Das Zeitalter der Industrie

Eine kleine Geschichte
des Erdöls

Bereits in der Vorgeschichte wurde Erdöl verwendet, etwa zum Abdichten von Booten. Die moderne Geschichte beginnt mit der Nutzung von Petroleum als Lampenöl und Edwin Drakes Entdeckung einer unterirdischen Ölquelle in Titusville. Als Treibstoff der Industriegesellschaft beginnt die goldene Zeit des Erdöls: Erdöl entscheidet Kriege und trägt maßgeblich zum materiellen Wohlstand der Industriegesellschaften bei – wird aber selbst auch zum Auslöser von Krisen und Kriegen.

Schwarzweiß-Foto der ersten Raffinerie von Standard Oil aus dem Jahr 1889

Standard Oil Refinery No. 1 in Cleveland, Ohio im Jahr 1889. Fotograf unbekannt,
Foto aus >> wikipedia commons (abgerufen 22.7.2014), public domain.

Wie alles anfing

Erdöl (zu seiner >> Entstehung) wurde vom Menschen schon in der Vorgeschichte genutzt: An der Oberfläche austretendes Erdöl wird durch den Kontakt mit Sauerstoff zu asphaltähnlichem Bitumen, das bereits vor 12.000 Jahren in Mesopotamien zum Abdichten von Booten verwendet wurde. In Babylonien wurde Erdöl vermutlich bereits zur Beleuchtung verwendet – es hieß dort “naptu”, abgeleitet von “nabatu” = leuchten, das Wort ist der Ursprung des griech. naphtha für Erdöl. Erdöl als Heilmittel wurde schon ab dem 9. Jahrhundert von islamischen Herrschern in Baku (im heutigen Aserbaidschan) gehandelt; und auch die nordamerikanischen Indianer behandelten damit Wunden. Die moderne Geschichte des Erdöls begann, als in den USA der New Yorker Rechtsanwalt George Bissell die Idee hatte, Petroleum (“Steinöl” – zur Unterscheidung von Pflanzenöl und Tierfett) als Brennstoff für Lampen zu verwenden – Walrat und Walöl waren aufgrund der selten gewordenen Wale zu teuer geworden (>> Eine kleine Geschichte des Walfangs). Bissell glaubte, dass es unter der Erde größere Mengen dieses Stoffes geben müsse. Die von ihm mitgegründete Pennsylvania Rock Oil Company beauftragte den pensionierten Eisenbahner Edwin Drake damit, nach Öl zu bohren – 1859 fand Drake in Titusville, Pennsylvania, eine ergiebige Ölquelle. Bissells Vermutung war damit bewiesen. Titusville erlebte den ersten Ölboom der Geschichte, Ende 1860 förderten hier bereits 75 Ölbrunnen. Petroleum wurde zu einem erfolgreichen Lampenöl und Bissell ein reicher Mann.

Öl wird zum globalen Geschäft

Öl war zur richtigen Zeit gekommen: 1865 war der amerikanische Bürgerkrieg zu Ende; die nun richtig in Schwung kommende Industrialisierung, die Erschließung des Westens und die Einwanderungswelle aus Europa schufen einen riesigen Markt. Dessen Potenzial hatte ein geschäftstüchtiger junger Kaufmann namens John D. Rockefeller rechtzeitig erkannt. Er stieg in den Ölhandel ein – und wurde damit zum reichsten Mann der Welt. Rockefeller kümmerte sich um alles, was mit Öl zusammenhing, vom Anbau von Eichen für Ölfässer bis hin zu eigenen Lagerhäusern. 1870 gründete er die Standard Oil Company, die bald den größten Teil der amerikanischen Raffineriekapazität kontrollierte und auch in die Ölförderung einstieg. Und die Öl exportierte: Auch Europa brauchte gutes, billiges Licht und Schmieröl. Wie in den USA unterbot Rockefeller auch in Europa jeden Konkurrenten und versuchte, dessen Geschäft zu übernehmen; Standard Oil wurde zum ersten multinationalen Konzern. 1871 wurde Rockefellers Monopolstreben aber gefährdet: Bei Baku am Kaspischen Meer wurde Öl entdeckt; die dortige Ölförderung und -raffinierung wurde bald durch Ludwig und Robert Nobel (Brüder des Nobelpreisstifters Albert Nobel) beherrscht. Ludwig Nobel, der auch der “russische Rockefeller” genannt wurde, sollte das Tankschiff erfinden. Es wurde ab 1878 auf dem Kaspischen Meer genutzt; Mitte der 1880er Jahre erwies es sich auch als hochseetauglich. Die Produktion in Russland war größer als die russische Nachfrage, und die Nobels suchten nach neuen Märkten. Unterstützt wurden sie dabei von der Bankiersfamilie Rothschild aus Paris, die eine Eisenbahnstrecke zum Schwarzen Meer finanzierte, die dem russischen Öl den Zugang zu westeuropäischen Märkten erleichterte. Die Rothschilds sollten bald auch eigene Ölquellen und Raffinerien in Baku kaufen und zum Konkurrenten für die Nobels – und Rockefeller – werden.

