Hintergrundinformation

Eine kleine Geschichte der Menschheit

Die ersten Staaten

In besonders ertragreichen Regionen führte der Ackerbau zu hohen Bevölkerungsdichten und zur Entstehung der ersten Städte (Die Folgen des Ackerbaus); und aus diesen entstanden die ersten Staaten.

Foto der Pyramiden von Gizeh

Die Pyramiden von Gizeh (vorne die Mykerinos-Pyramide mit drei Königinnen-Pyramiden, in der Mitte die Chephren-Pyramide und hinten die Cheops-Pyramide) wurden im Zeitraum von 26. bis 25. Jh. v.u.Z. erbaut und zum Symbol für das ägyptische Pharaonenreich. Foto: Ricardo Liberato, aus wikipedia commons (abgerufen 13.6.2014), Lizenz: >> cc 2.0.

Die ersten Staaten in Mesopotamien, Ägypten, am Indus und in China entstan­den alle an großen Flüssen, die bei regelmäßigen Überschwemmungen die an­grenzenden Felder düngten. Das Wasser und der fruchtbare Schlamm wurde bald auch mit Kanälen zu den Felder geleitet. Der amerikanische Historiker Karl Wittfogel entwickelte die „hydraulische Theorie“, nach der gerade die Orga­nisation der Flussregulierung zu diesen Staatsbildungen geführt habe. Heute wird diese aber aus mehreren Gründen kritisch gesehen: Zum einen lassen sich Bewässerungskanäle viel besser vor Ort als mittels zentraler Anweisungen pflegen; zum anderen dürften auch andere Faktoren eine Rolle gespielt haben: etwa die Rolle der Flüsse als wichtiger Transportweg für den Handel und die hohe Bevölkerungsdichte, die Erfindungen – auch sozialer Art – förderte.

Mesopotamien

Die ersten Staaten der Welt entstanden durch die Sumerer im Süden Mesopota­mi­ens (nach griechisch méso pótamos, "zwischen den Flüssen“ [Euphrat und Tigris]). Sumer bedeutet „Kulturland“, ein Hinweis auf die Bedeutung der Landwirtschaft in der Region: Euphrat und Tigris entspringen in schnee­reichen Bergen in der heutigen Türkei – ihr Wasser versorgte die Landwirt­schaft in der Ebene mit Wasser und brachte Nährstoffe mit. Der Bau und die Instandhaltung der vor allem im Süden des Gebietes notwendigen Bewässerungs­systeme brauchte gute Organisation, führte aber zu ertragreicher Landwirt­schaft und diese bald zu hoher Bevölkerungsdichte. Die Dörfer wuchsen schnell, schließlich entstanden erste Städte. Eine wachsende Bevölkerung erforderte wiederum größere Bewässerungssysteme, und so dehnten die Städte ihren Einflussbereich auf ihre Umgebung aus. Außerdem organisierten sie den Handel, denn im Zweistromland gab es kaum Holz, keine Steine und keine Metalle. Vor etwa 5.200 Jahren entstanden so aus den Städten und den Dörfern um sie herum erste Stadtstaaten: Uruk, Ur, Lagasch und andere. Uruk im heutigen Irak, die am besten untersuchte und wohl größte Stadt, soll schließ­lich 50.000 Einwohner gehabt haben. Die Sumerer machten bedeutsame Erfindungen: Seit 5.500 Jahren nutzten sie das Wagenrad und spannten Rinder und Esel vor Pflüge und Karren; zu dieser entwickelten sie auch die erste Schrift, die sumerische Keilschrift. Die "Stadtstaaten" werden heute so genannt, da sie bereits die Macht eines Staates ausübten: Die Nahrung wurde von Ackerbauern, Hirten, Fischern und Gärtnern erzeugt, die den größten Teil ihrer Produkte abgeben mussten und dafür vom Staat die notwendigen Roh­stoffe, vom Saatgut bis zu metallenen Werkzeugen erhielten. Mit den Stufen­tempeln (Zikkurat) entstanden heilige Bauten, von denen einer als „Turm von Babel“ Eingang in die Bibel fand; aus mündlichen Überlieferungen der Sumerer entstand später das Gilgamesch-Epos, eine der ältesten und größten Dichtungen der Menschheit. Die immer weitere Ausdehnung der Bewässerungs­systeme führte schließlich aber auch zu Kämpfen zwischen den Stadtstaaten.

Weiter nördlich, wo Westwinde vom Mittelmeer eine ertragreiche Landwirt­schaft auch ohne Bewässerung ermöglichte, lebten semitisch sprechende Völker. Hier war vor 4.500 Jahren das Königreich von Kisch aufgeblüht. Nachdem um 2.300 v.u.Z. ein hoher Beamter, Sargon, den König stürzte, unterwarf er in vielen Schlachten die sumerischen Stadtstaaten, machte die Stadt Akkad zum Königssitz, und bildete schließlich das erste Großreich der Geschichte, dessen Einfluss vom Persischen Golf bis ans Mittelmeer reichte. Dass Akkad die sumerischen Stadtstaaten unterwerfen konnte, hatte womöglich nicht nur mit deren Streitigkeiten untereinander, sondern auch mit fallenden Ernteerträgen zu tun: Die Bewässerung hatte nämlich zu einer Versalzung des Bodens geführt – Keilschrifttafeln berichteten davon, dass "schwarze Felder weiß wurden" und "Pflanzen an Salz erstickten"; zur Zeit der Eroberung durch Akkad fielen die Erträge bereits deutlich. Vor 2.000 Jahren v.u.Z. dominier­te das Reich von Sumer und Akkad, wie es nun genannt wurde, noch große Teile des Nahen Ostens. Im Süden fielen die Erträge aus der Landwirtschaft aber weiter; und das mag dazu beigetragen haben, dass das Reich schließlich unter den Angriffen aus dem Nordwesten kommender, halbnomadischer Gruppen zusammen­brach. Diese Amurriter (von akkadisch Amurru, "Westleute") waren ebenfalls Semiten, die schnell die Kultur der älteren Bewohner übernahmen; aber kein zentrales Großreich mehr bildeten, sondern regionale Machtzentren bildeten. Zu diesen gehörte Assur im Norden und das um 1.900 v.u.Z. gegründete Reich von Babylon im Süden. Die Stadt Assur war eine wichtige Handelsstation zwischen Klein- und Mittelasien, um 1.800 v.u.Z. wurde sie unter Schamschi-Adad zu einem Zentrum des assyrischen Reichs. Auch die frühen Religionen Mesopotamiens hinterließen ein Erbe: Von hier stammte der Erzvater Abraham biblischer Überlieferung, der nach Kanaan zog und dessen Urenkel die 12 Stämme Israels begründeten. Nach der Bibel waren sie das erwählte Volk Gottes; ihre religiösen Überlieferungen begründeten das Judentum, jene Weltreligion, die auch die Basis für Christentum und Islam wurde.

Ab 1728 v.u.Z. vereinte der babylonische König Hammurabi Mesopotamien erneut und machte das Reich von Babylon zur Großmacht. Babylon war die erste Prachtstadt auf der Erde (was Nomaden von solchen Städten hielten, kann man in der Bibel nachlesen: “die Mutter der Hurerei und aller Gräuel auf Erden”). Nördlich, im heutigen Anatolien, entstand zu dieser Zeit das Hethiter-Reich, das Babylon im 16. Jahrhundert v.u.Z. überfiel. Hammurabis babylonisches Reich hinterließ ein dauerhaftes Erbe: ein mathematisches Zählsystem mit der Basis 60; und daher hat noch heute die Stunde 60 Minuten und die Minute 60 Sekunden. Der Codex Hammurabi, eine 2,25 Meter hohe Stele mit Entscheidungen war das erste "Gesetzbuch" der Geschichte: Bestraft wurde nur, wessen Schuld erwiesen war; Willkür und Vergeltung wurden damit eingeschränkt – ein wichtiger Schritt für das menschliche Zusammenleben. Die babylonische Kultur dominierte auch das Reich der Kassiten (die nach dem Überfall der Hethiter die Macht in Babylonien übernahmen) und das assyrische Reich am mittleren Tigris, das vom 9.–7. Jahrhundert v.u.Z. das Zweistrom­land dominierte. 689 v.u.Z. zerstörte die Armee des Reiches die Stadt Babylon und leitete einen Seitenarm des Euphrat in die Reste der Innenstadt; der Sohn des damaligen Herrschers ließ die Stadt, immerhin das Zentrum der Kultur der Region, aber wieder aufbauen. Ein halbes Jahrhundert später verbündete sich Babylon mit den Medern (siehe nächster Absatz); sie konnten 614 v.u.Z. die alte Hauptstadt Assur und 612 v.u.Z. die neue Hauptstadt Ninive erobern. Nebukadnezar II. führte Babylon ab 604 v.u.Z. zu neuem Glanz, seinen Tod überstand es aber nicht lange: 539 v.u.Z. wurde es persische Provinz; die Stadt blieb aber auch im Perserreich Verwaltungssitz.

Auch im Osten des fruchtbaren Halbmonds, im Südwesten des heutigen Iran, entstanden ab 3.500 v.u.Z. städtische Zentren, aus denen das Reich Elam hervorging. Im 12. Jahrhundert v.u.Z. hatte das Reich zwischenzeitlich sogar Babylon erobert, war aber Ende des Jahrhunderts Nebukadnezar I. unterlegen. Um 1.000 v. Chr siedelten sich im Gebiet nordwestlich von Elam die indo-germanischen Meder an, die nach und nach die Macht in der Region von den Elamitern übernahmen. Um 550 v.u.Z. gelang es König Kyros aus dem aus dem südlich gelegenen Perserreich, die Oberherrschaft der Meder abzuschütteln: das Achämenidenreich (auch Altpersisches Reich) war entstanden. Binnen 50 Jahren konnten Kyros und seine Nachfolger, vor allem Dareios I. und Xerxes I., fast ganz Vorderasien, vom Mittelmeer bis an den Indus, unter Kontrolle bringen. (Den Vormarsch am Mittelmeer beendeten die Griechen mit ihren Siegen bei Marathon (490 v.u.Z.), Salamis (480) und Plataiai (479).) Die Achämeniden respektierten die verschiedenen Kulturen und Religionen in ihrem Gebiet; erweiterten mit Quanaten – unterirdischen Bewässerungskanälen – die Anbaufläche; bewässerten einen 300 Kilometer breiten Streifen zu beiden Seiten des Tigris (den Schlamm ließen sie von Tausenden Sklaven aus den Gräben schaufeln); und wussten durch sparsame Bewässerung die Versalzung unter Kontrolle zu halten.

Ab 334 v.u.Z. eroberte Alexander der Große das Perserreich. Aber mit dem Zerfall seines Reiches erblühte die persische Kultur wieder und ging um 250 v.u.Z. im Partherreich (daher auch zweites Perserreich genannt) auf. Über die Parther ist wenig, und vor allem aus römischen und chinesichen Quellen, bekannt; aber sie scheinen den Staat geschickt zusammengehalten zu haben und ihre Lage zwischen Rom und China geschickt genutzt zu haben. 141 v.u.Z. eroberte die Parther Mesopotamien, 115 v.u.Z. wurde die (erst später so genannte) Seidenstraße als Handelsroute mit der chinesischen Han-Dynastie offiziell eröffnet (>> mehr). Den Vormarsch des expandierenden römischen Reiches beenden sie, und kämpften über Jahrhunderte immer wieder mit Rom um die Macht im Osten, ohne je zu unterliegen.

Ägypten

Wie die Wildgräser im fruchtbaren Halbmond, lockte auch im Niltal seit jeher reichlich Nahrung viele Menschen an – zumal das Tal und auch die angrenzen­den Gebiete früher einmal deutlich feuchter waren als heute. Landwirtschaft wird im Niltal vermutlich seit 5.500 Jahren betrieben (Badari-Kultur), wahr­schein­lich wurde sie aus dem fruchtbaren Halbmond übernommen. Die von Monsun­regen­fällen im Quellgebiet des Nils im afrikanischen Hochland verur­sachten all­jährlichen Nilfluten, die fruchtbaren Schlamm zurückließen, prägten jahr­tausende­lang das ägyptische Jahr: Es begann mit der Flut um die Zeit der Sommersonnenwende im Juni (Achet, die "Zeit der Überschwemmung"), auf die die "Zeit des Sprießens" (Peret) ab Mitte Oktober mit der Anlage/ Pflege der Dämme und Bewässerungskanäle sowie die Aus­saat und Pflege der Felder (die z.B. von hungrigen Flusspferden aus dem Nil bedroht wurden) und die "Trockenzeit" (Schemu) folgten, in der geerntet wurde. Die Bevölkerung wuchs mit der Landwirtschaft, und bereits in vorgeschichtlichen Kulturen gibt es Anzeichen für soziale Schich­tun­gen und für Arbeitsteilung und Spezi­alisierung. Die Landwirtschaft prägte insbesondere Unterägypten mit dem Nildelta, während in Oberägypten eher aus dem Südwesten stammende Rinder­hirten sowie Jäger und Sammler lebten. Der Nil war auch ein wichtiger Transportweg; um 3.500 v.u.Z. erfanden die Ägypter das Segel, wodurch sie den Nil auch ent­gegen der Strö­mung als Transportweg nutzen konnten (bis zum ersten Nilkata­rakt, wo Strom­schnellen den Nil für Schiffe unpassierbar machten). Die der oberägyptischen Naqada-Kultur zugehörigen bemalten vor­geschicht­lichen Fürs­ten­gräber von Hierakonpolis (Naqada-II-Periode, 3.500 – 3.200 v.u.Z.) zei­gen, dass zu dieser Zeit bereits ausgeprägte Macht­struk­turen bestanden. Die Naqada-Kultur breitete sich nach Unterägpten (und auch nach Nubien im heutigen Sudan) aus; der Legende nach vereinigte ein König Menes die Reiche in Unter- und Ober­ägypten im 32. Jh. v.u.Z. Welchem der archäogisch bekannten Herrscher Menes zuzuordnen ist, ist umstritten; im Horus-Tempel von Hierakonpolis wird König Narmer als Einiger von Ober- und Unterägypten bezeichnet.

Von Narmer wissen wir bereits aus schriftlichen Zeugnissen: die Ägypter hatten (angeregt von der Kenntnis der sumerischen Keilschrift?) ihre Hiero­glyphenschrift entwickelt. Wie in Mesopotamien war die Schrift zuerst prak­tischen Zwecken gewidmet: die ältesten Funde sind Gefäßanhänger, sie wurde aber früh auch für Grabinschriften und die Bezeichnung von Grabbeigaben ver­wendet. Die lange als "frühdynastische Periode" bezeichnete Zeit um König Narmer gab wichtige Impulse für das "Alte Reich", der ältesten der drei "klassischen" Perioden des Alten Ägypten, weshalb sie heute oft auch als "Dynastie 0" bezeichnet wird (um die übliche Zählung der Dynastien beibehal­ten zu können). Mit Narmers Nachfolger Aha (1. Dynastie) wurde Memphis zur Hauptstadt und der König mit seinem Gefolge (wie schon Narmer) in Abydos begraben. Im 29. Jh. v.u.Z. teilte sich das Land wieder in Ober- und Unterägypten, im 27. Jh. konnte König Chasechemui aus dem Süden den Norden wieder erobern. Chasechemuis Sohn Djoser (mit dem das "klassische" Alte Reich begann) begann im 27. Jh. v.u.Z. mit dem Pyramidenbau; er ließ die Stufenpyramide von Sakkara erreichten. Vermutlich sollten die Stufen dem König den Aufstieg zum Himmel erleichtern. Die – später Pharao genannten – ägyptischen Könige waren die Mittler zwischen den Göttern und den Menschen; sie ver­körperten auch den Falkengott Horus und wurden nach ihrem Tod selbst zum Gott; daneben waren sie oberste Feldherren und standen der Beamtenschaft vor, die das Land verwalteten. Das ganze Land war nämlich ebenfalls Eigentum des Königs, dessen Beamte Abgaben (in Form von Waren) einsammelten, in Schatz­häusern lagerten und an die Bevölkerung verteilten.

