künftig von einem wissenschaftlichen Beirat für Klimawandel beraten; zudem werden die Mitgliedsstaaten eingeladen, ebenfalls ein nationales Klimaberatungs­gremium einzurichten.

Eur-Lex: Verordnung (EU) 2021/1119


Die Zukunft liegt in unserer Hand

Die Haltung zum Klimawandel spaltet die Menschheit: Während die einen unverdrossen versuchen, die Menschheit auf einen klimaverträglichen Kurs zu bringen (etwa die Kläger gegen das deutsche Klimaschutzgesetz, s.u.), reagieren andere geradezu hasserfüllt auf diese Bestrebungen (daran erinnert mich regelmäßig beim Joggen ein Auto mit dem Auf­kleber "Fuck Greta" am Straßenrand). Veränderungen, soweit ist das bekannt, können Ängste auslösen – und mancher will sich diesen nicht stellen und verdrängt entweder die Notwendigkeit der Veränderungen oder beschimpft eben die, die immer wieder daran erinnern. Ob man etwas gegen die Klimawandel tun will oder nicht, hängt also auch von der eigenen Einstellung gegenüber Veränderungen ab – das Nachdenken über die eigene Haltung gegenüber der Welt gehört also auch dazu, wenn man sich mit dem Klimawandel auseinandersetzt. Diesen Punkt betonen Christiana Figueres und Tom Rivett-Carnac (zwei führende Köpfe hinter dem Pariser Übereinkommen) in ihrem Büchlein "The Future We Choose" (das unter dem Titel "Die Zukunft in unserer Hand" inzwischen auch auf Deutsch erschienen ist). Sie weisen auf einige unbewusste Denkmuster hin, die hinter der Weigerung stehen, sich mit dem Klimawandel ernsthaft auseinander­zusetzen und schlagen vor, wie man diese überwinden kann. Ihre Kernidee: wir müssen "hartnäckigen Optimismus" entwickeln, dann kann die Menschheit auch die Klimakrise überwinden (die menschliche Kreativität z.B. ist ja keine endliche Ressource). Der "hartnäckige Optimismus" sorgt dafür, dass die wichtigsten Aktivitäten, mit denen jeder einzelne zur Überwindung der Klimakrise beitragen kann, durchgehalten werden können. Die aus Sicht der Autoren zehn wichtigsten Aktivitäten sind in dem Buch ebenfalls beschreiben. Eine lohnende Lektüre für alle, die sich nicht damit abfinden wollen, dass ohnehin längst alles zu spät sein soll.

Zum Thema: TED-Talk von Tom Rivett-Carnac (mit deutschen Untertiteln)
(TED-Talks gehen ursprünglich auf eine jährliche Innovations-Konferenz im kalifornischen Monterey – seit 2014 im kanadischen Vancouver durchgeführt – zurück, berühmt wurden sie durch die TED-Talk-Videos, mit denen die besten Vorträge ins Internet gestellt werden.)

Inzwischen ist auch die deutschsprachige Ausgabe erschienen. Sie heißt "Die Zukunft in unserer Hand: Wie wir die Klimakrise überleben." C.H.Beck-Verlag 2021 (22,00 Euro).


Klimaschutzgesetz muss nachgebessert werden

Am 29.4.2021 hat das Bundesverfassungsbericht als Reaktion auf mehrere Klagen junger Menschen, darunter Fridays for Future, einen Beschluss veröffentlicht, nach dem das Klimaschutzgesetz vom 12.12.2019 teilweise mit den Grundrechten unvereinbar ist, weil es die Lasten der Emissionsminderung zu stark in die Zukunft verschiebt. Da nahezu alle Bereiche des menschlichen Lebens mit der Emission von Treibhausgasen verbunden seien, wären diese ab 2030 von drastischen Einschränkungen bedroht. Das Klimaschutzgesetz legt das Ziel der Klimaneutralität Deutschlands bis zum Jahr 2050, sektorenbezogene Jahres­emissionsmengen aber nur bis 2030 fest (insgesamt müssen die Emissionen bis 2020 gegenüber 1990 um 55 Prozent sinken). Mit dem Beschluss wird die Bundesregierung verpflichtet, die Minderungsziele für den Zeitraum nach 2030 bis spätestens zum 31.12.2022 näher zu regeln. Auch wenn das Gericht der Bundesregierung also Zeit gelassen hat, hat diese schnell gehandelt: Am 12. Mai 2021 hat sie einen Entwurf für ein geändertes Klimaschutzgesetz vorgelegt. Demnach soll das Minderungsziel bis zum Jahr 2030 auf 65 Prozent angehoben werden (was ohnehin zur Umsetzung des Europäischen Klimaschutzgesetzes notwendig gewesen wäre, s.u.), für das Jahr 2040 wird ein Minderungsziel von 88 Prozent festgelegt und die Klimaneutralität soll bereits bis zum Jahr 2045 erreicht werden. Ab 2050 strebt Deutschland negative Emissionen an (will dann also mehr Treibhausgase in natürliche Senken aufnehmen als ausstoßen).