Vom Lampenöl zum Treibstoff

Mit der von Thomas A. Edison verbesserten Glühbirne (>> hier) erwuchs dem Petroleum eine ernsthafte Konkurrenz: Ihr größter Vorteil war die geringere Brandgefahr. Als Edison 1882 in New York das erste Kraftwerk fertig stellte, begann ihr Siegeszug, die Geschichte des Erdöls schien schon wieder zu Ende. Ende des Jahrhundert brachte Standard Oil daher die ersten Ölöfen und Ölbrenner für Fabriken, Züge und Schiffe auf den Markt; aber wichiger sollte eine andere Erfindung werden: 1886 hatte Carl Benz das Auto mit Verbrennungsmotor erfunden, und dieses sollte der größte Markt für Erdöl werden. Im Jahr 1900 waren in Amerika erst 9.000 Autos registriert, im Jahr 1912 aber bereits über 900.000. Zudem war im Januar 1901 bei Beaumont in Texas das riesige Spindletop-Ölfeld gefunden worden – die erste Bohrung lieferte alleine soviel Öl wie alle bis dahin erschlossenen Vorkommen zusammen, und ein Jahr später gab es 440 Brunnen in diesem Ölfeld, die Produktion stieg 1902 auf 17,5 Millionen Barrel. Das Spindletop-Öl war zudem aufgrund seiner Zusammensetzung weniger als Schmier- und Lampenöl, aber bestens als Treibstoff geeignet; aus den Unternehmen, die zum Aufbau von Raffinerien gegründet wurden, gingen unter anderem Gulf Oil und die Texas Fuel Company (heute: Texaco) hervor.

Unterdessen führten insbesondere die rustikalen Geschäftspraktiken von Rockefellers Standard Oil zu einer öffentlichen Kritik an den übermächtigen Konzernen, die im Laufe der Industrialisierung entstanden waren. Diese beschäftigte bald auch Gericht und Politik – und hatte Erfolg: Standard Oil wurde 1911 vom obersten Gericht der USA zerschlagen. Für eine der Töchter, Standard Oil of Indiana, hatte unterdessen der Chemiker William Merriam Burton herausgefunden, wie man lange Kohlenstoffketten aufbrechen konnte (“cracken”) – damit konnte die Ausbeute an Benzin aus Rohöl mehr als verdoppelt werden. Gerade rechtzeitig: 1910 übertraf der Absatz von Benzin erstmals den von Petroleum.

Währenddessen war 1907 in Asien die Royal Dutch/Shell Group entstanden: Royal Dutch förderte Öl auf Sumatra im niederländischen Ostindien; Shell war aus einer Handelsgesellschaft hervorgegangen, die er Händler Marcus Samuel aufgebaut hatte – Samuel war der Mann, der für die Rothschilds Asiens Märkte erschließen sollte. Das in Asien gefördert Öl war besonders zur Herstellung von Benzin geeignet, und 1912 wurde die Gruppe auch in Amerika aktiv. Der Kämpfe um den Ölmarkt zwischen Rockefeller, den Nobels, Rothschilds und Samuel gingen als “Ölkriege” in die Geschichte des Erdöls ein. 1908 wurde auch in Persien Öl gefunden; und 1914 sicherte sich die britische Regierung 51 Prozent an der Anglo-Persian Oil Company (aus der später BP werden sollte): So wollte sie sich den Zugang zum Öl sichern, das eine strategische Bedeutung hatte – der britische Marineminister Winston Churchill hatte sich nämlich entschlossen, neue Großkampfschiffe mit Öl anzutreiben. Schiffe mit Verbrennungsmotoren waren schneller: Im Wettlauf mit Deutschland, das im Zuge der “Weltpolitik” Kaiser Wilhelm II. mit der englischen Flotte gleichziehen wollte, war dies ein wesentlicher Vorteil. Churchill sah wie viele Engländer damals einen Krieg heraufziehen, und tatsächlich erklärte am 1. August 1914 Deutschland Russland den Krieg: Der erste Weltkrieg hatte begonnen (>> mehr).

Der erste Weltkrieg

Er wurde zur Katastrophe: Die Errungenschaften der industriellen Revolution wurden für die Kriegsführung nutzbar gemacht – rund 10 Millionen Tote und ein Mehrfaches an Verwundeten und Vertriebenen waren der Preis. Öl sollte eine entscheidende Rolle spielen, aber weniger bei der Flotte (abgesehen von der Rolle, die die deutschen – dieselgetriebenen – Unterseeboote spielten), sondern auf dem Land: Der erste Weltkrieg wurde zum ersten motorisierten Krieg. Lastwagen transportierten Truppen und Nachschub, Panzer beendeten schließlich den Stellungskrieg, und Flugzeuge wurden zuerst zur Aufklärung, später auch zur Bombardierung des Feindes genutzt – Kriegsführung erhielt eine ganz neue Dimension. Damit wurde der Ölnachschub tatsächlich kriegsentscheidend, und als 1917 Deutschland den uneingeschränkten U-Boot-Krieg wiederaufnahm und immer mehr Tankschiffe der Alliierten versenkten, drohte deren Nachschub zu stocken. Deutschland versuchte unterdessen, sich die rumänischen Ölquellen zu sichern; kurz vor dem Einmarsch gelang es den Briten jedoch, die Förderanlagen und Raffinerien zu zerstören. Außerdem hatte die Wiederaufnahme des U-Boot-Krieges den Eintritt der USA in den Krieg provoziert, und ab 1918 organisierten die Amerikaner, Briten, Franzosen und Italiener ihren Ölnachschub gemeinsam. Das Öl stammte zum größten Teil aus den USA, wo die Regierung nun die Töchter der einst zerschlagenen Standard Oil zur Zusammenarbeit anhielt. Währenddessen scheiterte Deutschland auch bei seinen Versuchen, Öl aus dem russischen Baku zu erhalten. Als dann noch Bulgarien und die Donaumonarchie kapitulierten beziehungsweise zerfielen, gab Deutschland im November 1918 auf und unterzeichnete einen Waffenstillstand. Es war auch ein Sieg des Erdöls (der Alliierten) über Kohle und die Eisenbahn (der Deutschen).