Die Pyramiden

Die Pyramiden entstanden aus den Grabmälern der Könige. Diese bestanden vor Djoser aus einer Mastaba, einem einstöckigen Gebäude, unter dem sich die unterirdische Grabkammer befand. Djosers Baumeister Imhotep vergrößerte dessen Mastaba in zwei Bauphasen. Dabei erkannte er, dass das Gebäude an Stabilität gewinnt, wenn die Außenwände nach innen geneigt werden – und konnte dann beginnen, weitere Geschosse als "Stufen" auf dieses aufzu­setzen. So entstand in zwei weiteren Bauphasen die sechsstufige, 63 Meter hohe Stufenpyramide von Djoser. 330.000 Kubikmeter Stein wurden in ihr verbaut – anders als vom griechischen Historiker Herodit vermutet (der Ägypten 2.000 Jahre nach dem Bau der Pyramiden besuchte und schrieb, diese seien von zahlreichen Sklaven erbaut worden), von hoch spezialisierten Handwerkern. Die folgenden Könige behielten die Pyramide als Grabstätte bei, die allerdings immer größer wurden: schon die folgende Stufenpyramide war 93 Meter hoch. Danach wurden die Flanken zur glatten Fläche behauen; mit steigender Höhe musste zudem immer mehr Aufwand für ein tragfähiges Fundament getrieben werden, in das fast so viel Masse wie in die eigent­liche Pyramide floß.

Der Höhepunkt wurde mit der um 2.500 v.u.Z. errichteten Cheops-Pyramide erreicht, die 147 Meter hoch war; für sie wurden 5,8 Mio. Tonnen Kalkstein verbaut, der von außen glatt und hell verkleidet werde. Sie war eines der antiken sieben Weltwunder und ist bis heute das bekannteste Symbol des Pharaonenreichs. Cheops ließ auch drei Pyramiden für seine Frauen errich­ten, die mit acht angrenzenden Mastabas eine Art "Familienfriedhof" bilden. Ohnehin sind die Pyramiden Teil von Anlagen mit Tempeln, Wohnsiedlungen für die Arbeiter etc.; die größten Anlagen erreichten die Größe von Städten. Nach der Cheops-Pyramide wurden die Pyramiden wieder kleiner; über die Gründe rätselt man noch: wurde vielleicht der Aufwand zu groß? Bis heute ungelöst ist zudem das Rätsel, wie der Bau der Pyramiden überhaupt erfolgt ist. Dabei mussten tonnenschwere Steine vom Steinbruch zur Baustelle und dort in beträchtliche Höhen gebracht werden – wie das geschah, dafür gibt es zahlreiche Theorien, aber keine allgemein akzeptierte Vorstellung.

Roh­stoffe erhielten die Ägypter auch aus weit entfernten Ländern: Aus Zedern­­holz gebaute Schiffe sind schon aus dem 32./31. Jh. v.u.Z. aus dem Grab von Aha bekannt, die Zedern kamen aus dem Libanon; sie wurden über das Mittel­meer ins Land gebracht (einem Mittelpunkt der damaligen Welt), über das auch Kupfer (aus Zypern) und Zinn (aus Anato­lien) für die Bronze­herstellung ins Land kamen. Am Roten Meer ist der Hafen Wadi-al-Jarf aus dem 27./26. Jh. v.u.Z. bekannt (er diente wohl vor allem dem Transport von Kupfer aus dem Sinai), und im 27. Jh. v.u.Z.gab es einen "Aufseher über die fremden Länder". Vom weiter südlich am Roten Meer gelegenen Hafen Saww (Mersa Gawa­sis) starteten ab dem 25. Jh. v.u.Z. auch Expedi­tionen nach "Punt" (ver­mutlich Eritrea und das östliche Äthiopien); von denen unter anderem Weih­rauch, Elfenbein, Eben­holz und Gold mitgebracht wurden. Zu den "fernen Län­dern" gehörte auch das nilaufwärts gelegene Nubien: von hier kamen Kupfer, Gold und Arbeitskräfte. Im 23. Jh. v.u.Z. sollte der Beamte Harchuf eine Route in das Land "Jam" (vermutlich in Nubien gelegen) finden, von wo er Weihrauch, Elfenbein, Ebenholz, Panther­felle und andere Luxusgüter mitbrach­te; seine Route führte über alte Kara­wanen­wege westlich des Nils und die Oase Dachla. Um diese alternative Nord-Süd-Route zu sichern, wurden die Oasen der westlichen (libyschen) Wüste von Ägypten kolonisiert.

Die Kontrolle über Nubien war schon verloren gegangen (so dass dort das nubische Reich von Kerma aufblühen konnte), als um 2.200 v.u.Z. das "Alte Reich" aus unbekannten Gründen in eine Reihe kleiner Fürstentümer zerfiel. Nach anderhalb Jahrhunderten konnte Theben die Vorherrschaft ge­winnen, dessen Herrscher Mentuhotep II. im 21. Jh. v.u.Z. wieder ganz Ägyp­ten unter seine Kontrolle brachte und damit das Mittlere Reich begründe­te. Er brachte auch Nubien wieder unter ägyptische Kontrolle und nahm die Fahrten nach Punt wieder auf. Residenzstadt blieb zunächst Theben, in deren Nähe auch die neue Totenstadt Deir el-Bahari für die Königsgräber (die in Totentempeln, nicht mehr in Pyramiden untergebracht waren) angelegt wurde. Unter Amenemhet I. wurde die (bisher nicht gefundene) Hauptstadt in den Norden verlegt, in die Nähe von Herakleopolis, und die Totenstadt in el-Lischt (wo wieder Pyramiden gebaut wurden) errichtet. Im Mittleren Reich wurden in ganz Ägypten mit staatlichen Einrichtungen wie Pyramiden oder Häfen verbundene geplante, einheitliche Siedlungen, darunter die Stadt Avaris im östlichen Nildelta, erbaut; die westlich des Nils gelegene Oase Fajum wurde mit Hilfe des "Großen Kanals" entwässert, was sie zu einem hervorragenden Ackerbaugebiet machte, das die landwirtschaft­liche Produk­tion Ägyptens stark erhöhte. Im Süden kontrollierte Ägypten den Nil bis zur Schlucht von Semna zwischen dem zweiten und dritten Katarakt, wo vier Festungen errichtet wurden. Um 1650 v.u.Z. endete das Mittlere Reich, wohl aufgrund nachlassender Zentralmacht, wodurch lokale Beamte sich unabhängig machen konnten ("Zweites Zwischen­reich"). Den Norden (und die Oasenroute durch die Wüste nach Nubien) kon­trol­lierten die Hyksos ("Herrscher der Fremd­länder"), die wohl aus der Levante stammten, von Avaris aus; Oberägyp­ten wurde von Theben aus regiert. Als Theben sein Gebiet nach Süden bis zur alten Festung Buhen am zweiten Katarakt ausdehnen konnte, hatte es wieder Zugang zum Gold aus Nubien; es konnte Avaris einnehmen und das Reich wieder vereinen: 1550 v.u.Z. entstand das Neue Reich.

Unter dem Neuen Reich konnte die südliche Grenze erst an den dritten und dann an den vierten Nilkatarakt verschoben werden (wobei zwischen drittem und viertem Katarakt weiter lokale Herrscher regierten, die die Oberhoheit Ägyptens akzeptierten); mit den Gold aus Nubien finanzierte Ägypten Kriegs­züge in die Levante, wo es sein Herrschaftsgebiet ebenfalls ausweitete. Hierfür wurden moderne, aus dem Osten kommende, Kriegstechniken wie Streit­wagen, Kompositbögen und Rüstungen genutzt. Auch hier setzte Ägypten dem Reich gegenüber loyale lokale Herrscher ein. Die Verbindungen reichten mitunter auch tiefer: Thutmosis III. heiratete auch mindestens drei syrische Prinzessinnen. Solche und auch vertragliche Verbindungen sowie der regel­mäßige Austausch von Geschenken und Spezialisten mit den Nachbarstaaten ließen den Fernhandel und den Informationsaustausch aufblühen. Im 14. Jh. v.u.Z. konnten dann die Hethiter Nordsyrien erobern, während in Ägypten Echnaton und seine ihm offenbar ebenbürtige Königin Nofretete versuchten, das religiöse Leben auf die Verehrung der Sonnenscheibe Aton auszurichten und die neue Hauptstadt Achetaton ("Horizont des Aton", heute Amarna) mit einem über 500 Meter langen Großen Palast und einem 760 Meter langen, nach oben zum großen Teil offenen Aton-Tempel er­richteten. Echnatons zweiter Nachfolger Tutan­chamun verhalf aber den alten Göttern wieder zu ihrem Recht [530] und verlegte die Haupt­stadt nach Memphis; seine Nachfolger – die dem Militär entstammten – ver­suchten, die Hethiter wieder aus Nordsyrien zu ver­trieben. Am Grenz­verlauf änderte sich aber nicht, und 1239 v.u.Z. schlos­sen Ramses II. und Hethiterkönig Hattuschili III. einen Friedensvertrag ab, der heute als erstes internationales Friedensabkommen gilt.

Ramses II. musste sich zudem gegen libysche Eindringlinge im Westen und gegen die "Seevölker" in der südlichen Levante wehren; beide werden heute in Zusammenhang mit einem Klimawandel gesehen, der die Völker aus ihrer Heimat vertrieb. Sowohl Libyer als auch die "Seevölker" wurden in Ägypten heimisch und auch in die Armee eingegliedert. Unter Ramses III. gewannen die Priester an Einfluss, der Hohepriester von Theben gewann als Prophet des zum Reichs­gott geworden Amun an Macht. Ein Drittel des staatlichen Landes und der Vieh­herden wurden an die Tempel abgetreten. Unter Ramses XI. (1099  – 1069 v.u.Z.) zerfiel Ägypten: Ober- und Unterägypten wurden im dritten Zwischen­reich von Theben und Tanis aus oftmals libyschen Herrschern und mächtigen Amun­priestern regiert. In Nubien entstand das Königreich von Kusch. Ab 750 v.u.Z. konnte Kusch erst Theben und dann auch das Delta erobern; der kuschi­tische König wurde in Personalunion zum Pharao Ägyptens. Als Kusch seinen Einfluss in die südliche Levante ausdehnte, bedrohte es die Interessen des ebenfalls expandierenden Assyriens; 701 v.u.Z. kam es zu einer ersten militärischen Konfrontation, 673 v.u.Z. zu einer erst erfolglosen, 671 v.u.Z. dann erfolgreichen Invasion; und 667 v.u.Z. konnte Assyrien dann Theben erobern. Auf eine direkte Kontrolle Ägyptens verzichtete Assyrien aber und gab sich damit zufrieden, König über den Könige (Ägyptens) zu sein, machte diese also zu Vasallen. Als diese rebellierten, gab es nur noch einen Herrscher über Ägypten, Necho I. Schon dessen Sohn Psammerich I. konnte sich aber der assyrischen Oberherrschaft entziehen. Necho II. begann mit dem Bau eines Kanals vom Nil zum Roten Meer (was das Mittelmeer mit dem Indischen Ozean verband); dies und die Rekrutierung griechischer und phönizischer Spezialisten gaben der ägyptischen Schifffahrt neuen Schwung. Psammerich II. konnte Nubien wieder unter ägyptische Kontrolle bringen. Aber 525 v.u.Z. eroberte Kyros' Nachfolger Kambyses Ägypten: Ägypten wurde bis zur Eroberung durch Alexander den Großen im Jahr 332 v.u.Z. zur Provinz des Achemäniden-Reichs.

Induskulturen und erste indische Reiche

Während die Hochkulturen Mesopotamiens und Ägyptens nie in Vergessenheit gerieten, war dies am Indus anders. Erst 1922 wurden auf der Suche nach Spuren des Alexanderfeldzuges schon länger bekannte Fundstätten in Harappa und Mohenjo-Daro im Industal (im heutigen Pakistan) als Städte einer alten Hochkultur, der Induskultur, erkannt. Harappa war da bereits weitgehend zerstört, da die Briten mit den Ziegeln die Eisenbahntrasse Lahore-Multan befestigt hatten; aber seither wurden in Pakistan und Indien Hunderte neuer Fundorte entdeckt. Der Indus brachte Wasser aus dem Himalaya, und war mit seinem breiten Tal bestens für die Landwirtschaft geeignet. Seit über 10.000 Jahren wurde hier Garten- und Ackerbau betrieben; Weizen und Gerste und später Datteln, Feigen, Oliven und Baumwolle  angebaut. Bald darauf wurden auch Haustiere gehalten. Kupfervorkommen machten die Indusregion zu einem ersten Zentrum der Metallherstellung in Südasien, in dem metallene Äxte, Speerspitzen und Messer hergestellt wurden. Metallene Sicheln erleichterten die Getreideernte. Später wurde mit Bronze ein härteres Metall geschaffen. Ab 2.600 v.u.Z. begann der Bau großer Städte; Mohenjo Daro war vermutlich seinerzeit die größte Siedlung der Welt. Die Städte der Induskultur waren komfortabel und verfügten nicht nur über Wasserversorgung mit Brunnen und großen Bädern, sondern auch über eine Kanalisation, mit der die Abwässer unter den Straßen abflossen. Tempel und Paläste sind aus den Städten nicht bekannt, aber die Häuser bestanden aus gebrannten Ziegeln; und die wasserbauliche Infrastruktur erforderte sicher eine Gemeinschaftsleistung – nicht für wenige Einzelne, sondern für die Gemeinschaft. Es bestanden Handelsbeziehungen nach Mesopotamien (siehe unten). Auch eine Schrift entstand, ist aber im Gegensatz zu Keilschrift und Hieroglyphen noch nicht entziffert, so dass die Archäologen keine schriftlichen Zeugnisse aus dieser Kultur nutzen können und die Gesellschaftsordnung der Induskultur einstweilen ein Rätsel bleibt.

Ab 2.000 v.u.Z. begann der Niedergang dieser Kultur. Auch die Gründe hierfür sind unklar. Wahrscheinlich spielten ökologische Probleme eine Rolle: Die Kultur verbrauchte viel Holz und holzte ganze Wälder ab, was offenbar zu verheerenden Überschwemmungen führte, die wohl auch die Bewässerungsanlagen zerstörte. Daraufhin kam es zu Unruhen und Massakern, die Menschen wanderten ab und am Indus war das städtische Leben vorbei. Ab 1.500 v.u.Z. wanderten Menschen aus den nordiranischen Hochebenen über die Pässe des Hindukusch in das Industal ein: die Arier. Sie haben eine Literatur hinterlassen, die Veden (das heilige „Wissen“) und die späteren Erläuterungstexte, die Brahmanas und Upanishaden. Während eines tausendjährigen Prozesses besiedel­ten sie ganz Indien; dabei verlagert sich der Bevölkerungs­schwerpunkt vom Indus an den Ganges, der von den riesigen Eisfeldern des Himalaya gespeist wird und nur vom Gelben Fluss in China an transportiertem Boden übertroffen wird. Es entstand eine neue indische Kultur: Aus den Hierarchien der arischen Stammesgesellschaft entwickelte sich eine Vierständeordnung aus Priestern, Kriegern, Händlern und Handwerkern und Bauern; ein Vorläufer des späteren Kastensystems. Aus den religiösen Vorstellungen beider Gruppen entwickelte sich eine Vielfalt von Kulten und Religionen, die die Briten später "Hinduismus" nannten. Mit ca. 800 Mio. Anhängern gehört der Hinduis­mus heute zu den Weltreligionen. Das höchste Göttliche, Brahman, wird in Göttern Brahma (der Schöpfer), Vishnu (der Bewahrer) und Shiva (der Zerstö­rer) und unzähligen weiteren Göttern repräsentiert. Im Zentrum steht die Lehre der Wiedergeburt; durch die richtige Haltung und entsprechendes Verhalten kann ein Mensch im nächsten Leben als Mitglied einer höheren Kaste wiedergeboren werden – eine Vorstellung, die das Kastensystem leichter erträglich machte. Als indirekte Kritik an diesem System sehen manche die Entstehung des Buddhismus, der keine Kasten kennt. Ziel des Buddhismus ist es, den Kreislauf der Wiedergeburten zu verlassen, indem man das Nirvana erreicht; ein für Buddhisten nicht mit Worten zu beschreibender, sondern nur zu erfahrender Zustand der Erleuchtung. Mit ca. 400 Mio. Anhängern gehört auch der Buddhismus zu den großen Weltreligionen.