Bundesverfassungsgericht: Pressemitteilung vom 29.4.21
Bundesregierung: Klimaschutzgesetz 2021
Umweltministerium: Gesetzesentwurf


Neues zum Europäischen Klimagesetz II

Nach dem Europäischen Rat (siehe hier) hat sich nun auch des Europäische Parlament informell dem Gesetzesvorschlag für das europäische Klimaschutzgesetz mit dem Klimaschutzziel einer Verminderung der Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent gegenüber 1990 zugestimmt. Auf seine ursprüngliche Forderung, das Ziel auf 60 Prozent zu erhöhen, hat das Europäische Parlament also verzichtet, dafür konnte es sich mit seinen Forderungen nach einem Zwischenziel für 2040 (das die EU-Kommission spätestens ein halbes Jahr nach der ersten Bestandsaufnahme des Pariser Übereinkommens vorlegen soll) und der Einrichtung eines wissenschaftlichen Beirats durchsetzen. Die Vereinbarung muss vom Europäischen Rat und dem Europäischen Parlament noch formell angenommen werden, dann ist der Weg für das europäische Klimaschutzgesetz frei.

Europäisches Parlament: Pressemitteilung 22.4.2021


Das zweite World Ocean Assessment der UN

Eine umfangreiche (2 Bände mit jeweils rund 500 Seiten) Bestandsaufnahme der Weltmeere haben die Vereinten Nationen mit ihrem World Ocean Assessment vorgelegt. Das erste World Ocean Assessment der UN ist 2015 erschienen; damals wurde festgestellt, dass die Weltmeer in vielen Teilen erheblich durch menschliche Aktivitäten geschädigt waren. Die zweite  Bestandsaufnahme schreibt diese Erkenntnisse jetzt fort. Quintessenz: es gibt Bereiche, bei denen es Fortschritte gibt bei der Unterschutzstellung von Meereslebens­räumen und in manchen Regionen auch beim Schutz der Meere vor Schadstoffen und bei der Überwachung der Fischerei, aber im Großen und Ganzen hält der Druck der Menschheit auf die Weltmeere und ihre Lebensräume (vor allem auf die Mangroven und die Korallenriffe) weiter an, wodurch die Schäden zunehmen. So hat die Zahl der "Todeszonen" (Bereiche, in denen aufgrund von Sauerstoffmangel kaum Leben möglich ist) von gut 400 im Jahr 2008 auf rund 700 im Jahr 2019 zugenommen. UN-Generalsekretär António Guterres sagte bei der Vorstellung des Berichts, die Welt brauche nach Corona einen grün-blauen Wiederaufbau, der auch den besseren Schutz der Weltmeere umfasst.

UN: Launch of WOA II (mit Möglichkeit zum Download des [englischsprachigen] Berichts)


Emissions Gap Report 2020

Alle Jahre wieder veröffentlicht die UN-Umweltorganisation ihren Emissions Gap Report, in dem sie untersucht, inwieweit die bisherigen Selbstverpflichtungen der Staaten dieser Welt ausreichen, die Ziele des Pariser Übereinkommens zu erreichen. Kurzfassung: Sie reichen noch lange nicht aus. Auch 2019 stiegen die globalen Emissionen von Treibhausgasen weiter an. Im Jahr 2020 werden sie COVID-19-bedingt und voraussichtlich vorübergehend sinken; der weitere Verlauf hängt aber stark davon ab, ob und inwieweit die Staaten die Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft nach der COVID-19-Pandemie mit Maßnah­men zum Klima­schutz verbinden oder nicht. Hierfür besteht Hoffnung, denn zahlreiche Staaten haben sich unterdessen zur Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 verpflichtet, darunter die EU, Japan, Korea, Kanada, Südafrika, Argentinien und Mexiko (dazu werden vermutlich nach dem Amtsantritt von Joe Biden auch die USA kommen; China hat sich zur Klimaneutralität "vor 2060" verpflichtet). Der Emissions Gap Report weist aber auf die Diskrepanz zwischen diesen Selbstverpflichtungen und den bei der UN gemeldeten Selbst­verpflichtungen für das Jahr 2030 hin, die hierfür nicht ausreichen (aber in der Regel vor den Selbstverpflichtungen gemeldet wurden) – und selbst bei diesen Zielen sind nicht alle Staaten (darunter Australien, Brasilien, Kanada und die USA) auf einem für die Ziel­erreichung ausreichenden Weg. Die globalen Emissionen würden bis 2030 sogar weiter ansteigen; die Ziele des Pariser Übereinkommens würden aber eine Minderung zwischen 15 Milliarden Tonnen pro Jahr (2-Grad-Obergrenze) und 32 Milliarden Tonnen (1,5-Grad-Ober­grenze) erfordern. Der gegenwärtige Weg würde zu einer Temperaturerhöhung von mindestens 3 Grad Celsius bis Ende dieses Jahrhunderts führen. Der Emissions Gap Report weist zudem darauf hin, dass die internationale Schiff- und Luftfahrt in den nationalen Zielen ausgeklammert wird, aber bei einer weiter dem gegenwärtigen Trend folgenden Entwicklung alleine im Jahr 2050 60 bis 220 der mit den Zielen vereinbaren Kohlendioxid-Emissionen verursachen würde, die Zielerreichung also scheitern lassen könnte – und dass die bisherigen Politiken nicht annähernd ausreichen, daran etwas zu ändern.