Neue Funde

Nach den Erfahrungen im ersten Weltkrieg hatte Öl für ganze Staaten strategische Bedeutung erhalten; und in Amerika explodierte der Ölverbrauch – die Zahl der Autos war auf 9,2 Millionen im Jahr 1920 gestiegen. So gingen Briten und Amerikaner zusammen, um weitere vermutete Erdölvorkommen im Nahen Osten zu erschließen. 1927 fanden sie eine reiche Ölquelle bei Kirkut im Irak (der 1921 aus den osmanischen Provinzen Bagdad, Mossul und Basra entstanden war). Große Mengen Öl wurden auch in Venezuela und Mexiko gefunden. 1930 gab es 23,1 Millionen Autos in Amerika – mehr als drei Viertel aller Autos der Welt. Es entstanden die Tempel der neuen Zeit: Tankstellen. Noch 1920 war Benzin überwiegend in Läden verkauft worden, 1929 gab es 140.000 Tankstellen. Der Verbrauch stieg rasant, aber die Entdeckung neuer Ölquellen ging noch schneller. Daran hatten die im ersten Weltkrieg entwickelte Luftaufklärung und der Seismograph wesentlichen Anteil. Der Seismograph zeichnet Bodenerschütterungen auf, die für die Erdölgeologie künstlich erzeugt wurden: aus den Wellen können Geologen die unterirdische Struktur – etwa mögliche Lagerstätten – ablesen. Die Ölflut führte zu einem Preisverfall: In den USA sank der Preis für Erdöl 1930 auf 10 Cent pro Barrel.

Im Jahr 1932 wurde auf der kleinen Insel Bahrain auf der arabischen Seite des Persischen Golfs Öl gefunden; damit rückte das im gleichen Jahr entstandene Königreich Saudi-Arabien in das Blickfeld der Ölkonzerne. Den Zuschlag für die Suche in dem im Osten des Königreichs vermuteten Ölfeld al-Hasa erhielt Standard Oil of California – ein historischer Moment, der den Einfluss der USA in der Region begründete. 1938 fand die von der amerikanischen Gulf Oil und der Anglo-Persian gegründete Kuwait Oil Company das Burgan-Ölfeld, das bis heute zweitgrößte Ölfeld der Welt; wenige Wochen später war Standard in Saudi-Arabien fündig – in der Nähe der heutigen Ölstadt Dhahran und des Erdölhafens Ras Tanura. Aber die Förderung konnte zunächst nicht beginnen – der Zweite Weltkrieg unterbrach alle Zukunftspläne.

Der Zweite Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg sollte die strategische Bedeutung des Erdöls im zweiten Weltkrieg noch deutlicher werden als schon im ersten: Lastwagen, Panzer, Kriegsschiffe, Flugzeuge – sie alle brauchten Öl. Das kohlereiche Deutschland hatte schon vor dem ersten Weltkrieg versucht, synthetischen Treibstoff aus Kohle zu erzeugen. Die I.G. Farben hatte 1926 in Leuna mit der Produktion dieses Treibstoffs begonnen; das „Leunabenzin“ kostete aber ein Mehrfaches des Erdöls. Als die Nazis an die Macht kamen, unterstützten sie das Leunabenzin trotzdem, da es Unabhängigkeit von Ölimporten versprach – Autarkie wurde mit dem Vierjahresplan von 1936 zur offiziellen Regierungspolitik. Am 1. September 1939 – dem Tag des deutschen Überfalls auf Polen – gab es 14 Anlagen zur Herstellung von Benzin aus Kohle, sechs weitere waren im Bau. Tatsächlich war Hitlers Blitzkrieg-Strategie von ausreichender Treibstoffversorgung abhängig. Nachdem die Deutschen Norwegen, die Niederlande und Frankreich überrannt hatten, begann der Feldzug nach Russland, wo unter anderem die Ölfelder von Baku und dem Kaukasus warteten. Der im Juni 1941 beginnende Feldzug wurde aber kein Blitzkrieg – unter anderem, da der Treibstoffnachschub mit dem Verbrauch auf den schlechten russischen Straßen nicht Schritt hielt. Auch Rommels Feldzug in Nordafrika (Rommel träumte davon, über Palästina, Irak und Iran die Ölfelder von Baku zu erreichen) kam im Juli 1942 zum Stillstand, da sein Treibstoffnachschub stockte – “Benzinknappheit! Es ist zum Weinen”, schreib er an seine Frau.