In Indien begründete eine von Chandragupta Maurya angeführte Revolte gegen den Einmarsch Alexander des Großen im 4. Jahrhundert vor unserer Zeit das Maurya-Reich, das unter Chandraguptas Enkel Ashoka im 3. Jahrhundert vor unserer Zeit seine größte Ausdehnung erreichte: das erste indische Großreich mit der Hauptstadt Pataliputra (dem heutigen Patna) im Tal des Ganges war entstanden. Die Geschichte dieses Reiches ist nur in Umrissen bekannt, Einigkeit besteht nur über die Bedeutung der “dharma” unter Ashoka – der Begriff ist schwer übersetzbar und umfasst Recht, Gesetz und ethisch richtiges Handeln als auch die Lehre des Buddha; Buddhismus wurde zur Staatsreligion. Nach Ashokas Tod zerfiel das Maurya-Reich; in den folgenden Jahrhunderten war Nordindien als Folge von Völkerwanderungen von “Indo­griechen” (den Nachfolgern des Alexanderreichs) und zentralasiatischen Völkern dominiert. Im Süden Indiens baute die Satavahana-Dynastie den Seehandel mit Südostasien und den Häfen des Roten Meeres aus; unter ihrer Herrschaft entstanden zahlreiche Höhlentempel und buddhistische Stupas. 

Früher Austausch: Verbindungen zwischen Mesopotamien, Ägypten und Industal

Bereits die Ausbreitung der Landwirtschaft zeigt, dass die Menschen aus den Regionen der späteren Hochkulturen in Mesopotamien, Ägypten und im Industal miteinander in Verbindung gestanden haben: Ägypten und das Industal übernahmen die Landwirtschaft vermutlich aus dem fruchtbaren Halbmond. Mit der Entstehung von Stadtkulturen und städtischen Eliten nahm der Bedarf an Luxusgütern und damit der Fernhandel zu: Bereits vor 5.000 Jahren standen Mesopotamien und das Industal über Händler in Kontakt: In den Königsgräbern von Ur in Mesopotamien fanden sich Perlen aus dem Industal, Inschriften aus der Zeit Sargons I. erwähnen Schiffe aus Melucha (Induskultur), und Kardamom aus Südindien gab es ebenfalls in Mesopotamien. In Harappa wurden sumerische Siegel gefunden. Der Handelsaustausch zwischen Mesopotamien und Induskultur beruhte auch auf der Küstenschifffahrt, die spätestens im 3. Jahrtausend v.u.Z. (540) begann. Nach Ägypten zogen dagegen Karawanen: zuerst Eselskarawanen, nach der Domestizierung des Kamels auch Kamelkarawanen.

Die Ägyptischen Pharaonen kauften ihrerseits Gold und Elfenbein aus dem Inneren Afrikas. Die Annalen der ägyptischen Herrscher enthielten schon in frühester Zeit lange Aufstellungen der Völker, zu denen sie Beziehungen unterhielten. Mit den Waren reisten auch Informationen und Ideen; Erfindungen in einer Region breiteten sich aus: die ältesten ägyptischen Pyramiden machten Anleihen bei den sumerischen Stufentempeln, die Hieroglyphen wurden wohl unter Kenntnis der sumerischen Keilschrift entwickelt. Streitwagen, Eisenverarbeitung und ab dem 7. Jahrhundert berittene Bogenschützen, die die Streitwagen ablösten, fanden sich bald im gesamten westlichen Kulturraum – und sogar in China, das spätestens seit dem 2. Jahrhundert v.u.Z. durch Überlandrouten mit dem Mittelmeerraum verbunden war. Dabei spielten die Hirtengesellschaften Zentralasiens eine zentrale Rolle beim Austausch von Handelsgüter, Erfindungen, Sitten und religiösen Vorstellungen zwischen den Zivilisationen in Mesopotamien, Indien und China.

Wer sich zuerst aufs offene Meer gewagt hat, lässt sich nicht mehr sagen, aber spätestens seit der Zeitenwende segelten arabische und persische Seeleute und Händler auch direkt über den Indischen Ozean nach Indien. Dabei halfen Ihnen die verlässlichen Monsunwinde, die ein halbes Jahr vom Himalaya weg und ein halbes Jahr zum ihm hin wehen. Gehandelt wurde nicht mehr nur mit Luxusgütern, denn die Schiffe brauchten Ballast und so gingen auch Massengüter wie Metalle oder rohes Glas auf die lange Reise. Kaufleute ließen sich in entfernten Handelszentren nieder; und in Indien konnten sie auch chinesische Ware kaufen, die dorthin gelangte. So entstand erstmals ein "weltumspannendes" Handelsnetz, das aber wohl niemand in seinem ganzen Umfang kannte: Auf dem Weg zum Endkunden wechselte die Ware mehrfach den Besitzer.

Europa und das Mittelmeer

Das antike Griechenland und die Phönizier

Das Mittelmeer liegt für den Handel ideal zwischen Europa, Afrika und Asien; im Sommer ist es meistens ruhig und damit bestens für die Schifffahrt geeignet, die vor der Erfindung von Eisenbahn, Auto und Flugzeug sie schnellste Verbindung zwischen weiter entfernten Regionen war. Boote sind auf dem Mittelmeer seit 14.000 Jahren belegt. Nachdem sich vor 8.000 Jahren die Landwirtschaft ent­lang der Mittelmeerküste ausbreitete, wurde der Austausch von Gütern über­lebenswichtig: An der Mittelmeerküste konnten nämlich Kälteeinbrüche mit Schnee und Eis oder lange Trockenzeiten jederzeit zu schwankenden Ernten führen, dann waren die Bauern auf Nahrungsmittel aus anderen Teilen des Mittelmeeres angewiesen. Keramik und Obsidian, die aus dieser Zeit erhalten blieben, belegen den neolithischen Warenaustausch. Eine starke Macht konnte so in der gesamten Region bedeutenden Einfluss gewinnen; was die Entstehung staat­licher Strukturen und der ersten europäischen Hochkulturen begünstigte. Der Aus­tausch steigerte sich mit Beginn der Bronzezeit, als Kupfer und Zinn herbeigeschafft werden mussten; vom vor 5.000 Jahren intensiver werdenden Austausch in der Ägäis profitierten etwa Troja (gegründet vor 5.000 Jahren "von Menschen, die sich mit Kupfer auskannten und wahrscheinlich mit Zinn handelten" (550) sowie die Minoische Kultur (benannt nach dem mythischen König Minos) auf Kreta. Diese sollte zur ersten mediterranen Hochkultur werden. Ihre Blüte begann vor gut 4.000 Jahren, als die "Paläste" (die vielleicht auch Tempel waren) von Knossos und anderen Orten gebaut wurden.

Auf Kreta war eine echte Zivilisation entstanden, mit Städten und speziali­sier­ten Handwerkern, die etwa Tongefäße mit eierschalendünnen Wänden produ­zierten. Die Minoer (wie die Träger der Minoischen Kultur auch genannt werden) waren gute Seefahrer und handelten mit Ägypten, Mesopotamien und vielleicht auch dem östlichen Mittelmeer bis Sizilien, womöglich sogar bis Spanien. Nachdem die minoische Kultur möglicherweise nach einer Serie von Naturkatastrophen (Vulkanausbrüche, Erdbeben) vor rund 3.500 Jahren (vermut­lich wurde bei einem dieser Vulkanausbrüche die Insel Thera, ein wichtiger Stützpunkt der minoischen Flotte, zerstört) geschwächt war, konnten Mitte des 15. Jh. v.u.Z. die Träger der Mykenischen Kultur aus der Pelo­ponnes die Herrschaft über Knossos erlangen. Deren Vorfahren waren wohl aus dem süd­lichen Balkan auf die Peloponnes gekommen, wo sie vor 3.500 Jahren zu beträchtlichem Einfluss gekommen waren. Sie bauten große Festungen (nach der Zitadelle Mykene wurde die Kultur benannt) und waren kriegerisch, wie die Minoer erfahren mussten. Die Schriftquellen zeigen, dass die Wirtschaft der im Orient ähnelte: der Staat – an dessen Spitze ein wanak genannter Herr­scher stand – zog einen Teil der Waren als Abgaben ein und verteilte sie an Funktionäre und Soldaten. Nach der Eroberung Kretas übernahmen mykenische Kaufleute das Handelsnetz der Minoer und – die Schiffe waren seetüchtiger geworden und nutzten ergänzend zu den Ruderern Segel – intensivierten den Handel mit Süditalien und Sizilien. Wichtiger war aber das levantinische Handelsnetz, das über Handelsstädte wie Ugarit und Byblos an der Ostküste des Mittelmeers bis in die mesopotamische Welt und nach Ägypten reichte.

Ägypten bezog Kupfer, Zinn und Holz aus der Levante; und sah daher das in Anatolien aufstrebende Hethiterreich als Bedrohung, das sich im 13. Jahr­hundert v.u.Z. anschickte, Einfluss an der Mittelmeerküste zu erlangen. 1274 v.u.Z. kam es zur Schlacht von Kadesch, bei der keine Seite siegen konnte, und die eine unruhige Zeit einläutete, in der auch die mykenischen Krieger mitmischten – der "Untergang Trojas" (der sich wohl über eine lange Zeit hinzog) erfolgte in dieser Zeit. Es gibt Hinweise auf größere Hungers­nöte; und viele Menschen suchten sich wohl eine neue Heimat – oft auch als Söldner und Seeräuber (weshalb die Angreifer in antiken Quellen auch "See­völker" genannt werden), die regelrechte Feldzüge führten. Ägypten, für das der Mittelmeerraum nur eine beschränkte Bedeutung hatte, überstand diese Zeit, aber das Hethiterreich und die Mykenische Kultur zerfielen im 12. Jh. v.u.Z.

In die Lücke sollten Kaufleute aus einer Reihe von Städten entlang der Seeroute von Ägypten in den Norden stoßen, die Phönizier. Sie waren Nach­fahren der Kanaaniter, die seit langem an der levantinischen Mittelmeerküste mit Zedernholz, Purpurfarbstoff und Elfenbein handelten. Die Phönizier handelten zunächst vor allem mit Meso­potamien und Ägypten; eine zentrale Rolle spielten dabei die als Bauholz beliebten Zedern aus dem Libanon, aber auch Luxusgüter wie Purpur und Weihrauch. Als ausgezeichnete Seefahrer begannen die Phönizier zunehmend, das Mittel­meer nicht mehr nur entlang der Küste zu befahren, sondern auch auf offener See. Sie gelang­ten schließlich sogar in den Atlantik, wo sie etwa an der iberischen Atlantik­küste das heutige Cádiz gründeten – in der Region gab es reiche Silbervorkommen. Die führende phönizische Siedlung wurde aber im Laufe der Zeit das von der Stadt Tyros um 800 v.u.Z. in der Nähe des heutigen Tunis als "Filiale" gegründete Karthago, in dessen Hinterland es reichlich Getreide, Wein und Öl gab. Phönizische Kaufleute konnten lesen und schreiben, aus einer frühen Linearschrift entwickelten die Phönizier ein Alphabet und verbreiteten dieses mit ihren Handelsstädten im gesamten Mittelmeerraum.

Nach dem Ende der Mykenischen Kultur hatten deren Träger die westliche Küste Kleinasiens ("Ionien", in der heutigen Türkei) besiedelt; auf der Pelo­ponnes, in Attika und der Ägäis kämpften Kriegereliten (heute würde man "warlords" sagen) um die Macht, die die materielle Not der ärmeren Schichten nutzten, um diese zu Schuldnern oder sogar zu Sklaven zu machen und die oft in den sich ab 750 v.u.Z. herausbildenden Stadtstaaten, die das antike Griechenland prägten, zu Alleinherrschern (tyrannos – "Tyrann" genannt) wurden. Die Not und die Machtkämpfe dieser Zeit führten auch dazu, dass viele Griechen ihr Glück in der Auswanderung suchten: Griechische Siedlungen entstanden ab 750 v.u.Z. in Unteritalien und Sizilien (etwa Syrakus); nach 650 v.u.Z. auch am Schwarzen Meer und bis hinein in die Don-Mündung sowie am Rande des Mittelmeer in Nordafrika (Kyrene im heutigen Libyen) und an seiner Nordküste weiter westlich, etwa Massalia (Marseille) und von hier aus in Spanien. Die Siedlungen führten auch zur Entstehung eines Handelsnetzes; griechische Kaufleute handelten mit Getreide, Öl, Wein aus ihrer Heimat, mit Metallen wie Kupfer und Eisen sowie der Fischsauce garum aus dem Westen und Luxusgütern aus Kleinasien und Ägypten; griechische Kaufleute gehörten zu den ersten, die Silbermünzen als Tauschmittel nutzten. Die griechische Expansion endete erst, als sie zunehmend den Phöniziern und Etruskern (siehe Das Römische Reich) in die Quere kam, die sich verbün­deten und um 540 v.u.Z. vor Korsika eine griechischen Flotte in die Flucht schlugen. Eine entscheidende Entwicklung hatte unterdessen aber in den griechischen Mutterstädten eingesetzt: Zunehmend kam es zum "Schulter­schluss" der (freien) Bürger auch gegen die Tyrannen. Der "Schulterschluss" war zentral beim in Griechenland seit dem 7. Jh. v.u.Z. üblichen Kampf in der Phalanx (Linie), bei der die Kämpfer ihren linken Nebenmann mit ihrem Schild schützten; diese Solidarität unter den Kämpfern prägte auch die Gesellschaft, die begann, auch die Tyrannen in die Pflicht zu nehmen: diese mussten sich an aufgeschriebene Regeln halten, für die sich der Begriff nómos (Gesetz) einbürgerte.

