Das Zeitalter der Industrie

Anmerkungen

Der Klimawandel

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001: Globale Temperaturdaten stammen im wesentlichen aus drei Quellen, die Messdaten aus der ganzen Welt sammeln: der amerikanischen NASA mit dem Goddard Institute for Space Studies (GISS; die Daten zur Analyse der Oberflächentemperatur werden oft auch als GISTEMP-Daten bezeichnet), der US-Wetter- und Ozeanographiebehörde NOAA sowie aus der Zusammenarbeit des britischen Wetteramtes mit dem Klimaforschungsinstitut der Universität East Anglia (Climate Research Unit - CRU). Die Abbildung beruht auf den GISTEMP-Daten und stammt aus James Hansen et. al: Young peoples burden: requirements of negative CO2 emissions. Earth System Dynamics 8: 577-616 (2017). Eine Zusammenstellung der Daten aus den drei genannten Quellen findet sich zum Beispiel im UN-Klimareport.

Die Ermittlung des gleitenden Mittelwerts ist eine statistische Methode, um Datenreihen zu glätten: Das Klima ist ja das durchschnittliche Wetter (siehe Stichwort: Klima) einer Region oder der Erde; und daher müssen jährliche Wetterschwankungen (wie die Jahresdurchschnittswerte in der Abbildung zeigen, schwankt die Temperatur der Erde um plus/minus 0,2 Grad Celsius um einen Mittelwert) geglättet werden. Zur Bildung des gleitenden Mittelwerts werden die gleitenden Durchschnittswerte des genannten Zeitraums genutzt, bei einem gleitenden 5-Jahres-Mittelwert wie in (a) also die Durchschnittswerte der letzten 5 Jahre. Kommt ein neuer Wert hinzu, wird der erste Wert gestrichen, so dass immer der Mittelwert aus 5 Jahren dargestellt wird.

004: "Klimaskeptiker" steht an dieser Stelle in Anführungsstrichen, da es sich in der Regel nicht um Skeptiker handelt – "Klimaskeptiker" kennen in der Regel keinen Zweifel an ihrer Position, sondern sie behaupten, dass es den Klimawandel nicht gibt – oder falls es ihn doch gibt, dass er jedenfalls vom Menschen verursacht wird. Dahinter stehen mitunter Interessen: 1989, ein Jahr, nachdem der UN-Klimarat IPCC gegründet wurde, gründeten amerikanische Öl- und Automobilkonzerne, darunter Exxon, Shell, BP, Texaco, Ford, General Motors und Chrysler die Global Climate Coalition (GCC), die getarnt als Umweltorganisation Zweifel an den Erkenntnissen der Klimaforschung sähen sollte. Dazu kam, dass nach dem Ende der Sowjetunion manche Republikaner in den USA Umweltschützer als neue Feinde ausmachten ("Green is the new red"), die mit Kohlendioxidabgaben den amerikanischen Reichtum in die dritte Welt umverteilen wollten, so dass konservative Medien wie Rupert Murdochs Wall Street Journal und Fox News der GCC gerne Gehör schenkten. Sie hatten Erfolg: Von 1993 bis 2003 gab es in Fachzeitschriften 928 Veröffentlichungen zum Schlagwort "globale Klimaveränderung", in keiner wurde die Erderwärmung und der Mensch als Verursacher angezweifelt – in der amerikanischen Presse und im Fernsehen aber in jedem zweiten Beitrag zum Thema. (Und 1998 beschlossen die USA, dem Kyoto-Protokoll nicht beizutreten.)