Damit war der deutsche Traum vom Öl aus Baku ausgeträumt; die Anstrengungen zur Herstellung synthetischen Treibstoffs wurden weiter verstärkt. Nach der alliierten Invasion in der Normandie wurden die Anlagen aber systematisch zerstört; Hitlers Architekt Albert Speer, seit 1942 auch Generalinspekteur für Energie, versuchte die Produktion durch den Bau kleinerer, gut getarnter Anlagen zu retten – vergebens. Deutschland ging der Treibstoff aus. Im Dezember 1944 versuchte Hitler seinen letzten Gegenangriff in den Ardennen, aber auch hier ging den Truppen der Treibstoff aus. Der Ölnachschub bei den Alliierten hatte besser geklappt. Schon vor Kriegsausbruch hatten die Briten geplant, wie im Kriegsfall die Ölversorgung sichergestellt werden konnte: Sie wurde praktisch verstaatlicht, wobei die Ölindustrie weiterhin die operative Ausführung sicherstellte. Die USA unter Franklin Roosevelt erklärten sich bereit, das notwendige Öl zur Verfügung zu stellen. Zwar waren die deutschen U-Boote eine wirksame Waffe gegen die Öltanker und drohten mehrfach, die Ölnachschub der Briten entscheidend abzuschneiden; aber im März 1943 konnte eine Reihe von Maßnahmen – das Knacken des deutschen U-Boot-Codes, besseres Radar, Flugzeuge mit größerer Reichweite – das Blatt zugunsten der Alliierten wenden. Wieder hatte Öl dazu beigetragen, einen Krieg zu entscheiden.

Wem gehört das Öl?

Während der letzten Kriegsjahre war Öl in Amerika rationiert, aber nach dem Ende der Krieges explodierte der Ölverbrauch in den USA weiter; die Zahl der Autos stieg von 26 Millionen im Jahr 1945 auf 40 Millionen im Jahr 1950. Die Ölförderung hielt mit dem Verbrauch nicht Schritt – 1948 wurden die USA zum Netto-Ölimporteur. Der Marshallplan zum Wiederaufbau der westeuropäischen Wirtschaft setzte ebenfalls auf Öl, das die Kohle bei der industriellen Wärmeerzeugung und in Kraftwerken ablösen sowie Autos, LKWs und Flugzeuge antreiben sollte. Das Öl aus dem Nahen Osten wurde daher immer wichtiger: Saudi-Arabien, Kuwait und der Iran wurden strategisch wichtig. Bald gewann aber ein alter Streit neue Bedeutung: Wem gehört das Öl? Im Gefolge der mexikanischen Revolution hatte Mexiko eine Ölvorkommen bereits 1917 verstaatlicht, und 1943 wollte Venezuela mehr Geld für sein Öl. Venezuela erreichte eine neue Verteilungsformel: “fifty-fifty” – die Ölstaaten sollten über Steuern genauso viel am Öl verdienen wie die Ölgesellschaften. Diese Lösung wurde Ende 1950 auch in Saudi-Arabien und danach in Kuwait und im Irak akzeptiert. Aber nicht im Iran, wo seit 1951 eine “Nationale Front” den Premierminister stellte, zu deren Entstehen die koloniale Einstellung der Briten nicht wenig beigetragen hatte: Dort wurden 1951 die Ölfelder und -anlagen verstaatlicht. Der iranische Premierminister Mohammed Mossadegh wurde 1953 – unterstützt vom amerikanischen und britischen Geheimdienst – gestürzt, der bereits geflohene Schah kehrte zurück – das Öl blieb jedoch im Besitz der neuen National Oil Company; die inzwischen in Anglo-Iranian Petroleum Company umbenannte ehemalige APOC wurde im Rahmen eines Konsortium aber als Dienstleister an der Förderung beteiligt.

1956 verstaatlichte Ägyptens Präsident Nasser den Suezkanal, der das Rote Meer mit dem Mittelmeer verband und durch den zwei Drittel des europäischen Öls geliefert wurden. Briten und Franzosen nutzten den israelischen Angriff auf den Sinai, um die Kanalzone zu besetzen. Daraufhin blockierte Nasser den Kanal, und Briten und Franzosen mussten sich zurückziehen: Die einstige Weltmacht Großbritannien hatte ihre Bedeutung im Nahen Osten verloren. Eine Konsequenz der Suezkrise war das Aufkommen der Supertanker: Die Route um das Kap der Guten Hoffnung war politisch weniger anfällig als der Suezkanal, aber nur mit viel größeren Tankern wirtschaftlich.