Mit diesen Regeln wurden die Stadtstaaten (Polis) – zu denen auch ihr Umland gehörte – zu einem politischen Verband. Da sie zudem auf ihre Unabhängigkeit bedacht waren, entstand im griechischen Raum ein politisches System, das sich von dem zentralisierten System Mesopotamiens deutlich unterschied. Zu den mächtig­sten Stadtstaaten gehörte Sparta, wo um 650 v.u.Z. das Zusammenwirken von König, Ältestenrat und Kriegern geregelt wurde und das auch in benachbarten Stadt­staaten Tyrannen bekämpfte. So beendete es um 580 v.u.Z. die Kypseliden-Dynastie in Korinth. Machtpolitisch standen die Griechen lange im Schatten der Perser, aber die Versuche ihrer Stadtstaaten, Herrschafts­formen jenseits der Tyrannei und des Königtums zu finden, sollte ihnen einen Platz in der Geschichte sichern. Im 6. Jahrhundert v.u.Z. begannen die Perser, sich für den Mittelmeerraum zu interessieren; 547/546 v.u.Z. fielen die kleinasiatisch-ionischen Städte unter persische Herr­schaft. 500/499 v.u.Z. lehnten die sich gegen die persische Herrschaft auf, der Aufstand endete aber 494 v.u.Z. mit der Zerstörung der wichtigsten ionischen Stadt Milet. Als Xerxes nach seiner Macht­übernahme 486 einen Feldzug gegen die Griechen startete, kam es zum Krieg: Nach einer helden­haften Niederlage der Spartaner bei den Thermopylen und einem Sieg der Athener bei Salamis 480 konnten die Griechen 479 die persische Flotte in Brand setzen und in der Landschlacht bei Plataiai den Persern klarmachen, dass das griechische Bündnis nicht so leicht zu besiegen war. Sparta und Athen gingen als Sieger aus diesem Krieg hervor. Vor allem sollte es Athen sein, dessen Errungenschaften bis heute nachhallen: Herrschten in Sparta nur die Ältesten und die Krieger (die wohlhabend sein mussten, um sich eine Rüstung leisten zu können), hatte Athen schon lange darauf geachtet, alle (freien) Männer in die Entscheidungsfindung einzu­beziehen. Solon hatte Anfang des 6. Jh. v.u.Z. die Schuldknechtschaft abgeschafft, Kleisthenes Ende des 6. Jh. v.u.Z. ein Ratsgremium geschaffen, das aus 500 Bürgern bestand, die per Los ermittelt wurden und die Agenda für die Volksversamm­lungen vorbereitete. Als Sparta – gerufen von einem Gegner Kleisthenes' – dagegen intervenierte, erhoben sich die Bürger Athens und zwangen Sparte zum Abzug, Kleisthenes konnte seine neue Ordnung etablierten. Der Aufstand der Bürger Athens kann als Anfang der Herrschaft des Volkes, der Demokratie – dem bleibenden Erbe der griechischen Stadtstaaten, auf das immer wieder auch die moderne Demokratie zurückgeführt wird – gesehen werden (allerdings galt die Demokratie in Athen nur für die freien Männer, also etwa 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung, und nicht z.B. für Frauen, Sklaven und zugereis­te Fremde).

Im 5. Jh. v.u.Z. wurde dann das "Scherbengericht" eingeführt: das Volk konnte unbeliebte Politiker mit einer Entscheidung, bei dem man Namen auf eine Scherbe schreiben konnte, für zehn Jahre aus dem Verkehr ziehen. Ein solches Scherbengericht traf 461 v.u.Z. den konservativen Feldherrn Kimon, und machte den Weg frei für seinen innenpolitischen Gegner Perikles, dessen Initiativen die griechische Demo­kratie vollendeten: die Kontrolle der Beamten und der Volksbeschlüsse auf Vereinbarkeit mit bestehenden Gesetzen wurde demokratischen Gremien (dem Rat der 500 und den Volksgerichten) übergeben und die Bürger, die an diesen Gremien teilnahmen, erhielten dafür eine Bezahlung (die es auch Mitgliedern ärmerer Schichten ermöglichen sollten, in diesen Gremien mitzuarbeiten). Es war auch und vielleicht vor allem das Ringen um die beste Staatsform – das voraussetzte, dass man bisherige Lösungen anzweifelte und erkannte, dass man keine gesetzgebenden Götter (oder auch nur gottgleiche Könige) mehr brauchte – das weitere nachhaltige Errungenschaften hervor­brachte: so konnte man nicht nur nach Gesetzen für das Zusammenleben in der Polis suchen, sondern auch die Welt insgesamt verstehen und ordnen. Damit war eine kulturelle Basis für die griechische Philosophie ("Liebe zur Weisheit" – der Versuch, die Welt zu verstehen und zu deuten) gelegt: die Ideen von Sokrates, Platon, Aristoteles und anderen beeinflussen bis heute das westliche Denken. Und damit wurden auch das moderne naturwissenschaftliche Denken begründet (>> Wie wir zu unserem Wissen über das Universum kamen).

Frieden brachte die Demokratie den Griechen jedoch nicht. Sparta und Athen hatten Verteidigungsbünde gegen die Perser mit anderen Städten begründet, den Peloponnesischen Bund (Sparta) und den Attischen Seebund (Athen). Noch vor dem endgültigen Ende der Perserkriege kam es 460 v.u.Z. zum "kleinen" Peloponnesischen Krieg zwischen Sparta und Athen um die Herrschaft in Mittel­griechenland, danach war die griechische Welt dreigeteilt: Sparta und Athen standen sich mit ihren Bündnissen gegenüber; unabhängig blieben die neutralen Mächte des "Dritten Griechenland". Der Friede von 446 v.u.Z. hielt nur 15 Jahre: Athen - das seine geschätzt über 300.000 Einwohner trotz intensiver Landwirtschaft in Attika nicht aus seiner Umgebung ernähren konnte – nutzte den Seebund, um die Herrschaft über andere Staaten zu gelangen, und als der Rest Griechenlands unter Führung Spartas sich der Ausweitung des Imperium entgegenstellte, begann der "große" Peloponnesische Krieg (431-404 v.u.Z.). Er wurde zum antiken Weltkrieg, gekämpft wurde von Sizilien bis Kleinasien und die Zahl der Kriegstoten war gewaltig. Der Krieg brach die Macht Athens, aber auch Sparta hatte zu hohe Verluste erlitten, um dauerhaft die Vorherrschaft zu behaupten. Griechenland blieb mehr oder weniger dauerhaft im Kriegszustand. So konnte 338 v.u.Z. Philipp II. aus dem benachbarten Makedonien die alliierten griechischen Heere besiegen und mit seinem Reich vereinigten. Philipps Sohn Alexander der Große eroberte unter dem Vorwand, Rache für die Perserkriege nehmen zu wollen, das Achäme­niden­reich einschließlich Ägypten und zog anschließend weiter nach Indien (in das Gebiet des heutigen Afghanistans und Pakistans). Der Eroberungs­zug endete erst, als seine Männer sich weigerten, weiterzugehen.

Damit hatte Alexander die wichtigsten Teile der (ihm bekannten) Welt, Griechenland und Persien, vereinigt; in Ägypten wurde er als Pharao aner­kannt, in Babylon zog er als Erwählter des Stadtgotts Marduk ein. Bevor er weitere Pläne wie die Eroberung der arabischen Halbinsel umsetzen konnte, verstarb er 323 v.u.Z. (vermutlich an Malaria). Nach seinem Tod kämpften seine Feldherren ("Diadochen") um seine Nachfolge, am Ende der "Diadochen­kriege" zerfiel das Reich in drei Großreiche: Makedonien und Griechenland bildeten das Reich der Antigoniden, das Reich der Seleukiden reichte vom Zentrum in Mesopotamien und Syrien bis nach Indien und die Ptolemäer über­nahmen die Macht in Ägypten und den angrenzenden Gebieten. Dort hatte noch Alexander 331 v.u.Z. westlich vom Nildelta die Stadt Alexandria gegründet, die Ägypten mit dem Mittelmeer verband und zum Drehkreuz zwischen Mittelmeer und Indischem Ozean wurde, nachdem Ptolemäus II. einen Wasserweg zum Roten Meer schuf. Ptolemäus I. und II. bauten einen Leuchtturm auf der benach­bar­ten Insel Pharos, der den Hafen markierte und als eines der sieben antiken Weltwunder galt. Alexandria wurde zum wahren Nachfolger Athens als Zentrum der hellenis­tischen Welt; unter anderem entstand hier die bedeutendste Bibliothek der damaligen Welt, die Hunderttausende Papyrusrollen enthielt. In Alexandria lehrten berühmte Gelehrte wie Eratosthenes, Euklid und Archimedes. Die Herrschaft der Ptolemäer endete erst, als das Römische Reich Ägypten eroberte.

Die hellenistische Welt

Wenn es zuvor schon einen intensiven Austausch zwischen den frühen Hoch­kulturen in Eurasien gegeben hatte, entstand mit dem Reich Alexanders ein echter Zusammenhang, der das Reich lange überdauerte und auch in seine Nachbarschaft – die phönizische, römische und indische Welt etwa – aus­strahlte: die griechische Zivilisation und Kultur durchdrang diese Welt, wurde aber auch von den lokalen Kulturen verändert. So nahm die Macht des Königs nach orientalischem Vorbild zu, aber selbstverwaltete Städte nach griechischem Vorbild breiten sich ebenfalls aus. Alexandria und Antiochia (die Hauptstadt des Seleukidenreichs) wurden zu Weltstädten, sie und auch alte Großstädte wie Babylon oder Jerusalem prägten das Gesicht des Reiches. Mitunter schlossen die Städte sich zu einem Bund zusammen, wie dem Achä­ischen Bund, der Anfang des 2. Jh. v.u.Z. große Teile des Peloponnes kon­trollier­te.

Die (zahlreichen) Götter der Griechen wurden oft mit den fremden Göttern der anderen Völker identifiziert; wer nur an einen Gott glaubte, identifi­zierte diesen dann mitunter mit Zeus. So entstand im Laufe der Zeit gerne eine mit einem besonders geehrten Gott verbundene Religion, die aber andere Götter nicht ablehnte. Große Bedeutung erlangte etwa Isis in Ägypten, die "Syrische Göttin" (Atargatis) und Mithras im Iran. Ein große Rolle spielte auch die griechische Sprache und Literatur; Werke aus anderen Sprachen wurden – etwa für die auf Vollständigkeit angelegte Bibliothek von Alexandria – ins Griechische übersetzt. Das weckte auch das Interesse an der Wissenschaft, insbesondere an der seit Hippokrates ohnehin hoch ent­wickelten Medizin: Herophilos korrigierte Aristoteles und lokalisierte die Intelligenz im Gehirn, unterschied Venen und Arterien und wies in letzteren den Puls nach.

Hochburg der Philosophie blieb Athen. Hier entstanden die Schulen der Stoiker und der Epikureer, die beide in Zeiten großer Umwälzungen nach Möglichkeiten innerer Ruhe (ataraxía) suchten, wobei sie an die Metaphysik der ionischen Naturphilosophen anknüpften: So waren die Umwälzungen für die Stoiker angesichts einer logischen, beständigen Weltordnung letztendlich irrelevant, was ihnen die sprichwörtliche "stoische Ruhe" ermöglicht; für die Epikureer war das Weltgeschehen dagegen ohnehin vom Zufall bestimmt und also nicht zu beeinflussen, es kam daher vor allem darauf an, es zu genießen.

Das Römische Reich

In Nord- und Mittelitalien war ab dem 9. Jh. v.u.Z. unter dem Einfluss von Kulturen aus dem östlichen Mittelmeerraum die Zivilisation der Etrusker entstanden. Es war eine städtische Kultur mit einem Stadtkönig an der Spitze der Städte, die einen intensiven Austausch mit entfernten Regionen, ins­besondere Phöniziern und Griechen, pflegte und ab 750 v.u.Z. die Seeherr­schaft über das Tyrrhenische Meer erlangte (was nicht ohne See­schlachten mit griechischen Schiffen abging). Diese Kultur breitete sich über die Gründung neuer Städte aus, dazu gehörte die an einem wichtigen Handelsweg am Unter­lauf des Tiber gelegene Stadt Rom. Als dort in der ersten Hälfte des 5. Jh. v.u.Z. König Tarquinius in der inzwischen groß und reich gewordenen Stadt versuchte, seine Macht auszubauen, revoltierten die patres ("Väter") – Adlige, die den König bei der Verwaltung der Stadt unterstützen –, schafften die Monarchie ab und übernahmen deren Aufgaben. Man sprach von der „res re­publica“ ("öffentliche Angelegenheit", Republik). In Gegensatz zur grie­chischen Demokratie zählten aber in Rom nicht alle Stimmen gleich; damit entstand eine Herrschaft der Oberschicht (den Schutz der Schwächeren über­nahm die in Rom sehr bedeutsame patriarchale Großfamilie).

Die junge Republik stand unter erheblichem Druck von außen: benachbarte etruskische Städte wollten den König wieder einsetzen, Gegner aus den umgebenden Bergen die Unruhen für sich ausnutzen. Aber Rom entwickelte eine militärische Leistungsfähigkeit, die nicht nur reichte, diese abzuwehren, sondern sich selber auszudehnen. Die Militärverbände wurden von reichen Römern (abgeleitet von patres "Patrizier" genannt) geleitet, während das gemeine Volk (plebs) kämpfen musste. Der Versuch der Patrizier, ihre militärische Befehlsmacht auch auf den zivilen Bereich auszudehnen, führte dazu, dass die Angehörigen des plebs ("Plebejer) dem eine eigene, von Tribunen (ursprünglich der Titel eines militärischen Offiziers) angeführte Organisation zum Schutz ihrer Interessen gegenüberstellten. Die Auseinander­setzung zwischen Patriziern und Plebejern wird als "Ständekampf" bezeich­net, der die junge römische Republik innenpolitisch prägte. Sein Ergebnis war vom griechischen Weg beeinflusst; so wurde um 450 v.u.Z. das römische Recht auf bronzenen Tafeln festgehalten, um das Volk vor den Übergriffen Mächtiger zu schützen. Manche Grundsätze des römischen Rechtssystems prägen noch unser heutiges: So durfte ohne Gerichtsverfahren und ohne Schuldbeweis niemand bestraft werden. 387 v.u.Z. gab es dann einen militärischen Rückschlag: es gelang keltischen Kriegerverbänden (von den Römern "Gallier" genannt), die zuvor schon die Poebene besetzt hatten, die Stadt zu erobern. Rom konnte diese aber mit einer hohen Lösegeldzahlung zum Abzug bewegen. Dieses Ereignis führte dazu, dass die Römer enger zusammenrückten; die wichtigsten Plebejerfamilien wurden den Patriziern faktisch gleichgestellt, die Kommando­gewalt (imperium) wurde 366 v.u.Z. erstmals einem Patrizier und einem Plebejer gemeinsam zugeteilt. Die innere Einigkeit stärkte auch die militärischen Leistungsfähigkeit; Rom konnte sich gegen weiterhin angreifen­de Stammesgruppen aus dem umgebenden Bergland verteidigen und sogar aus­dehnen; 312 v.u.Z. begann mit dem Bau der Via Appia der Bau der großen römischen Straßen, die später ein Riesenreich zusammenhalten sollten. 287 v.u.Z. wurde die Beschlüsse der plebijischen Volksversammlungen (die "Plebis­zite") Gesetzen gleichgestellt, die Tribunen wurden zu öffentlichen Amtsträgern. 275 v.u.Z. konnte Rom mit einem Sieg über König Pyrrhus (den das griechische Tarent in Süditalien zu Hilfe gerufen hatte) auch noch die  Herrschaft über Unteritalien erlangen – damit war Rom endgültig zur militär­ischen Großmacht geworden.