2001 wurde der GCC aufgelöst, nachdem wichtige Mitglieder wie BP, Royal Dutch Shell, Ford und DaimlerChrysler (nach der Übernahme durch Daimler-Benz) als Reaktion auf die Kritik an der Vorgehensweise des GCC ausgetreten waren. Andere Mitglieder gaben aber nicht auf: Exxon Mobil und Shell gaben alleine 2015 mehr als hundert Millionen Dollar für Lobbyarbeit gegen Klimagesetzgebung aus. Auch Russland, dessen Export zu zwei Dritteln aus fossilen Energieträgern besteht, soll mittlerweile amerikanische und europäische "Klimaskeptiker" unterstützen (DIE ZEIT 51/2017: "Der Krieg gegen die Wahrheit"). Natürlich sind nicht alle "Klimaskeptiker" bezahlte Interessenvertreter, viele wollen auch aus politischen Gründen nicht an den Klimawandel glauben oder verdrängen anderslautende Informationen, weil es angenehmer wäre, wenn der Mensch nicht für den Klimawandel verantwortlich wäre. Aber ihre wissenschaftlichen Argumente stammen zumeist aus Quellen wie der GCC oder ihren Nachfolgern.

Weitere Informationen:
Naomi Oreskes und Erik M. Conway: Die Macchivellis der Wissenschaft: Das Netzwerk des Leugnens. Wiley-VCH-Verlag 2014 (nur noch antiquarisch erhältlich; engl. Originalausgabe: Merchants of Doubt). Oreskes und Conway stellen das Thema in einen weiteren Zusammenhang und zeigen, dass auch bei anderen Themen (beginnend mit der Schädlichkeit von Zigaretten) ähnlich gearbeitet wurde.
Union of Concerned Scientists: The Climate Deception Dossiers. 2015.

(Auf diese Anmerkung wird auch von der Seite Klimageschichte verlinkt.)

006: Der Strahlungsantrieb des Ausbruchs des Pinatubo im Jahr 1991 betrug etwa -4 Watt/m², das heißt, er reduzierte die Sonneneinstrahlung um fast zwei Prozent (was die Temperatur der Erde veränderte, siehe Abbildung auf der Seite Klimawandel ganz oben). Verantwortlich dafür war Schwefeldioxid, dass in der Stratosphäre zu Schwefelsäure reagierte, die Sonnenlicht reflektierte. Der Effekt hielt aber nur kurz an: bereits nach drei Jahren war die Schwefelsäure weitgehend aus der Atmosphäre ausgewaschen. So kurzlebig sind die Treibhausgase leider nicht: Heute freigesetztes Kohlendioxid zum Beispiel wird noch in 1.000 Jahren zur Hälfte in der Atmosphäre vorhanden sein (Treibhausgase).

008: "Entgegen den Prognosen ist die Erderwärmung seit über zehn Jahren zum Stillstand gekommen." http://www.kaltesonne.de/?p=287, eingesehen 27.11.2012.

010: Einige weitere beliebte "Tricks", die Erderwärmung herunterzuspielen, zeigt der Klimaforscher Stefan Rahmstorf im Blog KlimaLounge: Die populärste Trickgrafik der Klimaskeptiker.

020: Siehe James Hansen et al. 2011: Earth’s energy imbalance and implications, Atmos. Chem. Phys., 11, 13421–13449; Matthew Collins et al. 2013: Long-term climate change: Projections, commitments and irreversibility, in In: Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change (Klimareport 2013: Wissenschaftliche Grundlagen).

040: Siehe z.B. Hasselmann: On the signal-to-noise problem in atmospheric response studies, in Shaw, D.B. (Hrsg.): Meteorology of Tropical Oceans, S. 251-259 (1979) – einer der ersten Beiträge, der sich mit der Frage beschäftigte, wie aus dem "Rauschen" des Klimasystems Muster herausfiltern lassen, mit denen man den Verursachern auf die Spur kommt.

048: James Hansen et. al: Young peoples burden: requirements of negative CO2 emissions. Earth System Dynamics 8: 577-616 (2017).

Treibhausgase

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050: Die Angaben für die Kohlendioxid-Emissionen 2011 und die durchschnittliche Aufnahme von Kohlendioxid durch Kohlenstoffsenken im Zeitraum 2002 bis 2011 stammen vom Global Carbon Project, Carbon Budget 2012 (http://www.globalcarbonproject.org/ carbonbudget/12/hl-full.htm).