Die goldene Zeit des Öls

Die Zeit vom Ende der Suezkrise bis Ende er 1960er Jahre war die goldene Zeit des Erdöls: Der Verbrauch wuchs von 8,7 Millionen Barrel am Tag im Jahr 1948 auf 42 Millionen Barrel im Jahr 1972 – und noch rascher wurden neue Vorkommen entdeckt. Das Überangebot führte zu sinkenden Preisen – noch verstärkt dadurch, dass die Sowjetunion Öl zu Billigpreisen exportierte, um an Devisen für Maschinen und Lebensmittel zu kommen. Neue Ölvorkommen wurden in Gabun, Algerien und Libyen entdeckt. Öl wurde billiger als Kohle: Industrien, die nicht auf Öl setzten, drohten ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren, Haushalte stellte auf Ölheizungen um. Die Zahl der Autos in den USA erhöhte sich bis 1972 auf 119 Millionen, 1956 hatte der Bau des Highwaysystems begonnen und die Amerikaner zogen in die Vorstädte. Auch außerhalb der USA begann die Massenmotorisierung: Die Zahl der Autos außerhalb der USA stieg von 19 Millionen im Jahr 1949 auf 161 Millionen im Jahr 1972; vor allem die Motorisierung Europas trug dazu bei. Die Autoindustrie war zum Schlüsselelement des industriellen Aufschwungs geworden.

Die erste Ölkrise (1973)

1971 zogen die Briten in einer Zeit wirtschaftlicher Probleme ihre Truppen aus dem Persischen Golf ab; im gleichen Jahr hatte die Ölproduktion in den USA ihren Höhepunkt erreicht – die damalige Produktionsmenge wurde nie wieder erreicht. Die Förderländer nutzten ihre neue Bedeutung, um die Preise zu erhöhen: zwischen 1970 und 1973 verdoppelte sich der Preis für Rohöl. Am 6. Oktober 1973 griffen Ägypten und Syrien Israel an, um das Land zu Verhandlungen zu zwingen. Die Israelis wurden von dem Angriff überrascht, und um eine Niederlage zu verhindern, begannen die USA mit Waffenlieferungen an Israel. Daraufhin beschlossen die arabischen Ölminister ein Embargo gegen die USA und andere Unterstützer Israels. Es wurden etwa 10 Prozent des vorherigen Ölangebots vom Markt genommen; und einige Länder standen am Rande der Panik: In Japan wurde sogar Toilettenpapier gehortet. In Deutschland gab es vier autofreie Sonntage und es wurde ein (bald wieder aufgehobenes) Tempolimit auf Autobahnen eingeführt. Im Dezember stieg der Ölpreis auf 11,65 Dollar je Barrel, vier Mal so viel wie vor Beginn der Ölkrise. Der Preis führte zu wirtschaftlichen Problemen in allen Industriestaaten: das Bruttoinlandsprodukt der USA sank um 6 Prozent, in Japan ging es erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg zurück. Die Antwort der Industriestaaten war die Suche nach neuen Ölquellen (die Grundlage für die spätere Ölförderung in der Nordsee), die Nutzung anderer Energieträger (Frankreich setzt seitdem auf die Atomenergie) und Energieeinsparungen (Vorreiter war Japan). 1976 wurden die Erfolge sichtbar: Die Ölpreise begannen, leicht zu sinken, das Wirtschaftswachstum kehrte zurück – von 1976 bis 1978 wuchsen Wirtschaft und Ölverbrauch in den Industrieländern um etwa vier Prozent.

Die zweite Ölkrise (1979/80)

1979 kam es im Iran zum Machtverlust des Schahs; der fundamentalistische Ajatollah (“führende Religionsgelehrte”) Chomenei übernahm die Führung im Land und begründete einen islamistischen Gottesstaat. Während des Umsturzes kam die Ölproduktion zum Erliegen, der zweitgrößte Lieferant der Welt war ausgefallen. Panikkäufe verstärkten die Knappheit noch; auf dem Spotmarkt stiegen die Preise auf das Doppelte der offiziellen Preise. Viele Anbieter verkauften daher lieber auf dem Spotmarkt, im März gab die OPEC daher die Ölpreise frei: Sie sollten in der Folge von 13 auf 34 Dollar pro Barrel steigen. Als die Krise schon fast überwunden schien, nutzte der Irak den Ansehensverlust, den der Iran durch die islamische Revolution in der Welt und bei seinem ehemaligen Beschützer USA erlitten hatte, zu einem Krieg gegen seinen alten Erzfeind: Er zielte auch auf das Herz der iranischen Ölproduktion; und ebenso zielte der Iran bei seinen Gegenoffensiven auf die irakische Ölproduktion, die dadurch nahezu ausfiel. Der Ölpreis stieg bis auf 42 Dollar pro Barrel.