Die Ausdehnung Roms brachte die Stadt in Konflikt mit Karthago – die Stadt hatte mittlerweile große Teile des phönizischen Netzwerkes übernommen und herrschte über ein nordafrikanisches Kerngebiet im heutigen Tunesien. Der Konflikt mit Rom begann in Sizilien. Sizilien lag gegenüber dem dem Kern­gebiet Karthagos, und die Stadt verteidigte ihren Stützpunkt im Westen wiederholt gegen Syrakus, der wichtigsten griechischen Polis auf Sizilien. Nachdem 264 v.u.Z. das italienische Messina bei einer Auseinandersetzung mit Syrakus sowohl Karthago als auch Rom zu Hilfe rief, blieb Rom auf der Insel (Sizilien war für Rom attraktiv, da es eine immer stärker wachsende Bevöl­kerung mit Getreide versorgen musste); Karthago wollte dieses nicht akzep­tieren. Damit begann der erste von drei Punischen Kriegen. Nach dem ersten (264-241 v.u.Z.) kontrollierte Rom Sizilien. Karthago konzentrierte seine Aktivitäten zunächst auf den weit von Rom entfernten Westen des Mittelmeer­raums, wo es als zweites Zentrum Neu-Karthago (Cartagena) gründete. Als der kathargische Feldherr Hannibal die Stadt Sagunt (nördlich des heutigen Valencia) angriff, rief diese Rom zu Hilfe, es begann der zweite Krieg (218 – 201 v.u.Z. [560]) – den Hannibal in Italien führen wollte, weshalb er mit seiner Armee (und den berühmten 37 Elefanten) durch Spanien und die französischen Alpen gen Rom zog. Nach einer verheerenden Niederlage bei Cannae in Süditalien konnten die Römer auf Dauer aber die militärische Übermacht erlangen; 202 v.u.Z. wurde Hannibal im nordafrikanischen Zama entscheidend geschlagen. Nun konnten die Römer ihr Territorium auf Kosten Karthagos ausdehnen, und bald gehörten auch Spanien, Teile Nordafrikas und Korsika zum Römischen Reich. Danach war die Reihe an den Griechen, die den Zweiten Punischen Krieg genutzt hatten, Rom ebenfalls anzugreifen: nach mehreren Kriegen wurde 148 v.u.Z. Makedonien römische Provinz, 146 v.u.Z. die griechischen Städtebündnisse. Im Dritten Punischen Krieg (149 – 146 v.u.Z.) wurde zudem Karthago endgültig zerstört. Der gesamte westliche und mittlere Mittelmeerraum stand nun unter der Herrschaft Roms.

Rom hatte jetzt Zugriff auf Getreide aus Sizilien, Sardinien und Nordafrika. In den militärischen Erfolgen lag aber auch die Wurzel des Untergangs der römischen Republik: Die erfolgreichen Militärführer waren nach ihrer Rück­kehr nicht mehr bereit, sich wieder ins Glied einzuordnen und gefähr­deten den Konsens zwischen den Ständen. Erbeutetes Land wurde nicht mehr als öffent­liches Land verteilt, sondern von den Mächtigen in Besitz genommen, die dann Sklaven auf ihrem Großbesitz arbeiten ließen. Die einfachen Bauern, die sich während ihres Militärdienstes nicht um ihre Höfe kümmern konnten, gerieten dagegen in materielle Not. Viele von ihnen wurden so zu “proleta­rii”, Besitzlosen, die in die Stadt flohen. Versuche, diese Missstände abzu­stellen – wie die Bodenreform der Brüder Gracchus – scheiterten. Unter­dessen wurde Rom durch Feldzüge der germanischen Kimbern und Teutonen bedroht. Heer­führer Gaius Marius rekrutierte nun die proletarii und ver­sprach ihnen Land nach Ablauf ihres Dienstes. Andere Heerführer taten es ihm gleich, wodurch ein System von eher ihren Heerführern als der res publica verpflich­teten Truppen entstand: einige Heerführer begannen, diese Truppen auch innen­politisch für ihre Interessen einsetzen, es kam zu regel­rechten Bürgerkriegen. Die öffentliche Ordnung geriet dadurch in Gefahr, so gefähr­dete eine zunehmende Piraterie die Sicherheit der Schiffstransporte und damit die Getreideversorgung. Ein Hauptstützpunkt der Piraten war das "wilde Kilikien", die Südostküste der heutigen Türkei. Als 67 v.u.Z. Gnaeus Pompeius zum Oberbefehlshaber des Krieges gegen die Piraten gemacht wurde, beendete er die Piraterie in wenigen Monaten – und ordnete anschließend den Osten des Mittelmeeres im römischen Sinn: das an der Südküste des Schwarzen Meeres gelegene Pontische Reich und der Rest des Seleukidenreiches wurden römische Provinz. Als aber der Senat sich weigerte, Pompeius' Soldaten mit Land zu versorgen (wie Pompeius ihnen versprochen hatte), verbündete dieser sich mit dem in Gallien erfolgreichen Feldherrn Julius Caesar und Marcus Licinius Crassus, der 71 v.u.Z. erfolgreich einen Sklavenaufstand niedergeschlagen hatte, und gemeinsam übernahmen sie faktisch die Macht. Nach Crassus' Tod entzweiten sich Pompeius und Caesar jedoch, ihre Truppen trafen in einem Bürgerkrieg aufeinander, der 48 v.u.Z. mit einem Sieg Caesars endete. Der unterlegene Pompeius floh nach Ägypten, wurde dort aber von Höflingen des Königs Ptolemäus XIII. ermordet.

Dessen offenbar äußerst charmante Schwester Kleopatra, die 51 v.u.Z. gemein­sam mit ihrem Bruder den Thron bestiegen hatte, 49 v.u.Z. aber von ihrem Bruder (oder besser von seinen Ratgebern, Ptolemäus XIII. war erst 12) entmachtet, bat Caesar erfolgreich um Unterstützung gegen ihren Bruder: als die ägyptische Armee versuchte, Caesar aus Alexandria zu vertrieben, unterlag sie, Ptolemäus XIII. ertrank im Nil und Kleopatra wurde (formell gemeinsam mit ihrem 12-jährigen Bruder) zur Königin ernannt. (Kleopatra gebar bald nach Caesars Abreise einen Sohn, den sie Ptolemäus Caesar nannte; Caesars Vaterschaft ist aber umstritten.) Julius Caesar ließ sich nach seiner Rückkehr nach Rom 46 v.u.Z. zum Diktator ernennen, damit wurde er Alleinherrscher. Kleopatra reiste um diese Zeit nach Rom, wo sie blieb, bis Caesar 44 v.u.Z. im Senat ermordet wurde. Auf dem darauf folgenden erneuten Bürgerkrieg ging Caesars Großneffe Octavian als Sieger hervor. Dieser musste sich aber zunächst die Macht mit zwei Militärkommandanten, einer von ihnen Caesars Gefolgsmann Marcus Antonius, teilen. Octavian und Marcus Antonius konnten beide schließlich große Teile des Reichs dominieren; Octavian Italien und den Westen, Marcus Antonius den Osten. Dort traf er 41 v.u.Z. in Tarsos mit Kleopatra zusammen, der es gelang, nach Caesar auch Marcus Anto­nius für sich einzunehmen: sie sollten drei Kinder zusammen haben, Kleopatra wurden weite Gebiete im Osten unterstellt und Rom hatte sicheren Zugang zum ägyptischen Getreide. Aber Octavian beherrschte Rom, und begann, nachdem er dort die wichtigsten Probleme gelöst hatte – wozu die Verteilung von Land an die demobilisierten Soldaten gehörte –, unter dem Vorwand des schädlichen Einflusses Kleopatras gegen Marcus Antonius zu kämpften: diesen letzten Abschnitt des Bürgerkriegs konnte Octavian gewinnen, er machte Ägypten im Jahr 30 v.u.Z. zur römischen Kolonie (Marcus Antonius und Kleopatra begingen Selbstmord). Damit war das Mittelmeer endgültig zum mare nostrum – zum römischen Meer – geworden. Octavian verzichtete 27 v.u.Z. auf alle Ausnahme­gewalten, wofür er im Gegenzug den Ehrentitel "Augustus", "der Erhabene") erhielt, blieb aber Imperator (Befehlshaber) des größten Teils der ihm als erfolgreichem Feldherrn ohnehin ergebenen Armee. Im Laufe der Zeit sollte er Zug um Zug seine Befugnisse auch auf zivilem Gebiet erwei­tern; aus der Republik wurde damit ein Kaiserreich mit Alleinherrscher.

Europa nördlich der Alpen

Seit vor 7.500 Jahren die Landwirtschaft Westeuropa erreicht hatte, siedel­ten die Menschen zunächst in Gebieten mit fruchtbaren Lössböden. Das west­europäische Klima mit regenreichem Frühsommer und trockenem Hochsommer ist gut für den Getreideanbau geeignet; kalte Winter schränkten die Ausbreitung von Schädlingen und Krankheitserregern ein. Zur Regeneration des Bodens war die Brache üblich: nach einem Jahr Ackerbau wurde das Land im nächsten Jahr liegengelassen und diente als Weideland für das Vieh. Die Tiere waren größer und stärker als die anderer Kulturen. Überschüsse wurden aber im Norden kaum erwirtschaftet, also drängte auch nichts auf Staatsbildung.

Die Hochkulturen des Mittelmeerraums interessierten sich für den Norden als Quelle von Zinn und Bernstein. 325 v.Chr. hatte Pytheas von Massalia (dem heutigen Marseille) das Land auf einer Seereise erkundet – sein Reise­bericht ist aber nicht erhalten. Griechen und lange Zeit die Römer unter­schieden nördlich der Alpen nur Skythen und Kelten. Die Skythen lebten im Osten und waren Nomaden; die Kelten lebten im Westen und waren Ackerbauern und Viehzüchter. Ein Volk im heutigen Sinne waren sie nicht, sondern Stämme mit bestimmten Gemeinsamkeiten – zu denen etwa Druiden als kultische Führer gehörten. Archäologisch sind sie mit der Hallstatt- und La-Tène-Kultur der Eisenzeit verbunden; vor den Eroberungen der Römer beherrschten sie große Teile West- und Mitteleuropas. 387 v.Chr. waren die Kelten sogar bis nach Rom gelangt (die Stadt blieb nur wegen der legendären schnatternden Gänse unbesiegt), die Galater siedelten gar in Kleinasien. Das wichtigste Handels­gut der Kelten war Salz – im (heute österreichischen) Hallstatt, das vom Salzabbau lebte, wurden Funde von Gegenständen aus ganz Europa und dem Nahen Osten gemacht, die den Reichtum der Region in der frühen Eisenzeit belegen.

Das keltische Kernland geriet ab dem 2. Jahrhundert v.u.Z. ins Visier des expandierenden römischen Reiches. Julius Caesar, der bei seinen Feldzügen zur Eroberung (des keltischen) Galliens am Rhein auf Völker mit einer anderen Sprache und Kultur traf, nannte diese jenseits (rechts) des Rheins lebenden Völker Germanen. Die Abgrenzung von den Kelten war möglicherweise auch dem Wunsch geschuldet, den Feldzug am Rhein enden lassen zu können. Während Gallien und Britannien an Rom fielen (nur Wales, Nordschottland und Irland blieben keltisch), nahmen die jenseits des Rheins lebenden Restkelten in der Folge eine eigenständige Entwicklung: sie ver­schmolzen mit den Erben der La-Tène-Kultur, die seit der eisenzeitlichen Jastorf-Kultur (ab 600 v.Chr.) eigene Wege gegangen waren. Die Reichtümer und der Glanz des römischen Reiches strahlten aber auch die germanischen Stämme aus: unter Caesar und Augustus mussten die Römer regelmäßig Krieg gegen germanische Stämme führen, dabei drangen sie bis an die Elbe vor.

Eine andere Welt: China

In Ostasien, wo unabhängig von Westasien am Huanghe (Gelben Fluss) und am Jangtsekiang (Langer Fluss, auch kurz Jangtse oder Yangzi genannt) ebenfalls Landwirtschaft entstanden war, lebten schon vor einigen Tausend Jahren in den fruchtbaren Tälern dieser Flüsse Menschen in Dörfern und kleineren Städten: die Hirsebauern am Huanghe in Lösshöhlen oder halb im Boden versenkten Lehmhütten, die Reisbauern am Yangzi in hölzernen Pfahlbauten, die sich über sumpfigem Grund erhoben. Mit der weiteren Ausbreitung der Landwirtschaft entstand ein drittes Zentrum im Sichuan-Becken sowie weitere Kulturen im Nordosten, Nordwesten und im südlichen Küstengebiet. Ostasien war durch den Ozean im Osten und den Himalaya im Westen von den anderen Kulturen abgeschnitten, und entwickelte sich zunächst relativ isoliert von diesen; die lokalen Kulturen betrieben aber schon vor 6.000 Jahren einen intensiven Austausch untereinander, der durch die schon damals hohe Bevölkerungsdichte erleichtert wurde. Dieser Austausch äußerte sich in Gemeinsamkeiten wie der Stampflehmbauweise (Stadtmauern und Fundamente wurden aus festgestampfter Erde erstellt; sie blieben teilweise bis heute erhalten) oder der Wertschätzung für Jade-Objekte.

Bald entstanden große Städte. Die größte derzeit bekannte Stadt aus jener Zeit wird seit 2006 in Putoaban bei Hangzhou ausgegraben, sie gilt als Hauptstadt der jungsteinzeitlichen Liangzhu-Kultur im Yangzi-Delta (3.400 bis 2.200 v.u.Z.). Nachdem der Huanghe um 2.600 v.u.Z. seinen Unterlauf von Nord nach Süd verlegte und dabei ein riesiges Gebiet überschwemmte, zogen viele Menschen aus der Küstenebene in das Lössplateau des Mittellaufs und die angrenzende Lössebene. Dieser Bevölkerungsanstieg dürfte wesentlich zum Entstehen von großen Städten in den Longshan-Kulturen (2.600 – 2.000 v.u.Z.) beigetragen haben; Städte mit Werkstätten, mit Tempel- oder Palastanlagen, mit bis zu 10.000 Einwohnern und massiven Stampflehmmauern, die auf häufige Kriege hindeuten. Eine erneute Flussverlagerung und ein kühler und trockener werdendes Klima, in dessen Folge im Norden die Steppe zurückkehrte und nur noch Weidewirtschaft erlaubte, ließ bis 2.000 v.u.Z. viele dieser Kulturen wieder verschwinden. Am Mittellauf des Huanghe entstanden dagegen ab 1.800 v.u.Z. echte Hochkulturen um Erlitou (beim heutigen Luoyang), zweihundert Jahre später auch östlich hiervon um Erligang (beim heutigen Zhengzhou). Beide Städte waren nochmal größer als die der Longshan-Zeit, berühmt wurden sie aber durch die Kultgefäße aus Bronze, die auch belegen, in welchem Maße die Eliten über Arbeitskraft verfügen konnten, die notwendig war, um solche Gegenstände aus Bronze gießen zu können.

Bronzeguss und andere Technologien im alten China

Es wird immer wieder diskutiert, ob die vor 4.000 Jahren im alten China beginnende Verarbeitung von Bronze aus dem Westen importiert wurde, aber spätestens in Erligang wurde die chinesische Bronzeproduktion in Umfang und Technik einzigartig: Keine andere Kultur der Bronzezeit produzierte auch nur annähernd so viel Bronze wie China; und die Bronzen wurden in mehrteilige Tonmodelle gegossen, die wiederverwendet werden konnten. Die Herstellung von Gusseisen begann in China vor mehr als 2.500 Jahren, so früh wie nirgends sonst auf der Welt. Um diese Zeit wurde China zur technologisch führenden Macht auf der Erde; in den folgenden 1.500 Jahren wurden in China noch eine Reihe von wegweisenden Erfindungen gemacht: vom Papier über das Porzellan und den Kompass bis zum Schießpulver. Vorläufer dieser Entwicklung war die Herstellung von Seide, die nach chinesischer Überlieferung vor 5.000 Jahren begann.