051: Im Zeitraum 2000 - 2005 (der in der Abbildung dargestellt ist) betrugen die Werte laut >> IPCC-Klimareport 2007, Arbeitsgruppe 1 “Wissenschaftliche Grundlagen" für energiebedingte Emissionen gut 26 Milliarden Tonnen Kohlendioxid pro Jahr und für das Abbrennen von Wäldern 6 Milliarden Tonnen; die Aufnahme in den Weltmeeren betrug 8 Milliarden Tonnen und die Wälder nahmen netto 3,3 Milliarden Tonnen auf.

060: Shindell, D.T. et al.: Improved attribution of climate forcing to emissions. Science 326: 716-718.

061: Synthesis Report Climate Change: Global Risks, Challenges & Decisions. Copenhagen 2009, 10-12 March, page 10.

080: Hauglustaine, D.A., and G.P. Brasseur (2001): Evolution of Tropospheric Ozone under Anthropogenic Activities and Associated Radiative Forcing of Climate, Journal of Geophysical Research 106, 32337-32360

Kohlenstoffkreislauf & Klimawandel

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190: Abbildungsquelle: Canadell, Joseph G. und andere: Contributions to accelerating atmospheric CO2 growth from economic activity, carbon intensity, and efficiency of natural sinks (www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.0702737104)

Die Folgen des Klimawandels

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200: E. Rignot et al., 2011: Acceleration of the contribution of the Greenland and Antarctic ice sheets to sea level rise. Geophysical Research Letters 38, doi:10.1029/2011GL046583, siehe auch >> hier.

204: 155 Milliarden Tonnen Kohlenstoff entsprechen 568 Milliarden Tonnen Kohlendioxid (1 Tonne Kohlenstoff entspricht 3,667 Tonnen Kohlendioxid).

206: Kohlendioxid (CO2) und Wasser (H2O) bilden Kohlensäure (H2CO3); Kohlensäure zerfällt in Bicarbonat (HCO3-) und ein Wasserstoffion (H+). Wasserstoffionen (H+) reagieren mit Carbonat (CO32-) zu Bicarbonat (HCO3-).

207: Die chemische Formel von Kalk (Calciumcarbonat) ist CaCO3, dieses entsteht aus Calzium (Ca2+) und Carbonat-Ionen (CO32-).

208: C. Maier et al. 2011: Calcification rates and the effect of ocean acidification on Mediterranean cold-water corals. Proc. Royal Society B, doi: 10.1098/rspb.2011.1763 (>> download).

210: De'ath, G. et al. 2009: Declining coral calcification on the Great Barrier Reef. Science 323, Seite 116-119. doi: 10.1126/science.1165283.

220: "Gesunde Korallenriffe sind Wellenbrecher, die sich selbst reparieren. Sie schützen die Küste besser als jede Betonwand, die wir auftürmen können ..." (Callum Roberts: Der Mensch und das Meer. dva 2013, Seite 145).

260: Chris D. Thomas et al. 2004: Extinction risk from climate change. Nature 427, S. 145-148.

360: Siehe hierzu auch: The Independant 13.12.2011: >> Vast methane 'plums' seen in Arctic ocean as sea ice retreats.

 

Der 5. UN-Klimareport

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Die Seite zum ersten Teil wurde zuerst auf Grundlage der "Summary for Policymakers" des am 30.09.2013 veröffentlichten Entwurfs, ergänzt um einzelne Details aus dem Hauptbericht, erstellt und im Februar 2014 anhand der am 30.01.2014 veröffentlichten Endfassung überarbeitet. Die Seite zum >> zweiten Teil wurde im April 2014 weitgehend auf Grundlage der "Summary for Policymakers" erstellt, die zum dritten Teil im Juli 2014 ebenso.

IPCC, 2013: Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Stocker, T.F., D. Qin, G.-K. Plattner, M. Tignor, S.K. Allen, J. Boschung, A. Nauels, Y. Xia, V. Bex and P.M. Midgley (eds.)]. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA, 1535 S. (englischsprachig).