Die Reaktion der Verbraucherländer war ein Investmentboom in Öl und eine Wiederaufnahme der Maßnahmen zur Einsparung von Öl: Insgesamt nahm die Effizienz der Ölnutzung in den Industriestaaten zwischen 1973 und 1985 um 32 Prozent zu, beim Vorreiter Japan gar um 51 Prozent. Die Nachfrage nach OPEC-Öl ging von 1979 bis 1983 um 43 Prozent zurück; die OPEC drosselte die Produktion und musste trotzdem 1983 den (seit 1981 wieder festgelegten) Preis senken: von 34 auf 29 Dollar pro Barrel. Der Preisverfall ging weiter, im Herbst 1985 sank der Preis unter 10 Dollar pro Barrel. Nicht einmal in den Verbraucherländern waren alle glücklich darüber: Der niedrige Preis würde die Anstrengungen zur Einsparung wieder zunichte machen und die Abhängigkeit zurückkehren lassen. Als sich OPEC und Nicht-OPEC-Förderstaaten auf gemeinsame Förderquoten einigten, stieg der Preis auf 15 bis 18 Dollar, und hielt sich dort auch in den Folgejahren. Im August 1988 kam es zum Waffenstillstand im Krieg zwischen Iran und Irak, der Ölnachschub schien endgültig wieder sicher zu sein.

Der zweite Golfkrieg

Im August 1990 marschierte der nach dem ersten Golfkrieg mit dem Iran finanziell ausgeblutete Irak in Kuwait ein. Mit Kuwait würde Saddam Hussein weitere zehn Prozent der Welt-Ölreserven in die Hand bekommen und seinem Ziel, arabische Führungsmacht zu werden, näher kommen. Hussein glaubte, die Welt werde die Invasion in Kuwait hinnehmen. Er irrte sich. Im Januar 1991 begann eine von den USA geführte Anti-Irak-Allianz, den Irak anzugreifen – so erfolgreich, dass die beim Einmarsch nach oben geschnellten Ölpreise wieder auf 20 Dollar pro Barrel sanken. Bereits im Februar zogen sich die irakischen Truppen wieder zurück – nicht ohne noch über 600 kuwaitische Ölquellen in Brand zu setzen. Im Irak kam es zwar zu (brutal niedergeschlagenen) Aufständen von Schiiten und Kurden, aber nicht zur von der Allianz erhofften Absetzung von Saddam Hussein; die Situation im Nahen Osten blieb weiter angespannt.

Die Preise sanken dennoch wieder; in den Industriestaaten erreichten Börsen und Unternehmensgewinne Rekordmarken. Die Asienkrise 1997/98 führte zu einem Einbruch beim Ölverbrauch, die daraufhin verringerte Fördermenge ließ beim Wiederanlaufen der Wirtschaft um die Jahrtausendwende die Preise bis auf 34 Dollar pro Barrel ansteigen, aber der Anstieg kehrte sich nach dem Platzen der Spekulationsblasen am “Neuen Markt” wieder um.

Der dritte Golfkrieg

Nach den Terrorangriffen vom 11. September 2001 in den USA geriet auch der Irak wieder ins Visier der USA: Er wurde als "sicherer Hafen für Terroristen" bezeichnet, außerdem wurde behauptet, Saddam Hussein habe Massenvernichtungswaffen hergestellt. Die von US-Außenminister Colin Powell vor dem UNO-Sicherheitsrat präsentierten "Beweise" stellten sich später als gefälscht heraus, aber im März 2003 begannen die USA und eine “Koalition der Willigen” (der weder die UNO noch NATO-Partner wie Frankreich und Deutschland angehörten) den dritten Golfkrieg. Nach einem Monat war der Irak militärisch besiegt; der Krieg war mit auch mit der Gefangennahme Saddam Husseins im Dezember aber nicht vorbei, sondern entwickelte sich zu einem Bürgerkrieg zwischen Teilen der entmachteten sunnitischen Bevölkerung (darunter manche von denen, die früher Militär, Geheim- und Sicherheitsdienste gebildet hatten) und Regierungstruppen bzw. schiitischen Milizen.

Steigende Preise und die Angst vor "Peak Oil"

Währenddessen waren die Ölpreise wieder angestiegen: Die 50-Dollar-Marke wurde im Herbst 2004 durchbrochen, die 100-Dollar-Marke Anfang 2008, Ende Juni 2008 erreichte der Ölpreis Spitzenwerte von über 140 Dollar pro Barrel – real 50 Prozent höher als auf dem Höhepunkt der Ölkrise 1979. Im Unterschied zu dieser gab es aber keine eindeutige geopolitische Ursache: Zwar gab es einige Krisen (die immer noch eingeschränkte Förderung im Irak, Aufstände in Nigeria, politische Steuerung der Erdölförderung in Russland und Venezuela), aber die wichtigste Ursache war die Befürchtung, dass die Ölförderung mit der Nachfrage nicht Schritt halten könnte. Die Nachfrage stieg, da einerseits die Industrieländer die Lektionen der Ölkrisen in der Zeit sinkender Preise zum Teil wieder vergessen haben und andererseits neue, bevölkerungsreiche Länder wie China und Indien inzwischen so reich geworden sind, dass auch dort der Besitz eines Autos zum erreichbaren Traum wurde (>> mehr).