Nach historischer chinesischer Geschichtsschreibung begann die chinesische Geschichte vor 5.000 Jahren mit den mythischen Kaisern; diese Geschichte wurde jedoch über 2.000 Jahre später geschrieben. Viele Autoren versuchen, sie mit den oben beschriebenen archäologischen Funden zu verbinden: So wird etwa die erste der von Konfuzius erwähnten „Drei Dynastien“ - die Xia-Dynastie – mit Erlitou gleichgesetzt und der Anfang der zweiten – der Shang-Dynastie – mit Erligang. Die archäologischen Funde deuten aber eher auf ein Nebeneinander von Kulturen als auf eine Folge von Dynastien; heutige Historiker glauben daher eher, dass die "historische Geschichtsschreibung" den Erfordernissen der Zeit ihrer Entstehung entsprach als dem tatsächlichen Geschehen (574). So schreibt eine chinesische Legende die Gründung der ersten Dynastie den Fluten des Huanghe zu: Nach katastrophalen Überschwemmungen um 2.200 v.u.Z. sollen die Stammesfürsten einen Mann namens Gun mit der Zähmung des Flusses beauftragt haben. Dieser versuchte es mit Deichen, die der Fluss aber immer wieder zerstörte. Erst sein Sohn Yu hatte Erfolg, indem er umfangreiche Bewässerungskanäle ausheben ließ, die das Flutwasser aufnahmen. Mit diesen Arbeiten hatte Yu zudem die zuvor rivalisierenden Stämme vereinigt, und wurde von diesen zum König gemacht, der die erste Dynastie begründete. Die Botschaft ist klar: "harte Arbeit im Auftrag einer Autorität lohnt sich" – und vielen Historikern passt sie zu gut in die Han-Zeit, in der sie aufgeschrieben wurde, um wahr zu sein.

Die Braut des Gelben Flusses

Der Huanghe war mit dem Yangzi eine Wiege der chinesischen Zivilisation. Im Vergleich zum Nil etwa war er aber noch schwieriger zu zähmen: Im flachen Land ändert er immer wieder seinen Lauf. Als die Bevölkerung am Gelben Fluss anwuchs und Dörfer und Städte entstanden, fällten die Menschen die Bäume an seinen Ufern für Feuerholz und zur Herstellung von Holzkohle. Damit verschlimmerte sich das Problem: Aus dem Gelben Fluss, der immer schon viel Lössschlick mit sich führte, wurde eine braune Suppe; Schlick, der sich absetzte, erhöhte das Flussbett immer weiter und machte den Fluss immer unberechenbarer. Vor 2.400 Jahren wurde, um den Fluss zu besänftigen, einmal im Jahr ein ausgesucht schönes Mädchen als Braut gekleidet und auf einem als Hochzeitsbett geformten Floß dem Fluss übergeben. Der nahm das Opfer an, aber es reichte ihm wohl nicht: Immer gewaltiger mussten die Kanäle und Dämme werden, die die Orte vor den Überschwemmungen schützen sollten. Sechsmal hat der Fluss seither seinen Mündungsbereich verlegt, katastrophale Überschwemmungen kosteten Hunderttausende das Leben und beeinflussten die chinesische (Vor-)Geschichte.

Schriftliche Quellen über die chinesische Geschichte gibt es seit rund 3.300 Jahren aus der Shang-Dynastie (13.-11. Jahrhundert v.u.Z., Lössebene). Geschichte und Geisteswelt dieses Teils des frühen China sind daher recht gut bekannt; aber die Geschichte der zahlreichen von der Dynastie unterworfenen Stadtstaaten wird in diesen Schriften nur stiefmütterlich behandelt. Neben der Shang-Dynastie gab es andere Hochkulturen, wie etwa die Ausgrabungen von Sanxingdui aus der Zeit um 1.200 v.u.Z. oder die Jinsha-Ruinen aus der Zeit um 1.000 v.u.Z., beide in Sichuan, belegen.

Ihre historische Bedeutung verdankt die Shang-Dynastie vor allem den zahlreichen "Orakelknochen" (Knochen, die erhitzt wurden, aus den dabei entstehenden Rissen wurden die Aussichten geplanter Aktivitäten bestimmt) mit eingeritzten Schriftzeichen – den ältesten chinesischen Texten, die die Existenz eines voll entwickelten Schriftsystems zu dieser Zeit beweisen und wichtige Quellen für die Historiker darstellen. Die meisten dieser Knochen wurden bei der 1928 begonnenen Ausgrabung der Yinxu genannten Hauptstadt (beim heutigen Anyang) gefunden wurden. Daneben wurden dort Streitwagen, monumentale Königsgräber – im unversehrten Grab einer Königin wurden etwa 755 Jadestücke und 468 Bronzen mit einem Gesamtgewicht von über 1.600 kg gefunden; prachtvolle Bronzen (die zu den schönsten gehören, die jemals hergestellt wurden) – und Mauern und Fundamente gefunden, die frühere Städte in den Schatten stellen. Erarbeitet wurde dieser Reichtum vom „zhongren“, der „Vielzahl der Menschen“, die Landwirtschaft und Handwerk für die Herrscher betrieben und zu Fron- und Militärdiensten herangezogen werden konnten. Bei kriegerischen Auseinandersetzungen wurden sie zu Tausenden als Fußsoldaten eingesetzt. Der aus dem Westen nach China gelangte Streitwagen wurde dort ab dem im 12. Jahrhundert v.u.Z. eingesetzt, sein Nutzen blieb im teils hügeligen und unwegsamen Gelände aber beschränkt. In den Ruinen der Shang wurden auch deutliche Zeichen grausamer Menschenopfer gefunden; zumeist wurden wohl Kriegsgefangene geopfert, die den Shang nicht als Menschen galten.

Um 1050 v.u.Z. wurden die Shang von den aus dem Lössplateau stammenden Zhou angegriffen und besiegt. Es war vermutlich ein erneuter Klimawandel, der die Zhou in die nordchinesische Ebene getrieben hatte. Die Zhou führten zunächst die Schrift, den Bronzeguss sowie die Grab- und Palastarchitektur der Shang weiter; zahlreiche Völker wehrten sich aber gegen den Herrschaftsanspruch der Zhou-Könige, und manches unzugängliche Siedlungsgebiet blieb für die Zhou unerreichbar. Im 9. Jahrhundert setzte eine "rituelle Revolution" ein: die – jetzt deutlich veränderten – Bronzegefäße wurden nicht mehr in erster Linie für Kulthandlungen verwendet, sondern kennzeichneten den Rang von Würdenträgern und Regionalfürsten. So konnten soziale Schichten erkannt werden; es entstand eine klassengebundene Gleichheit, die Clangrenzen überschritt – Adelige wurden untereinander zu "Brüdern". Damit entstand ein neuer politisch-gesellschaftlicher Raum; es entstand China. Über der Eliteschicht stand nur Gott. In dieser Zeit entstand wohl auch die Vorstellung vom "Mandat des Himmels" – das einem würdigen Herrscher verliehen und einem unwürdigen auch wieder entzogen werden konnte -, die sich bis in das 20. Jahrhundert halten sollte. Die Elite kommunizierte untereinander oft schriftlich, auch die Schrift verließ im 9. Jahrhundert v.u.Z. die Tempel. Jetzt begann auch die Geschichtsschreibung, mit der die Herrscher  ungebrochene Traditionslinien suggerieren wollten. Zur gleichen Zeit – und erstmals – bedrohten nämlich berittene Truppen aus den nördlichen Steppen die Zhou, und 771 v.u.Z. eroberten die Rong, eines dieser Reitervölker, die Zhou-Hauptstadt in Shaanxi. Das war das Ende der Herrschaft der Zhou.

Auf dem Weg zum Kaiserreich

Es folgte die Chunqiu-Zeit ("Frühling und Herbst", 722-481 v.u.Z.), in der die Fürstentümer ihre Herrschaftsgebiete ausdehnten und Staaten entstanden, die teils enge Beziehungen miteinander und teils Kriege gegeneinander führten. Dabei übernahmen nacheinander 5 Staaten eine Art Garantenrolle für den Zusammenhalt dieser Staatenordnung – die "Fünf Hegemonen" der traditionellen Geschichtsschreibung. Wichtiger als die Auseinandersetzungen der Staaten untereinander und mit den Steppenvölkern des Nordens sowie den aufstrebenden Staaten des Südens – wie Wu und Yue am Unterlauf des Yangzi – war jedoch die Weiterentwicklung der Gesellschaft: Die Elite spaltete sich in zunehmend entrückte Führer und untere Elite, die sich zunehmend mit dem Volk mischte. Dieses wurde mit Erfindung des Eisengusses immer mächtiger – Eisen war weitaus häufiger als Bronze, und wurde nicht für Kultgefäße, sondern zur Herstellung von Werkzeugen wie Spaten, Hacken, Sicheln und Pflügen verwendet, die zusammen mit dem Kummetgeschirr für Wasserbüffel und organischem Dünger eine gesteigerte landwirtschaftliche Produktion ermöglichten. Es entstanden wieder große Städte, in denen Handwerker, Händler und – neu: Denker zusammen lebten. Erstmals konnten Männer nicht nur aufgrund ihrer Abstammung, sondern auch aufgrund ihrer Fähigkeiten wichtige Rollen übernehmen; Wissen und Bildung nahmen daher an Bedeutung zu. Ein Lehrer aus der Chunqiu-Zeit sollte weit über diese hinaus bedeutsam bleiben: Konfuzius. Da eine solche Gesellschaft nicht mehr durch verwandtschaftliche Bande zusammengehalten wurde, bedarf es auch neuer Regeln: Es entstanden erstmals geschriebene Gesetze.

Der Eisenguss revolutionierte aber nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch die Kriegsführung: Schwerter und Hellebarden aus Eisen bewaffneten Massenheere, und von den Steppenvölkern inspirierte Reitertruppen wurden mit Armbrüsten bewaffnet. Zugleich gelang es vielen Herrschern der Chunqiu-Zeit nicht mehr, ihre gewachsenen Gebiete zu kontrollieren, oftmals übernahmen lokale Eliten die Macht: Als 453 v.u.Z. drei Familien den Staat Jin unter sich aufteilten, begann die "Zeit der kämpfenden Staaten" (chin. Zhanguo, 453-221 v.u.Z.). Diese Umbrüche lösten aber auch ein intensives Nachdenken über eine gesellschaftliche Neuordnung aus, auf Grundlage von Konfuzius entstanden die „Hundert Schulen“ der chinesischen Philosophie. Zu diesen Schulen gehörten die Lehren, die zwei Schüler Konfuzius', Mengzi und Xunzi, die Daoisten (alte Umschrift: „Taoisten“) und die Legisten entwickelten. Der Legismus wurde von Han Fei ausformuliert, einem Schüler Xunzis, der glaubte, dass nur strenge, für alle (außer dem Herrscher) geltende Gesetze Ordnung schaffen könnten. Seine Lehre wurde zur Regierungsdoktrin im Staat Qin. In Qin gab es eine flächendeckende Bürokratie, die Steuern eintrieb, mit denen Großprojekte wie der Bau von Kanälen, vor allem aber das Militär finanziert wurde. Dieser Militärmaschinerie fielen schließlich alle ehemaligen Teilstaaten der Zhou-Dynastie zum Opfer; Qin-König Ying Zengh bestieg 221 v.u.Z. als Qin Shi Huangdi, der „Erste Erhabene Göttliche“, den Kaiserthron und begründete damit das Chinesische Kaiserreich.

Die Macht des Kaisers zeigt sich eindrucksvoll in der 1974 bei Xi'an entdeckten Grabanlage des ersten Kaisers mit der berühmten Terrakotta-Armee - 8.000 lebensgroße Generäle, Soldaten, Reiter, Bogenschützen und Pferdegespanne, ursprünglich leuchtend bunt bemalt und mit Bronzewaffen versehen. Das gesamte Reich wurde nach dem Vorbild des Qin-Staates verwaltet, ein Kanal- und Straßennetz angelegt und vorhandene Grenzwälle zu einer ersten "Großen Mauer" (aus Stampferde) verbinden. Von der Qin-Dynastie soll sich der heutige Name China ableiten; bei der Fronarbeit an diesen Werken kamen aber auch Zehntausende von Menschen zu Tode. Auch war das Reich offenbar nicht in der Lage, seinen riesigen Militärapparat zu kontrollieren. Nach dem Tod des Kaisers kam es zu Aufständen, und es war ein Militärführer, Xiang Yu, der die Qin-Dynastie 206 v.u.Z. beendete. Dieser wurde aber 202 v.u.Z. von einem anderen Militärführer, Liu Bang, besiegt, der als Gaozu zum ersten Kaiser der Han-Dynastie wurde.

Die (frühe) Han-Dynastie

Die Han verwalteten den Westen des Reiches wie zuvor die Qin: sie teilten ihn in Amtsbezirke und Kreise ein, die der Hauptstadt Chang'an (das heutige Xi'an) unterstanden. Die alten Regionalstaaten im Osten wurden zunächst von Titularkönigen verwaltet. Mit den Steppenvölkern des Nordens, den Xiongnu, die sich als Reaktion auf die Ausdehnung der Qin in den Norden zu einer Föderation zusammengeschlossen hatten, wurde ein Friedensabkommen geschlossen (Tributzahlungen der Chinesen an die Nomaden, die die erhaltenen Waren nach Westen weitergaben, führten zur Entstehung der Seidenstraße, auf der die Seide von zentralasiatischen Zwischenhändlern bis nach Rom gelangte). 154 v.u.Z. kam es zu einem Aufstand von sieben östlichen Königtümern, der schnell niedergeschlagen wurde und auf den die Entmachtung der Regionalfürsten folgte: jetzt herrschten die Han auch über den Osten. Unter Kaiser Wu, der von 141-87 v.u.Z. regierte, erreichten die Han den Höhepunkt ihrer Macht; Chang'an war doppelt so groß wie Rom und hatte 250.000 Einwohner. Wu bekämpfte die Xiongnu, die dem Friedensabkommen zum Trotz immer wieder in China einfielen, und siedelte zahlreiche Menschen entlang der Seidenstraße an, auf der der Handel unter Wu intensiviert wurde.

Die Seidenstraße

Bereits in vorgeschichtlicher Zeit hatte das chinesische Interesse an Jade und das mesopotamische Interesse an Lapislazuli zum Handel beider Kulturen mit zentralasiatischen Völkern geführt (oben). Dieser führte schließlich zum Austausch von Pflanzen, Tieren und Waren zwischen China und dem westlichen Kulturraum auf den (erstmals 1877 von dem deutschen Geografen Ferdinand von Richthofen) als Seidenstraße benannten Netzwerk von Handelsrouten (die nicht nur von Ost nach West verliefen, sondern von dem Abzweige nach Norden und Süden, nach Russland und Indien, abgingen. So gelangten etwa Weizen, Gerste und das Pferd nach China, Seide und Porzellan nach Europa. Seide wurde bald zum wertvollsten Handelsgut – leicht, leicht zu färben, sanft auf der Haut, und wegen ihrer aufwändigen Herstellung schon in China nichts für arme Leute, wurde sie im Mittelmeerraum zum Luxusgut.

Da der Warenaustausch aber über zentralasiatische oder indische Mittelsmänner ablief, blieb der begleitende Gedanken- und Ideenaustausch zwischen China und dem westlichen Kulturraum vergleichsweise unbedeutend. So erstaunte es die Chinesen sehr, als etwa 125 v.u.Z. ein von Kaiser Wu ausgesandter Kundschafter von Völkern jenseits des Pamir berichtete, die sogar schriftkundig waren. Im Laufe der Zeit wurden die Verbindungen aber intensiver, so gelangten nach der Zeitenwende über die Seidenstraße auch der buddhistische, jüdische und christliche Glaube nach China. Die Christen hinterließen kaum Spuren; die Synagoge von Kaifeng stand immerhin bis 1163; der Buddhismus aber hinterließ tiefe Spuren in China, wo seine Lehren neben Konfuzianismus und Daoismus bestanden und von wo aus sie schließlich auch Korea und Japan erreichten.

(Zur spätestens zur Zeitenwende entstehenden “Seidenstraße der Meere” siehe oben.)