UNEP: Emissions Gap Report 2020 (mit Möglichkeit zum Download)


Klimaneutrales Deutschland – geht das?

In einer Studie, die das Wuppertal-Institut, Prognos und das Öko-Institut gemeinsam für Agora Energiewende, Agora Verkehrswende und die Stiftung Klimaneutraliät erstellt haben, haben die Autoren die Frage untersucht, ob und wie Deutschland tatsächlich bis zum Jahr 2050, wie etwa im Klimaschutzgesetz vom Dezember 2019 gesetzlich verankert, klima­neutral werden kann. Die Antwort: Ja, das geht und das ist auch wirtschaftlich realisierbar. Allerdings erfordert der vorgeschlagene Weg umfangreiche Investitionen, vergleichbar mit dem Investitionsprogramm, das in den 1950er/1960er-Jahren zum Wirtschaftswunder ge­führt hat. Kernschritte sind eine Senkung der deutschen Treibhausgasemissionen bis 2030 gegenüber 1990 um 65 Prozent, was einen vollständigen Kohleausstieg bereits bis 2030, einen Anteil von erneuerbaren Energieträgern an der Stromerzeugung von 70 Prozent und eine Beschleunigung der Elektrifizierung im Verkehrs- und Wärmebereich (14 Mio. Elektro­autos und 6 Mio. Wärmepumpen) erfordert. Auch muss schnell in die Wasserstoffwirtschaft zur Erzeugung von Hochtemperaturwärme in der Industrie eingestiegen werden, 2030 wird bereits von einer Nutzung von ca. 60 TWh sauberen Wasserstoffs aufgegangen. Bis 2050 werden Elektrifizierung und Wasserstoffnutzung weiter ausgebaut, damit können die Emissionen um 95 Prozent vermindert werden. Die verbleibenden Emissionen müssen und können durch "negative Emissionen", vor allem Nutzung von Biomasse mit Kohlendioxid-Abscheidung und stoffliche Bindung von Kohlendioxid in grünen Polymeren, ausgeglichen werden.

Agora Energiewende: Klimaneutrales Deutschland (mit Möglichkeit zum Download der Studie)


Neues zum europäischen Klimagesetz

Nachdem die EU-Kommission im September die Folgen einer Erhöhung des im Vorschlag für einen Grünen Deal enthaltenen Ziels der Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2030 von 50 auf 55 Prozent geprüft und diese für positiv befunden hat, wurde das neue Ziel – also eine Verringerung der Treibhausgasemissionen bis 2030 im Vergleich zu 1990 um 55 Prozent – in den Gesetzesvorschlag für das europäische Klimaschutzgesetz aufge­nommen. Das EU-Parlament hat im Oktober dem Gesetzesvorschlag im Grundsatz zuge­stimmt, aber eine Erhöhung des Ziels auf 60 Prozent gefordert, ebenso die Einfügung eines weiteren verbind­lichen Zwischenziels für 2040. Die Stimmigkeit der festzulegenden Maß­nahmen und die Fortschritte bei der Zielerreichung soll ein unabhängiger europäischer Klimarat überwachen. Der Europäische Rat (der im wesentlichen aus den Staats- und Regierungschefs besteht) hat dem Gesetz im Oktober im Grundsatz eben­falls zuge­stimmt, hat sich aber nicht auf das Reduktionsziel für 2030 einigen können – das ist auf der Ratssitzung vom 10./11.12.2020 erfolgt. Er folgte der EU-Kommission und hat deren Ziel gebilligt, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent zu reduzieren. Die Kommission wurde aufgefordert, Möglichkeiten zur Ausweitung des CO2-Emissionshandels, zur Ent­wicklung und zum Einsatz innovativer Technologien in energieintensiven Industriezweigen und für ein CO2-Grenzausgleichssystem, mit dem eine Verlagerung von Emissionen vermeiden wird, zu prüfen. Das neue Klimaziel wurde inzwischen dem UNFCC-Sektretariat [als europäischer Beitrag zum Pariser Übereinkommen] gemeldet.


Gab es schon 1890 eine Coronavirus-Pandemie?

Vor der "Spanischen Grippe" von 1918 bis 1920 gab es eine in der Erinnerung aufgrund ihres Nachfolgers verblasste, "Russische Grippe" genannte Pandemie, die im Dezember 1889 bei Sankt Petersburg ausbrach und bis 1895 weltweit rund eine Millionen Todesopfer forderte. Womöglich war der Verursacher aber gar kein Grippe-, sondern ein Coronavirus: das Coronavirus OC43. Dieses ist noch heute für etwa 10 bis 15 Prozent aller Erkältungen verantwortlich; und wie molekularbiologische Untersuchungen einer Arbeitsgruppe um den belgischen Virologen Marc Van Ranst zeigten, ist dieses Coronavirus kurz zuvor (wohl in Russland) von Kühen auf den Menschen übergegangen. Das, und die damals beschriebenen Krankheitssymptome wie trockener Husten, hohes Fieber und der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns lassen Van Ranst zu seiner Vermutung kommen. Beweisen kann er diese Hypothese nicht, dazu bräuchte er Lungenmaterial von einer infizierten Personal, um das Genom des Verursachers analysieren zu können. Aber hätte er recht, könnte man hoffen, dass auch "unser" COVID-19 sich im Laufe der Zeit zu einer vergleichsweise harmlosen Erkältung entwickelt.