Viele Branchenkenner fürchteten, dass die Fördermenge inzwischen auch an geologische Grenzen gestoßen waren: so war etwa in den USA die Förderung im Jahr 2008 auf unter 5 Mio. Barrel/Tag und damit auf weniger als die Hälfte der Menge von 1970 gefallen, das Land musste den größten Teil seines Öls importieren. Bereits 1997 hatte der englische Geologe Colin Campbell in seinem Buch "The Coming Oil Crisis" auf Grundlage von Theorien des amerikanischen Geologen King Hubberts vor dem Förderhöhepunkt bei konventionellem Öl gewarnt (siehe hierzu >> Das Ende des billigen Öls); 1998 veröffentlichte er mit seinem französischen Kollegen Jean Laherrère in der Zeitschrift "Scientific American" einen Beitrag, in dem sie steigende Ölpreise vorausgesagten. Damals wurden sie ausgelacht, mit den steigenden Preisen sah dies anders aus. 2005 hat zudem Matthew Simmons, ein im Ölgeschäft tätiger amerikanischer Investmentbanker, in einer Studie über die saudi-arabischen Erdölvorkommen gewarnt, dass auch die saudische Förderung vor dem historischen Höhepunkt stehe.

Fracking: die Rückkehr von Öl und Gas

Obgleich der "Peak Oil", der Förderhöhepunkt beim konventionellen Öl, tatsächlich im Jahr 2005 eintraf, konnte dieser von "unkonventionellem" Öl und Gas ausgeglichen werden: schon lange war bekannt, dass in den Poren von Schiefergestein ebenfalls Öl und Gas enthalten sein kann, aber es gab keine Möglichkeit, dieses wirtschaftlich zu fördern. Das änderte sich, als 1998 der Ingenieur Nicholas Steinsburger einen Weg fand, Gas mit Hilfe des "Hydraulic Fracturing" (kurz: Fracking) aus Schiefergestein zu fördern. Hierbei wird eine Mischung aus Wasser, Sand und Chemikalien unter hohem Druck in des Gestein gepresst, in dem dadurch haarfeine Risse entstehen (die durch den Sand in der Mischung offengehalten werden), durch die das in den Poren enthaltene Gas austreten kann. Im Jahr 2004 hat der Erdölingenieur Harold Hamm die Methode dann erstmals auch erfolgreich für die Ölförderung eingesetzt. Vor allem, als die Ölpreise nach der Finanzkrise 2008 und im Gefolge des "arabischen Frühlings" 2011 wieder (bis Frühjahr 2014 auf 100 Dollar) anstiegen, begann das Fracking den Bakken-Schieferformationen in North Dakota, im Permian Bassin in Texas und den Niobrara-Schieferformationen von Colorado und Wyoming in großem Ausmaß, und brachten die USA zurück auf die Landkarte des Öls.

Die Fracker machten den arabischen Förderländern Marktanteile streitig, und daher beschloss die OPEC im Herbst 2014, trotz steigendem Ölangebot ihre Förderung nicht zu reduzieren – sie nahm fallende Preise in Kauf, um die Fracker, die höhere Förderkosten hatten, in die Pleite zu treiben. Bis Frühjahr 2016 fiel der Preis tatsächlich auf zeitweise unter 40 Dollar, und zahlreiche kleinere Fracking-Firmen gingen auch tatsächlich pleite. Aber andere konnten – auch mit Hilfe von Digitalisierung und Automatisierung – ihre Kosten senken; und da auch die OPEC-Staaten unter den niedrigen Preisen litten, beschloss die OPEC im Herbst 2016 dann doch eine Verringerung ihrer Ölförderung, worauf der Ölpreis im Jahr 2017 wieder auf etwa 55 Dollar anstieg, was den besten Fracking-Firmen wieder Gewinne ermöglichte. Nachdem der Hurrikan Harvey Raffinerien in Texas und Louisiana zerstörte und der Preis auf 65 Dollar anstieg, wurde Fracking auch für die großen Ölkonzerne ExxonMobile, Chevron, Shell und BP interessant – sie spekulierten auch darauf, dass insbesondere Saudi-Arabien auf Dauer einen Ölpreis von 80 Dollar braucht, um seinen Staatshaushalt zu finanzieren, und dann machen auch sie mit dem Fracking gute Gewinne. Erleichtert wurde dieses, als im Januar 2017 der Immobilientycoon und Reality-TV-Star Donald Trump US-Präsident wurde: er machte die Ausweisung von Schutzgebieten durch seine Vorgänger rückgängig (was die Ausbeutung von Bodenschätzen erleichterte) und lockerte die Umweltauflagen für die Ölförderung auf Bundesland, so die Vorschrift, das bei der Ölförderung anfallende Methangas aufzufangen und nicht einfach abzufackeln.

Mit dem Abbau "unkonventioneller" Ölvorkommen sind die USA aber nicht alleine, schon 1967 hatte die Ausbeutung der Athabasca-Ölsande und zwei kleinerer Ölsandlagerstätten in der kanadischen Provinz Alberta begonnen. Die auch hier teure Produktion nahm ebenfalls mit den steigenden Preisen nach 2002 Fahrt auf, mittlerweile fördert hier nicht nur die kanadische Suncor Energy (ein Nachfolger des Unternehmens, das 1967 mit der Förderung begonnen hat), sondern auch internationale Ölkonzerne wie ExxonMobile, Shell, ConocoPhillips, Total und die norwegische Equinor (die ehemalige Statoil). Beide Fördermethode – das Fracking und der Abbau der Ölsande – sind deutlich umweltbelastender als die Förderung konventionellen Öls (bei dem es allerdings große Unterschiede gibt) und werden daher von Umweltschützern als unverantwortlich abgelehnt, der Protest entzündet sich in den USA und Kanada oft an den Pipelines, mit denen das Öl aus den abgelegenen Fördergebieten zu den Raffinerien und Häfen transportiert werden soll.