Offizielle Übersetzungen der Berichte gibt es in die sechs UN-Sprachen (neben Englisch also Arabisch, Chinesisch, Französisch, Russisch und Spanisch). Eine inoffizielle >> deutsche Übersetzung (pdf, 9,5 MB) der Zusammenfassung für Entscheidungsträger wurde von der schweizerischen ProClim, der deutschen IPCC-Koordinierungsstelle und dem österreichischen Umweltbundesamt angefertigt.

IPCC, 2014: Climate Change 2014: Impacts, Adaptation, and Vulnerability. Sowohl die "Summary for Policymakers" als auch der Entwurf des Gesamtberichts sind auf der Webseite der Arbeitsgruppe II des IPCC kostenfrei herunterzuladen: http://www.ipcc-wg2.gov/AR5/ (englischsprachig).

IPCC, 2104: Climate Change 2014: Mitigation of Climate Change. Sowohl die "Summary for Policymakers" als auch der Entwurf des Gesamtberichts sind auf der Webseite der Arbeitsgruppe III des IPCC kostenfrei herunterzuladen: http://mitigation2014.org/ report (englischsprachig).

 

Politik gegen den Klimawandel

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400: Die (nach der 1896 von Arrhenius veröffentlichten) erste moderne Warnung vor einem durch Kohlendioxid verursachten Klimawandel gab es 1956: der in den USA arbeitende kanadische Physiker Gilbert Plass veröffentlichte mehrere Beiträge über die "Kohlendioxidtheorie des Klimawandels" (darunter: The Carbon Dioxide Theory of Climate Change, Tellus 8 (2) 1956, >> pdf). Anders als Arrhenius überzeugt er manchen Kollegen: 1959 warnte der Physiker (und einer der Väter der Atombombe) Edward Teller bei einem vom American Petroleum Institute organisierten Symposium vor dem zusätzlichen Treibhauseffekt des bei der Verbrennung von Öl freigesetzten Kohlendioxids, der "möglicherweise die Polkappen schmelzen und der New York untergehen lassen" könne (The Guardian, 1.1.2018). 1965 erstellten wissenschaftliche Berater des US-Präsidenten Lyndon B. Johnson einen Bericht ("Restoring the Quality of our Environment"), der einen längeren Abschnitt über Kohlendioxid in der Atmosphäre enthielt. Mitautor war Charles Keeling, der 1957 die erste permanente Messstation für Kohlendioxid auf Hawaii aufgebaut hatte; die Autoren warnten vor einem Anstieg der Kohlendioxid-Konzentration um etwa 25 Prozent bis zum Jahr 2000, eine davon hervorgerufenen Temperaturerhöhung und deren möglichen Folgen wie Tauen des antarktischen Eises und dadurch bedingtem Anstieg des Meeresspiegels. 1968 berichtete Johnsons Berater Donald Hornig auf der Jahrestagung der US-Energieversorger von diesem Ergebnis (Energy and Policy Institute). Auch die Ölindustrie erfuhr spätestens in diesem Jahr von dem Problem: Das Stanford Research Institute erstelle einen Bericht für das American Petroleum Institute, in dem es u.a. die Warnungen von Revelle und Keeling wiederholte. Die Wissenschaftler der Ölindustrie blieben an dem Thema dran, und 1977 warnte etwa ein leitender Wissenschaftler der Ölindustrie die Unternehmensleitung des US-Ölkonzerns Exxon davor, dass die Wissenschaft sich weitgehend einig sei, "dass die Menschheit das globale Klima höchstwahrscheinlich durch Kohlendioxid beeinflusst" (Exxon: The Road not Taken).