Brussels Times 15.06.2020: Coronavirus possibly caused a million deaths in 1890, says Marc Van Ranst

Leen Vijgen et al.: Complete Genomic Sequence of Human Coronavirus OC43: Molecular Clock Analysis Suggests a Relatively Recent Zoonotic Coronavirus Transmission Event. Journal of Virology Jan 2005, 79 (3) 1595-1604; DOI: 10.1128/JVI.79.3.1595-1604.2005

(Den Hinweis auf diese Vermutung verdanke ich der Besprechung des Buches "Apollo's Arrow. The Profound and Enduring Impact of Coronavirus on the Way We Live" von Nicholas A. Christakis durch David Quammen in der New York Times vom 3.11.2020.)


Einen Blick in die Zukunft...

... will der Spiegel mit seinem neuen SPIEGEL Spezial "Aufbruch nach Utopia" werfen: Was muss in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft passieren, damit die Menschheit im Jahr 2050 noch eine lebenswerte Welt hat? Unter anderem wird untersucht, wie ernst es die Politik mit dem Ziel meint, Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen ("wohl wirk­lich"), welche Instrumente am besten geeignet sind (zentral sei ein "vernünftiger Kohlen­dioxid-Preis", der bei 50 Euro pro Tonne anfängt – da beginnt die Lenkungswirkung – und dann ansteigt; damit würde z.B. der Kohleausstieg bereits vor 2030 erfolgen, da sich Kohle dann nicht mehr rechnet), was darüber hinaus nötig ist, den benötigten massiven Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben ("intelligente Stromnetze", welche Initiativen es anderen Ländern gibt (vorgestellt wird u.a. das Sunrise Movement in den USA). Der nötige Umbau ist eine historische Aufgabe, die internationale Zusammenarbeit erfordert. Aber die Tatsache, dass sich mit China, Japan und Südkorea auch die drei größten asiatischen Volkswirtschaften zur Klimaneutralität verpflichtet haben und die USA nach einer möglichen Abwahl Donald Trumps ihre Haltung zum Klimaschutz ändern dürften, lässt hoffen, dass diese noch rechtzeitig angegangen wird.


Wie wir das 1,5-Grad-Ziel noch erreichen können

Nach dem Pariser Übereinkommen soll die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad Celsius begrenzt werden. Damit Deutschland seinen Beitrag zu dem letzteren Ziel der Weltgemeinschaft leistet, dürften nach dem aktuellen Umwelt­gutachten 2020 nur noch höchstens 4.200 Mio. Tonnen Kohlendioxid emittiert werden. Ob dieses noch gelingen kann, hat das Wuppertal Institut im Auftrag von Fridays for Future untersucht. Die Antwort: Ja, grundsätzlich ist das noch möglich, aber die notwendigen Maßnahmen sind technisch und ökonomisch extrem anspruchsvoll und erfordern eine gesellschaftliche Bereitschaft zu massiven Veränderungen. So müsste Deutschland bis 2035 klimaneutral werden; und in den nächsten fünf bis sechs Jahren müssten die Kohlendioxid­emissionen um 60-70 Mio. Tonnen pro Jahr sinken (statt wie in den letzten Jahren um etwa 8 Mio. Tonnen pro Jahr). Einige Eindrücke, was hierzu nötig wäre: Jedes Jahr müssten 15 bis 40 GW (je nach realisierbaren Importen, z.B. von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien) an Windenergie- und Photovoltaikanlagen zugebaut werden, deutlich mehr als die aktuellen Planungen der Bundesregierung von 9 bis 10 GW pro Jahr. In der Industrie dürften ab sofort nur noch Anlagen installiert werden, die "Treibhausgas-Neutralitätskompatibel" (also mit dem Ziel der Klimaneutralität vereinbar sind). Der Autoverkehr muss deutlich reduziert werden, die Fahrzeugflotte möglichst vollständig elektrifiziert werden und die verbleibenden Verbrennungsmotoren auf synthetische Kraftstoffe versorgt werden. Die energetische Sanierung von Gebäuden muss deutlich (von heute 1 Prozent im Jahr auf 4 Prozent) beschleunigt werden.

Wuppertal Institut: Wie Deutschland bis 2035 CO2-neutral werden kann (mit Möglichkeit zum Download)