Die Zukunft der arabischen Welt

Auch wenn Donald Trump von einer mit billigem (Fracking-)Gas und Öl angetriebenen Reindustrialisierung der USA träumt: Der Handlungsbedarf zur Begrenzung des vom Menschen verursachten Klimawandels und die Probleme der Luftverschmutzung, die vor allem in China, aber auch in US-Bundesstaaten wie Kalifornien oder in der EU zur Förderung der Elektromobilität geführt haben, lässt die Länder, die besonders vom Erdöl abhängig sind, über eine Zukunft nachdenken, die sie zumindest von den Schwankungen des Ölpreises unabhängiger macht. Öl mag als Treibstoff keine Zukunft haben, als Rohstoff der Petrochemie und zur Herstellung von Kunststoffen ist er schwerer ersetzbar. Mit einer Ölzukunft planen daher vor allem die Staaten, wo Öl vergleichsweise kostengünstig zu erschließen ist: vor allem in Saudi-Arabien, Irak und Iran kann Öl in neuen Projekten für rund 30 Dollar/Barrel erschlossen werden (360). Der Staatshaushalt dieser Länder ist aber auch stark von den Öleinnahmen abhängig, was unter anderem dazu geführt hat, dass z.B. der Iran und Saudi-Arabien, die bei um die Führungsrolle in der islamischen Welt konkurrieren und in Syrien sowie im Jemen einen Stellvertreterkrieg gegeneinander führen, in der OPEC zusammenarbeiten. Auch Russland – dessen Staatshaushalt ebenfalls auf Öleinnahmen angewiesen ist – hat sich 2016 und 2018 den OPEC-Vereinbarungen zur Reduzierung der Fördermengen angeschlossen, was den durch die US-Fracker ausgelösten Bedeutungsverlust der OPEC zumindest verlangsamt.

Während der Irak nach dem Bürgerkrieg – in dessen Verlauf sich auch noch die Terrormiliz "Islamischer Staat" in dem Land einnistete – noch immer nur eingeschränkt handlungsfähig ist (und der Iran durch amerikanische Sanktionen, die insbesondere iranische Ölexporte betreffen, in seiner Handlungsfreiheit eingeschränkt ist), bereitet sich Saudi-Arabien schon auf die Zeit nach dem Öl vor: Teile des staatlichen Ölkonzerns Saudi ARAMCO sollen an die Börse gebracht werden, das eingenommene Geld von einem Staatsfonds in Projekte in aller Welt investiert werden. Saudi ARAMCO investiert zudem in die Verarbeitungskette: im März 2019 erwarb der Konzern eine 70-prozentigen Anteil  an dem größten saudischen Petrochemie-Unternehmen SABIC, im August dann einen 20-prozentigen Anteil am größten privaten Unternehmen Indiens, den in der Petrochemie und Textilindustrie tätigen Reliance Industries. In beiden Fällen gehören zu den Übernahmen langfristige Lieferverträge, so dass sich Saudi-Arabien nicht nur an der Verarbeitungskette des Erdöls beteiligt, sondern auch gegen Ölpreisschwankungen absichert.

Literatur:

Heike Buchter: Ölbeben. Wie die USA unsere Existenz gefährden (Campus 2019), beschäftigt sich vor allem (aber nicht nur) mit der Rolle des Fracking beim (erneuten) Aufstieg der USA zur Ölgroßmacht.

Colin Campbell: Ölwechsel! (dtv 2002): Umfassende Darstellung der geologischen, historischen und ökologischen Hintergründe und Auswirkungen des Erdöls.

Richard Heinberg: Öl-Ende (Riemann, aktualisierte Ausgabe 2008).

Jeremy Leggett: Peak Oil (Kiepenheuer & Witsch 2006).

Amanda D. Little: Power Trip (Harper Press 2009).

Daniel Yergin: Der Preis. Die Jagd nach Öl, Geld und Macht (S. Fischer 1991), Umfassende, spannend geschriebene Geschichte des Erdöls bis zum Golfkrieg.

Daniel Yergin: The Quest. Energy, Security, and the Remaking of the Modern World (Penguin Press 2011), eine Art Nachfolger von "Der Preis" (nicht auf Deutsch erschienen).


Mehr

zum Thema Energie auf diesen Seiten:
>> Energie und ihre Einheiten
>> Eine kleine Geschichte der Erforschung der Energie
>> Eine kleine Geschichte des Erdöls
>> Das Ende des billigen Öls
>> Eine kleine Geschichte der Atomenergie
>> Energiewende

Strategien für die Zukunft:
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© Jürgen Paeger 2006 – 2019

Barrel? Zu den Einheiten von Leistung und Energie und ihrer Umrechnung siehe  >> Energie und ihre Einheiten.