In das Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit (und damit der Politik) gelangte der Klimawandel erstmals Ende der 1970er Jahre, als die National Academy of Sciences der USA vor einer globalen Erwärmung warnte und die Weltmeteorologieorganisation (World Meteorological Organization, abgekürzt WMO) die erste Weltklimakonferenz veranstaltete. In Deutschland warnten 1987 die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) und die Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG) gemeinsam vor dem Klimawandel; eine Denkschrift mit Folgen: Im selben Jahr richtete die Bundesregierung einen wissenschaftlichen Klimabeirat ein und der Bundestag eine Enquête-Kommission “Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre”. Im Jahr 1988, dem bis dahin wärmsten Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, warnte in den USA der NASA-Wissenschaftler James Hansen vor einem Senatsausschuss vor einem Treibhauseffekt, "der unser Klima bereits heute beeinflusst"; die Vereinten Nationen und die WMO riefen gemeinsam den UN-Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, abgekürzt IPCC) ins Leben, der regelmäßig in einem “UN-Klimareport” den wissenschaftlichen Kenntnisstand zusammenfasst (mehr zum IPCC und zum Klimareport >> hier). (Die Ölindustrie, deren Wissenschaftler das Thema weiter verfolgt und weitere Warnungen verfasst hatten, nahm die Erkenntnisse ebenfalls ernst: neue Ölplattformen wurden mit höheren Decks gebaut, um den steigenden Meeresspiegel auszugleichen. Aber der Öffentlichkeit sagte sie nichts davon, um Gegenteil: Exxon, Chevron, Shell, Amoco und andere gründeten 1989 die als Umweltschutzorganisation getarnte "Global Climate Coalition", um wie vom Exxon-PR-Beauftragten empfohlen, Zweifel an den wissenschaftlichen Daten zum Klimawandel zu säen. Die National Coal Association und das American Petroleum Institute schlossen sich der Kampagne an, die letztlich erfolgreich verhinderte, dass die USA das Kyoto-Protokoll ratifizierten. Lesetipp: Dick Russell: Horseman of the Apocalypse, 2017.)

Die Enquête-Kommission des deutschen Bundestags legte 1990 einen Bericht vor, in dem sie zeigte, dass die Kohlendioxid-Emissionen in Deutschland gegenüber dem Basisjahr 1987 bis zum Jahr 2005 vor allem durch Effizienzsteigerungen um 30 Prozent reduziert werden können und erneuerbare Energien bis 2020 einen Anteil von 18 Prozent erreichen könnten. Wenn es Sinn machen würde, verpassten Chancen nachzuweinen...: Die Chance für Effizienzsteigerungen wurde seinerzeit nicht genutzt, mit ihnen wären die deutschen Kohlendioxid-Emissionen auf 500 Millionen Tonnen im Jahr 2005 gesunken – tatsächlich waren es 865 Millionen Tonnen. Immerhin wurde 1990 das Einspeisegesetz für erneuerbare Energieträger beschlossen, und sein Nachfolger, das Erneuerbare Energien Gesetz, lassen heute für 2020 einen Anteil an erneuerbaren Energien von 25 bis 30 Prozent erwarten.

402: Anfänglich wurde die Konvention von 166 Staaten unterzeichnet, inzwischen ist sie von 197 Staaten unterzeichnet – das sind mehr als die 193 Staaten, die Mitglied der Vereinten Nationen sind. Das liegt daran, dass auch andere Einheiten, z.B. umstrittene, von der UN nicht anerkannte Gebilde wie Niue, oder überstaatliche Gebilde wie die Europäische Union die Klimarahmenkonvention unterzeichnet haben.

410: Nach im Mai 2010 vom SPIEGEL veröffentlichten Ausschnitten aus Tonaufzeichnungen vom entscheidenden Treffen der Staatschefs lag dies zum einen am Widerstand Chinas, die eine langfristige Reduzierung der Treibhausgase um 50 Prozent, den der auf dem Tisch liegende Vorschlag vorsah, auf keinen Fall zustimmen wollten. Aber auch der amerikanische Präsident Barack Obama, dem eine rechtlich bindende Vereinbarung “zu Hause im Kongress um die Ohren gehauen” worden wäre, so der Spiegel, war nicht erkennbar am Zustandekommen einer Vereinbarung interessiert. DER SPIEGEL: “Obama und die Chinesen sitzen in Wahrheit in einem Boot”.