Der Stand bei der Biodiversität

Der schnelle Rückgang der Biodiversität auf der Erde ist neben dem Klimawandel die zweite einschneidende Veränderung, die zeigt, dass die Menschheit sich auf einem falschen Weg befindet (siehe auch Living Planet Report 2020), findet in der Öffentlichkeit aber viel weniger Aufmerksamkeit. Dabei wurde in Rio de Janeiro 1992 nicht nur die Klimarahmen­konvention beschlossen, sondern auch eine Biodiversitätskonvention. Jetzt ist der 5. Fortschrittsbericht ("Global Biodiversity Outlook 5") erschienen. Die Tendenz ähnelt dem, was wir auch bei der Bekämpfung des Klimawandels sehen: Keines der Aichi-Ziele (das Gegenstück zum Kyoto-Protokoll) wird erreicht werden, 6 (von den 20) Zielen werden zum Teil erreicht. Dabei ist bekannt, was getan werden muss, um die Entwicklung umzukehren: eine Ausweitung der Schutzgebiete, die Begrenzung des Klimawandels (der den Verlust an Artenvielfalt beschleunigt), Anwendung nachhaltiger Methoden insbesondere in Land- und Forstwirtschaft – und auch hier muss es schnell gehen, wenn die Trendwende noch recht­zeitig kommen soll. Auch bei der Biodiversität sagt uns die Wissenschaft also eindeutig: Wir rennen sehenden Auges mit voller Kraft in die falsche Richtung, und tun nicht viel mehr, als gelegentlich (wenn die Luft dafür reicht) darüber zu reden, dass die Richtung nicht stimmen könnte.

Convention on Biological Diversity: Global Biodiversity Outlook 5 (mit Möglichkeit zum Download der Berichts in verschiedenen Sprachen)


Auf der Suche nach einem Atommüll-Endlager

Mit der Entscheidung der Bundesregierung im Jahr 1987, den vom niedersächsischen Minister­präsidenten Ernst Albrecht vorgeschlagenen Standort in Gorleben für eine "Wieder­aufbereitungsanlage" für Atommüll vorzusehen, begann die bereits 1975 im oberbadischen Whyl und 1976 im schleswig-holsteinischen Brokdorf entflammte Anti-Atomkraft-Bewegung in Deutschland zu einer Massenbewegung zu werden: das ungelöste Problem, was mit den radioaktiven Abfällen aus Atomkraftwerken geschehen soll, gehörte zu den wichtigsten Kritikpunkten an der Nutzung der Atomkraft (>> Eine kleine Geschichte der Atomkraft). Mit dem Beschluss zum Ausstieg aus der Atomkraft ist das Problem natürlich nicht gelöst (es wird nur nach dem Abschalten des letzten Kraftwerks nicht mehr größer), und 2017 begann ein neues Verfahren für die Suche nach einem geeigneten "Endlager"-Standort, in dem die Abfälle "für den Zeitraum von einer Million Jahren" (Standortauswahlgesetz von 2017) sicher gelagert werden können. In einem ersten Schritt wurden von der mit der Standortauswahl beauftragten Bundesgesellschaft für Endlagerung aus geologischer Sicht potenziell geeignete Teilgebiete ermittelt, die nun mit weiteren Kriterien (Besiedlungsdichte, Naturschutz, Kulturdenkmäler, ...) weiter untersucht werden sollen. Ziel ist, bis 2031 einen geeigneten Standort für die "Endlagerung" gefunden zu haben und 2050 mit der Einlagerung zu beginnen.

Bundesgesellschaft für Endlagerung: >> Zwischenbericht Teilgebiete
(mit interaktiver Karte und Möglichkeit zum Download)


Klimawandel und Waldbrände in Kalifornien

US-Präsident Donald Trump machte bei seinem Besuch in den kalifornischen Waldbrand­gebieten im September 2020 eine unzureichende Pflege der Wälder (die sich zum großen Teil in Bundesbesitz befinden) für die Waldbrände verantwortlich. Tatsächlich wird seit langem darum gestritten, ob Unterholz in den Wäldern kontrolliert abgebrannt werden sollte, um größere Waldbrände zu verhindern (was früher durch kleinere Waldbrände geschah, die aufgrund der zunehmenden Siedlungsdichte heute oft bekämpft werden). Das Ausmaß der schon seit vielen Jahren zunehmenden Waldbrände (nicht nur in Kalifornien, sondern z.B. auch in Australien und Sibirien) erklärt dieses jedoch nicht. Aber der Klimawandel trägt, wie der Klimaforscher Stefan Rahmstorf in einem Beitrag auf spiegel online darstellt, mehr­fach hierzu bei: Auch wenn insgesamt durch den Klimawandel die Nieder­schläge zunehmen, erfolgt dies vor allem in ohnehin regenreichen Gebieten, trockene Regionen werden eher trockener – und Kalifornien leidet seit Jahren an anhaltender Trockenheit. Und unter hohen Temperaturen, die durch verstärkte Verdunstung die Trocken­heit noch verstärken. Rahms­torf verlinkt auf eine Studie, die zeigt, dass dieses die Hauptursache für die seit den Siebziger­jahren zunehmenden Waldbrände in Kalifornien ist. Dazu kommen Hinweise, dass aufgrund der Eisschmelze in der Arktis Wetterlagen zuneh­mend länger anhalten – aus einigen heißen Tagen werden daher leichter Hitzewellen.