Unter Kaiser Wu dehnte sich das Reich auch nach Süden aus: 138 v.u.Z. wurde das heutige Fujian besetzt, 111 v.u.Z. das Kaiserreich von Nanyue im heutigen Guangzhou. Die Han wiederholten damit Eroberungen der Qin, und begannen die endgültige Kolonialisierung des Südens. Aber auch bei den Han kostete die Militärmaschine enorme Ressourcen – die das Reich mit Monopolen auf Salz, Eisen, Alkohol und Münzen beschaffte. Darunter litten vor allem die Bauern, die schlechte Eisengeräte zu hohen Preisen kaufen mussten und im Elend lebten, auf deren Arbeit die Zentralmacht aber beruhte: Unter Wus Nachfolger, dem minderjährigen Kaiser Zhao wurden daher an Konfuzius orientierte Reformen eingeleitet, die eine familienähnliche Fürsorgepflicht des Staates für seine Menschen begründete. Es war allerdings ein "synkretischer Konfuzianismus" (576), der Elemente des Legismus ebenso wie des Daoismus einschloss – der Herrscher verkörperte das „dao“, das metaphysische Weltgesetz der Daoisten. Er konnte aber, da an das "Mandat des Himmels" gebunden, entmachtet werden; die Lehre legitimierte daher vor allem den Beamtenstaat. Faktisch waren die folgenden Kaiser entmachtet, und vor der Zeitenwende kamen nacheinander sogar ein acht- und ein zweijähriges Kind auf den Thron. Die Macht hatte ab dem Jahr 8 v.u.Z. der Großmarschall Wang Mang.

Chinas Nachbarn in Südost- und Ostasien

Entscheidend beeinflusste China auch die Entwicklungen im übrigen ostasiatischen Raum. Bis zum 4. Jahrtausend v.u.Z. war das tropische Südostasien von der steinzeitlichen Hoa-Binh-Kultur (nach einem Fundort nahe der Stadt Hoa Binh, im heutigen Vietnam) besiedelt, danach tauchen chinesische Pflanzenarten und Töpfereien auf: Südostasien wurden von Südchinesen besiedelt, die Vorfahren der Menschen im heutigen Thailand, Laos, Vietnam und Kambodscha kamen aus China. Von der ursprünglichen Bevölkerung sind heute nur noch einige Jäger-Sammler-Gesellschaften auf Malaysia, den Andamanen und Sri Lanka übergeblieben, deren Mitglieder dunkelhäutig und kraushaarig sind – woran wiederum ihre Verwandtschaft mit den Ureinwohnern Neuguineas und Australiens erkennbar wird, die zuvor von Südostasien aus besiedelt wurden. Die südasiatischen Küstenkulturen besiedelten von Taiwan aus die Inselwelt Ozeaniens. Auch die koreanische Halbinsel wurde von den Chinesen geprägt und übernahm unter anderem den Reisanbau, die Bronzetechnologie und die chinesische Schrift. Die ersten Staatsgründungen fanden hier vor 2.500 oder 2.400 Jahren statt (Alt-Choson); wurden aber unter den Han von China unterworfen. Das spätere Japan war vom Norden über Landbrücken von Sibirien und im zentralen Bereich über Korea besiedelt worden, der Süden wohl von den Philippinen und Taiwan aus über den Kuroshio-Meeresstrom. Als am Ende der Eiszeiten die Landbrücken überflutet wurden, nahm Japan eine weitgehend eigenständige Entwicklung: die Menschen der Jōmon-Kultur waren Wildbeuter, eine üppige Vegetation und reichlich Fisch und Meeresfrüchte erlaubten aber eine sesshafte Lebensweise. Bereits vor über 13.000 Jahren wurde hier Keramik hergestellt. Trotzt seiner Insellage war Japan aber nicht völlig isoliert vom chinesischen Kulturkreis: Vor 2.400 Jahren gelangten Nassreisanbau, eiserne Werkzeuge und Metallverarbeitung mit neuen Siedlern aus Korea nach Japan.

Bedrohung aus der Steppe: Kriegerische Nomadenvölker

Die Steppengebiete im Norden der Hochkulturen, von der Donau im Westen bis zur Mongolei im Osten, waren seit dem 4. Jahrtausend v.u.Z. von Viehzüchtern besiedelt, an die noch heute riesige Grabhügel, die „Kurgane“ erinnern. Ab Ende des 2. Jahrtausends v.u.Z. begannen diese mit dem Übergang zu einer nomadischen Lebensweise, die durch die Verwendung des Pferdes als Reittier erleichtert wurde. Pferde sind in Steppen ausgesprochen wertvoll: Man kann sie reiten, sie liefern in Notzeiten Fleisch, ihre Milch ernährt Babys und ihr Dung ist ein brauchbarer Brennstoff. Mit ihrer Hilfe wuchs die Zahl der Menschen in der Steppe, und zwischen den Nomadengruppen kam es immer wieder zu Kämpfen um Weideplätze. Damit waren für die Nomaden gute Bewaffnung und kämpferische Fähigkeiten wichtig – was auch die benachbarten Hochkulturen immer wieder merken sollten. Ab dem 7. Jahrhundert v.u.Z. tauchten die Skythen in der Geschichtsschreibung auf; Reiterkrieger, die die Geschichte der Völker Osteuropas prägen sollten. Skythen waren am Untergang des Assyrischen Reichs 612 v.u.Z. beteiligt; Nomaden aus der Mongolei griffen das Chinesische Kaiserreich von Beginn an immer wieder von Norden her an. Die Pferde der Nomaden sorgten für überlegene Beweglichkeit; in den dicht besiedelten Landwirtschaftsgebieten waren sie dagegen ein Luxus: Wo es keine Grasländer gab, fraß ein Pferd soviel Getreide wie ein Dutzend Menschen; diese waren aber die unverzichtbare Basis für Landwirtschaft und Handwerk, ohne die auch kein Reiterheer zu unterhalten wäre. Die Überlegenheit ihrer Pferde sollte die Nomadenvölker noch lange zu einem Faktor der Geschichte machen. Und zu einem wichtigen Bindeglied: So gelangten etwa der Hanf und der Färberwaid, der eine wertvolle blaue Farbe lieferte, über Nomaden noch vor der Zeitenwende von China nach Westen.

Eine ganz andere Welt: Amerika

Auch die voreuropäischen Kulturen Amerikas entstanden alle an den Entstehungszentren der Landwirtschaft. Die ältesten Kulturen finden sich in Südamerika, wo schon vor über 5.000 Jahren komplexe Gesellschaften entstanden. Ihre Geschichte ist weit weniger bekannt als in Eurasien; wohl vor allem, da in Südamerika weit weniger Archäologen arbeiten. Die älteste bekannte Stadt ist Caral im Supe-Tal nördlich von Lima im heutigen Peru, die Stufenpyramide dort wurde auf 2.600 v.u.Z. datiert. Über 20.000 Menschen lebten hier, bauten in bewässerten Feldern Baumwolle an, stellten daraus Textilien und Fischernetze her, die sie bei den Fischern am (26 Kilometer entfernten) Pazifik gegen Fisch eintauschten. Nach etwa 1.000 Jahren verließen die meisten Menschen die Region wieder; die Gründe hierfür sind unbekannt (es gibt aber keine Spuren von Kriegen). Ab 2.000 v.u.Z. entstanden Tempelanlagen weiter nördlich, in der Gegend entstand ab 1.500 v.u.Z. die Kultur der Chavín. Ihre Web-, Goldschmiede- und Töpferkunst ist in ganz Nordperu zufinden. Ab 200 v.u.Z. entwickelte sich im Andenraum die Nazca-Kultur an den Flussoasen der (im heutigen Peru liegenden) Wüsten an der Pazifikküste; ihr bekanntestes Erbe sind riesige Scharrbilder, die Fische, Spinnen, Bäume und andere Gegenstände darstellen (und die von den Archäologen heute als Plätze angesehen wurden, die religiösen Zeremonien dienten – vermutlich, um die Regen schickenden Götter zu beschwören).

Noch weniger bekannt ist über eventuelle frühe Kulturen im tropischen Südamerika. Die amerikanische Archäologin Anna Roosevelt etwa hält die Amazonasinsel Marajó für die Heimstatt einer großen Kultur, die über 1.000 Jahre bestand und in ihren Glanzzeiten 100.000 Einwohner hatte; eine These, die von anderen Archäologen bestritten wird. Ein anderer Hinweis auf frühe Kulturen sind die Inseln von fruchtbarer terra preta (“schwarzer Erde”) im Amazonasgebiet, die auf frühere Landwirtschaft zurückgeht (die Ureinwohner brachten Holzkohle in die Böden ein); dies gilt auch für die Vorkommen zahlreicher Palmen und anderer Bäume mit nutzbaren Früchten und Nüssen.

Die erste Kultur Mittelamerikas waren die Olmeken, die im mexikanischen Hochland und den feuchten Wäldern am Golf von Mexiko lebten. Sie entwickelten ab 1.200 v.u.Z. eine städtische Kultur und sind für ihre Großplastiken (vor allem mehrere Meter hohe, bis zu 30 Tonnen schwere Köpfe und Menschen mit Jaguargesicht) bekannt. Sie entwickelten eine Schrift, besaßen einen Kalender und waren in gewisser Weise die – wenn auch nicht direkten – Vorläufer der Maya und der Azteken, die auf sie folgen sollten.

Die Maya (ein Sammelbegriff für eine Völkerfamilie, die Maya-Sprachen gemeinsam hatten) bauten ab 500 v.u.Z. auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán und in den südlich angrenzenden Gebieten Siedlungen und steinerne Tempel; ihre Blütezeit (Klassik) hatten sie zwischen 250 und 900 n. Chr.; Städte wie Calakmul haben zu ihren besten Zeiten rund 50.000 Einwohner gehabt und Motivmalerei auf Grabkeramiken zeugt von prallem höfischen Leben. Die Schrift der Maya ist, anders als die der Olmeken, zum großen Teil (etwa 90 Prozent der Zeichen) entziffert; hier finden sich Hinweise auf Könige und Dynastien, wobei die Könige gleichzeitig Hohepriester waren. Im 8. Jahrhundert lebten nach einigen Schätzungen im zentralen Tiefland des Maya-Gebiets bis zu zehn Millionen Menschen. Die Maya müssen also eine hoch produktive Landwirtschaft entwickelt haben, wovon auch Terrassen und Wasserspeicher zeugen, deren Reste rund um die Städte Tikal und Copán gefunden wurden. Wohl um die 70 Prozent der Bevölkerung lebten als Bauern und Gärtner (bei El Pilar in Guatemala werden heute wieder Waldgärten wie zur Zeit der Maya angelegt).

Auch wenn der Mais, eine der Haupt-Nahrungspflanzen der Maya, relativ proteinarm ist und sich in dem feuchten Klima höchstens ein Jahr lang hält, reichte die Landwirtschaft für die Entstehung mächtiger Stadtstaaten, die sich gegenseitig mit prachtvollen Palästen und Tempeln zu überbieten suchten (und bedeutende mathematische Erkenntnisse hervorbrachten). Neben gespeichertem Getreide fehlte, da die Maya keine Tiere domestiziert haben, aber eine weitere wichtige Ressource für große militärische Feldzüge: keinem Herrscher gelang es jemals, das Reich zu einigen; die Maya-Zivilisation bestand immer aus vielen kleinen Reichen. Aber Rivalitäten zwischen den Stadtstaaten gab es reichlich, die Schriften der Maya berichten von lang andauernden und grausamen Kriegen. Umstritten ist, was die Zivilisation der Maya nach 900 schließlich untergehen ließ. Katastrophen gelten heute als eher unwahrscheinliche Ursache, da sich der Untergang über eine lange Zeit hinzog. Vermutlich haben eine anwachsende Oberschicht und Rivalitäten zwischen wichtigen Königreichen wie Tikal und Calakmul die Maya zur Übernutzung von Ressourcen verleitet und gleichzeitig von deren Folgen abgelenkt: Die Äcker wurden übernutzt, die Wälder abgeholzt, und Bodenerosion hat möglicherweise die Folgen von Dürreperioden verstärkt, die im 9. und 10. Jahrhundert durch Sedimente in Seebetten nachgewiesen sind. Die klassische Maya-Zivilisation ging damals unter, im Norden der Halbinsel Yucatán und im südwestlichen Hochland blieben die Maya aber bedeutsam. Im Norden schlug die Stunde von Chichén Itza; im Hochlandbecken von Mexiko war schon um 300 v.u.Z. die Teotihuacán-Kultur entstanden, benannt nach einer Stadt, die um die Jahrtausendwende große Teile Mittelamerikas beherrschen sollte (mehr).

In Nordamerika wurden die Spuren der Indianer-Geschichte durch die folgenden Kolonisatoren besonders gründlich vernichtet. Die Prärie-Indianer lebten überwiegend von der Bisonjagd; anderswo vom Sammeln pflanzlicher Nahrung wie Nüssen und Eicheln oder dem Anbau von Nahrungspflanzen. Siedlungen entstanden an der Pazifikküste, wo die Jagd auf Fische und Meeressäuger dies erlaubte; etwa in Kalifornien oder bei den Haida im Nordwesten. Reiche Nahrungsquellen gab es auch in den Flusstälern des Mississippi und in Ohio, wo die Adena- und Hopewell-Kulturen heimisch waren, die durch Grabhügel bekannt wurden.

Afrika

Die erste bekannte Staat Afrikas südlich der Sahara war das Reich von Kerma nahe des dritten Nilkatarakts, das wohl um 2.500 v.u.Z. aus einer Prä-Kerma-Kultur hervorging und um 1.500 v.u.Z. vom ägyptischen Neuen Reich zerstört wurde. Die dort lebenden nubischen Völker wurden kulturell weitgehend assimiliert, behielten aber einen Rest Eigenständigkeit. Ab 1.000 v.u.Z. gelang es ihnen, die ägyptische Herrschaft zu beenden. Sie gründeten das Reich von Kusch mit der Hauptstadt Napata am vierten Nilkatarakt. Unter König Pije eroberten die Nubier um 750 v.u.Z. Ägypten – die 25. Dynastie Ägyptens bestand aus nubischen Herrschern. Diese endete, als ab 671 v.u.Z. Assyrien Ägypten eroberte. Um 300 v.u.Z. wurde die nubische Hauptstadt weiter südlich nach Meroë verlegt. Meroë war ein Handels- und auch ein religiöses Zentrum; durch weitverzweigten Karawanenhandel kam das Reich zu Macht und Einfluss. Auch kulturell wurde es immer unabhängiger: aus den ägyptischen Hieroglyphen wurde eine eigene Schrift entwickelt, eigene Götter löste die ägyptischen Götter ab. In Meroë wurden zudem zahlreiche eiserne Waffen und Werkzeuge gefunden.

Noch vor der Zeitenwende wurde dieses Reich aber bereits vom Königreich von Aksum überstrahlt, dass im Norden des heutigen Äthiopien lag. Das Königreich profitierte von den günstigen klimatischen Bedingungen im äthiopischen Hochland, einem der Entstehungsgebiete der Landwirtschaft, und seiner wichtigsten Kulturpflanze Teff (einer Getreideart), und wichtigen Handels­routen nach Schwarzafrika und Indien – arabische Seefahrer hatten eine Verbindung zwischen Afrika und Indien errichtet, die die Monsunwinde aus­nutzte. Seit 500 v.u.Z. war die Region in Kontakt mit arabischen König­reichen, die seit 1.300 v.u.Z. im Gebiet des heutigen Jemen entstanden waren (zu denen das Königreich von Saba gehörte), und spätestens im 3. Jahrhundert entstand hier ein eigenes Königreich, in dem der arabische Einfluss immer weiter zurückgedrängt wurde. Als Ägypten zum Römischen Reich gehörte, blühten die Seerouten durch das Rote Meer zum Wohle Aksums auf; die Hafen­stadt Adulis (nahe Massawa im heutigen Eritrea) wurde zu einem Knotenpunkt des Handels. Durch den Handel mit Asien gelangte die südostasiatische Banane nach Afrika, die zu einer wichtigen Kulturpflanze wurde.