420: Igor Shishlov, Romain Morel und Valentin Bellassen: Compliance of the Parties to the Kyoto Protocol in the first commitment period. In: Climate Policy. Band 16, Nr. 6, Oktober 2016, zitiert nach wikipedia: Kyoto-Protokoll.

424: siehe auch: Deutsche Emissionshandelsstelle: >> Allgemeine Informationen über den Emissionshandel)

430: European Environment Agency Report 10/2013 (pdf, 7,2 MB)

440: European Environment Agency Technical report No 14/2013 - Approximated EU GHG inventory: Proxy GHG estimates for 2012.

450: International Energy Agency Statistics: CO2 Emissions From Fuel Combustion Overview. 2017 edition.

460: Copenhagen Accord Appendix I - Quantified economy-wide emissions targets for 2020. Beispiele für Selbstverpflichtungen:

Australien: Australien ist noch vor den USA der größte Pro-Kopf-Emittent; das Land hat sich verpflichtet, seine Emissionen bis 2020 gegenüber dem Jahr 2000 um 5 Prozent zu senken. Wenn es zu einem internationalen Klimaschutzabkommen kommt, senkt es seine Emissionen bis 2020 um 15 Prozent; wenn das Abkommen geeignet ist, die Konzentration der Treibhausgase auf 450 ppm Kohlendioxid-Äquivalent zu begrenzen, um 25 Prozent.

EU: Die 28 Mitgliedsstaaten der EU haben sich gemeinsam verpflichtet, die europäischen Kohlendioxid-Emissionen bis 2020 gegenüber 1990 um 20 Prozent zu verringern; im Falle eines globalen Klimaschutzabkommens um 30 Prozent. (Deutschland: Die Bundesregierung hatte sich bereits nach der Zielsetzung im Europäischen Rat verpflichtet, die Kohlendioxid-Emissionen in Deutschland im Fall eines globalen Klimaschutzabkommens bis 2020 um 40 Prozent zu senken und im Dezember ein Maßnahmenprogramm zu seiner Umsetzung beschlossen, siehe Bundesumweltministerium >> Das integrierte Energie- und Klimaprogramm der Bundesregierung.)

USA: Die USA wollen ihre Emissionen bis 2020 in Bezug auf 2005 um 17 Prozent senken (und bis 2030 um 42 Prozent). Das entsprechende Gesetz (Waxman-Markey bill) wurde allerdings im Senat gar nicht erst zur Abstimmung gestellt (siehe auch >> oben). (Das amerikanische Angebot entspricht gegenüber 1990 einer Reduktion um etwa 5 Prozent – und wird von den Europäern als unzureichend bezeichnet. Andererseits sind Amerikas Emissionen bis 2005 gestiegen – das Ziel von 2005 bis 2020 ist ambitionierter als das europäische, und angesichts des Bevölkerungswachstums in den USA gilt dies noch mehr.)

Russland: Russland hat sich zu einer Verringerung seiner Emissionen um 15 bis 25 Prozent gegenüber 1990 verpflichtet; das Ausmaß hängt von der Anerkennung von Kohlenstoffsenken (Forstwirtschaft) und einem verbindlichen Klimaschutzabkommen ab. (Die russischen Emissionen sind seit 1990 vor allem aufgrund des Wirtschaftszusammenbruchs nach dem Ende der Sowjetunion zurückgegangen.)

Japan: Die japanische Regierung hat sich verpflichtet, ihre Emissionen gegenüber 1990 um 25 Prozent zu senken. Wie, ist bisher noch nicht beschlossen. (In der Folge des Atomunfalls von >> Fukushima ist die japanische Regierung allerdings von diesem Ziel abgerückt, jetzt sollen die Emissionen um 3,8 Prozent gegenüber 2005 sinken [461].)