In diesem Zusammenhang fand sich im Spiegel 40/2020 auch ein interessantes Interview mit dem Feuerforscher Stephen Pyne, der sich mit den – neben dem Klimawandel, den er wie Rahmstorf als Verstärker ansieht, so sei die Feuersaison in Kalifornien inzwischen einen Monat länger als früher – anderen Faktoren beschäftigt, die die Waldbrände fördern. Er wies darauf hin, dass es in den USA schon im 19. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre große Waldbrände gegeben hat, die durch die Eisenbahn und die ihr folgende Abholzung der Wälder und die Besiedlung verursacht waren. Heute sind oftmals Stromleitungen (die Pyne an anderer Stelle die "Blitze des 21. Jahrhunderts" genannt hat) die Ursache der Feuer, aber auch die Siedlungsdichte im Inland, die zusammen mit in den kalifornischen Bergen oft starken Winden kontrollierte Feuer (die Pyne befürwortet) oftmals verhindert. Die ohnehin anstehende Erneuerung des Stromnetzes und die zunehmende Nutzung dezentral erzeugter erneuerbarer Energien sind für Pyne daher auch ein Weg, die Feuer zu bekämpfen. (Stephen Pyne hat 2019 einen fast schon philosophischen Beitrag über den Zusammenhang zwischen [den gezielten] Verbrennungsprozessen des Menschen und den [ungezielten] Feuern im Missoula Current geschrieben: California wildfires signal arrival of a planetary fire age, den er in seinem Buch Fire. A Brief History. 2. Aufl. 2019. University of Washington Press, näher untersucht.)


Fridays for Future-Stern

Der Stern hat seine Ausgabe 40/2020 gemeinsam mit Fridays for Future gestaltet und widmet sie ausschließlich dem Klimawandel. Damit ist ein Versprechen verbunden: "Die Marke Stern verpflichtet sich ab sofort, den Klimaschutz ... als eines unserer Schwerpunkt­themen zu verstehen" (Chefredakteurin Anna-Beeke Gretemeier im Editorial). Im Heft finden sich u.a. ein Darstellung der aktuellen Entwicklungen in der Klimakrise ("Jetzt. Und hier."), Eckart von Hirschhausen erläutert, warum durch die Klimakrise die Fortschritte der Vergan­gen­heit ("wir leben so reich, so satt, so sicher wie nie zuvor") auf dem Spiel stehen, prä­sentiert 15 Ideen für eine kühlere Zukunft, porträtiert indianische Aktivisten, die gegen die Zerstörung ihrer Heimat, der südamerikanischen Regenwälder kämpfen und dokumentiert ein Gespräch, in dem sich Ex-Greenpeace-Chef Thilo Bode und Annemarie Brotzki von "Extinc­tion Rebellion" über die richtigen Wege zum Kampf gegen den Klimaschutz unterhalten.


COVID-19 und Ökosystem Erde

Angesichts der COVID-19-Pandemie habe ich mir nochmal die Seiten zur Bevölkerungs­entwicklung im Agrar- und Industriezeitalter vorgenommen. Bei der Überarbeitung hat mir ein Büchlein von Christian McMillen (Pandemics. A Very Short History. Oxford University Press 2016) sehr geholfen. McMillen ist Geschichtsprofessor an der University of Virgina und betont zwei Entwicklungen: Infektionskrankheiten nehmen erstens zu, weil wir immer weiter in die Natur eindringen und es für Krankheitserreger ökologisch "sinnvoll" ist, von seltener werdenden Wildtiere auf den immer zahlreicher werdenden Menschen überzuspringen (was die natürlich nicht wissen, aber die Evolution belohnt eben die Erreger, die das aufgrund genetischer Veränderungen im Menschen überleben können). Von COVID-19 konnte McMillen 2016 noch nichts wissen, aber auch COVID-19 ist ein Erreger, der den Sprung von Tieren auf den Menschen geschafft hat. Der amerikanische Wissenschaftsjournalist David Quammen hat dazu im Zusammenhang mit COVID-19 gesagt: "Wenn man am Baum schüttelt, fällt eben auch mal etwas heraus". Und zweitens, dass der Kampf gegen viele Krankheiten an der sozialen Ungerechtigkeit auf der Welt gescheitert ist. Auch wenn Impfstoffe und Medikamente zur Verfügung standen, können diese in viele Ländern aus Geldmangel oder aufgrund eines unzureichenden Gesundheitssystem nicht konsequent angewendet werden – und mit Reisenden aus diesen Ländern kommen sie dann immer wieder zurück in die Länder, die sie "eigentlich" schon besiegt hatten. COVID-19 hat auch gezeigt, wie schnell sich im Zeitalter des Flugverkehrs eine Krankheit in der Welt ausbreiten kann. Wir sitzen alle in einem Boot, und was die globalen Probleme angeht, gibt es nur eine Menschheit.

Im Zusammenhang mit COVID-19 siehe auch:
David Quammen: We Made the Coronavirus Epidemic (New York Times)
David Quammen: The Pandemic, From the Virus's Point of View (New York Times)
(Quammen ist auch Autor des in diesem Zusammenhang lesenswerten Buches "Spillover: Der tierische Ursprung weltweiter Seuchen", Pantheon-Verlag, 3. Aufl. 2020.)