Auch in Westafrika gab es vor der Zeitenwende bereits städtische Zentren, etwa Djenne-Djeno am Niger (in Mali nahe der heutigen Stadt Djenné). Hier gibt es keine Anzeichen für eine soziale Schichtung wie etwa Monumental­architektur. Die Menschen lebten als Bauern, die Hirse, Sorghum und afrika­nischen Reis anbauten, als Hirten und Fischer. Offensichtlich erlaubte das sensible Ökosystem (ein Binnen-Schwemmland) keine zentrale Planung, sondern war je nach Klimabedingungen jeweils auf Bauern, Hirten oder Fischer ange­wiesen, die ein System gegenseitiger Verpflichtungen entwickelten. In der Stadt wurde Eisen genutzt und bearbeitet, obwohl es kein Eisenerz in der Umgebung gibt – es muss also Handel und Spezialisten gegeben haben, die in dieses System eingebunden waren.

Australien/Neuguinea

In Australien hatte sich (abgesehen von den Neuguinea aus besiedelten Torres-Strait-Inseln) keine Landwirtschaft entwickelt. Die Ureinwohner hatten nach ihrer Ankunft in Australien im Laufe der Zeit den ganzen Kontinent besiedelt. Die etwa 250 Stammesgemeinschaften lebten halbnomadisch als Jäger und Sammler, was die Bevölkerungsdichte reduzierte: beim Ein­treffen der Europäer gab es zwischen 300.000 und 900.000 Ureinwohner, die jedoch gut ernährt waren. Ihre religiösen Vorstellungen hatten sich um die "Traumzeit" herum entwickelt (mehr), die Höhlenmalereien Australiens gehören zu den ältesten der Welt und stammen für die Aborigines von den "Traumzeit­wesen".

Auf Neuguinea mit seiner Landwirtschaft lebten dagegen etwa eine Million Menschen. Allerdings bedingte die bergige, zersplitterte Topographie Neuguineas eine Zersplitterung der Bevölkerung – diese ist am besten daran zu erkennen, dass auf Neuguinea nach Schätzungen etwa 1000 verschiedene Sprachen gesprochen wurden; noch heute ist Papua-Neuguinea der Staat mit der größten Vielfalt an gesprochenen Sprachen. Neuguinea und Australien werden nur durch eine relativ schmale und zudem mit Inseln versehene Meerenge, die Torresstraße, getrennt. Dennoch war der Austausch zwischen Neuguinea und Australien über die Torresstraße offenbar sehr beschränkt und erfolgte über verschiedene Zwischenstationen auf den Inseln; es gibt keine Anzeichen dafür, dass in vorhistorischer Zeit jemals ein Australier die Hauptinsel Neuguinea betreten hat.

Aufschlussreich ist auch, dass die ebenfalls mit dem Ende der Eiszeiten vom Hauptkontinent abgetrennte Insel Tasmanien im Süden, auf der ca. 5.000 Ur­einwohner lebten, sogar nach archäologischen Funden ursprünglich vorhandene Kulturtechniken, etwa den Gebrauch von Knochenwerkzeugen, wieder verlernten: 5.000 Einwohner sind offenbar zu wenig, um solche Kulturtechniken am Leben zu halten, geschweige denn, neue Erfindungen zu machen.

Die Welt um die Zeitenwende

Bis zur Zeitenwende (Jahr 0) wuchs die Menschheit auf ca. 150 – 250 Mio. Menschen. Der Mittelmeerraum wurde vom Römischen Reich beherrscht; im Osten bildete der Euphrat die Grenze zum Reich der Parther, die über das alte Mesopotamien herrschten. In Indien herrschte die Maurya-Dynastien; indische Händler dominierten den Seehandel von Ostafrika bis Südchina; und in Südostasien entstand gerade das indisch beeinflusste Funan-Reich. Mit dem Römischen Reich konnte aber nur das Han-Reich in China mithalten: Beide Reiche hatten etwa die gleiche Ausdehnung und die gleiche Bevölkerungszahl. Über die Seidenstraße wurden Waren bis in den Mittelmeerraum ausgetauscht, und der Buddhismus verbreitete sich nach Zentralasien. In Afrika kam es mit dem Reich von Meroë zur letzte Blüte der nubischen Reiche, daneben waren bereits das Königreich von Aksum und städtische Zentren in Westafrika entstanden. Große Teile Afrikas und Südostasiens wurden aber auch noch von Jägern und Sammlern durchzogen; und einige Pazifikinseln waren noch gar nicht besiedelt (Die Ausbreitung des modernen Menschen).

Während die eurasischen, afrikanischen und – begrenzt – auch die chinesi­schen Kulturen miteinander in Kontakt standen, waren völlig abgeschieden hiervon in Südamerika die Nazca-Kultur entstanden und in Mittelamerika die Kultur der Maya; in Amerika und in Australien wurde jedoch der größte Teil des Landes nicht bebaut, sondern von Jägern und Sammlern durchstreift.

Dennoch lebte mittlerweile der größte Anteil der Weltbevölkerung in Staaten. Intensive Landwirtschaft führte zur Vernichtung von Wäldern sowohl durch den Ackerbau als auch durch die Beweidung sowie für die Metall­verarbeitung und damit zu einer ersten tiefgreifenden Umweltveränderung. Die immer dichtere Bevölkerung, der intensive Kontakt mit Nutztieren und die hygienischen Bedingungen in den Städten erleichterten auch die Aus­breitung von Krankheitserregern: Immer wieder sorgten Epidemien für töd­liche Krankheitswellen. Im Laufe der Zeit sollte die Menschheit lernen, mit diesen Krankheiten zurechtzukommen; aber die Anpassung kostete vielen Menschen das Leben.

Siehe auch: Die Welt um das Jahr 1000

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Von der Zeitenwende bis zur Renaissance

© Jürgen Paeger 2006 – 2022

Das Gilgamesch-Epos wurde 1872 wieder­entdeckt: In diesem Jahr übersetzte der englische Altertums­wissenschaftler George Smith die erste einiger Ton­tafeln, die sein osmanischer Kollege Hormuzd Rassam be­reits 1853 gefun­den hatte. Der Text ähnelte der Be­schrei­bung der Sint­flut in der (jünge­ren) Bibel, und weckte großes Inte­res­se. Bald wurde klar, dass er zu einem großen Epos gehörte, das von den Abenteuern des mythischen Königs von Uruk, Gilga­mesch, erzählte. Die Suche in den Bruch­stücken, die die Zer­störung der Bibliothek des Königs Assurbanipal überstanden hatten, ergab, dass das gesamte Werk aus zwölf Tafeln be­stand. Es ist immer noch unvollständig bekannt.

Die Ausgrabung von Babylon begann 1899 der deutsche Archäo­loge Robert Kolewey. Eine Nachbildung des Ischtar-Stadttores und des Codex Hammu­rabi stehen im Per­ga­mom-Museum in Ber­lin (zur Webseite).

Die Perser waren die Erfinder des Para­dieses: Altpers. “paridaida” waren vom König angelegte Parks, die mit Pflanzen und Tieren das Reich im Kleinen nachbildeten.

Die ab 515 v.u.Z. von Dareios I. und seinen Nachfolgern erbaute neue persi­sche Hauptstadt Per­sepolis galt dem griechischen Histo­riker Diodor als “reichste Stadt unter der Sonne”. Eine 3D-Rekonstruk- tion findet sich hier.

Da die frühen Datie­rungen in Ägypten vor dem Mittleren Reich aufgrund um­strittener astro­no­mischer Bezugspunkte unsicher sind, wer­den hier keine ge­nau­en Angaben ver­wendet und sind in der Literatur ab­weichende Angaben zu finden.

Die Ägypter konser­vierten wohl als erste Zivilisation Fisch und Fleisch in großer Menge in Salz. Dazu nutzten sie auch Soda aus Salzseen. Diese Kenntnisse dürften dazu beigetragen ha­ben, vor spätestens 4.500 Jahren die Techniken der künst­lichen Mumifi­zierung zu entwickeln: um die Körper (deren Bauchhöhle entleert, gespült und mit Palmwein und duften­den Gewürzen gefüllt wurde) zu trock­nen, wurden sie mit Pott­asche eingerie­ben oder in Natron ein­gelegt. Die Unver­sehrt­heit des Kör­pers war für die alten Ägyp­ter eine Voraussetz­ung für die Existenz nach dem Tod. Anfänglich wurden nur Könige, später auch hohe Beamte und Tiere (als Opfergabe) mumi­fiziert.

Die ägyptische Göt­terwelt veränderte sich im Laufe der Geschichte ständig, manche Götter sind auch nur lokal be­deutsam gewesen. Die Götter repräsentier­ten vermutlich eher Eigenschaften des einen (Ur-)Gottes. Sie waren die Legi­timation des Pharaos, der als Einziger Kontakt zu den Göttern hielt. Als später Griechen und Römer an Ein­fluss gewannen, wur­den deren Götter als weitere Vertreter des (Ur-)Gottes akzeptiert. Die religiöse Toleranz endete erst mit dem Christentum: auch in Ägypten zerstörten die Christen Götter­statuen und Tempel. Dabei geht für viele Religionswissen­schaftler der christliche Glaube an einen Gott auf den ägyptischen (Ur-)Gott zurück, ebenso wie die Wiederauferstehung Jesus' auf die Wiederauferstehung des ägyptischen Gottes Osiris oder die Geschichte von Maria und ihrem Sohn Jesus auf die von Isis und ihrem (von Osiris empfangenen) Sohn Horus. Der Einfluss Ägyptens insbesondere auf die Autoren des Alten Testaments ist kein Wunder, gehörte die südliche Levante doch lange zu Ägypten.

Die Arier sind ein aus den zentral­asiatischen Steppen stammendes Nomaden­volk, das sich im Laufe seiner Ge­schich­te in einen indo-arischen und einen irano-arischen Zweig spaltete. Gemeinsamkeiten des Sanskrit mit euro­päischen Sprachen führten zur Ent­deckung der indo­germanischen Sprach­gruppe, die Arier gelten dabei als Trägervolk des Vor­läuferns der indo­iranischen Sprachen. Hitlers Behautung, dass die Arier ein nordisches Volk waren, ist Unsinn.

Mit der Ilias und der Odyssee ver­gleich­bar sind die großen Volksepen der Inder: Mahabharata und Ramayana. Beide gehören zum Kern der hinduistischen Überlieferung und stellen für Hindus einen Leitfaden zum richtigen Leben dar. Sie werden immer wieder auch für das Kino verfilmt.

Die Minoer nutzten zur Zeit des Baus der ersten Paläste (Ältere Palastzeit, ca. 2000 bis 1700 v.u.Z.) eine eigene, von Ägypten abgelei­tete ("kretische") Hieroglyphenschrift, aus der ab ca. 1700 v.u.Z. die Linear­schrift A abgeleitet wurde. Aus dieser wurde auf dem grie­ch­ischen Fest­land im 15. Jh. v.u.Z. die ans Griechische an­ge­­passte Linear­schrift B entwickelt, die mit den Mykenern zurück auf Kreta gelangte und in den 1950er Jahren ent­ziffert werden konnte.

Levante (lat. "Land der aufgehenden Sonne")steht für die Ostküste des Mittel­meeres und die anliegenden Länder (Palästina, Israel, Libanon, West­syrien).

Die Bezeichnung Phönizier leitet sich von griech. Phoínikes, purpur­rot, ab und verweist auf das teuerste Handelsgut der Phönizier, einen aus der Purpurschnecke gewonnenen Farb­stoff. Sie selbst bezeichneten sich nach den Städten, aus denen sie kamen; es ist unklar, inwieweit sie sich als eigene Gruppe verstanden. Die Römer sollten die Bewohner Kartha­gos "Punier" nennen.

Gegen Ende des 8. Jahrhunderts v.u.Z. lebte der Dichter Homer, dem die Ilias und die Odyssee zu­geschrieben werden, die beiden ältesten Werke der abend­län­dischen (Welt-) Literatur.

Die ersten Olym­pischen Spiele der Geschichte fanden 776 v.u.Z. statt.

Perikles schaffte es oft, dank seiner rhetorischen (red­nerischen) Quali­täten die Volks­versammlung von seinen Ideen zu überzeugen und dominierte über Jahrzehnte die Politik Athens; unter seiner Herr­schaft begann der Bau der Akropolis.

Der Peloponnesische Krieg wurde durch den Historiker Thukydides unverges­sen: Sein Werk Der Peloponnesische Krieg gilt als Begründung einer objektiven, der Wahrheit verpflich­teten Geschichts­schrei­bung.

Punier war die römische Bezeichnung für Phönizier.

Kelten und Germanen lassen sich aber tatsächlich unter­scheiden: Die Ger­manen lebten im Unterschied zu den Kelten nicht in Städten, sondern in kleinen Dörfern oder einzeln liegenden Gehöften; auch die keltischen und die germanischen Spra­chen unterscheiden sind. Die Häuser der Germanen verein­ten Wohnhaus und Vieh­­stall; sie waren in Pfosten­bau­weise mit Wänden aus Flecht­­werk und Lehm erbaut, die Dächer waren mit Stroh oder Reet gedeckt.

Lange ging das Bild der Germanen auf die römische Geschichts­schreibung zurück. Tacitus, der mit seinem um das Jahr 100 erschienenen Werk "Germa­nia" das Bild zuerst prägte, war allerdings nie in den Ländern der Germanen. Heute wissen wir, dass die Germanen auch inten­siv Handel trieben, Straßen bauten und zum Teil auch für die Römer kämpften, so dass sie deren Militär­strategie kannten. Umstritten bleibt, ob die ger­manischen Stämme  sich selbst als Ein­heit sahen oder nicht - aber ver­mutlich hat spätes­ten der Druck der Römer unter den Germanen ein "Wir-Gefühl" geschaffen [568].

Konfuzius (chin. Kongzi, 551-479 v.u.Z.) gab mit dem ihm zugeschriebenen Werk Chunqiu, dem Titel der Annalen des Staates Lu, dem Zeitalter seinen Namen. Ihm werden vier weitere Werke zugeschrieben, seine Lehre sollte später in ganz Ostasien große Wirkung ent­falten. Ihre Kern­konzepte sind Menschlichkeit und Sittlichkeit, die als erlernbare Tugenden große Bedeutung in einer Zeit erlangten, in der die "Edlen" (ein Status, den mit Bildung und Wissen jeder erlangen konnte) den Adel mit seinen "angeborenen Qualitäten" (aus heutiger Sicht durch Sozialisation vermittelten Werten) ablösten.

Der Gegenentwurf zu Konfuzius' Lehre wird – dem histo­risch nicht fass­baren - Laozi zuge­schrieben: das Daode jing. Es schlägt einen "natürlichen", kleinen Staat vor, in dem es keiner komplexen Sitten und Regeln bedarf. "Nichttun" (wuwei) war der Weg, Ordnung im Staat zu er­reichen: "Lasst das Volk stets ohne Wissen und ohne Wünsche sein; lasst die Wissenden es nicht wagen, zu handeln. ... Lasst die Menschlichkeit fahren und verwerft den Anstand, so wird das Volk zu Liebe und Pietät zurückfinden!"

Heutige Daoisten interpretieren wuwei zumeist als individuellen Weg eines Lebens im Einklang mit der Natur.

In dem mittel- amerikanischen Staat Guatemala stellen die Maya noch heute die Mehrheit der Bevölkerung, nach langem Bürgerkrieg stärkte der Frieden von 1996 ihre Rechte: Die Maya-Sprachen sind neben Spanisch offizielle Landessprache, zur Zeit werden Grammatiken und Rechtschreibregeln erstellt.