Weitere Maßnahmen:

Nicht-Annex-I-Staaten mussten auch bei Anerkennung des Copenhagen Accords keine Selbstverpflichtung eingehen, konnten aber geplante Aktivitäten registrieren lassen – was zahlreiche Entwicklungs- und Schwellenländer (462) schon deshalb getan haben, um den Genuss der versprochenen Finanzhilfen kommen zu können. Besonders wichtig war die Ankündigung Chinas, das als weltgrößter Emittent von Kohlendioxid eine besonders wichtige Rolle spielt. Eine Auswahl der wichtigsten Aktiviäten:

China: China hat angekündigt, seine Emissionen an Treibhausgasen pro Einheit Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis 2020 um 40 bis 45 Prozent gegenüber 2005 zu senken. Da im schnell wachsenden China gleichzeitig die Wirtschaftsleistung kräftig ansteigen dürfte, wird die absolute Emissionsmenge voraussichtlich steigen. (Die USA haben denn auch Chinas Angebot als unzureichend kritisiert, es entspreche in etwa dem, was ohnehin durch die bereits eingeleitet Politik erreicht werde. Der Economist schrieb dazu (5.12.2009), dass dies zwar stimme, aber China im Gegensatz zu den USA eben bereits Maßnahmen eingeleitet habe.)

Indien: Indien hat einen niedrigen Pro-Kopf-Ausstoß an Treibhausgasen, ist aufgrund seiner Bevölkerungszahl dennoch einer der großen Treibhausgasproduzenten. Indien will freiwillig die seine Emissionen an Treibhausgasen pro Einheit Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis 2020 um 20 bis 25 Prozent gegenüber 2005 senken.

Brasilien: Brasilien hat sich freiwillig zu einem Bündel an Klimaschutzmaßnahmen verpflichtet: So soll unter anderem die Abholzung der Amazonas-Regenwälder und der Wälder im Cerrado gebremst und Weideland wieder renaturiert werden. Die Maßnahmen entsprechen nach Angaben der brasilianischen Regierung einem Rückgang der Emissionen von 36 bis 39 Prozent bis 2020.

461: spiegel online 15.11.2013 - Nach Fukushima: Japan dampft Klimaschutz ein

462: Copenhagen Accord Appendix II - Nationally appropriate mitigation actions of developing country Parties.

470: Im September 2019 hatten 132 Vertragsstaaten unterzeichnet. Aktueller Stand siehe hier: https://unfccc.int/process/the-kyoto-protocol/the-doha-amendment.

473: Wie Heike Buchter, Wirtschaftskorrespondentin der ZEIT in New York, in ihrem Buch "Ölbeben" (Campus Verlag 2019) vermutet, haben gerade die Wähler im amerikanischen Kernland Obamas gemeinsame Ratifizierung des Pariser Abkommens mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping als Verrat empfunden: Hatten nicht die Chinesen mit ihren Billiglöhnen und staatlichen Subventionen den Zusammenbruch der amerikanischen Stahlwerke und Autoindustrie verursacht? Und jetzt machte Obama mit denen gemeinsame Sache. Dazu hatte er auch noch das Aus der Kohlekraftwerke angekündigt, was mancher Kohlekumpel als Kriegserklärung empfand und sich gegen "Obama's War on Coal"(!) wehrte. Hier kam Trumps Versprechen, die Entwicklung wieder umzudrehen und Amerika mit Hilfe billiger fossiler Brennstoffe zu reindustrialisieren, gut an. Wie Buchter ausführt, ist zur Rechtfertigung einer solchen Politik das Leugnen eines vom Menschen verursachten Klimawandels geradezu zwingend. Man könnte die dahinter stehende Philosopie auch mit Maja Göpel, der Generalsekretärin des WBGU, so beschreiben (476): Die Ökosysteme sollen sich gefälligst an die Politik anpassen, nicht umgekehrt ...

474: Der amerikanische Austritt ist aufgrund der Kündigungsfristen erst am 4.11.2020 wirksam, solange muss die USA auch die Pflichten aus dem Übereinkommen – zum Beispiel zur Vorlage der freiwilligen nationalen Beiträge – noch erfüllen.