Zu den überarbeiteten Seiten:
Die Weltbevölkerung im Agrarzeitalter
Die Weltbevolkerung im Industriezeitalter


Auf dem Weg zu einem neuen Energiesystem

Titelgeschichte des "Economist" vom 17.9.2020 ist das sich abzeichnende neue Energiesystem: Die Autoren sehen mit Europas Plänen für einen "Green Deal" und Joe Bidens Plänen für der Decarbonisierung deutliche Zeichen für ein heranziehendes neues Energiezeitalter; das Ende des Ölzeitalters sei wahrscheinlich (Symbol dafür ist der Ölkonzern ExxonMobil, seit 1928 im US-Aktienindes Dow Jones vertreten war und jetzt herausgeflogen ist). Dieses sei gut so: Das neue Energiesystem vermeide sie schlimmsten Folgen des Klimawandels (fossile Brennstoffe sind für zwei Drittel der Treibhausgase verantwortlich), sei gesünder für den Menschen (jedes Jahr sterben 4 Millionen Menschen an den Folgen der maßgeblich von fossilen Brennstoffen verursachten Luftverschmutzung) und wirtschaftlich stabiler, da nicht von ungleich über der Welt verteilten Ressourcen (und einem Kartell, das über sie wacht) abhängig. Aber der neue Übergang zu dem neuen System birgt auch Risiken. Die Ölstaaten, in denen 900 Millionen Menschen leben, müssen neue Einkommensquellen finden, was viele Reformen erfordert; ihnen brechen aber gerade durch niedrige Ölpreise die Einnahmen weg. Die Welt könne auch in eine Abhängigkeit von China geraten, wo heute schon 72 Prozent aller Solarmodule, 69 Prozent aller Lithium-Ionen-Batterien und 45 Prozent aller Windräder gebaut würden. Ob Europa und die USA dagegen halten können, hänge von ihrem Engagement ab, das in den USA vom Widerstand mancher Republikaner gegen erneuerbare Energien gebremst werde. Und drittens könne der Umbau zu langsam erfolgen: bisher reichen die Investitionen in erneuerbare Energien nicht aus, um die Pariser Klimaziele zu erreichen.


Living Planet Report 2020

Zum dreizehnten Mal erschien im September 2020 ein aktueller "Living Planet Report" des WWF: In diesem alle zwei Jahre erscheinenden Bericht werden einige Kennzahlen darge­stellt, die zeigen, wie stark unser Planet bereits geschädigt ist: So zeigt der Bericht, dass 20.811 überwachte Wirbeltierbestände – Säugetiere, Vögel, Fische, Reptilien, Amphibien – aus aller Welt seit 1970 um 68 Prozent zurückgegangen sind, in Gewässern und Feucht­gebieten beträgt der Rückgang sogar 84 Prozent. Nach wie vor ist der "ökologische Fuß­abdruck" (Menge an verbrauchten Ressourcen, freigesetztes Kohlendioxid) pro Kopf in den Industrie-ländern wesentlich größer als in den Ländern des globalen Südens – und über­schreitet in der Summe deutlich die Tragfähigkeit der Erde. Auch die Wälder werden – allen Bekennt­nissen zur Aufforstung zum Trotz – weiter vernichtet; durch den Klimawandel werden Trockenzeiten und damit die Saison für Waldbrände zudem immer länger. Der Report untersucht auch, wie der Trend umgekehrt werden kann: besserer Naturschutz (Aus­weitung von Schutzgebieten, Wiederherstellung von Ökosystemen), nachhaltige Land­nutzung (Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft) sowie nachhaltiger Konsum (weniger Ver­schwendung landwirtschaftlicher Produkte, geringerer Anteil tierischer Kalorien in Ländern mit hohem Fleischkonsum) sind der Schlüssel.

WWF: Living Planet Report (mit Möglichkeit zum Download unten auf der Seite)


Die Erde hat sich um 1,1 °C erwärmt

Unter Federführung der Welt-Meteorologieorganisation (WMO) wurde Anfang September 2020 ein Zusammenstellung der neuesten Forschungen zum Klimawandel veröffentlicht: Der unter Beteiligung vieler Organisationen erstellte Bericht United in Science 2020 zeigt, dass die weltweiten Emissionen von Treibhausgasen weiterhin zunehmen; der durch die Corona-Pandemie erwartete Rückgang der Emissionen um 4 bis 9 Prozent wird den Anstieg der Treibhausgas-Konzentration in der Erdatmosphäre nur verlangsamen, aber nicht been­den. Die Konzentration von Kohlendioxid liegt mittlerweile bei 410 ppm. Die 5 Jahre von 2016 bis 2020 werden vermutlich die wärmsten 5 Jahre seit Beginn der Klimaaufzeichnungen sein, gegenüber der vorindustriellen Zeit dürfte die Temperatur um 1,1 Grad Celsius höher liegen. Bereits in den nächsten fünf Jahren könnte die Erwärmung (Wahrscheinlichkeit von 20 Prozent) die 1,5-Grad-Grenze (dem Ziel des Übereinkommens von Paris) erreichen. Soll das Ziel noch erreicht werden, sind dringende und gemeinsame Aktivitäten aller Länder erforderlich.