475: National Public Radio: Trump's Speech On Paris Climate Agreement Withdrawal, Annotated (abgerufen 30.9.2019).

476: Jung & naiv, Folge 420: Maja Göpel (Youtube-Video).

480: UNEP: The Emissions Gap Report 2017 (pdf, 7,3 MB). United Nations Environment Programme (UNEP), Nairobi November 2017.

504: Der "Monitoring"-Prozess wird vom Bundeswirtschafts- und Bundesumweltministerium gemeinsam gesteuert, seit 2012 erscheinen jährliche Monitoringberichte (2012 für das Berichtsjahr 2011 etc.) und alle drei Jahre umfassendere Fortschrittsberichte. Die Zahlenangaben im nachfolgenden Abschnitt stammen überwiegend aus diesen Berichten. Die Berichte sind auf der Webseite Monitoring der Energiewende beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie abrufbar.

506: Zitiert nach Tagesspiegel 19.9.2019: So oft änderte Angela Merkel ihre Klimapolitik.

508: Der Verstoß gegen europäische Vereinbarungen wird auch teuer werden: ab 2021 müssen die Mitgliedsstaaten für Emissionen, die über ihre Zusagen hinausgehen, Emissionsrechte im europäischen Emissionshandelssystem kaufen. Nicht nur, dass dieses Milliarden kosten kann, damit werden auch die Zertifikate verknappt und teurer. Das ist einer der Gründe, warum auch manches Industrieunternehmen inzwischen auf konsequenteren Klimaschutz drängt.

512: Rezos Youtube-Video beschäftigt sich ab 5:18 mit dem Thema Klima, die zitierte Aussage siehe ab 24:44. Sprachlich richtet es sich eher an junge Leute, fachlich ist es sorgfältig recherchiert und auch mit vielen Quellen hinterlegt. Siehe auch Stefan Rahmstorf: Das Rezo-Video im Faktencheck, maiLab: Rezo wissenschaftlich geprüft, Volker Quaschnig: Faktencheck.

516: Sondergutachten 2019 "Aufbruch zu einer neuen Klimapolitik". (Mehr über den Sachverständigenrat hier.)

520: Diskutiert wurde zum Beispiel eine "Klimadividende": das Geld sollte einfach pro Kopf der Bevölkerung zurückverteilt werden. Da typischerweise wohlhabende Menschen mehr Energie verbrauchen als ärmere, würde dies in vielen Fällen in der Summe eine Entlastung ärmerer Menschen (die weniger stark belastet, aber wie alle anderen entlastet) und eine Belastung wohlhabenderer Menschen bedeuten.

524: Die von Herbst 2018 bis Frühjahr 2019 aktive Gelbwestenbewegung in Frankreich begann als Protest gegen die von Präsident Macron zur Bekämpfung des Klimawandels geplante höhere Besteuerung fossiler Brennstoffe, umfasste bald die Forderung nach Senkung "aller Steuern" und artete mitunter in gewalttätige Krawalle aus. Die Befürchtung der Bundesregierung war nicht ganz grundlos: Wie der Spiegel (Nr. 40/2019, S. 32-33) berichtete, fand eine nach den Beschlüssen der Bundesregierung gegründete Facebook-Gruppe "Fridays for Hubraum" innerhalb von 4 Tagen fast 400.000 Mitglieder (die von "Fridays for Future" Deutschland hatte zum gleichen Zeitpunkt etwa 78.000 Mitglieder), die gegen "Klimahysterie" und den "Verlust tausender Arbeitsplätze" anschrieben. Sie wurde von den Administratoren vorübergehend geschlossen, nachdem einige Mitglieder dort u.a. Mordaufrufe veröffentlicht und Bilder von Waffen und Baseballschlägern gepostet hatten, hat aber inzwischen über 540.000 Mitglieder (wobei nicht hinter jedem Account ein Mensch stehen muss).


© Jürgen Paeger 2006 – 2019