WMO: United in Science 2020 (mit Möglichkeit zum Download)


Umweltgutachten 2020

Alle vier Jahre erstellt der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU), der seit 1972 die Bundesregierung zu Umweltfragen berät, sein "großes" Umweltgutachten. 2020 war es wieder soweit. Eins der Themen: Wie sollte Deutschlands Beitrag aussehen, damit die Ziele des Pariser Übereinkommens erreicht werden? Sein Vorschlag: Für Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Klimapolitik sollte ein Kohlendioxid-Budget, eine maximal noch auszustoßende Menge des wichtigsten Treibhausgases Kohlendioxid, festgelegt werden, an dessen Einhaltung die Klimapolitik gemessen werden kann. Wenn die Erderwärmung, wie in Paris vereinbart, auf deutlich unter 2 Grad Celsius begrenzt werden soll und unter der Annahme gleicher Emissionsrechte für jeden Mensch der Welt, betrüge ein solches Budget ab 2020 maximal 6.700 Millionen Tonnen Kohlendioxid (1,75 Grad Temperaturerhöhung), besser aber 4.200 Millionen Tonnen Kohlendioxid (1,5 Grad Temperaturerhöhung). Die sich aus dem deutschen Klimaschutzgesetz ergebenden Emissionen liegen etwa doppelt so hoch; bei einem gleichmäßigen Rückgang der Emissionen müsste Deutschland schon 2038 klimaneutral sein, um das maximale Budget einzuhalten (und nicht, wie angestrebt, 2050).

Sachverständigenrat für Umweltfragen: Umweltgutachten 2020 (mit Möglichkeit zum Download)


Vorschlag für ein europäische Klimaschutzgesetz

Als erste Maßnahme des europäischen Grünen Deals (siehe unten) wurde am 4.3.2020 von der EU-Kommission ein Vorschlag für ein Europäisches Klimagesetz vorgestellt. Mit einer Fortsetzung der bisherigen Klimapolitik würden die Treibhausgasemissionen bis 2050 gegenüber 1990 nur um 60 Prozent zurückgehen, in Übereinstimmung mit dem Pariser Übereinkommen haben sich das Europäische Parlament und der Europäische Rat jedoch zur Klimaneutralität der EU um Jahr 2050 verpflichtet. Das Klimaschutzgesetz soll die Lücke schließen und die Kommission zur Festlegung eines Zielpfades, der zur im Gesetz vorgegebenen Klimaneutralität führt, berechtigen. Dieser Zielpfad wird nach jeder der (alle 5 Jahre stattfindenden) weltweiten Bestandsaufnahmen zum Pariser Überabkommen überprüft werden; alle 5 Jahre sollen zudem die europäischen Fortschritte auf dem Zielpfad zur Klimaneutralität bewertet und ggf. zur Zielerreichung notwendige Maßnahmen ergriffen werden.

Vorschlag für das europäische Klimaschutzgesetz: EUR-LEX


Der europäische Grüne Deal

Der am 11.12.2019 vorgestellte „europäische Grüne Deal“ ist das Programm, mit dem die EU-Kommission die Wirtschaft und Gesellschaft in der EU so umgestalten will, dass im Jahr 2050 netto keine Treibhausgasemissionen mehr freigesetzt werden, Ressourcen deutlich effizienter genutzt und das Naturkapital der EU bewahrt und verbessert wird. Die Bezeich­nung stammt von dem in USA entwickelten „Green Deal“, der nach Roosevelts „New Deal“ (als Antwort auf die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre) benannt und für eine ökologi­sche Wende der Industriegesellschaft steht. Die Umgestaltung soll wie beim „New Deal“ mit massiven öffentlichen Investitionen und der Mobilisierung privaten Kapitals erfolgen. Zentrale Maßnahmen des europäischen Grünen Deals umfassen die Verschärfung der europäischen Klimaschutzziele für 2030 und 2050 (2030 sollten die Treibhausgasemissionen um mindestens 50 Prozent – möglichst 55 Prozent – gegenüber 1990 reduziert werden, 2050 soll die Klimaneutralität der EU erreicht sein; dazu werden Energieeffizienz und erneuerbare Energien gefördert) sowie die Mobilisierung der Industrie für eine saubere und kreislauforientierte Wirtschaft, der Erhalt und die Wiederherstellung der Ökosysteme und der Biodiversität sowie ein faires, gesundes und umweltfreundliches Lebensmittelsystem.

Strategie der EU: Green Deal

Das amerikanische Original: Sunrise Movement


© Jürgen Paeger 2020 – 2022

 

Flagge der Ukraine

Titel des Buches "Geflochtenes Süßgras" von Robin Wall Kimmerer

Titelseite des Buches Handbuch Klimaschutz

Titelseite der Studie Klimaneutrales Deutschland

Titelseite des Klimaschutz Sofortprogramms

Titel des ersten Bandes des 6. IPCC-Klimareports

Titelseite des Buches The Future We Choose

Titelseite des World Ocean Assessment 2021

Titelseite des Emission Gap Report 2020

Titelseite der Studie 'Klimaneutrales Deutschland'

Titelseite des Spiegel Spezial 'Aufbruch nach Utopia'

Titelseite des Berichts vom Wuppertal Institut CO2-neutral bis 2035

Titelseite des Biodiversity Outlooks 5

Karte der im Zwischenbericht Teilgebiete benannten Teilgebiete

Teilgebiete-Karte.
Grafik: Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH

Buchtitel: Stephen Pyne. Fire. A short history

Titelseite des Stern Nr. 40/2020

Titelseite Economist 17.9.2020

Titelbild Living Planet Report 2020

Titelbild United in Science Report 2020

Titelbild Umweltgutachten 2020